Autor Thema: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?  (Gelesen 43640 mal)

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Eulenspiegel

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #250 am: 11.09.2011 | 18:59 »
Weil ich von meinem alten Ich objektiv und subjektiv sagen kann: Das war ich mal.
Nein, das warst nicht du, das war jemand anderes, der dir einfach nur verdammt ähnlich ist. Du selber existiert erst seit wenigen Sekunden.
Das Bewusstsein, das davor existierte, war jemand anderes, das dir halt nur verdammt stark ähnelt.

Zitat
Die Selbstwahrnehmung bleibt über die ganzen "Versionen" erhalten, was bei der Kopie nicht der Fall ist.
Nein, auch die Selbstwahrnehmung ändert sich.

Eulenspiegel(vor 5 Stunden) hatte zum Beispiel Hunger.
Eulenspiegel(Gegenwart) hat keinen Hunger.

Klar, Eulenspiegel(Gegenwart) kann sich erinnern, das vor 5 Stunden Hunger vorhanden war. Aber ich jetzt in der Gegenwart nehme keinen Hunger war. Das bedeutet also, dass Eulenspiegel(vor 5 Stunden) und Eulenspiegel(Gegenwart) eine andere Selbstwahrnehmung haben.

Und wenn ich mir jetzt Eulenspiegel(vor 10 Jahren) anschaue, dann stelle ich fest, dass dessen Selbstwahrnehmung und dessen Charakter nochmal komplett anders war, als mein Charakter.

Wenn es ein Mind-Bakup von vor 2 Stunden von mir gäbe, das gleich nach der Erstellung auch aktiviert worden wäre: Ich hätte mehr Ähnlichkeit mit dieser Kopie als mit dem Eulenspiegel vor 10 Jahren. Ich würde mich dieser Kopie enger verbunden fühlen als meinem "Ich" vor 10 Jahren.

Zitat
Und welche von denen liefert bessere Bilder als das menschliche Auge?
1) Das war nicht die Frage. Die Frage war, ob es eine Kamera gibt, die kleiner als das menschliche Auge ist.

2) Was verstehst du unter "besser"? Bezüglich Auflösung habe ich weiter oben schon etwas geschrieben. Und abgesehen von der Auflösung kann ich keine großen Probleme erkennen.

Und diese gehören zur retina. Ebenso wie die bipolarzellen mit denen sie verschaltet sind.
Dann sehe ich nicht, wo dein Problem liegt.

Zitat
Deine einteilung zwischen körperlich und geistig ist willkürlich.
In den neurowissenschaften unterscheidet man zum beispiel zwischen zns und pns, primären motorischen und sensorischen arealen und assoziationscortices...
1) Inwiefern ist es relevant, wie willkürlich eine Einteilung ist?
Letztendlich ist doch nciht die Frage wichtig, ob eine Einteilung willkürlich ist sondern die Frage ist wichtig, wie hilfreich eine Einteilung bei bestimmten Fragestellungen ist.

2) Die Einteilung in den Neurowissenschaften hilft hier nicht wirklich weiter. Es geht ja um KIs. Also sollte man die Einteilung der KI-Forschung benutzen. Und da wird in Software(geistige Komponente) und Hardware(körperliche Komponente) unterschieden.

Es ist für die KI-Forschung zum Beispiel vollkommen irrelevant, ob etwas jetzt im peripheren oder im zentralen Nervensystem liegt. Beides wird in der KI-Forschung durch die Software umgesetzt und gehört daher zur geistigen Komponente.

Ich glaube dir gerne, dass diese Unterscheidung in den Neurowissenschaften total wichtig ist und dass es in den Neurowissenschaften einen riesigen Unterschied macht, ob etwas zum ZNS oder zum PNS gehört.
In der KI-Forschung ist diese Unterscheidung jedoch unwichtig und es macht auch keinen Unterschied. (Es gilt zwar tendenziell, dass man Sachen der PNS eher emulieren kann, während Vorgänge des ZNS nach wie vor ein Problem darstellen. Aber das sind nur Tendenzen und kein so wesentlicher Unterschied wie zwischen geistig und körperlich.)

Zitat
Wahrnehmung und bewegung sind ohne das was du bereits geistig nennst beim menschen nicht möglich.
Daher ist diese unterteilung recht unzweckmässig.
Zum ersten Satz:
RICHTIG! Das sage ich doch die ganze Zeit!

Zum zweiten Satz:
FALSCH! Auch wenn beide Sachen für Wahrnehmung und Bewegung benötigt werden, so ist diese Unterteilung extrem wichtig, da sie zwei vollkommen verschiedene Herangehensweisen benötigen.

Die Unterteilung zwischen Hardware/körperlich und Software/geistig kommt ja nicht von ungefähr.

Alice Crocodile Coltrane

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #251 am: 11.09.2011 | 19:26 »
Nun gut.
Ich hab dir etwas über den menschen erzählt.
Dass du auf dem gebiet kein grosser experte bist, hast du mir bewiesen.
Jetzt erzähl mir doch ein bisschen was über hard und software eines roboters.
Vielleicht kann ich ja doch noch was von dir lernen.

Eulenspiegel

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #252 am: 11.09.2011 | 19:49 »
Das habe ich doch schon in den letzten Posts getan. Was gibt es da noch großartig zu schreiben?

Offline Grey

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #253 am: 11.09.2011 | 20:24 »
Ich habe den Faden verloren,
Macht nichts, ich auch. ;) Ich versuche mal, ihn wiederzufinden. An alle, auf die ich in diesem Posting nicht eingehe: das ist keine böswillige Ignoranz, sondern einfach der Tatsache geschuldet, daß es inzwischen ein Fulltime-Job wäre, diesem Thread zu folgen. Nicht zuletzt wegen vieler wertvoller Anregungen, die hier schon gekommen sind. Dafür vielen Dank an alle Teilnehmer, falls ich das noch nicht gesagt haben sollte.

Also, ans Werk:

Mal eine andere Überlegung: Wo findet denn normalerweise die Action statt? Auf dem Boden.

Egal, ob ich jetzt SF-Romane lese oder SF-RPGs spiele: Die Weltraumkämpfe lassen sich an einer Hand abzählen und darauf kann man gut verzichten. Interessant wird es immer, sobald die Leute ihre Raumschiff verlassen und auf dem Planeten herumspazieren.

Was spricht also dagegen, das Raumschiff vollautomatisch handeln zu lassen? Das Raumschiff ist quasi nur ein McGuffin, das die Helden von Planet A nach Planet B bringt. Die eigentliche Action findet auf Planet A und auf Planet B statt.
@Eulenspiegel: zum einen, auch wenn ich mich bei meinen Beispielen sehr auf die Raumfahrt konzentriert habe, es geht mir durchaus auch um andere Aspekte des menschlichen Daseins, die durch zuviel Automatisierung für mich an Reiz verlieren. Zum Beispiel die Exploration lebensfeindlicher Welten - warum einen heldenhaftenTM Menschen im Raumanzug gefährden, wenn man auch einen Roboter schicken kann? Oder, anders gefragt: wie müßte meine Gesellschaft mit ihren Normen, Ehrbegriffen, Arm/Reich-Verteilung usw. aufgebaut sein, damit es häufiger mal vorkommt, daß ein Mensch sein kuscheliges Habitat verläßt, um im Raumanzug durchs Vakuum oder eine tödliche Atmosphäre zu laufen?

Davon abgesehen: du hast recht, Romanszenen, in denen der Fokus auf gewagten Manövern im Weltraum liegt, sind selten. Aber sie sind, wenn sie denn mal vorkommen, genau das, was mich persönlich als Leser immer am meisten in Bann zieht. Aus diesem Grund habe ich z.B. Asimov in seinen "Lucky Starr"-Büchern eine Menge an Klischees verziehen, da er drei von sechs Romanen dieses Zyklus fast ausschließlich im Weltall spielen läßt und dieses Feeling bedient, das meiner Ansicht nach in der SF viel zu kurz kommt. Deshalb möchte ich es ja gerade in meinem Setting entsprechend würdigen.

Nach kurzem ersten Entwurf für das Posting hab ich alles gelöscht, weil die bisherige Herangehensweise in typischer Hard-SF-Manier die soziale Komponente ignoriert.
Huh? Auf wirtschaftliche Faktoren, Prestige etc. wurde doch durchaus schon eingegangen.

Ohne Beschränkungen in technischer Hinsicht ist eben alles vorstellbar und man kann es drehen wie man will. Die Frage ist vielmehr: Wie sieht die Gesellschaft der Zukunft aus, die jedes Problem technisch in den Griff bekommen kann?

An dieser Stelle verlangen wir nichts weniger als Antworten, Mr. Grey.  ;)
Spaßig, die erhoffe ich mir eigentlich von euch. ;) (Und habe ja auch schon einige gekriegt.) Aber gut, auf die Gegenfragen werde ich nach bestem Wissen und Gewissen eingehen:

-Gehören Armut, Umweltverschmutzung, Krankheit, vielleicht der Tod der Vergangenheit an?-
Wohl eher nicht. Wir wollten ja Abenteuer, oder?
Korrekt. Das Problem der Umweltzerstörung möchte ich tatsächlich als "mit einem blauen Auge überstanden" abhaken und in die Geschichtsbücher des Settings verbannen; alles in allem ist die Umwelt dabei, sich zu erholen, hat aber noch einen langen Weg vor sich. Dafür aber soll es andere Probleme geben, wozu u.a. Ressourcenknappheit gehört. Und eben soziale Probleme, wie sie sich aus solchen Neuerungen ergeben, wie z.B. das Vorhandensein ultrahochgezüchteter KIs eine wäre.

Gibt es eine kapitalistische Wirtschaftsordnung? Umverteilungsmechanismen? Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Grüne Wirtschaft? Ich würde sowas immer eher dystopisch ansiedeln.
Das ist regional unterschiedlich. Das Wirtschaftssystem der Erde ist für mich derzeit noch etwas nebulös. Mit Sicherheit wird ein guter Schuß Kapitalismus drin sein, ja. Auf dem Mars gibt es einige wenige Kartelle, die freie Marktwirtschaft weitgehend unterbinden; die Zugehörigkeit zum "richtigen Club" entscheidet über deine Möglichkeiten, an Reichtum und Einfluß zu gelangen. Für das Saturnsystem schweben mir die schon von Tudor angesprochenen Wildwest-Zustände vor, d.h. abgesehen von einigen kulturellen Zentren herrscht libertarianische Anarchie mit ungezügelter Marktwirtschaft und der Herausbildung der ersten (tyrannischen) Monopole.

- Wirken alle Menschen am politischen Prozeß mit oder nur wenige? Dürfen KI wählen? Gibt es überhaupt noch einen politischen Prozeß? -
Es gibt nicht nur einen, sondern viele. Das Sonnensystem ist nicht unter einer Führung geeint. Die weißen Flecken auf der Karte des Settings lassen derzeit noch Platz für verschiedene politische Systeme, manche demokratisch, manche diktatorisch, die meisten eher oligarchisch. Inwieweit KIs (sofern vorhanden) geduldet werden und/oder an der Politik aktiv mitwirken, hängt vom jeweiligen Staat ab.

Existieren Kriege weiter und worum werden sie geführt?
Große Kriege zwischen Nationalstaaten sind selten geworden, allerdings weniger wegen guten Willens, sondern wegen enger wirtschaftlicher Verflechtungen. Beständige, kleine Scharmützel, Plünderungen und Piraterie gehören allerdings je nach Gegend zum Alltag. Geführt werden sie um Ressourcen und schnöden Mammon. Kriege zur Gebietsgewinnung hingegen sind auf der Erde überholt, im Saturnsystem noch nicht lohnend und finden, wenn überhaupt, derzeit nur auf dem Mars statt.

Gibt es noch Weltreligionen? Oder ein unübersehbares Nebeneinander von Sekten, Philosophien oder Weltanschauungen mit einer relativen Mehrheit von Atheisten und Desinteressierten? Was sind die Grundlagen für moralische Entscheidungen?
Das ist genau der Punkt, bei dem es bei mir noch hakt. Es existieren definitiv weiterhin Religionen, wobei sich die Kräfte zwischen unseren heutigen Weltreligionen und einigen neu aufgekommen, teils esoterischen, teils technokratischen Kulten verschoben haben. Die Grundlagen für moralische Entscheidungen allerdings entziehen sich mir noch, da meiner Überzeugung nach der Mensch hier nicht so tickt, daß er als Moral annimmt, was ihm von der Kanzel gepredigt wird; sondern daß viel eher das, was von der Kanzel gepredigt wird, auf die Zwänge, Notwendigkeiten und das Selbstverständnis der Menschen gemünzt wird. Wo aber sind Zwänge und Notwendigkeiten bei einem Übermaß an Automatisierung? Wo ist das Selbstverständnis, wenn die Menschen nicht einmal die Frage beantworten können: "Was machst du, was kannst du, worauf bist du stolz?"

- Gab es jemals eine globale Katastrophe? -
Anders herum: ging es von heute linear in die Zukunft? Oder kam zwischenzeitlich der Weltkrieg, der Klimawandel, der große Brocken Eis und Stein aus dem Weltraum und hat die Parameter menschlicher Exploration verschoben?
Es ging ganz sicher nicht linear voran. Der Klimawandel ist, wie gesagt, bewältigt. Aber es kam nach meinen bisherigen Überlegungen zu mindestens zwei großen sozialen Umwälzungen, von denen die eine ihre Wurzeln noch in der Jetztzeit hat (ein wirtschaftlicher Zusammenbruch in Asien, der infolge der Globalisierung die ganze Welt in Mitleidenschaft zieht) und die andere im Aufkommen von Cyberware; diese führt im Lauf der Jahrhunderte zu einer enormen Verschärfung sozialer Gegensätze und letzten Endes zu einem globalen Bürgerkrieg auf der Erde.

Beide Krisen sollen bereits in der Vergangenheit liegen, wobei letztere noch nachwirkt. Alte Feindschaften schwelen noch. Trotzdem soll in meinem Setting zu Beginn alles recht friedlich aussehen. Für den Metaplot schwebt mir das Nahen der nächsten großen Krise vor, die das ganze Sonnensystem erfassen wird, die aber vorerst niemand kommen sieht.

Als "Joker" in der Hinterhand behalte ich mir noch ein bis zwei globale Naturkatastrophen vor, die ich aber nur dann in meine Vorgeschichte einflechten möchte, wenn die sozialen Katastrophen allein es nicht tun. Die Naturkatastrophen finde ich lustiger, wenn die Charaktere sie auch miterleben. >;D

Solange aber der Mensch Mensch bleibt, wird auch die Gesellschaft in diesen Dingen stabil bleiben. Denn auch in der Gesellschaft geschehen mehr Dinge, die "die Gesellschaft" eigentlich nicht will, als Dinge geschehen, die sie will. Aber jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft tun das seine dazu, damit sie geschehen.
@Merlin: wir sind hier genau auf einer Schiene. Auch ich bin überzeugt, daß "wenn die Menschheit keine Automatisierung will, sie auch nicht kommen wird."

Aber dieses "Wenn die Menschheit nicht will" kann ich selbst nur sehr abstrakt fassen. "Die Menschheit" ist groß, nebulös und in viele soziale Gruppen mit unterschiedlichen Interessen aufgespalten. Ich bräuchte konkrete Mechanismen, wie sich dieses "nicht wollen" äußert. Wenn Automatisierung machbar ist, gibt es auch eine Gruppe, die sie durchsetzen will. Wenn sie praktisch und wirtschaftlich ist, braucht es eine starke Gegenbewegung, damit sie am Ende doch nicht kommt. Diese Gegenbewegung möchte ich gern konkreter fassen: ihre Motive, ihre Überzeugungen und die Mittel, mit denen sie sich durchzusetzen versucht.

Wie am Anfang dieses (verdammt lang gewordenen, puh) Postings gesagt: ich habe aus diesem Thread auch schon einiges an Anregungen in der Richtung gezogen. Ich möchte das nur erwähnt haben, damit nicht schon wieder der Eindruck entsteht, ich würde (wie von mehreren Teilnehmern bemängelt) "alles blocken". Ich kann nur leider nicht auf alles so ausführlich eingehen, wie ich gerne würde. ;) Daher noch mal ausdrücklich vielen, herzlichen Dank für eure Beiträge. Keep 'em coming.
« Letzte Änderung: 11.09.2011 | 20:26 von Grey »
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline Tudor the Traveller

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #254 am: 11.09.2011 | 20:54 »
Auch ich bin überzeugt, daß "wenn die Menschheit keine Automatisierung will, sie auch nicht kommen wird."

Aber dieses "Wenn die Menschheit nicht will" kann ich selbst nur sehr abstrakt fassen. "Die Menschheit" ist groß, nebulös und in viele soziale Gruppen mit unterschiedlichen Interessen aufgespalten. Ich bräuchte konkrete Mechanismen, wie sich dieses "nicht wollen" äußert. Wenn Automatisierung machbar ist, gibt es auch eine Gruppe, die sie durchsetzen will. Wenn sie praktisch und wirtschaftlich ist, braucht es eine starke Gegenbewegung, damit sie am Ende doch nicht kommt. Diese Gegenbewegung möchte ich gern konkreter fassen: ihre Motive, ihre Überzeugungen und die Mittel, mit denen sie sich durchzusetzen versucht.

Zunächst: "Die Automatisierung" gibt es ja gar nicht, wird es nicht geben. Automatisierung ist ein Prozess, bei dem die menschliche Tätigkeit zunehmend durch Automaten ersetzt wird. Wie umfassend der Ersatz ist, hängt stark davon ab, um was es geht.

Und diesbezüglich hat AO schon so ziemlich geschrieben, was mein Gedanke dazu war:

Die Robotisierung und Automatisierung reicht schon heutzutage von der Rohstoffförderung bis in den Dienstleistungssektor. Durch diese Maßnahmen werden Arbeitsplätze aus Sicherheits- und Investitionsgründen dem menschlichen Arbeitnehmer genommen und den Maschinen übergeben. Zwar sieht keines dieser Systeme auch nur annähernd wie ein Mensch aus. Aber ist das denn entscheidend? Kommt es denn für die technische Lösung von potentiellen Menschen darauf an, dass die Maschine dann wie ein Mensch aussieht?

Klipp und klar: Nein.

Die technischen Erwartungen und Grenzen sind hier ja eben nicht das Kriterium dieser Diskussion. Da wir über SF sprechen - also über Fiktion, die in eine potentielle Zukunft blickt - tu' ich mich unterm Strich eh schwer damit, irgendwelche technischen Grenzen anzunehmen. Wenn wir unseren Stand der Technik mit Tech Level 10, 12, Progress Level 6 oder Technologie Grad 5 oder wie auch immer definieren, und in vielen Settings mutmaßen, dass es deutlich höhere Grade an Techlevel gibt, und wenn wir bereitwillig Cyborgs und maschinengeführte Kriege für potentiell möglich halten, so ist es doch müßig, darüber nachzudenken, aus welchen neuro-medizinischen oder bionischen Gründen was nicht möglich sein soll, nur weil wir (offiziell) solche Dinge noch nicht erreicht haben (wollen).

AO

und auch dieser Beitrag ist imo sehr fruchtbar:

- planned obsolescence
- ein Blick in den größten Teil der Lebensmittel- und Medikamentenindustrie zeigt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fressen sie die Packungsbeilage (die hat im Zweifel weniger Risiken und Nebenwirkungen) und schlagen sie ihren Arzt und Apotheker.

...


- Weichmacher in Kinderspielzeug; gerade Zeug made in China hatte in den letzten Jahren vermehrt auch erhöhte Bleiwerte mitgebracht. Klasse! Sicherheit für die Kinder? Hauptsache Barbie ...

Also ich sehe das so, dass unser Alltag an vielen kleinen Stellen zahlreiche gute Beispiele liefert, wie wenig Sicherheit für den Menschen eine Rolle im Großen und Ganzen bietet.

Allerdings gehe ich auch so weit und behaupte: Das wird man von Fall zu Fall neu betrachten müssen. Denn bei Flugleitsystemen und Kommunikationssystemen - zumindest im professionellen Umfeld - steht die Sicherheit aller Wahrscheinlichkeit in einer sehr prominenten Position, da die Auswirkungen bei Fehlfunktionen wohl erheblich höhere Ausmaße annehmen dürften. Insofern sind pauschale Aussagen wie "An Sicherheit wird immer gespart" oder "Sicherheit ist der zentrale Aspekt" wohl gleichermaßen irreführend wie zutreffend. Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte - und zwar im Großen ("Geht's billiger bei welcher Risikosteigerung?") wie im Kleinen ("Was nicht passt wird passend gemacht ..." *dengel*). ;)

Zunächst: die beschriebenen Risiken fallen größtenteils in "das Kleine", was ich in meinem Beitrag davor schrieb, aber das soll gar nicht so wichtig sein, denn du hast hier etwas geäußert, was imo sehr wichtig ist, was ich aber in meiner deutschen Mentalität völlig ignoriert habe:

Mein Risikodenken ist "deutsch" und damit ziemlich risiko-unfreudig. Allein wenn ich mal nach Frankreich über die Grenze schaue, in die mediterranen Regionen, überfällt mich ein Grauen, wie die da ihre Stromleitungen verlegen. Die scheint es aber nicht zu stören und problematisch scheint es auch nicht zu sein. Von den Chinesen und den Risiken, die sie in Kauf nehmen, ganz zu schweigen. Oder der Inder, der mal bei mir mit im Labor war; keine Ahnung was der dachte, wofür es die Schutzhandschuhe gibt...  ;)

Was ich also in den Topf werfen möchte: "Mentalitäten" differieren in ihrer Risikobewertung. Das könnte man ausnutzen.

Und: Automatisierung muss nicht "flächendeckend" vorhanden sein. Wie AO schreibt, ist sie dort zu erwarten, wo es zweckmäßig ist. Und das bloße Vorhandensein von Automatisierung sagt nichts über das letztendliche Ausmaß. Der Mensch, davon bin ich überzeugt, wird nur dort 100% Automatisierung eingehen, wo er bereit ist, die Kontrolle auch zu 100% abzugeben. Wo es nicht 100% ist, ist mindestens ein Mensch involviert. Und das wird überall dort sein, wo der Mensch sich noch einmischen können will.

Automatische Kriegsführung? Bitte nicht. Sollte jemals eine Software Ziele auswählen, mit denen die involvierten Menschen nicht einverstanden sind, dürfte 100% Automatisierung gegessen sein. Und zur Sicherheit lieber ein bisschen zu wenig als zu viel.

Automatische Kolonisierung? Bitte nicht. Sollte jemals eine Software Schritte ausgeführt haben, mit denen die involvierten Menschen nicht einverstanden sind, dürfte 100% Automatisierung gegessen sein. Und zur Sicherheit lieber ein bisschen zu wenig als zu viel.

Automatischer Transport? Von mir aus. Aber sollte jemals eine Software...
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Offline Zauberelefant

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #255 am: 11.09.2011 | 21:19 »

Zitat
Dafür aber soll es andere Probleme geben, wozu u.a. Ressourcenknappheit gehört. Und eben soziale Probleme, wie sie sich aus solchen Neuerungen ergeben, wie z.B. das Vorhandensein ultrahochgezüchteter KIs eine wäre.
Gut. Ressourcenknappheit bedeutet, daß die Verteilungsmechanismen unserem Verständnis von "gerecht" fundamental widersprechen müssten. Es gibt eben trotz Automatisierung nicht alles für alle. Und KI sollten wohl teuer bleiben, während Assistenzsysteme (Navigation, Haushalt, etc) unterschiedlich verbreitet sein können. Die Ressourcenknappheit kann man von Rationierung bis hin zu Marktwirtschaft mit sehr unterschiedlichen Resultaten regeln. Ich versuch das mal:
"Kriegswirtschaft"/Rationierung: Die Regierung verteilt alles nach einem Plan. Dabei dürfte für das Erreichen gesellschaftlicher Ziele (s.u.) mehr aufgewandt werden als für Luxus. Grundbedürfnisse dürften soweit gedeckt sein, bis vielleicht auf die Unerwünschten der Gesellschaft (Mutanten, Andersgläubige, Frauen/Männer, Alte, etc). Alles in allem dürfte eine solche Gesellschaft recht einheitlich aussehen - klares gemeinsames Weltbild, das die Notwendigkeit rechtfertigt, vielleicht eine Utopie, was man erreichen wird, wenn die Widrigkeiten überwunden sind. In einem solchen System treibt die Korruption wahscheinlich munter ihr Unwesen.
"Sozialismus": Produktionsmittel und Ressourcen sind in Händen "der Gesellschaft", die auf den Willen der Bevölkerung tatsächlich hört, und eher nach einem sozialen Ausgleich (Arbeit für Menschen, gleiche Chancen für Mutanten, Kontrolle der Population) strebt. Politik und Wirtschaft sind eng verflochten, zwecks Kontrolle und Zielsetzung. Es ist wohl grade genug für jeden dabei, richtig zufrieden ist keiner, aber eigentlich gehts den Leuten nicht wirklich schlecht.
Marktliberal: Wirtschaft ist in privater Hand, der Erwerb von Ressourcen und deren Verwendung wird über Marktmechanismen geregelt. Politische Kontrolle findet kaum statt, in den Händen weniger Kapitaleigner (Konzerne, Einzelpersonen, Clubs) konzentriert sich weitestgehend der Reichtum. Von dort aus gehen auch Innovationen mit gesellschaftlichem Impact aus. Kann je nachdem ein wenig sein wie bei uns heute, oder auf eine Brot und Spiele Gesellschaft hinauslaufen, in der die Bevölkerung konsumieren soll, was aus den automatisierten Fabriken der Konzerne rauskommt. Wird durch eine noch vorhandene Mittelschicht oder etwas abgefahreneres (Lebenskredit für jedermann: "Mach was aus Deinen 10 MegaCreds" - mehr wirds nicht geben) spannender.

Und natürlich Mischformen davon.

Zitat
Es gibt nicht nur einen, sondern viele. Das Sonnensystem ist nicht unter einer Führung geeint. Die weißen Flecken auf der Karte des Settings lassen derzeit noch Platz für verschiedene politische Systeme, manche demokratisch, manche diktatorisch, die meisten eher oligarchisch. Inwieweit KIs (sofern vorhanden) geduldet werden und/oder an der Politik aktiv mitwirken, hängt vom jeweiligen Staat ab.

Machen wir mal weiter wie oben:
Diktatur/Tyrannis: Alleinherrscher, der mit Gewalt und Manipulation herrscht. Würde sich für eine KI anbieten - deren Schwachpunkt darin liegt, daß sie keine persönlichen Loyalitäten versteht, was zwar allerhand Speichellecker, aber keine echten Verbündeten erzeugt. Die Herrschaft stützt sich auf einen Apparat, dessen Angehörige von den Verhältnissen profitieren. Kann man wahlweise mit wirtschaftlicher Freiheit oder aber restriktiver Planwirtschaft verknüpfen. Wobei ersteres lustiger ist. ("Menschen? Die taugen nur zum Geldverdienen" - so wie Kaiser früher über Bankiers dachten). Vielleicht läuft mit der KI ja tatsächlich alles super, aber es bleibt für die meisten anderen einfach unheimlich.

Aristokratie/Feudalismus/Clans: Es gibt mehrere einflußreiche soziale Gruppen, die sich die Macht teilen, während wiederum der Großteil der Bevölkerung von Partizipation ausgeschlossen ist. Taugt ebensogut wie die Tyrannis für rivalisierende Fraktionen innerhalb der Herrschaftsschicht. Baut als Legitimation wohl eher auf Tradition/Loyalität auf als die Tyrannis. KI wären hier wohl eher wohlgehütete Ressourcen einzelner Häuser, oder eben Mitspieler.

Repräsentatives System: Ob Räte, Republik, direkte Demokratie - jeder darf sein Teil beitragen. KI mögen wahlweise Berater sein oder eben auch Partizipienten, der Grad der Beteiligung mag unterschiedlich sein, aber grundsätzlich hat jedes bewußte Wesen im Staat das Recht, mitzureden. Persönliche Freiheiten mögen auf einem anderen Blatt stehen - ein Neo-Japan, in dem man von Staats wegen außer Haus keine Privatperson ist? Ein Aktionärsmodell?

Zitat
Große Kriege zwischen Nationalstaaten sind selten geworden, allerdings weniger wegen guten Willens, sondern wegen enger wirtschaftlicher Verflechtungen. Beständige, kleine Scharmützel, Plünderungen und Piraterie gehören allerdings je nach Gegend zum Alltag. Geführt werden sie um Ressourcen und schnöden Mammon. Kriege zur Gebietsgewinnung hingegen sind auf der Erde überholt, im Saturnsystem noch nicht lohnend und finden, wenn überhaupt, derzeit nur auf dem Mars statt.
Ok. da muß man wohl auch nicht weiter drüber nachdenken. Ressourcen begrenzt, verschiedene Gruppen in Konkurrenz, fertig.

Zitat
Das ist genau der Punkt, bei dem es bei mir noch hakt. Es existieren definitiv weiterhin Religionen, wobei sich die Kräfte zwischen unseren heutigen Weltreligionen und einigen neu aufgekommen, teils esoterischen, teils technokratischen Kulten verschoben haben.
Dann nehm ich mal an, braucht man da auch nix zu beisteuern? Herbert sollte mit seinen Zen-Sufis, Bene Gesserit etc ja ausreichend inspirieren.

Zitat
Die Grundlagen für moralische Entscheidungen allerdings entziehen sich mir noch, da meiner Überzeugung nach der Mensch hier nicht so tickt, daß er als Moral annimmt, was ihm von der Kanzel gepredigt wird; sondern daß viel eher das, was von der Kanzel gepredigt wird, auf die Zwänge, Notwendigkeiten und das Selbstverständnis der Menschen gemünzt wird. Wo aber sind Zwänge und Notwendigkeiten bei einem Übermaß an Automatisierung? Wo ist das Selbstverständnis, wenn die Menschen nicht einmal die Frage beantworten können: "Was machst du, was kannst du, worauf bist du stolz?"
Nun kann man ja die Frage nach der Moral selten frei von der wirtschaftlichen Seite und vielen weiteren betrachten. Den Stand der Automatisierung kann man sicherlich unterschiedlich einschätzen: einige Gesellschaften könnten die nötigen Investitionen nicht bereitstellen, andere aus ethischen Gründen drauf verzichten. (Und das mir keiner mit "wenns sich aber lohnt?" kommt. Das Töten von Föten aus Gründen der Gesundheit bringt der Gesundheitsindustrie sicherlich leichte Zuwächse, wird aber wohl erstmal nichts.)
Wir wollen mal annehmen, daß letztlich Menschen über die Ziele der Gesellschaften, in denen sie leben, bestimmen:
Nach Maslow will der Mensch soziale Kontakte, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Es wäre natürlich denkbar, daß irgendwo eine KI Menschen als überflüssig eingestuft hat und entsprechend wegrationalisierte - abschreckendes Beispiel für die anderen, die das Thema sicherlich vorsichtiger angehen.
Ein einfacher Weg für Gesellschaften, die vor einer totalen Arbeitslosigkeit stehen, wäre Arbeit am Menschen bzw. der sozialen Gruppe. Kunst ist eine Möglichkeit, liegt aber nicht jedem. Militär eignet sich für eine bestimmte Altersgruppe und mag angesichts einer Knappheit an Tellerium-Plasma-Reaktoren für den Kampfroboterbau tatsächlich eine Alternative sein. Dienstleistungen wie Körperpflege, Lebensberatung usw lassen sich durch Menschen eher als durch Maschinen lösen, weil es da ja vor allem ums soziale geht. Lehrtätigkeit (kollektivierte Erziehung?), Gangwesen, Lebenskunst (Klosterwesen) - das kann alles elementare Bedürfnisse des Menschen befriedigen. Und einfach schlecht automatisierbar sein.
Ich behaupte mal:
In politische offenen und marktoffenen Systemen wird es Automatisierung an bestimmten Stellen geben - eine Demokratie könnte Kampfroboter mögen, sie mag auch billige Konsumgüter, aber sie mag keine Wähler, die vor lauter Arbeitslosigkeit gefrustet sind. Dann sind eben alle Wirt, weil geselliges Drogennehmen auch in Zukunft Konjunktur hat.
In Autokratischen Systemen wird automatisiert, wo man halt will, fertig. In wirtschaftlich restriktiven Systemen besteht eher eine Tendenz zur automatisierten Verteilung, und Automatiserung dürfte eher spärlich sein - nämlich dort, wo es sich angesichts der ohnehin knappen Güter rentiert.
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Offline YY

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #256 am: 11.09.2011 | 22:15 »
1) Das war nicht die Frage. Die Frage war, ob es eine Kamera gibt, die kleiner als das menschliche Auge ist.
eine Kamera, die in allen Punkten zugleich unter allen Umständen besser ist und dabei noch eine vernünftige Größe hat (im Idealfall gleich groß oder kleiner wie das menschliche Auge mit zugehöriger Wetware)


Zum Thema:

Je nach Spielfokus kann ja auch eine lokale Zwangslage völlig ausreichend, wie bei Zauberelefant angeklungen.

Dann trifft man eben eventuell als menschlicher Raumfahrer auf voll automatisierte Schiffe und kann sich ärgern, dass man den Mist selber machen muss (hatten wir ja weiter vorne auch schon mal angeschnitten).

Also z.B. eine Planwirtschaft, die es schlicht nicht auf die Reihe bekommt, alles zu automatisieren.
Oder eine Raumfahrt, die für die gefährlicheren Sachen Straftäter heranzieht, die sich so rehabilitieren können?

(Ich erinnere mich auch dunkel an eine Kurzgeschichte, in der es darum ging, dass zwei Kolonisten von irgendeinem Höllenloch zurückkehrten.
Die dort verbrachte Zeit wurde ihnen u.A. als "vorgeleistete" Gefängnisstrafe angerechnet, und beide waren so lange dort, dass sie quasi einen Mord frei hatten - und die Geschichte dreht sich dann darum, wie alle möglichen Leute auf einmal Abbitte leisten...)

Wenn der Automatisierungskram schlicht so teuer ist, dass man ungeachtet der Risiken lieber Menschen nimmt, müsste man eben entsprechende Anreize schaffen.
Und SCs in Zwangslagen sind ja immer eine dankbare Sache  ;D
« Letzte Änderung: 11.09.2011 | 22:17 von YY »
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Zauberelefant

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #257 am: 11.09.2011 | 22:28 »
Man kann den Gedanken ja noch weiter spinnen:
Vielleicht verlangt die Gesellschaft Dienst auf dem Raumschiff - "Quelle unseres Wohlstands - Melde Dich zur Raumwaffe!" - Alternativ mag es auch religiöse Gründe geben "Unsere Bestimmung sind die Sterne, Brüder!" - Oder es gibt KI, die wählen dürfen, und die gründen eine Ethik-Kommission gegen den versklavenden Einsatz von KI. "Wenn der Mensch nicht arbeiten muss, muss XC137A das auch nicht!"
 
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Eulenspiegel

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #258 am: 11.09.2011 | 22:50 »
Oder es gibt KI, die wählen dürfen, und die gründen eine Ethik-Kommission gegen den versklavenden Einsatz von KI. "Wenn der Mensch nicht arbeiten muss, muss XC137A das auch nicht!"
Die Idee ist super.  :d

Das wäre mein favorisierter Ansatz.

Offline Thot

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #259 am: 12.09.2011 | 07:31 »
[...]
Also z.B. eine Planwirtschaft, die es schlicht nicht auf die Reihe bekommt, alles zu automatisieren.
[...]

Wieso sollte eine Planwirtschaft das nicht auf die Reihe bekommen. Magst Du keine Konzerne?

Zitat
Wenn der Automatisierungskram schlicht so teuer ist, dass man ungeachtet der Risiken lieber Menschen nimmt, [...]

Das kommt mir sehr unplausibel vor. Sehr, sehr, sehr unplausibel.

Alice Crocodile Coltrane

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #260 am: 12.09.2011 | 07:47 »
So ein setting (roboter mit eigeninteressen) finde ich lustig für eine satirische kurzgeschichte a la "waschmaschinenplage" von stanislav lem.
Aber spielen wollte ich das nicht.


Ich könnte mir vorstellen dass das gefälle zwischen arm und reich etwa dem in sao paolo entspricht, es (radioaktiv verseuchte riesen) favelas und sowas wie sklaverei bzw billigstlohn haushaltshilfen gibt und moderne und intelligente sicherheitstechnologie reich vor arm schützt. Roboter in menschenform könnten als neue todesschwadron in den favelas agieren. die automatisierung ist sehr weit fortgeschritten und für einfache arbeiten braucht es dort keine menschen mehr. Maschinen werden über biotechnische schnittstellen mit dem menschen gesteuert und cyberware, kinder nach katalog und biologisches tuning sind normal für leute die es sich leisten können. Weiterhin könnte man sich überlegen, was die forschung mit teilchenbeschleunigern ergeben hat und die klimaveränderung. Grundsätzlich finde ich dass district 9 die richtige stimmung für meinen geschmack trifft.
« Letzte Änderung: 12.09.2011 | 07:49 von Alice »

Alice Crocodile Coltrane

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #261 am: 12.09.2011 | 08:38 »
Grey. Zu deinem wunsch dass raumfahrt dem piloten noch spass macht:
Er könnte die maschine riggen und sie als erweiterung seines körpers wahrnehmen.
Da dies natürlich sehr ermüdend sein muss, tun das mehrere piloten in überschneidender schichtarbeit und bei besonders kritischen ereignissen.

Offline Grey

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #262 am: 12.09.2011 | 09:40 »
Zunächst: "Die Automatisierung" gibt es ja gar nicht, wird es nicht geben.
Touché, Tudor. :) Bevor ich mir Gedanken um eine Gegen-Automatisierung in bestimmten Bereichen mache, hätte ich mir vielleicht erst mal Gedanken um die Mechanismen machen sollen, die bezogen auf diesen Bereich die Automatisierung vorantreiben. "Vor der Parade muß man erst mal sehen, von wo die Attacke kommt."

Und diesbezüglich hat AO schon so ziemlich geschrieben, was mein Gedanke dazu war:
Das verstehe ich jetzt nicht ganz: Was hat die humanoide oder nicht-humanoide Form eines Automaten mit meinem Problem zu tun?

Was ich also in den Topf werfen möchte: "Mentalitäten" differieren in ihrer Risikobewertung. Das könnte man ausnutzen.
Stimmt. Auf diese Weise blieben auf jeden Fall mehrere konkurrierende Modelle (und damit konkurrierende Grade/Ausprägungen an Automatisierung) "im Rennen". Um mein gewünschtes Setting zu erhalten, bräuchte ich dann nur einen glaubwürdigen Geschichtsverlauf, bei dem sich "Handarbeit" in den gewünschten Bereichen auf lange Sicht gegen "Automatisierung" durchsetzt.

Automatische Kolonisierung? Bitte nicht. Sollte jemals eine Software Schritte ausgeführt haben, mit denen die involvierten Menschen nicht einverstanden sind, dürfte 100% Automatisierung gegessen sein. Und zur Sicherheit lieber ein bisschen zu wenig als zu viel.
Naja, selbst bei "nicht-automatisierten" Modellen wurde in der Geschichte oft genug herzhaft wenig Rücksicht auf das Einverständnis der involvierten Menschen genommen. ;) Man denke nur an die Gefangenenkolonien der Australier oder daran, wie die Assyrer besiegte Völker umzusiedeln pflegten.

Dann nehm ich mal an, braucht man da auch nix zu beisteuern? Herbert sollte mit seinen Zen-Sufis, Bene Gesserit etc ja ausreichend inspirieren.
Jein. Herbert hatte mit Butlers Jihad auch das Automatisierungsproblem schon sehr umfassend gelöst. Die Frage "Wofür Mentaten ausbilden, wenn's Computer gibt?" stellte sich bei ihm gar nicht.

Für mich ist das ein bißchen ein Henne-Ei-Problem: Die Religionen und Weltanschauungen könnten maßgeblich dazu beitragen, Automatisierung [in bestimmten Bereichen] einzuschränken. Bislang fällt es mir aber schwer, mich in Religionen und Weltanschauungen hineinzudenken, die in einer Zeit "übermäßiger Automatisierung" entstanden sind, also quasi als Reaktion auf das "Überflüssigkeitsgefühl", das sich in der Bevölkerung breitmachte.

Vielleicht sollte ich mir hier mal zur Inspiration Rom während des Kaiserreiches ansehen. Da ließ sich ja im wesentlichen ein Großteil der Bevölkerung mit "panem et circenses" berieseln, aber Kulte als Zeitvertreib waren, wenn ich mich recht erinnere, ebenfalls sehr beliebt.

Nach Maslow will der Mensch soziale Kontakte, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Es wäre natürlich denkbar, daß irgendwo eine KI Menschen als überflüssig eingestuft hat und entsprechend wegrationalisierte - abschreckendes Beispiel für die anderen, die das Thema sicherlich vorsichtiger angehen.
Um das zu erleben, brauchen wir eigentlich nicht erst in die SF zu gehen. Man bekommt es doch im Arbeitsalltag oft genug mit, wie Unternehmensberater mal eben eine ganze Abteilung wegrationalisieren. Und als Softwareentwickler hatte ich durchaus meine Momente, wo der Auftraggeber begeistert jauchzte: "Mit diesem Programm kann ich 20 Leute einsparen!" ... und ich in diesem Moment am liebsten den Kram hingeschmissen hätte, weil ich dafür nicht verantwortlich sein wollte. :(

Dann sind eben alle Wirt, weil geselliges Drogennehmen auch in Zukunft Konjunktur hat.
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OK, aber du hast schon recht: daß Kneipen und Drogenhöhlen in einer Zeit mit über 75% Arbeitslosigkeit Hochkonjunktur haben, kann ich mir durchaus vorstellen. Ist ja auch im Cyberpunk ziemlich gang und gäbe, aber irgendwie hatte ich das bislang vollkommen ausgeblendet. Danke. :)

In Autokratischen Systemen wird automatisiert, wo man halt will, fertig. In wirtschaftlich restriktiven Systemen besteht eher eine Tendenz zur automatisierten Verteilung, und Automatiserung dürfte eher spärlich sein - nämlich dort, wo es sich angesichts der ohnehin knappen Güter rentiert.
Das wäre noch ein weiterer interessanter Ansatz: "Automatisierungsentzug als Strafe". Straftätern wird der Zugang zu diversen technischen Hilfsmitteln gestrichen, und sie fangen an, diversen Kram in Handarbeit zu erledigen... und irgendwann kommt eine Krise, in der sich eben diese Ausgestoßenen als, naja, in irgendeiner Weise besser erweisen als die ganzen vollautomatischen Systeme. So halte ich es z.B. für glaubwürdig, daß vollautomatische Systeme sich auch in ein paar Jahrhunderten noch nicht fortpflanzen können, sondern die Infrastruktur einer ganzen Industrienation erfordern, um erneuert zu werden. Wenn diese Infrastruktur zusammenbricht oder ernsthaft geschädigt wird, sind die Ausgestoßenen, die alles von Hand erledigen, plötzlich wieder ganz hoch im Kurs.

Grey. Zu deinem wunsch dass raumfahrt dem piloten noch spass macht:
Er könnte die maschine riggen und sie als erweiterung seines körpers wahrnehmen.
Danke, Alice, aber wie schon gesagt: das "von Hand" fliegen meine ich wirklich wörtlich. Für mich gehört es unverzichtbar zu Fluff und Flair, daß der Pilot mit Steuerknüppel, Knöpfen, Hebeln und Schaltern hantiert.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #263 am: 12.09.2011 | 09:50 »
Dann würde ich vielleicht doch über gesellschaftlich-religiöse moralvorstellungen a la fading suns nachdenken, die gewisse auferlegte einschränkungen mit sich bringen.

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #264 am: 12.09.2011 | 09:54 »
Zitat
das "von Hand" fliegen meine ich wirklich wörtlich. Für mich gehört es unverzichtbar zu Fluff und Flair, daß der Pilot mit Steuerknüppel, Knöpfen, Hebeln und Schaltern hantiert.

Dazu musst du kybernetische Steuerung / Rigging als technologisch unmöglich definieren, oder so ineffizient/wenig ausgereift/gefährlich etc. dass es sich einfach nicht lohnt. Denn wenn es technisch machbar wäre, gäbe es garantiert genügend Leute, die das geil finden, und wer sich dann dieser paar Leute bedient, hat einen riesigen militärischen Vorteil gegen die "Ludditen", die diese Technologie aus ethischen oder ähnlichen Gründen ablehnen.

Im Prinzip das gleiche Szenario, wie wenn eine Seite "Supersoldaten" züchtet/baut, die die normalen Soldaten der anderen Seite locker in die Tasche stecken.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #265 am: 12.09.2011 | 10:01 »
Das verstehe ich jetzt nicht ganz: Was hat die humanoide oder nicht-humanoide Form eines Automaten mit meinem Problem zu tun?

Oh, sorry, da hätte ich wohl etwas konkreter sein sollen. Meine Aussage bezog sich primär hierauf:

Zitat
Die Robotisierung und Automatisierung reicht schon heutzutage von der Rohstoffförderung bis in den Dienstleistungssektor.

Ich denke, wenn man sich ansieht, wo heute besonders viel bzw. besonders wenig automatisiert wird, hat man eine gute Ausgangsbasis für Prognosen. Beispiel: Gastronomie: es möchte anscheinend niemand von einem automatischen System bedient werden, sonst gäbe es da sicherlich mehr Technik. Wohingegen in der Rohstoffgewinnung / Verarbeitung / Produktion die Automatisierung sehr umfangreich ist.

Den anderen Passus über humanoide Automaten wollte ich nur nochmal unterstreichen, weil ich die Diskussion darüber für das Thema eher uninterssant finde, wie generell die Diskussion über KIs. Man kann ja durch Automatisierung den Menschen schon fast überflüssig machen ohne auf menschenähnliche KIs zurückzugreifen. Auch wenn die Diskussion an sich durchaus interessant ist.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #266 am: 12.09.2011 | 10:04 »
Dazu musst du kybernetische Steuerung / Rigging als technologisch unmöglich definieren, oder so ineffizient/wenig ausgereift/gefährlich etc. dass es sich einfach nicht lohnt.

Aber es ginge auch über ein Gentleman's Agreement. Im Prinzip so wie die Ächtung bestimmter Kriegsmittel heutzutage.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #267 am: 12.09.2011 | 10:13 »
Fading suns löst es mit einer mächtigen inquisition und der angst dass das universum untergehen könnte oder so ähnlich.
Sie machen da auch techniker für vergangene katastrophen verantwortlich glaub.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #268 am: 12.09.2011 | 10:15 »
@Tudor:
Ich glaube nicht, dass da ein Gentleman's Agreement plausibel wäre. Schau doch mal wie das heute ist:
- Atomwaffen: viele Staaten besitzen sie, andere streben nach ihnen. Immerhin sind die momentanen Besitzer so vernünftig, sie nicht einzusetzen. Grund dafür sind die hohen Kollateralschäden und langfristige Kontamination, also sagen wir mal, "humanitäre Gründe".
- Biologische Waffen: offiziell international geächtet, trotzdem haben viele Staaten beträchtliche Arsenale. Grund für Nichteinsatz wie oben, zuzüglich zu der Gefahr, dass die ausgelösten Seuchen auf den Angreifer zurückfallen und man sie nicht mehr los wird.
- Chemische Waffen: siehe oben. Ebenfalls international geächtet, aber USA, Russland und andere besitzen nach wie vor große Arsenale.

Und wie gesagt werden ABC-Waffen nur deswegen nicht eingesetzt, weil die angerichteten Zerstörungen, zivilen Verluste und Langzeitfolgen zu absurd und unmenschlich sind.
Das alles ist bei einer hypothetischen "Vercyberung" nicht der Fall. Die damit ausgerüsteten Militärs könnten im Gegenteil hocheffizient gegnerische Streitkräfte bekämpfen und Kollateralschäden auf Wunsch minimieren. Man braucht nur ein paar freiwillige, die sich vercybern lassen, und da wird es genügend Techfreaks geben, die sowas geil finden.
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #269 am: 12.09.2011 | 10:19 »
Dazu musst du kybernetische Steuerung / Rigging als technologisch unmöglich definieren, oder so ineffizient/wenig ausgereift/gefährlich etc. dass es sich einfach nicht lohnt. Denn wenn es technisch machbar wäre, gäbe es garantiert genügend Leute, die das geil finden, und wer sich dann dieser paar Leute bedient, hat einen riesigen militärischen Vorteil gegen die "Ludditen", die diese Technologie aus ethischen oder ähnlichen Gründen ablehnen.
Ich laß es mal sacken. Womit ich durchaus leben könnte, wäre, wenn Rigging auf militärische Raumfahrt beschränkt wäre. Frachter und Passagierraumer würden in der beschriebenen Weise von Hand gesteuert, und natürlich hätten es Piraten schwer, an militärische Hochtechnologie zu kommen, und würden dementsprechend ebenfalls von Hand fliegen. Ein Kriegsschiff soll ja auch bei mir einem Piraten weit überlegen sein. Und meine SCs sollen sich ja überwiegend nicht aus den chromblitzend-epischen Reihen des Militärs rekrutieren, sondern aus den dreckigen Niederungen der Pioniere.

Davon abgesehen liebäugele ich damit, daß Cyberware und Rigging, sofern es sie gibt, die Lebenserwartung gewaltig senken. Oder aber daß sie eine zwangsläufige Umwandlung des Menschen in eine vollständige Maschine einleiten, sprich: alles, was an dir organisch ist, fängt sich durch Cyberware und Rigging auf Dauer Krebs, Nervenleiden o.ä. ein und muß nach und nach ebenfalls ersetzt werden.

Eine andere lösung wär vielleicht doch ein scifi setting wie man es früher angenommen hätte.
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Eher Asimov, Brin oder Bova. Aber ja, das ist das Feeling, das ich am liebsten hätte. Nur, daß ich, wie schon erwähnt, bei meinen früheren Entwürfen für solche Settings technisch immer von der Gegenwart überholt wurde. :-\ Ich möchte es halt vermeiden, daß schon wieder Apples neuester Hype an allem vorbeischießt, was ich mir für in 500 Jahren überlegt hatte, also verfolge ich diesmal den Ansatz: "Die Hürden sind nicht technischer Natur".
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #270 am: 12.09.2011 | 10:28 »
@feuersänger: mich freiwillig als rigger meld
@grey: hm. Ja. Verstehe jetzt was du willst. Aber vielleicht muss man über die diskrepanz einfach hinwegsehen und sich die romantik des wilden westens zurück in die imaginäre zukunft holen :)

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #271 am: 12.09.2011 | 10:32 »
Die angedeuteten schäden des rigging sind grösstenteils plausibel.
Je mehr rigging desto mehr passt sich das hirn an desto weniger gut findet man sich in der realität zurecht.
Phantomschmerz u.ä. ist gut vorstellbar...

Offline Grey

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #272 am: 12.09.2011 | 10:36 »
@grey: hm. Ja. Verstehe jetzt was du willst. Aber vielleicht muss man über die diskrepanz einfach hinwegsehen und sich die romantik des wilden westens zurück in die imaginäre zukunft holen :)
Wie stellst du dir das konkret vor?

Die angedeuteten schäden des rigging sind grösstenteils plausibel.
Das freut mich schon mal zu hören bzw. lesen, gerade von einem Profi. Danke. :)
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Offline Tudor the Traveller

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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #273 am: 12.09.2011 | 10:41 »
@Feuersänger: ja, das wollte ich auch gar nicht wegreden. Aber ein Nicht-Einsatz trotz Verfügbarkeit ist ja dennoch ein Nicht-Einsatz  ;)

Natürlich muss man sich einen belastbaren Grund überlegen, warum das Zeug nicht eingesetzt wird. Vielleicht muss bei Rigging zuviel ethisch fragwürdige Genmanipulation o.ä. eingesetzt werden...

Aber ich sehe auch, dass solche "Kniffe" wieder an der technischen Machbarkeit ansetzen, die wir ja ausklammern wollen  :-X
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Re: [Hard SF] Die Automatisierung, dein Feind und Helfer?
« Antwort #274 am: 12.09.2011 | 10:47 »
Aber ich sehe auch, dass solche "Kniffe" wieder an der technischen Machbarkeit ansetzen, die wir ja ausklammern wollen  :-X
Jein. "Technisch machbar, aber mit verheerenden Nebenwirkungen" wäre für mich durchaus etwas, womit ich arbeiten kann.

Es müßte halt nur so sein, daß nicht schon wieder in den nächsten 20 Jahren herauskommt, daß die prognostizierten Nebenwirkungen Bullshit sind... :-\
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