Ich weiß nicht, warum du "Kritik" in Anführungszeichen setzt.
Ich habe mehrere ganz konkrete Kritikpunkte:
Was ich hauptsächlich kritisiert habe, sind nicht die Haltungsbedingungen der Wölfe, sondern ihre Haltung an sich - und dass die Organisation offensichtlich zwei zahme Wölfe hält, ergibt sich aus deren Internetpräsenz. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, zu verstehen, dass (nicht nur Wild-)Tieren in Gefangenschaft niemals das geboten werden kann, was sie in Freiheit haben könnten. Egal, wie gut gemeint die Haltung ist. Wobei wir über die Haltung der Tiere ja gar nichts weiter wissen - darüber schweigt sich die verlinkte Internetseite nämlich aus. Anzunehmen ist jedenfalls, dass die Tiere über längere Strecken dorthin transportiert werden, wo sie dann zum Einsatz kommen.
Ebensowenig wissen wir, wo diese Wölfe eigentlich herkommen. Da sie handzahm zu sein scheinen, ist davon auszugehen, dass sie Flaschenaufzuchten oder zumindest schon sehr jung an Menschen gewöhnt worden sind. Sind das Wildfänge? Stammen die aus einem Wildpark? Hatte die Mafia die zur Unterhaltung im eigenen Keller versteckt? Die Internetseite schweigt sich aus.
Was uns die Internetseite auch nicht mitteilt, ist, was mit den Einnahmen passiert. Ich nehme an, dass die in das Projekt (Versicherungen etc.) selbst, den Unterhalt der Wölfe und die Gehälter der Mitarbeitenden fließen. Denn wenn es anders wäre, würden sie das sicherlich groß auf ihrer Seite bewerben. Tatsächlich wird aber auf keine einzige Seite auch nur verlinkt, die sich für den Erhalt und die Vergrößerung wilder Wolfspopulationen einsetzen würde. Zudem handelt es sich beim Projekt selbst auch nicht um eine Tierschutzorganisation (ne Tierrechtsorganisation schon gar nicht, aber das ergibt sich ja von selbst), sondern - laut eigenem Impressum - um eine "USDA Licensed, insured education organization". Also eine, vom US-amerikanischen Agrarministerium (oder wie man das übersetzen würde) lizensierte Bildungsorganisation. Eine Bildung in dem Fall natürlich, die im Sinne des besagten staatlichen Departements sein dürfte, was auch immer sich daraus schlussfolgern lässt. Ziel ist also Bildung im weitesten Sinne, nicht das Sammeln von Spendengeldern oder irgendetwas in diese Richtung.
Es ist ja auch nicht so, als würden sie mit diesen Wölfen ausschließlich auf hehre Bildungsaktionen losziehen. Auf der Hauptseite wird ausschließlich mit Projekten im Bereich Showbusiness (im weitesten Sinne) geworben. Und da ist davon auszugehen, dass die entsprechenden Agenturen dafür ordentlich geblecht haben und dass irgendwelche Rapper eher keinen Bildungsauftrag im Hinterkopf hatten, als sie ihr Musikvideo mit Wölfen aufmöbelten. Auf der Unterseite "Education" werden drei Projekte vorgestellt, die scheinbar auch von Schulen etc. gebucht werden können - und auf deren Werbefotos ein Wolf mit angelegtem Maulkorb eher nicht so froh guckt - allerdings finde ich nirgendwo weitere Informationen zu diesen Projekten: Was kosten die? Wie lange dauern die? Was sind die konkreten Inhalte? In welchem Umkreis werden die durchgeführt?
Meiner Ansicht nach ist das schlicht eine Agentur, die zahme Wölfe an alle vermittelt, die gern mal was "Außergewöhnliches" fotografieren oder filmen würden. Und die sich als Bildungsorganisation tarnt, um wahlweise irgendwelche Tierschutzgesetze (insofern es sowas in den USA gibt) zu umgehen, Fördergelder einzustreichen oder sich Kritik an ihrem Vorgehen zu entziehen. Greenwashing wird das genannt.
Selbst wenn wir ihr großzügig einen Bildungswillen zusprechen: Die Argumentationsschiene, die sie fahren, ist dieselbe wie die diverser Zirkusse, die immer noch (Wild-)Tiere halten und damit genauso angreifbar. Prinzipiell mag ich der Idee schon folgen, dass der direkte Kontakt zur Umwelt dazu beitragen kann, dass Menschen sich dann auch mehr dafür einsetzen. Was allerdings zahme, dressierte Tiere, die zu irgendwelchem Krempel gezwungen werden, den sie von sich aus nie gemacht hätten und der ihnen potentiell auch nicht guttut, noch mit ihren wilden Counterparts zu tun haben sollen, verstehe ich nicht. Hier lernen Menschen etwas kennen, dass es so nicht gibt. Aus jeder Doku hätten sie mehr lernen können. Warum nicht lieber dafür sorgen, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, ihre reale Umwelt zu erkunden und kennenzulernen? Ein Besuch in der Natur scheint mir sinnvoller, als Teile davon zusammenhangslos zurechtzustutzen und ins eigene Wohnzimmer zu bringen.
Wilde Tiere als zahm hinzustellen, spielt außerdem genau jenen in die Hände, deren Ansichten eigentlich entgegengewirkt werden soll. Gerade Jäger_innen erzählen sich gern, dass diese ganzen "Tierschutzfuzzis" ja bloß ein ganz falsches Bild von Tieren hätten und Weicheier seien, die auf Bambiaugen abfahren. Solche Tiershows (in dem Fall: Wolfsvorführungen), in denen kleine Kinder unter Aufsicht Wölfchen kraulen dürfen, verstärken diesen Eindruck noch. Letztendlich führt das auch bei den wolfskraulenden Kindern meist eher dazu, dass sie, wenn sie älter sind, denken "Hach ja, die Wölfe sind ja schon süß. Aber wenn sie halt anfangen unsere Schafe zu fressen, dann müssen sie leider abgeknallt werden *seufz*". Informationen bringen mehr als die reine Appellation ans Emotionale.
Ganz allgemein möchte ich noch anfügen, dass ich es schön fände, wenn wir fühlende Lebewesen mit gebührendem Respekt behandeln würden. Ein Recht auf größtmögliche Selbstbestimmung gehört für mich dazu und schließt es definitiv aus, es zu unterstützen, zwei Wölfen ihr Leben zu versauen, weil ich gern ein nettes Bild von ihnen in nem Rollenspielbuch hätte.