Nun, die Debatte verläuft ja nun weitestgehend so wie ich es erwartet hatte. Ich fand Christians ursprünglichen Beitrag wichtig, allerdings war es zu dem Zeitpunkt schon klar welche Richtung diese Debatte nehmen würde, es ist ja schliesslich nicht das erste Mal das diese Diskussion geführt wird und das Ende ist immer gleich..
Einige Antworten waren auch sehr eloquent formuliert, andere hingegen enttäuschend vorhersehbar und banal. Dann gibt es natürlich auch noch die, die lieber alte ungeklärte Konflikte in der Öffentlichkeit austragen wollen, was jedem dann auch gleich klar macht, dass man bei diesem so passiv-aggressiv agierendem Personenkreis nicht unbedingt Vernunft und erwachsene Diskussionskultur zu erwarten braucht.
Was bleibt ist ein Sturm im Wasserglas ein “going-through-the-motions” mit den ewig gleichen Protagonisten, die einem nur zum wiederholten Male erklären warum alles so zu bleiben hat wie es ist und schon immer war, damit sie wieder zur Tagesordnung übergehen können. Schließlich wartet das gefühlt dreissigste Battlefield-Preview darauf geschrieben zu werden.
Niedlich dann, wenn man auf die seit Jahren stark sinkenden IVW-Zahlen mit dem Hinweis reagiert, “dass dies kein Massstab für Stagnation sein kann”. (Was dann? Wenn der Gerichtsvollzieher kommt?)
Fazit: Der Status-Quo-Ante soll erhalten bleiben.
Prima. Schliesslich will es ja nicht nur die deutsche Spielepresse sondern vorgeblich auch die andere Seite der Debatte so. Die noch übrig gebliebenen Käufer der Magazine, die warum auch immer diese Debatte irgendwie immer noch verfolgen und immer als Alibi und Grund dafür dienen müssen, warum alles so zu bleiben hat. Petras Antwort war ja nur die letzte in einer langen Reihe von Apologien die immer aufs selbe Argument rauslaufen “Der Spieler will es so!”. Basta.
Auch Mick Schnelles Kommentar zielte ja weniger auf echte Diskussion sondern mehr aufs Begleichen alter Rechnungen. Ganz so als wäre der ehemalige Gamestar Chefred ganz alleine für den Niedergang der Zeitschrift verantwortlich (Was tut der Rest der Redaktion den ganzen Tag, in der Nase bohren?)
Übrig bleiben nur Verlierer in einer Schlacht, die in Zeiten des Internet schon längst keinen mehr interessiert. Ausser die Gestrigen oder die, die trotz mittlerweile zwei Jahrzehnten der Stagnation, die Hoffnung auf ein Umdenken nicht aufgegeben haben.
Der Rest hat einfach, so wie ich, irgendwann aufgehört Spielemagazine zu kaufen und zu lesen und ist deshalb weder Teilnehmer noch Gegenstand der Debatte. Was die Gesamtdiskussion zu einer “Echo-Chamber” werden lässt in der sich die Leute letzten Endes nur selbst bestätigen ohne zu merken, dass ein großer Teil ihrer Zielgruppe längst das Weite gesucht hat.
Aber was soll man von einer Branche erwarten, die sich von der Spieleindustrie am Nasenring durch die Manege ziehen lässt, die von unabhängigen professionellen Bloggern und Amateuren mit Spaß am Hobby regelmässig deklassiert wird und die den Magazinen Vollversionen von Spielen beilegen muss, damit überhaupt noch jemand zum Kauf animiert wird. Ein gesundes Geschäftsmodell fühlt sich anders an.
Wann immer man dann doch mal zufällig auf diese Diskussion stößt und seine Wünsche formuliert bekommt man immer zu hören, dass man nicht Teil der wichtigen Zielgruppe sei oder aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen nicht zum Kern der Spieler gehöre, was auch immer dieser Kern sein soll. Da muss dann auch die Frage erlaubt sein, warum gerade die internet-affinste Klientel die es gibt, ausgerechnet die loyalsten Zeitungskäufer sein sollen. Als könnte man sich nicht problemlos an jeder Ecke des Internets über neue Spiele informieren.
Nun gut. Mein Lebensglück hängt jetzt nicht wirklich davon ab ob es morgen noch Spielemagazine gibt, als “disenfranchised gamer” könnte es mich vielleicht sogar mit etwas Zufriedenheit erfüllen wenn eine so konservative und inflexible Branche, die die Bedürfnisse meinesgleichen so konsequent ignoriert, den Weg alles Irdischen geht, schließlich steckt da ein gehöriges Mass Schumpetersche schöpferische Zerstörung drin.
Allerdings habe ich auch keine Lust in einer Spielewelt zu laden, die außer den ewig gleichen Franchises – jetzt mit noch mehr Bling – nichts mehr zu bieten hat. 70 Euro “Triple-A” Titel die nach weniger als 6 Stunden durchgespielt sind und einem weniger Freiheiten lassen als ein iranisches Gefangenenlager, die einem mit Zwangsabos, teuren DLCs und drastischen DRM-Maßnahmen gängeln wollen.
Ein Trend den nur ein qualitativ hochwertiger, autoritativer, unabhängiger und mit Weitblick ausgestatteter Spielejournalismus verhindern kann. In dem er uns z.B. jenseits von Battlefield, Madden, Fifa und Call of Duty Teil 27, die Spieleperlen aufzeigt, die sonst im Marketinggetöse der Großveröffentlichungen untergehen und auf der Seite der Spieler steht. Der nicht die neueste Abzockmasche von EA/Ubisoft und Co. kritiklos feiert und über Jahre mit Previews und kostenlosem Marketing versorgt. Der also auf einem Niveau agiert, dass für Medienjournalismus anderer Couleur seit Jahrzehnten selbstverständlich ist.
Ein Feld auf dem die deutsche Spielepresse leider auf ganzer Linie versagt hat.
Deshalb bleibt alles wie gehabt. Die Protagonisten streiten um den Status Quo, die Verlage bleiben Erfüllungsgehilfen einer Millionenindustrie und wenden sich an einen “Core-Gamer” von dem sie noch nicht einmal wissen ob er existiert oder ob er überhaupt noch relevant ist. Kleinstudios wie Rovio und “Boutique-Entwickler” wie Andreas Illiger verkaufen pro Woche mehr Kopien von Spielen wie Angry-Birds oder Tiny Wings, als Battlefield-Kopien pro Monat über den Ladentisch gehen und Zynga ist der profitabelste Spieleentwickler der Welt obwohl in deren Spielen gerade mal 1 – 5% der Spieler überhaupt Geld ausgeben, ohne dass dieser Paradigmenwechsel für die etablierte Presse auch nur irgendeine Relevanz hätte.
Wenn dann mal jemand einen neuen Ansatz fährt kommt nur Unsinn raus. Ganz so wie das von Petra Fröhlich so gescholtene Experiment der “Spielezeitschrift für Frauen”, das sich darauf beschränkt hat zum x-ten Male “typische” Frauenthemen neu aufzuwärmen und wo das Eingehen auf die ungewohnte Zielgruppe durch Tests von Machwerken der Art “Barbies Ponyhof” und Berichte über rosa Nintendo-DS Exemplare bereits erschöpfend endete. Da konnte man den Respekt (und mit Respekt meine Ich die Misogynie) gegenüber der Zielgruppe richtig spüren. (Oder das pathologische Bedürfnis der Sales-Abteilung den Markt weiter vertikal zu segmentieren)
Der Rest zuckt mit den Schultern und wendet sich “wichtigeren” Dingen zu als einer Industrie beim Sterben zuzusehen die weitestgehend selbst dafür verantwortlich ist, zunehmend irrelevant und bedeutungslos zu zu sein.