Nur so am Rande: Ich würde das fehlen von wissenschaftlicher Grundlage geradeheraus als ein klares Kennzeichen für schlechte Science Fiction einstufen, denn es gibt genug Ideen und Werke, bei denen zu Mindest ich als Laie keine größeren Kopfschmerzen durch Brachialdummheit erleide und meineserachtens entsteht aus "Hat seine Hausaufgaben gemacht" und "zu faul zum recherchieren" ein glasklarer qualitativer Unterschied.
Du missverstehst mich. Mit
"Science" ist nur Anstrich meinte ich nicht, dass die unrealistisch sein muss (von der FTL-Reise mal abgesehen, aber irgend einen Tod muss man in der Hinsicht halt sterben).
Ich meinte damit was ich gesagt habe: Bei der Science Fiction geht es nicht um die Technologie. Es geht um Liebesgeschichten, Geschichten von Krieg, Heldenmut, Exploration neuer Welten, moralische Fragen, Reflexion über menschliche Gesellschaften, ...
Im schlimmsten Fall werden dann irgendwelche Probleme wie das feindliche Raumschiff mit dem Unverwundbarkeitsschild durch submolekulare Frequenzmodulation (WTF wie zerstören die ein Raumschiff mithilfe eines überskalierten NMR-Experimentes?) oder sonstiges abstruses Technogeblubber gelöst.
Aber jetzt betrachten wir den "perfekt recherchierten Hard Sci-Fi Roman": Du könntest die Geschichte um die es wirklich geht auch mit EDO-Fantasy erzählen.
Die Alienrasse, die einen (mehr oder weniger) unmotivierten Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit führt sind dann eben Orks.
Wenn das hervortretendste Merkmal eines Charakters zynische Sprüche und ein unfehlbarer Schuss sind wird aus dem Scharfschütze mit Präzisionsgewehr eben einer mit Bogen oder Armbrust.
Gesellschaftsreflexion kann man genau so gut vor einer Fantasykulisse wie vor einer Sci-Fi Kulisse machen.
Die moralische Frage "Wir wissen, dass uns der Alien/Ork ewig versuchen wird auslöschen wird weil sie nun mal böse(tm) sind. Wir haben den Krieg gewonnen aber früher oder später werden sie es wieder versuchen - es sei denn wir löschen ALLE aus, auch die Kinder. Dürfen wir das tun?" Funktioniert genauso bei Fantasy wie bei Sci-Fi.
Explorationen à la "Heute besichtigen wir eine Wüstenwelt" kann man sogar mit "Erde 1900" machen.
Manche Konstellationen sind wohl eher ein Griff ins Klo. Bei Fantasy erwartet man nicht unbedingt einen Stil à la Film Noir. Das heißt diejenigen die aus der Fantasyecke kommen werden ihn wohl nicht so pralle finden und diejenigen die vom Film Noir kommen ihn tendenziell nie lesen.
Das ändert aber nichts daran dass man den klassischen Film Noir auch in ein Fantasysetting verfrachten könnte.