Oh, puh, 8 Seiten. Unglaublich. Ich muss gestehen, dass ich den Überblick über die verschiedenen Diskussionsfäden verloren habe. Mir scheint aber, dass sich ein paar Gedanken doch ziemlich weit von meinem Ausgangspost entfernt haben - egal, ist ja gut, wenn ihr euch inspiriert fühlt. "Mon plaisir-Spiel" finde ich auch nett als Namen, meinetwegen kann sich das gerne durchstzen (obwohl es natürlich nur die historisch verbrämte Version von Barbie ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mon_plaisir). Weiterhin fröhliches Debattieren also.
Ich möchte nochmal anregen, sich darüber Gedanken zu machen, wie man ausgeprägte Mon-Plaisir-Spieler gut in die Gruppe einbinden kann. Bei all meiner Sympathie für diesen Teil des Rollenspiels, stimmt´s natürlich auch, dass die sehr, sehr starke Verlagerung vom Spieltisch zur Eigenbeschäftigung auch negative Folgen haben kann: Passivität und Mitläufertum, Mein-Charakter-ist-halt-so, tausende von SC-Geheimnissen, die nie im Spiel vorkommen .... eine Menge Rollenspiel-Unarten halt.
Da einige Threadteilnehmer sich gleich dagegen verwahrt haben, dass meine Beschreibung dieses besonderen Vergnügens am Rollenspiel so abwertend sei, gleich nochmal die Versicherung, dass es natürlich auch gute, sozialverträgliche Mon-Plaisir-Spieler gibt und dass auch Leute mit anderer Schwerpunktsetzung in diese Fallen tappen können. So.
Nur, die MP-Spieler (na, das klingt doch mal männlich! MP-Spieler! Rattatatat!) stecken ja eine ganze Menge Kreativarbeit ins Spiel, da wäre es schade, wenn die anderen so wenig davon haben. Und zweites ist es für die MPs selber blöd, wenn sie sich die Beteiligung am Spieltisch weitgehend versagen.
Ungeordnete Ideen:
1. Haben MPs sicher naturgemäß Spaß an allen Gruppenaufgaben, die zwischen den Sitzungen stattfinden, vor allem dem Anfertigen von Spielberichten, Diaries, Zusammenfassungen, aber auch Recherche im Regelbüchern und Nachschlagewerken (wie ist die Regel? Wer ist der Leiter der Akademie von XY? Wie funktioniert eigentlich eine Arkebuse? Ist eine Galeere schneller als eine Karavelle? Kann man im Mittelalter im Winter Bucheckernmus essen?) Sogar Handouts könnte man von diesen Spielern anfertigen lassen (mal uns mal unser Wappen ... Karte von London aus den 1890er Jahren usw.)
Ist aber natürlich immer noch abseits des Tisches. Im Spiel selbst?
2. Mal probieren, ob man von SL-Seite Hintergrundelemente des MPs anspielen kann: Herkunft, Hobbies, den Gewinn der Zuckerbäckermeisterschaft
3. Hinzuziehen der obskuren Fertigkeiten auch bei "harten", spielentscheidenden Aufgaben, also als Kampfboni oder als positive Faktoren in wichtigen Verhandlungen:
"Du kennst dich ja so gut mit der liebfeldischen Oper aus, und weißt deshalb, dass Perldrachen an der dritten Schuppe rechts verwundbar sind, kommt ja in
Der Drachen-Barbier von Unau vor. +2 Angriffsbonus für den Krieger."
"Die Prinzessin des Eingeborenenstammes ist zufällig auch ein großer Fan von Töpferarbeiten und bewundert deine überlegene Glasurtechnik. +4 bei der Verhandlungsprobe"
Vielleicht spingt der MP auf, wenn man das als SL ein paar mal anreget. Diese Unterstützerfunktion kommt vielleicht auch dem Bedrüfnis entgegen, selbst nicht zu gravierende Entscheidungen treffen zu müssen, das ich bei manchen MPs vermute.
3. Man könnte aber auch versuchen, das Spiel abseits des gemeinsamen Sitzens am Tisch wirklich aufzuwerten, wenn alle daran Spaß haben. Spiele wie Pendragon oder Ars Magica kennen ja "Zwischenphasen" zwischen Abenteuern - Laborarbeit, Burgverwaltung usw. Das könnte man noch etwas ausbauen, und die Gruppe (aber vor allem den MP) ermutigen, nach Abschluss eines Abenteuers in Heimarbeit auszuarbeiten, was jetzt mit den SCs weiter geschieht. Wen lernen sie kennen? Welche Kenntnisse erwerben sie? Was stößt ihnen zu? Man geht also vom Modell der reisenden Abenteuertruppe zum Modell "Tafelrunde" über, in dem die SC zwischen den gemeinsamen Abenteuern eigene Questen erleben. Und natürlich sind die Sologeschichten dann für den SL ein Superfutter für die folgenden Geschehnisse am Spieltisch. Wenn man MPs einen kleinen Schubs gibt, dabei auch mal über den Charakter hinauszudenken, kann er den anderen SC gute Abenteuergelegenheiten bieten und gerade mit dem, was ihm am meisten Spaß macht, das Spielgeschehen ziemlich entscheidend beeinflussen.
"Daniela ist unsere MP. Seit dem letzten Abenteuer hat ihr Barbar eine Expedition in die Nebelsümpfe unternommen und dabei dem Feenprinzen Xüxü das Leben gerettet und die versunkene Stadt Rumpeldaun entdeckt. Hier ist eine Karte von Rumpeldaun, die Daniela gezeichnet hat. Ich habe mir die Freiheit genommen, ein paar Schätze hinzuzufügen. Und ach ja, der Feenprinz bittet euch, ihn bald mal zu besuchen - allerdings hat Danielas Tschar so das dumme Gefühl, dass er dem Prinzen ewig dienen soll. Nur, den Prinzen zu verärgern, das wär auch nicht gut. Macht mal was."
Muss natürlich nicht vom SL ausgehen, können und sollen auch die anderen Spieler machen.
Fällt euch noch mehr ein?