Autor Thema: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?  (Gelesen 13069 mal)

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Ranor

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Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« am: 30.08.2011 | 19:10 »
Als ich hier was zu Shadowrun im speziellen und Cyberpunk im allgemeinen geschrieben habe, kam mir der Gedanke, meine Überlegungen auch mit all denjenigen zu Teilen, die nicht im SR-Board unterwegs sind. Mir geht es um folgenden Gedankengang:

Aus dieser ganzen "Near Future Augmented Transhumanismus Cyberpunk Corporate Society"-Geschichte ist imo mittlerweile schon etwas die Luft raus. Ich spiele bspw. gerade das neue Deus Ex. Und so großartig wie der Titel auch ist, gerade in seiner Umsetzung der klassische Cyberpunk-Themen - ich bin mittlerweile von der ganzen Sache dezent angeödet, da zu dem Thema anscheinend doch schon alles gesagt worden ist.

Wie seht ihr das? Ist da noch Luft im Genre / in dem Themenbereich?

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #1 am: 30.08.2011 | 19:14 »
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Offline Jed Clayton

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #2 am: 30.08.2011 | 19:18 »
Ich bin mir nicht sicher. Literarisch gilt das Genre im Grunde schon seit etwa 1990 als überholt und verbraucht. Das alte Cyberpunk ist nur noch eine Klischeefabrik, was heute dagegen eher zieht ist quasi der neue Transhumanismus wie in Eclipse Phase und anderen ...

Aber falls jemand im Hobby noch neu ist und das Genre ohnehin noch nie gespielt hat, ist doch alles neu, oder? ;)
Es ist eben eine Generationenfrage: Für den heute 15-Jährigen, der das ganze Zeug aus den 80ern und 90ern nicht kennt und "damals" logischerweise nicht dabei war, ist das Genre sicherlich nicht uninteressant. "Tot" oder uninteressant kann es nur für jemanden sein, der es seit 20 Jahren kennt und einfach keinen Bock mehr darauf hat.

Dungeon-EDO-Fantasy scheint dagegen zeitlos zu sein und wird nie ausgereizt.

Emo-Dark-Fantasy beziehungsweise Goth-Punk ist auch schon wieder ein Klischee an sich und wird schon sprichwörtlich mit den "düsteren 90ern" in Verbindung gebracht. Aber wir haben nun 2011.
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Offline Nachtfrost

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #3 am: 30.08.2011 | 19:18 »
Cyberpunk ist eine Dystopie der 70er + 80er Jahre, die sich mittlerweile überlebt hat. Die Zukunftsängste der heutigen Generation decken sich nur noch teilweise mit den Themen, die im Cyberpunk verarbeitet werden.
Deshalb spricht das Cynerpunk-Genre imho einen heute persönlich nicht mehr so stark an und ist einfach ein Subgenre der Sci-Fi geworden.

Meine Antwort deswegen: Ja.
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Offline Fat Duck

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #4 am: 30.08.2011 | 19:28 »
Heute ist es Realität/lÄngst überholt.

Gerade weil vieles heute oder bald Realität ist, finde ich die Thematik interessant.
Ich hab Cyberpunk in der 80ern und 90ern nicht erlebt, aber ich kann aus meiner heutigen Sicht sehr viel mit der Literatur anfangen.
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Offline ElfenLied

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #5 am: 30.08.2011 | 19:31 »
Gibt ja immer noch Post-Cyberpunk, wie die Welt in SR4.
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Offline Blechpirat

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #6 am: 30.08.2011 | 19:34 »
Als jemand, der wirklich viel Cyberpunk2020 gemacht hat, empfinde ich das Genre verbraucht. Obwohl mich die Fragen, die Cyberpunk adressiert immer noch interessieren

- Grenzen der Macht
- Grenzen der Menschlichkeit
- Moralisches Verhalten in Grenzsituationen
- Eine Verschiebung der Umgebung, damit "eingeübte" Verhaltensmuster sichtbar werden

Aber heute finde ich das alles in Urban Fantasy besser untergebracht. Vielleicht, weil die Technik als Faktor inzwischen bereits da ist. Oder weil ich in Cyberpunk alles gesagt habe, was ich zu sagen habe. Vielleicht, weil Cyberpunk und cyberpunk-inspirierte Settings wie Shadowrun längst zu Raid-Spielen verkommen sind. Mit einer Ecke für Gunnuts und Gewaltpornographen.

Ranor

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #7 am: 30.08.2011 | 19:36 »
Aber falls jemand im Hobby noch neu ist und das Genre ohnehin noch nie gespielt hat, ist doch alles neu, oder? ;)
Es ist eben eine Generationenfrage: Für den heute 15-Jährigen, der das ganze Zeug aus den 80ern und 90ern nicht kennt und "damals" logischerweise nicht dabei war, ist das Genre sicherlich nicht uninteressant.
Ich hab Cyberpunk in der 80ern und 90ern nicht erlebt, aber ich kann aus meiner heutigen Sicht sehr viel mit der Literatur anfangen.
Darum geht es mir auch gar nicht. Ich frage mich eher, ob denn thematisch noch irgendetwas neues aus Transhumanismus, Konzernwelt, Augmentierung, etc. geholt werden kann? Ich verfolge das Genre in seinen verschiedenen Ausprägungen ja schon sehr lange mit großem Interesse (Blade Runner sei dank), aber ich habe den Eindruck als würde dort schon seit längerer Zeit nicht mehr wirklich irgendetwas tun. Selbst das von mir angesprochene neue Deus Ex wärmt im Endeffekt nur die alten Themen wieder auf.

Offline Würfelheld

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #8 am: 30.08.2011 | 19:37 »
Also ich befass mich mit Cyberpunk nun seit gut und gern 20 Jahren. Angefixt durch den Kauf von Nuromancer auf einer Con... ich weiß nicht mehr genau welche - aber ich tendier zur Feencon.

Ich muß sagen, das die Thematik natürlich bekannt ist und diese sich für viele für altbacken darstellt, aber es gibt in den letzten Jahren immer mal wieder ein Licht am Ende des Tunnels, dabei handelt es sich dann um den ein oder anderen Roman, Videospiel, Musik oder Film.

Für die Allgemeinheit ist Cyberpunk aber mittlerweile ein Sci-Fi Subgenre bzw Alltag geworden und so findet das Genre nicht mehr die Bedeutung wir in den 80 + 90 ziger Jahren.

Aber wer weis was aus derzeit aktuellen Genres in Zukunft passiert.


Ranor

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #9 am: 30.08.2011 | 19:38 »
Vielleicht, weil Cyberpunk und cyberpunk-inspirierte Settings wie Shadowrun längst zu Raid-Spielen verkommen sind.
Meinst du sowas hier mit Raid-Spielen?

Offline Blechpirat

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #10 am: 30.08.2011 | 19:44 »
Meinst du sowas hier mit Raid-Spielen?
Mehr Knarren, weniger soziale Interaktion, aber ja.

Humpty Dumpty

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #11 am: 30.08.2011 | 19:59 »
Jo. Bei Shadowrun habe ich aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Da ist noch Luft. Die Insektergeisterklamotte beispielsweise hat ja nichts direkt mit Cyberpunk zu tun. Dunkelzahn for President genauso. Und die Kometengeschichte war auch eine phantastische Idee (wenn auch beschissen in der Umsetzung). Also: ja, Cyberpunk hat sich überlebt, aber für Shadowrun hege ich noch die Hoffnung, dass da bei passenden Ideen noch was geht.

Offline Fat Duck

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #12 am: 30.08.2011 | 20:02 »
Darum geht es mir auch gar nicht. Ich frage mich eher, ob denn thematisch noch irgendetwas neues aus Transhumanismus, Konzernwelt, Augmentierung, etc. geholt werden kann?
Nicht grundsätzlich, nein. Das Neue ist eigentlich nur der Kontext.
Cyberpunk ist mMn heute näher an Contemporary Fiction dran als an anderen Sci-Fi Subgenres.

@ Würfelheld: Wann war Cyberpunk kein Sci-Fi Subgenre? Oder meinst du damit, dass es jetzt nicht mehr mehr im Rampenlicht steht als andere Subgenres?

@Blechpirat:
Ich gebs ja nicht gern zu, aber die Spiele sind leider stark von Gunnuts und Gewaltpornopraphen vereinnamt. Aber das ist, glaub ich, mehr ein Rollenspiel-phänomen als ein Cyberpunk-phänomen.
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Offline Terrorbeagle

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #13 am: 30.08.2011 | 20:10 »
Natürlich ist das Thema ziemlich abgegrast. Das ist halt so mit Genres. Die haben ihre Halbwertszeit, und bei allem Science Fiction relevanten ist die relativ kurz, denn früher oder später wirkt das futurischtische Konzept von gestern hauptsächlich altbacken (auch wenn für mich bei Cyberpunk immer eher der fortschreitende, allumfassende Ökozid im Vordergrund stand, und das meines Erachtens kein Thema ist, dass sich plötzlich erledigt hat).
Nur: ist das wirklich schlimm? Für die Leute, die das Setting nichts mehr bietet, nicht. Die ziehen weiter und finden andere, grünere Weidegründe. Für diejenigen, die nach wie vor ihren Spaß an der Angelegenheit haben, werden ihren Spaß an der Angelegenheit haben, egal was andere sagen.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Jed Clayton

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #14 am: 30.08.2011 | 21:00 »
Mehr Knarren, weniger soziale Interaktion, aber ja.

Das deckt sich größtenteils auch mit meiner Einschätzung, wenn ich mir angucke, wie die Leute in meinem Bekanntenkreis zurzeit Shadowrun spielen.

Es geht immer nur um Einbrüche, Sachen klauen und Knarren (oder Bazookas). Das erinnert mich eher an den Lehrplan im Terroristen-Ausbildungslager. ;)

Wohl gemerkt spreche ich hier definitiv nur von Shadowrun. Cyberpunk 2020 spielt hier sowieso kein Mensch (mehr).
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Eulenspiegel

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #15 am: 30.08.2011 | 21:13 »
@ Ranor
Ich persönlich würde Transhumanismus jetzt nicht zu Cyberpunkt zählen. Vor allem, wenn man sich Setting wie Transhuman Space oder Eclipse Phase anschaut, dann haben diese mit Cyberpunkt recht wenig gemein.

Blade Runner würde ich persönlich als einen Genre-Mix aus Cyberpunk und Transhumanismus werten.

Aber zurück zu Cyberpunk:
Gerade, weil sich die heutige Technik immer weiter entwickelt, gibt es immer wieder neue Ideen fürs Cybeprunk. (z.B. Augmented Reality)

Auch die Art, wie die Konzerne herrschen ist in neueren Cyberpunk wesentlich subtiler als im Alten.

Was ich mir auch vorstellen könnte, was ich bisher jedoch noch nicht gefunden habe:
  • Extreme Ressourcenverknappung von z.B. Öl.
  • Konzern-Demokratie: Jeder Angestellte besitzt eine Aktie seines Konzerns. Manager und reiche Personen dürfen maximal 10 Aktien besitzen. Damit wäre der Konzern einerseits immernoch ein Konzern, andererseits hat er auch demokratische Strukturen und könnte evtl. als demokratischer Staat durchgehen.

Offline Jed Clayton

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #16 am: 30.08.2011 | 21:32 »
An dem Konzernthema interessiert mich folgende Grundidee:
Eine Firma kann bereits in der Realität viel länger existieren als mancher Staat. Mir fallen jetzt keine guten aktuellen Beispiele ein, aber Thyssen, Hoesch, Daimler-Benz und andere entstanden im Deutschland der Kaiserzeit und existieren gewissermaßen heute noch. Dazwischen liegen die Weimarer Republik, die NS-Zeit, zwei Weltkriege, die DDR und die Entstehung der EU. Staatliche Strukturen kommen und gehen, Firmennamen aber bleiben.

Blade Runner war für mich übrigens auch nie "Cyberpunk", sondern eine Detektivgeschichte mit der Frage nach künstlichem Leben, nach den Rechten von künstlichen Menschen usw.
« Letzte Änderung: 30.08.2011 | 21:48 von Jed Clayton »
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Offline D. M_Athair

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #17 am: 30.08.2011 | 21:52 »
Wie seht ihr das? Ist da noch Luft im Genre / in dem Themenbereich?

Die Paradigmen der 70er und 80er haben für die Jetzt-Zeit ihren Biss verloren.
Luft wäre aber schon noch da. Ich sehe zwei Wege:

1. Alternate History: Siehe Dieselpunk, siehe Steampunk.
Oder: Die Weiterentwicklung des Genres OHNE Anbiederung an das Hier und Heute.

2. Near SF: Dazu gehört das Aufgreifen aktueller technischer Möglichkeiten und
globaler Problemstellungen (Ressourcen: Wasser, Öl, Lebensmittel; Monopolisten: Facebook, Monsanto, dt. Strom-Kartell).
Der Style der 70er und 80er ist das erste, was hierbei über Board geworfen werden müsste.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #18 am: 30.08.2011 | 22:05 »
[...]
Dungeon-EDO-Fantasy scheint dagegen zeitlos zu sein und wird nie ausgereizt.
[...]

Ich klammere jetzt mal das "Dungeon" aus und beziehe mich auf EDO im allgemeinen.
Ist es das wirklich?

Es gab eine Zeit da waren Orks böse und Elfen gut und Menschen irgendwo dazwischen. (Bonuspunkte: für die "edlen, guten, alten Menschenrassen und die "verkommenen neuen").
Dann wurde auch die Fantasy politisch korrekt und Goblins waren nicht per se böse.
Man hat die Themen "Licht ist gut!" "Licht ist nicht gut!" "Dunkel ist böse!" "Dunkel ist nicht böse!" und alle verwandten Tropes durchgenommen. Es gab Helden und Antihelden, sympathische Schurken und unsympathische Helden. Hübsche Jünglinge in strahlender Rüstung und schlammverkrustete Haudegen mit Dreitagesbart. Es gab vorhersehbare Enden und dann gab es mehr oder weniger überraschende Wenden vor dem Schluss und manchmal erschienen sie konstruiert um des Plottwists willen.

Ich würde mal behaupten dass auf dem Gebiet der Fantasy auch nichts mehr WIRKLICH neues zu erwarten ist.
Die Grundtypen der Geschichten sind erzählt worden.

Und jetzt betrachten wir das mal etwas weiter.
Sci-Fi ist eigentlich nur ein Anstrich für andere Themen. Es geht bei Sci-Fi nicht wirklich um die "Science", das ist nur Kulisse vor der andere Geschichten erzählt werden.
Bei der Fantasy sind die Elfen und Zwerge auch nur Kulisse vor der andere Geschichten erzählt werden.

Fantasy verkauft sich aber immer noch. Weil wir doch immer wieder gerne die im Grunde gleiche Geschichte lesen und uns interessiert wie der Anstrich denn dies mal ist. Und welche der vielen uns bekannten Geschichten es denn am Ende sein wird.

(So ähnlich wie wenn man ein Photo von einem Menschen betrachtet. Wirklich was neues ist auch da nicht zu erwarten.)

Offline Madner Kami

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #19 am: 30.08.2011 | 22:07 »
Blade Runner war für mich übrigens auch nie "Cyberpunk", sondern eine Detektivgeschichte mit der Frage nach künstlichem Leben, nach den Rechten von künstlichen Menschen usw.

Was eben eins der Kernthemen von Cyberpunk ist: Die Frage nach dem Widerspruch zwischen Mensch und Maschine oder, weiter gefasst, Biologie und Technik und dem fortschreitenden Verschwimmen der Grenzen zwischen beiden.

Der klassische Cyberpunk ist derzeit leider klinisch tot, weil zumindest in der westlichen Welt die Städte mittlerweile einfach nicht mehr wie sich alles vereinnahmende Moloche und ewig wachsende Tumore wahrgenommen werden und sich auch im allgemeinen Unterbewusstsein langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass Biologie und Technologie weder widersprüchlich noch trennbar sind. Bionik war dereinst ein Buzzword, dass die Assoziierung der Verschmelzung von Mensch und Maschine in einem wider- und übernatürlichem Monster hatte. Die neuesten und schnellsten Computer haben ganze Räume gefüllt und waren nicht so klein, dass sie in ein nichtmal handtellergroßes, schnurloses Telefon passten und man ist nicht aller Nase lang über einen Mikrochip gestolpert. Technologie war noch ein großes, komplexes und nicht alltägliches Monster.
Bei genauerer Betrachtung trifft auch heute noch vieles davon zu (Supercomputer füllen noch immer ganze Räume, kaum einer versteht wirklich wie sein Telefon überhaupt funktioniert und auch wenn es noch keine echten KIs gibt, so gibt es doch ein paar Programme da draußen, die einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen können), aber die Angst vor der Technologie ist einfach nicht mehr so ausgeprägt wie früher, was auch an der Herangehensweise der Firmen liegt, die Geräte optisch und funktionell extrem an unseren Alltag anzupassen und optisch freundlich und teilweise regelrecht niedlich zu gestalten (man vergleiche die Fratze eines Wählscheibentelefons der 80er Jahre mit dem Aussehen eines modernen Handies...). Technik wirkt heutzutage so, als wäre sie schon immer ein Teil von uns gewesen (was zwar auch die Wahrheit ist, aber naja, ihr wisst schon wie ich es meine) und so kann man mit den alten Schreckgespenstern nichts mehr in diesem Maße anfangen.

Was bleibt sind die eher abstrakteren Probleme, die Konzernherrschaft und Künstliche Intelligenz (ferner auch der Zusammenbruch der Gesellschaften). Dies sind aber keine Themen, die, wenn man sie weiter abstrahiert, ein Alleinstellungsmerkmal des Cyberpunks sind und waren, sondern in ihrer Form in jedes Setting passen: Die Frage nach Macht, Machtausübung und der Umgang mit Macht anderer über einen selbst. Oder die Frage nach dem Sein, dem Selbst, was einen definiert. Cyberpunk fehlt in der Moderne also das schlagende Alleinstellungsmerkmal und ist damit eigentlich obsolot, obgleich es als Vehikel für diese Fragen immernoch geeignet ist.
« Letzte Änderung: 30.08.2011 | 22:12 von Madner Kami »
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Offline Naldantis

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #20 am: 30.08.2011 | 22:31 »
Cyberpunk hat wie jedes Genre seine Wellen der Popularität und des Desinteresses.
das geht allerdings auch dem Western, dem Krimi, dem Film Noir, der Fantasy, den Superhelden und dem Märchen, etc. so - Modeströmungen halt.



Offline Fat Duck

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #21 am: 30.08.2011 | 22:32 »
Ich persönlich würde Transhumanismus jetzt nicht zu Cyberpunkt zählen. Vor allem, wenn man sich Setting wie Transhuman Space oder Eclipse Phase anschaut, dann haben diese mit Cyberpunkt recht wenig gemein.
Also ich definitiv. Transhumanismus ist mMn eines der ganz klassischen Cyberpunkthemen. Auch wenn es andere Sci Fi Subgenres auch und teilweise stärker thematisiert haben, war es bei praktischen allen Cyberpunkwerken, die ich kenne, relativ zentral, zusammen mit Informationstechnoiogie und philosophischen oder sozialen Themen.

Zitat
Blade Runner würde ich persönlich als einen Genre-Mix aus Cyberpunk und Transhumanismus werten.
Philip K. Dick hatte definitv einen großen Enfluss auf das Genre und der Film gilt nach wie vor als die beste Visualisierung des Stils.

Blade Runner war für mich übrigens auch nie "Cyberpunk", sondern eine Detektivgeschichte mit der Frage nach künstlichem Leben, nach den Rechten von künstlichen Menschen usw.
Und mit Film Noir wird Cyberpunk auch ständig in Verbindung gebracht.

1. Alternate History: Siehe Dieselpunk, siehe Steampunk.
Oder: Die Weiterentwicklung des Genres OHNE Anbiederung an das Hier und Heute.

2. Near SF: Dazu gehört das Aufgreifen aktueller technischer Möglichkeiten und
globaler Problemstellungen (Ressourcen: Wasser, Öl, Lebensmittel; Monopolisten: Facebook, Monsanto, dt. Strom-Kartell).
Aber auch die Themen sind doch mittlerweile schon wieder alt. Wann hat Steampunk angefangen? Früher 90er?
Und die von die angesprochenen Themen kamen so auch schon oft vor. Man denke an Metropolis oder Soylent Green.

Ich würde mal behaupten dass auf dem Gebiet der Fantasy auch nichts mehr WIRKLICH neues zu erwarten ist.
Die Grundtypen der Geschichten sind erzählt worden.
China Mieville würd mir da einfallen. Aber ja, der Mainstream kaut sich noch mehr selbst wieder als Sci Fi.

Zitat
Und jetzt betrachten wir das mal etwas weiter.
Sci-Fi ist eigentlich nur ein Anstrich für andere Themen. Es geht bei Sci-Fi nicht wirklich um die "Science", das ist nur Kulisse vor der andere Geschichten erzählt werden.
Bei der Fantasy sind die Elfen und Zwerge auch nur Kulisse vor der andere Geschichten erzählt werden.
An den Geschichten würd ich unterschiedliche Genres aber nicht festmachen, eher an der Thematik.
In Sci Fi tummeln sich halt vorallem viele Philosophen. Das hat die Literatur schon immer ausgemacht, lässt sich aber scheinbar schlecht in Filmen und noch schlechter in Rollenspielen umsetzen.
In Fantasy scheint was anderes zu dominieren, aber das könnt ich jetzt spontan nicht benennen.
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #22 am: 30.08.2011 | 22:40 »
Rollenspielerisch war Cyberpunk für mich schon immer eine Totgeburt. Ich hab ein oder zwei interessante Romane gelesen, aber für Rollenspiel schien mir das nie geeignet zu sein. Und shadowrun... naja... hat sicher jeder eine Meinung zu.
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Offline Naldantis

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #23 am: 30.08.2011 | 22:54 »
Der klassische Cyberpunk ist derzeit leider klinisch tot, weil zumindest in der westlichen Welt die Städte mittlerweile einfach nicht mehr wie sich alles vereinnahmende Moloche und ewig wachsende Tumore wahrgenommen werden

Nicht?
Oh, da kenne ich viele Menschen, für die im Gegenteil schon recht überschaubare deutsche Großstädte abstoßend und heutige Metropolen wie New York & Co.s chlicht der Horror sind.

Zitat
Was bleibt sind die eher abstrakteren Probleme, die Konzernherrschaft und Künstliche Intelligenz (ferner auch der Zusammenbruch der Gesellschaften). Dies sind aber keine Themen, die, wenn man sie weiter abstrahiert, ein Alleinstellungsmerkmal des Cyberpunks sind und waren, sondern in ihrer Form in jedes Setting passen: Die Frage nach Macht, Machtausübung und der Umgang mit Macht anderer über einen selbst. Oder die Frage nach dem Sein, dem Selbst, was einen definiert. Cyberpunk fehlt in der Moderne also das schlagende Alleinstellungsmerkmal und ist damit eigentlich obsolot, obgleich es als Vehikel für diese Fragen immernoch geeignet ist.

Ich sehe in KEINEM Genre ein 'Alleinstellungsmerkmal'...
...sie alle sind zusammengesetzt auch vielen Aspekten und jeden Aspekt des einen findet man auch in anderen - das einzelne Genre zeichnet sich durch die individuelle Mischung und deren Gewichtung aus.
Es stimmt schon, daß es aktuelle kaum Filme zun wenige Bücher gibt, die man primär dem CP-Genre
 zurechnen würde, aber es gbt halt immer noch eine lebendige RPG-Kultur und sobald mal wieder ein Blockbuster des Cyberpunk in den Startlöcher steht, werden auch andere Produkte mit der Modenwelle mitgetragen und wir sehen wieder einige Jahre lang einen Boom dieses Genres.
« Letzte Änderung: 5.09.2011 | 12:52 von Naldantis »

Offline Boba Fett

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #24 am: 30.08.2011 | 23:08 »
Oh, da kenne ich viele Menschen, für die im Gegenteil schon recht überschaubare deutsche Großstädte abstoßend und heutige Metropolen wie New York & C.schlicht der Horror sind.
Hier, ich!

Bekennendes Landei und Ghettohasser... :)

Zum Thema dystopische globalisierte Zukunft in der Konzerne die von Nationen aufgestellte Regeln ignorieren, globale Kommunikationsnetze den Alltag bestimmen und die technischen (kybernetischen) Möglichkeiten den Körper- und Jugendlichkeitskult aufpeppen, während Moden, Kulte wie Tagesepidemien aneinander vorbei ziehen, die Medien die Wahrnehmungen über die Beschaffenheit der Welt bestimmen und Gewaltbereitschaft und Kriminalität genauso wächst, wie Armut, Not und Haifischkapitalismus...
....denke ich, dass dort noch genauso viel Angst, Interesse und Rollenspielkapazität besteht, wie in den 80ern...
Auch wenn manche Konzepte inzwischen durch die Wirklichkeit überholt sein dürften.
« Letzte Änderung: 30.08.2011 | 23:25 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!