Autor Thema: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?  (Gelesen 5781 mal)

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Offline Falke359

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Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« am: 7.09.2011 | 12:22 »
Das Thema stellt ja bereits die Frage.

Es geht mir darum, welches Verständnis von Religion an sich in euren Rollenspielen zum Ausdruck kommt. Beschränkt sich das auf Klischees (z.B. Götter existieren durch Glaubenskraft oder Gebete funktionieren wie Magie) oder habt ihr da innovativere Ansätze umgesetzt?
Die Frage, ob jemand selber gläubig ist und ob das ins Rollenspiel einfließt, kann dabei hilfreich sein, muss aber keine Rolle spielen.

Mich interessiert dabei auch weniger, wie ihr eine konkrete Religion darstellt oder wie euer Götterpantheon aussieht. Auch Antworten wie "das kommt darauf an" und "das muss jeder selber wissen" sind Makulatur.
Es geht vielmehr darum, strukturelle Verständnisfragen, was Religion im Rollenspiel angeht, herauszuarbeiten.
Seht es als eine Art wissenschaftlich motivierte Umfrage.

*edit* Ich weiß, ist ein prinzipiell schwer zu fassendes Thema.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:41 von Falke359 »
Früher war mehr Lametta.

LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #1 am: 7.09.2011 | 12:30 »
Götter existieren. Sie gewähren ihren Gläubigen (Klerikern, Paladinen, Waldläufern, Druiden, etc) Macht, indem diese mittels Gebeten am Morgen (oder passendem anderen Zeitpunkt) um Macht bitten.

Der Klerus der größeren, mächtigeren und viel angebeteten Göttern hat einiges an politischer, weltlicher und überweltlicher Macht. Meist ist der Klerus recht strukturiert, außer es widerspricht dem Portfolio der Gottheit.

Die Götter treten nicht selbst in Erscheinung, vielmehr senden sie ihre Boten, Avatare oder andere Gesandte, welche in ihrem Namen Taten vollbringen. Sie selbst "wohnen" auf ihren Ebenen und haben wichtigere Dinge zu tun, als sich aktiv und bewusst um die Belange von niederen Sterblichen zu kümmern.

Die Wissenschaft kann die Existenz der Götter nicht leugnen, jedoch ihre Macht infrage stellen, oder den Glauben an außerweltliche Wesen generell. Ist aber weniger Thema.

El God

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #2 am: 7.09.2011 | 12:32 »
Ähh.. Hä? Meinst du Rollenspiele, die wir spielen oder nur solche, die wir selbst schreiben? In der Regel geben fertige Settings sowas ja vor, da ändere ich auch nicht viel dran. Und in meinen selbst entwickelten Settings gibts quasi alles von "Keine Götter" bis "aus sich heraus real existierende Götter, die durch ihre Macht die Anbetung ihrer Anhänger würdig sind und tatsächliche Wunder wirken".

Offline Teylen

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #3 am: 7.09.2011 | 12:33 »
Ich habe keine feste vorgehensweise wie Religion umgesetzt wird.
Respektive definiert es sich durch das Setting.
Ich mag auf die Vielfalt der Darstellung nicht verzichten.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #4 am: 7.09.2011 | 12:37 »
Naja, es ist doch klar, dass er aktuelle Settings meint. Alles andere wäre doch komisch. Es geht auch nicht darum, ob es selbst erfundene, oder fertige Setting geht. Es geht darum, wie IHR es UMSETZT. Mehr nicht ;)

Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #5 am: 7.09.2011 | 12:39 »
Ähh.. Hä? Meinst du Rollenspiele, die wir spielen oder nur solche, die wir selbst schreiben? In der Regel geben fertige Settings sowas ja vor, da ändere ich auch nicht viel dran. Und in meinen selbst entwickelten Settings gibts quasi alles von "Keine Götter" bis "aus sich heraus real existierende Götter, die durch ihre Macht die Anbetung ihrer Anhänger würdig sind und tatsächliche Wunder wirken".

Vorgefertigte Rollenspielsettings bewegen sich meines Wissens nach sehr im Rahmen des Üblichen, aber können oft dennoch ganz unterschiedlich interpretiert werden.
Stellt man sich eine bestimmte Gottheit z.B. als real existierende, körperliche Person vor oder nur als Weltprinzip? Das macht bedeutende Unterschiede im Rollenspiel.

Prinzipiell sind aber selbst entworfene Konzepte in ihrer Umsetzung sogar noch interessanter.

Ich habe keine feste vorgehensweise wie Religion umgesetzt wird.
Respektive definiert es sich durch das Setting.
Ich mag auf die Vielfalt der Darstellung nicht verzichten.

Könntest du, was die Vielfalt der Darstellung angeht, etwas genauer werden? Ich fände es interessant, welchen Möglichkeitsrahmen du da ausnutzt.

@Luxferre: Das, was du beschrieben hast, würde ich als "Standardumsetzung" werten, so wird Religion meistens interpretiert. Als Ausgangspunkt damit schonmal hilfreich, danke.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:44 von Falke359 »
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LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #6 am: 7.09.2011 | 12:46 »
@Luxferre: Das, was du beschrieben hast, würde ich als "Standardumsetzung" werten, so wird Religion meistens interpretiert. Als Ausgangspunkt damit schonmal hilfreich, danke.

Okay, ich hatte Deinen Eingangspost so verstanden, dass der Glaube an einen Gott seine Macht definiert. Was ich nämlich als recht "anders" wahrnehme ;)

Bin auch sehr gespannt auf die kommenden Posts und Ideen.

Offline Keuner

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #7 am: 7.09.2011 | 12:50 »
Im Fantasy-Setting, das ich in den letzten Wochen leidlich plane, treten mindere Götter auf. Das sind schlichtweg mächtige Geister, die Menschen mit magischen Kräften ausstatten. Manche Götter genießen die Verehrung, manche eher nicht. Aber zum Leben oder Anwenden ihre Kräfte brauchen sie keine Verehrung.
Die Religion dieses Geister-Kultes ist nicht zusammenhängend. Es gibt viele Splittergruppen mit unterschiedlichem Fanatismus-Grad. Wobei die Mitglieder einer einzelnen Sekten dann schon alle gleich ticken, was die Position zu anderen Religionen, etc. betrifft.

Daneben existiert eine monotheistische Kirche, die das ganze Geister-Anbeten misstrauisch beäugt. Die Priester dieser Religion verfügen nicht über irgendelche Kräfte. Die Macht der Kirche ist eher politisch und gesellschaftlich. Im Prinzip wie die katholische Kirche. Mitsamt einer nichtphysischen, rein tranzendeten Gottheit.
Da gibt es dann fanatische, orthodoxe Verfechter und gemäßigte Gläubige. Und alles dazwischen. Eine eher hetereogene Gruppe.
Wie Einstein schon sagte: E=m

ChaosAmSpieltisch

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #8 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Ich bevorzuge Götter, welche nicht omni-präsent und nicht omni-potent sind, Allwissenheit stört auch eher. Eher mächtige Wesen, die verehrt werden. Der Grund der Verehrung kann dabei von "weil die Sterblichen Angst vor ihnen haben", bis hin zu "weil es mir Einfluss auf das Geschehen bringt", das es den Göttern Macht bringt, ist eher selten (denn der Erntegott, den quasi alle Bauern anbeten als der mächtigste ist mir dann doch zu langweilig)
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:55 von ChaosAmSpieltisch »

El God

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #9 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Tja, das extremste waren wohl Götter, die in einer Kultur direkt mit den sie verehrenden Menschen zusammen wohnten. Götter zum Anfassen quasi. Sie lebten schon ein wenig zurückgezogen, zeigten sich aber ab und an tatsächlich dem Volk und waren nicht entrückt oder so. Quasi ägyptische Pharaonen mit echter göttlicher Macht. Ihre Macht, Weisheit und ihr Wissen allerdings waren nicht allumfassend, überstiegen aber die selbst mächtigster Magier noch um einiges. Gespielt habe ich dieses Setting zwar nie, aber ich finde es nach wie vor recht reizvoll.

Offline Sperber

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #10 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Ich spiele gerne in Settings, in denen die Götter real, aber nicht fassbar sind. Als eine weitere Untergruppe bevorzuge ich dann Gottheiten, die kaum einen Einfluss auf die Welt der Normalsterblichen nehmen - aus welchem Grund auch immer. Auch nicht indirekten Einfluss wie bspw. durch das Verleihen karmaler Kräfte an ihre Priester. Höchstens was die Schöpfungsgeschichte betrifft oder sehr seltene Wunder in großen Zeiten der Not, lasse ich ab und an mal zu, um den Göttern einen definitiven Status als "existent" zu verpassen, so dass wenig bis kein Raum für Zweifler bleibt.
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Taschenschieber

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #11 am: 7.09.2011 | 12:57 »
Tja, das extremste waren wohl Götter, die in einer Kultur direkt mit den sie verehrenden Menschen zusammen wohnten. Götter zum Anfassen quasi. Sie lebten schon ein wenig zurückgezogen, zeigten sich aber ab und an tatsächlich dem Volk und waren nicht entrückt oder so.

Wie Jesus bei South Park?

Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #12 am: 7.09.2011 | 13:02 »
Auch Antworten wie "das kommt darauf an" und "das muss jeder selber wissen" sind Makulatur.
Ich sehe daran keinerlei Makulatur. Es ist halt extrem systemabhängig:

DSA: Götter existieren. Sie stellen das personifizierte Gute da. Sie greifen jedoch nur indirekt in das Weltgeschehen ein.

Cthulhu: Götter existieren. Sie stellen das personifizierte Böse da. Zum Glück schlafen diese Götter oder halten die Erde für uninteressant. Aber sobald ein Gott erwacht und die Erde für interessant erachtet, wird hier die Hölle ausbrechen. Und dann gibt es noch extrem mächtige Götter, die zum Glück auch extrem dumm sind.

Das sind die real existierenden bösen Götter. Und dann haben sich die Menschen in dieser Trostlosigkeit noch ein paar Götter erfunden: Manitu, Thor, Zeus, Jahwe, Allah etc.
Diese "guten" Götter sind jedoch nicht real sondern existieren nur in der Vorstellung der Menschen. In Cthulhu sind alle real existierenden Götter böse.

Warhammer 40k: Es gibt zwei Arten von Göttern: Den einen Gott, der den Menschen Glückseligkeit beschert und auf der Erde lebt. Häretiker behaupten, dieser Gott sei kein echter Gott sondern nur ein extrem mächtiger Psioniker. Aber der Verstand von Häretikern ist sowieso vom Chaos vernebelt und wer hört schon auf Häretiker?
Und dann gibt es noch die Chaos-Götter. Diese sind aus unbekannten Gründen vor ca. 40.000 Jahren entstanden/erwacht und bevölkern den Warp. Durch Manipulation des Warps ist es jedoch auch möglich, ihren Einfluss auf der realen Welt zu spüren. Aber zum Glück haben wir ja den Gott-Imperator, der uns vor den Chaos-Göttern beschützt.

Scion: Du bist das leibhaftige Kind eines Gottes. Im Laufe der Kampagne kann der SC sogar selber zum Gott aufsteigen.

Transhuman Space: Es gibt zahlreiche Religionen, aber keine realen Götter.

Shadowrun: Ebenfalls zahlreiche Religionen, jedoch keine echten Götter. Es gibt jedoch ein paar Drachen und KIs, die sich selber für göttlich halten (z.B. Deus).

Offline SPR'ler

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #13 am: 7.09.2011 | 13:04 »
Ich mach mir das immer extrakomplex.

"Religion" findet in einem Koordinatenkreuz mit mindestens 4 Achsen statt:

w-Achse: Moralvorstellungen, Bezüge für das Individuum, individuelle moralische Leitfäden.
Also sowas wie: "Immer der leidenschaft nach", "Haltet die andere Wange hin" "Armut gut - Reichtum bäh!"

x-Achse: Soziale Mechanismen, also wie stark und in welcher Form die Gläubigen sich sozial gruppieren. Darunter fällt dann auch, wie die zueinander stehen.
Also sowas wie: Gurugrüppchen, Kirchen, Dorfgemeinschaften etc.

y-Achse: Die Gottheit, ihre Präsenz in/außerhalb der Welt und ihre Individuelle Macht auf die Welt/Gläubigen, seine Motivation und seine Individuellen Pläne
Also sowas wie: der nette Ahnengeist von nebenan oder der Tote Gott im Äther der Wiederbelebt werden will und dann die Welt in Schutt und Asche legen.

z-Achse: Die Götter(welten) untereinander, Allianzen, Geschichte, etc.
Also sowas wie: griechisches Pantheon, Monotheismus, etc.

EDITH:
Beispiel aus meiner Savage Tide Runde:
Es gibt den EINEN Gott. Er ist nicht direkt greifbar, gibt auch keine Macht, kommuniziert nur indirekt. Eigenmotivation unbekannt. Aber er hilft den Gläubigen im Kampf gegen die
Reale Hölle: es gibt leibhaftige Monster und Dämonen, die sich an den Seelen der Verführten laben.

Die Kirche des EINEN ist in verschiedene Gruppierungen (Orden) zersplittert, die jeweils für sich interessante Aspekte bevorzugen.

Daneben gibt es noch mächtige Wesen, die von den "unzivilisierten" als Gottheiten angebetet werden. Diese Wesen agieren untereinander wie ganz normale Personen, nur dass sie in der Lage sind, Vulkane ausbrechen zu lassen o.ä. 

« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 13:16 von jesus saves »

Offline Oberkampf

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #14 am: 7.09.2011 | 13:21 »
Sundered Skies:

Götter treten persönlich im Spiel auf, aber selten, und sind alle nahe am Wahnsinn - oder schon drüber hinaus. Religiöse Kulte sind zerstritten über die "Wahre Lehre" ihres Gottes.

Earthdawn:

Wahrscheinlich wie früher, Passionen manifestieren sich als Avatar und sind sehr eingeschränkt in ihrem Interessengebiet. Größere, übergreifende religiöse Organisationen existieren nicht bzw. sind für das Spiel nicht relevant.

Midgard:

Götter treten nicht in Erscheinung sondern wirken durch ihre Priester, brauchen Gläubige aber zum existieren. Religiöse Organisationen eines Pantheons sind in Interpretationen uneinig, aber selten bis aufs Blut zerstritten. Streitigkeiten zwischen Pantheons spielten bisher keine Rolle.

Warhammer:

Götter bleiben im Hintergrund, religiöse Praktiken und Kulte sind aber stets präsent. Unterschiedlich stark ausgeprägte religiöse Spannungen bestehen (Sigmar - Ulrik), die im Extremfall bis zur Gewaltanwendung gehen.

Dresden Files:

Mythologische Götter können auftreten, wirken aber eher durch Agenten, die sie mit besonderen Kräften ausstatten. Von realweltlich noch existierenden und verbreiteten Religionen, insbesondere den monotheistischen, kommen göttliche Boten (Engel) und Gläubige mit Superpowers vor, aber kein direktes göttliches Eingreifen. Realweltlich gibt es genug religiöse Spannungen und Gewalttaten, da brauche ich also keine dazuzuerfinden.
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Belchion

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #15 am: 7.09.2011 | 13:28 »
Bei mir gibt es einen klaren Unterschied zwischen Göttern und Dämonen, der ist innerweltlich aber nicht ersichtlich: Beide haben Kirchen und Kulte, die sie anbeten. Es gibt keine einheitlichen Kirchen, sondern verschiedene örtliche Strukturen. Dämonen ziehen direkt Kraft aus der Anbetung (und den Opfern), für die Götter ist es vor allem eine Annehmlichkeit und natürlich eine Möglichkeit, den Dämonen Macht vorzuenthalten.

Es gibt in dieser Hinsicht keinen Unterscheid zwischen Magiern und Klerikern, beide zaubern erst einmal auf die gleiche Weise. Beide haben Pakte mit überirdischen Wesen, über die sie ihre Macht und ihr Wissen erlangen.

Offline Feuersänger

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #16 am: 7.09.2011 | 13:44 »
Pfft. Ist selbstredend je nach Setting völlig verschieden. Typische Alternativen:

- es gibt Götter nachweislich, und sie greifen direkt oder indirekt in die Weltgeschichte ein. So in den meisten D&D-Settings. Dort sind sie außerdem nur bedingt unsterblich; d.h. sie sterben zwar nicht von alleine, können aber getötet werden.

- es ist völlig wurscht, ob es Götter gibt oder nicht, da sie nicht ins Weltgeschehen eingreifen. Was keinesfalls irgendwelche Scharlatane daran hindert, sich als ihre Propheten auszugeben.

- hinter den angeblichen Göttern verbergen sich in Wahrheit (immer oder meistens) Dämonen. Typisch im Conan-Setting und auch sonst öfters in Sword & Sorcery zu finden.

In dem Setting, das ich für die nächste anstehende D&D-Kampagne entworfen habe, gibt es eine handvoll real existierende Gute und Neutrale Gottheiten, und eine sehr mächtige Böse Gottheit, die die üblichen Klischees erfüllt. Die Nicht-Bösen Gottheiten und ihre Anhänger müssen zusammenarbeiten, um gegen die Dampfwalze des Bösen bestehen zu können. Es mag evtl. noch diverse Böse Unter-Götter geben, das hab ich noch nicht festgelegt.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #17 am: 7.09.2011 | 13:45 »
Es geht mir darum, welches Verständnis von Religion an sich in euren Rollenspielen zum Ausdruck kommt. Beschränkt sich das auf Klischees (z.B. Götter existieren durch Glaubenskraft oder Gebete funktionieren wie Magie) oder habt ihr da innovativere Ansätze umgesetzt?
"Innovativere Ansätze"? Sowas wäre echt mal neu - ist aber im Rollenspiel wohl schlicht nicht zu haben. Dafür müsste der Autor sich ja mit dem, was "Religion" jenseits von Wunsch- und Wahnvorstellungen ist, befassen, und zwar weit über das "hab' ich bei Wikipedia gelesen" hinaus. Insofern kann ich nur dringend raten, sofern man nicht die nötige Grundlagenkenntnisse hat, das Thema ganz auszusparen. Es wird niemals eine "runde Sache" daraus, sondern sie zerdeppert nahezu notwendigerweise die innerweltliche Logik. Sind die Götter existent und gut und handlungsfähig, hat man das Theodizee-Problem. Entfällt jedoch nur ein einziger dieser Aspekte, hat man ein Plausiblitätsproblem - wieso sollte jemand sich um solche Wesen überhaupt kümmern oder sie nicht sogar besser bekämpfen? Der einzig sinnvolle Ausweg, den man da einfach gehen kann, ist, die zweite Version zu nehmen und sich auch als Autor einfach nicht um solche Wesen zu kümmern. Auf die Weise kann man wenigstens die "suspension of disbelief" retten.

Offline Oberkampf

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #18 am: 7.09.2011 | 13:52 »
@Merlin Emrys:

Einige Probleme werden geringer, wenn die Götter nicht als allmächtig bzw. allwissend beschrieben werden. Darum ist Polytheismus im RPG-Bereich so beliebt, glaube ich.
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Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #19 am: 7.09.2011 | 14:54 »
wow, erst einmal vielen Dank für die bereits zahlreichen und interessanten Beiträge.

auf einige Punkte würde ich gern kurz eingehen:
Was die Frage der Allmächtigkeit angeht, würde ich das als Problem gar nicht zu hoch hängen. Auch in realen Religionen wird unter "Allmächtigkeit" oft nicht das verstanden, was wir uns vorstellen, sondern eher die "Allverwaltung". Ein König, der alle Macht über ein Reich ausübt, kann schließlich auch nicht alles tun, kann aber durchaus als allmächtig dargestellt werden.

Auch zur Frage der Theodizee geben verschiedene Religionen ja durchaus Antworten, und wenn es nur auf die Erkenntnis hinausläuft, dass der Mensch das einfach nicht verstehen kann. Insofern kann man damit durchaus arbeiten.

Ich stimme Merlin dahingehend zu, dass es schwierig wäre, neue Denkansätze im Rollenspiel umzusetzen, dennoch finde ich es gerade da spannend, Neues auszuprobieren und "auszuspielen".
Denn ob eine Fantasywelt nun Götter hat oder nicht, eine Antwort auf existenzielle Fragen muss sie ja geben (z.B.: "wieso geschehen gewisse Dinge").
Und gerade eine Fantasywelt kann sich ja schwer auf moderne Erklärungsmuster stützen, was z.B. Weltentstehung oder Krankheit und Tod betrifft:

Nehmen wir das Beispiel Krebs: Ob ein Betroffener jetzt "Zufall" oder eine Schicksalsmacht annimmt, die Erfahrung, dass ihn ein Übel überfallen hat, ist in jedem Fall real. Wie wird aber diese Erfahrung eingebunden und verarbeitet? Die Vorstellung, etwas Böses manifestiere sich im Körper und fresse den Betroffenen quasi auf, wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, so etwas zu verarbeiten. Damit wird die erfahrene "böse Macht" aber zu etwas Realem, auch wenn keine personale Wesenheit dahinter steckt.

Eine Grundunterscheidung wäre also, ob man sich Götter als real existierende Personen vorstellt oder als Weltprinzipien (z.B. "das Erhaltende", "das Zerstörende", "das Leben spendende" usw.).

Was meint ihr, lassen sich bei dieser Grundunterscheidung noch weitere Möglichkeiten denken zwischen personalem Wesen und abstraktem Prinzip?
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 14:56 von Falke359 »
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LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #20 am: 7.09.2011 | 14:58 »
Ein abstraktes Prinzip, welches sich durch definierte Wesenheiten mitteilt oder erklärt vielleicht? ;)

Das Rad/Konzept der Zeit, welches verschiedene Facetten beinhaltet (Geburt, Leben (Zeit), Sterben, Tod), welches sich durch Geister, Dämonen oder sonstwiewelche Boten vertreten wird.

Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #21 am: 7.09.2011 | 15:04 »
Außer abstrakte Prinzipien und Personen kann es auch so etwas wie Geister geben.

"Die Baumgeister" sind dann kein abstraktes Prinzip, da es ja direkt "greifbare" Baumgeister sind. Allerdings sind sie auch keine konkrete Person: Es gibt nicht den einen Baumgeist (das wäre eine konkrete Person). Stattdessen gibt es unzählige Baumgeister. Evtl. hat jeder Wald oder sogar jeder Baum seinen eigenen Waldgeist.

Wenn ich jetzt also die Baumgeister verehre und die Feuergeister hasse, dann verehre ich keine konkrete Person sondern ein Konglomerat von Personen. Ebenso hasse ich keinen konkreten Geist, sondern auch hier ein Kollektiv von Geistern.

Offline Rabenstein

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #22 am: 7.09.2011 | 15:06 »
Götter in einer Fantasywelt erfüllen oft irgendwelche Klischees und haben eine gewisse Unschärfe in der Glaubwürdigkeit. Was aber für die meisten realen Religionen auch zutrifft. ;)

Auf jeden Fall ein spannendes Thema, mit dem ich mich auch schon länger beschäftigt habe.
In Meiner Welt™ gibt es Götter, unabhängig davon, ob irgendjemand an sie glaubt oder nicht. Sie haben das ganze Universum erschaffen, sind aber nicht als personelle Überwesen zu verstehen. Eher als verschiedene Prinzipien. Wobei im Glauben und Aberglauben ihrer Anhänger die Götter gerne personifiziert und Götzenbilder erstellt werden.
Die Götter selbst treten auch nie direkt in Erscheinung. Ihnen untergeben ist eine Art himmlische Hierarchie aus Dienern, die als Engel, Dämonen, Elementare usw. bekannt sind. Höhere dieser Diener werden oft gottgleich verehrt, sind aber meist nur Aspekte des Gottes. Niedere Diener treten hinundwieder in der materiellen Welt in Erscheinung, selten offensichtlich, öfter im Verborgenen und nur für wissende Gläubige erkennbar.

Ein und derselbe Gott kann auf verschiedene Weisen verehrt werden, was entweder friedlich nebeneinander existiert oder zu Glaubenskriegen über die wahre Lehre führt. Es gibt also wesentlich mehr Religionen, Kulte und Sekten, als es Götter gibt.
Höhere Priester (also nicht jeder dahergelaufene Novize) können durch ihre Gebete und ihren Glauben magieähnliche Effekte verursachen, die jedoch selten so stark sind wie bei Magiern.

Vielleicht noch kurz zu den Aspekten und der Genesis. Am Anfang war das Licht, die Heilige Idee. Diese Idee erschuf die vier materielen Elemente (Erde, Wasser, Luft, Feuer) und den Aspekt des Lebens. Damit entstand gleichzeitig das Dunkle, das Böse, da alles, was vom Licht beschienen wird, auch einen Schatten wirft.
Somit gibt es sieben Götter bzw. sieben göttliche Aspekte.

Ob das alles wirlich existiert oder die Idee eines kreativen Propheten ist, läßt sich mit den mittelalterlichen Methoden der Welt weder beweisen noch widerlegen. Manche Gelehrte philosophieren darüber, das einfache Volk und fanatische Priester sehen das enger. Wobei es natürlich in der Fantasywelt mehr Indizien für die Existenz der Götter gibt, als in unserer realen Welt.
Wer also erschricket gern
Der sol kain fechten nymer lern
(Hans Talhoffer, 1459)

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #23 am: 7.09.2011 | 15:10 »
Eine Grundunterscheidung wäre also, ob man sich Götter als real existierende Personen vorstellt oder als Weltprinzipien (z.B. "das Erhaltende", "das Zerstörende", "das Leben spendende" usw.).
Was meint ihr, lassen sich bei dieser Grundunterscheidung noch weitere Möglichkeiten denken zwischen personalem Wesen und abstraktem Prinzip?

In "meinen" Welten existieren die Wesenheiten, die gemeinhin als "Götter" verehrt werden, zumeist als "Abfallprodukte" der zugrunde liegenden Prinzipien. Die Prinzipien selbst manifestieren sich nur während der Akte (z.B. Weltenschöpfung) kurz als beseeltes Wesen, bevor sie wieder der Entropie anheim fallen.

Schönes Thema übrigens.  :d
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Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline SPR'ler

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #24 am: 7.09.2011 | 15:18 »
In "meinen" Welten existieren die Wesenheiten, die gemeinhin als "Götter" verehrt werden, zumeist als "Abfallprodukte" der zugrunde liegenden Prinzipien. Die Prinzipien selbst manifestieren sich nur während der Akte (z.B. Weltenschöpfung) kurz als beseeltes Wesen, bevor sie wieder der Entropie anheim fallen.

Schönes Thema übrigens.  :d

Das bringt mich auf folgende Idee:

Temporär. Mal stärker, mal schwächer werdend.
Hebelt zudem jede Argumentation zur Theodizee aus ;)