Autor Thema: [SF] Interstellare Politik  (Gelesen 2107 mal)

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alexandro

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[SF] Interstellare Politik
« am: 12.09.2011 | 16:43 »
Da hier ja gerade die Gehirne in SciFi-Threads heißlaufen, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mal ein anderes Thema anzuschneiden.

Ich suche nach (halbwegs) plausiblen Gründen, warum sich raumfahrende Nationen über die Grenzen ihres Sonnensystems hinweg organisieren sollten (die klassischen "interstellaren Reiche"), bzw. diplomatische Beziehungen zu anderen interstellaren Reichen pflegen sollten.

Irgendwie funktionieren die klassischen Prinzipien für Staatenbildung, Politik und Ökonomie nicht mehr, sobald ich sie auf Systeme dieser Größenordnng anwende (außer natürlich ich erfinde irgendeine Wundertechnologie, welche interstellare Reisen lächerlich einfach macht). Was verwunderlich ist, da es bei einem Fantasy-Setting mit Magie dahingehend eigendlich keine Probleme gibt.

Territorium? Bringt eine größere Ausbreitung irgendwelche Vorteile, welche die logistischen Nachteile aufwiegt?
Ressourcen? Solange es kein "Spice" (oder Unobtainium) gibt, bietet ein Sonnensystem doch alles, was man braucht. Wieso sollte man wertvolle Ressourcen verschwenden, um "ausgebeutete" Systeme zu unterstützen?
Ideologie? Das müsste schon eine ziemlich schwarz-weiße Ideologie sein (entweder ihr seid Teil unseres Reiches, oder ihr seid BÖSE), ansonsten ist der Weltraum groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen... und wenn die Situation derart verfahren ist, dass eine Koexistenz ausgeschlossen ist, dann findet auch keine Politik statt, sondern nur Krieg.
usw.

Ideen?

Offline Ghostrider

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #1 am: 12.09.2011 | 16:52 »
Die Anzahl bewohnbarer Systeme ist nicht so groß wie du denkst...
Ausserdem... Menschen sind Gewohnheitstiere...

Und dann wär da noch die Frage, von welchem Setting du ausgehst, ansonsten kann man die Frage nicht erörtern.

Offline Blechpirat

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #2 am: 12.09.2011 | 16:59 »
Weil ein System mit funktionierender Wirtschaft Steuern abwirft? EDIT: Und die will ich dann haben, dieses Systeme und Steuern.
« Letzte Änderung: 12.09.2011 | 17:11 von Blechpirat »

Offline Bluerps

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #3 am: 12.09.2011 | 17:00 »
Ich denke, sowohl Territorium, als auch Ressourcen können durchaus wichtige Faktoren sein. Da kommts halt drauf an, wieviele Leute das eigene Reich bewohnen, und wie schnell die sich vermehren. Irgendwann sind die Planeten im eigenen Sonnensystem voll, spätestens dann braucht man neue. Ressourcen aller Art können auch ausgehen, man muss nur entsprechend große Bauprojekte angehen. Das allein führt zwar vermutlich zu einer Expansion, die nur sehr langsam voranschreitet, aber je nach Setting haben die Reiche ja auch viel Zeit zu wachsen.

Kommunikation mit anderen Reichen kann sich wegen dem Handel lohnen. Sobald die anderen irgendwas haben, das man gerne hätte aber selbst nicht herstellen kann, gibt es einen Grund mit denen zu reden.


Bluerps
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ChaosAmSpieltisch

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #4 am: 12.09.2011 | 17:07 »
Ich würde das Pferd anders herum aufzäumen:

Wenige Menschen hatten das Sonnensystem verlassen, es passierte eine Zeitlang nichts (so ein paar 100 Jahre), und dann entdeckten die zurückgeblieben, dass sich da draussen florierende Reiche entwickelt haben, diese wurden dann aus Gier/Moral/was auch immer sich einverleibt.
Die ersten Menschen die gingen hatten wahrscheinlich ganz anderes im Kopf.

Alternative wäre, dass man quasi gezwungen wurde sich auszubreiten. Der Nachbar auf Alpha Centauri wollte Krieg, irgendein Religiöses Missverständnis, und dann hatte man plötzlich 2 Systeme, und das ging weiter.

Offline Imion

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #5 am: 12.09.2011 | 17:12 »
Irgendjemand muss die Kolonialisierung ja angeleiert/bezahlt haben und hat da (erwarte ich zumindest) erstmal den Finger drauf. Wenn sich die Kolonisten und deren Nachkommen dann nach einer Zeit noch dem alten 'System' verbunden fühlen, dann ist man halt immer noch Angehöriger der Nation, unter dessen Banner man aufgebrochen ist. Ist das nicht der Fall hat man recht schnell ne Unabhängigkeitserklärung entworfen und (mal angenommen das Militär kann nicht mal eben schnell auf 'nen Besuch vorbeischaun) löst die alten Bande.
If the internet has shown us anything... anything... it has shown us that there is no such thing as "too batshit crazy to operate a computer."

Everybody's a book of blood. Wherever we're opened, we're red.

Außerirdische sind nicht rechtsfähige, bewegliche, herrenlose Sachen. Wer sie findet und mitnimmt darf sie behalten.

ChaosAmSpieltisch

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #6 am: 12.09.2011 | 17:15 »
Wer das angeleitet hat:

Eine Religöse Gruppe die mit der Weltregierung nicht einverstanden war (Beispiele: Die Mayflower)

Ein Haufen Verbrecher die ein Politiker medienwirksam ins All geschossen hat (Beispiel: Australien)

Abenteuerlustige Leute die einfach was neues probieren wollten (ok, da fällt mir nix zu ein gerade)

Militär, was eigentlich nur einen Überwachungsposten wollte, am Rand des Sonnengebietes und dann ging was schief.

Offline Zauberelefant

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #7 am: 12.09.2011 | 17:28 »
Grundsätzlich gehts um die Frage, wieso sollten zwei Sternenreiche etwas zwischen gegenseitig ignorieren und sich gegenseitig aus dem Kosmos pusten versuchen?

- Die andere Seite hat einen völlig anderen Metabolismus. Und wegen des Bevölkerungsdrucks auf beiden Seiten bietet es sich an, sich über die Besiedlung in unmittelbarer Nachbarschaft (gleiches Sonnensystem/Cluster) zu verständigen, weil man per Handel für beide Seiten Vorteile erzielen kann, während beide Seiten auch Wert darauf legen, mit ihren Nachbarn gut auszukommen, um (sinnlose) Kriege zu vermeiden.

- Kulturelle Unterschiede, wobei z.B. eine Seite jeden als Beute betrachtet, der keinen Vertrag abgeschlossen hat. Oder eben furchtbar neugierig ist, und gerne die Menschheit erforschen will, und das gleiche im Gegenzug anbietet.

- Handel. Austausch bestimmter Waren, Zölle oder Verbote für die Einfuhr bestimmter Dinge (Drogen, Alienwaffen, genetische Parasiten). Generell alles, was die anderen haben, wir nicht, aber brauchen können. Könnte sowas wie "Glasschmuck gegen Elfenbei" auf SciFi-Niveau sein. Die anderen müßen nur einen echten Mangel an Glasperlen haben.

- ein bereits vorhandenes Galaktisches Imperium/Republik, auf die die expandierende Menschheit stößt, und die auf Einhaltung der Regeln pocht.

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Online sindar

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #8 am: 12.09.2011 | 18:05 »
Irgendwie funktionieren die klassischen Prinzipien für Staatenbildung, Politik und Ökonomie nicht mehr, sobald ich sie auf Systeme dieser Größenordnung anwende (außer natürlich ich erfinde irgendeine Wundertechnologie, welche interstellare Reisen lächerlich einfach macht). Was verwunderlich ist, da es bei einem Fantasy-Setting mit Magie dahingehend eigendlich keine Probleme gibt.
Eben _weil_ Magie solche logistischen Probleme in der Regel unkompliziert loest (genauer: Handwedeleien spielweltplausibler macht). Ausserdem haben wir bei Fantasy in der Regel doch irgendwelche historischen "Vorbilder" im Kopf, ich jedenfalls, daher weiss man, dass sowas "geht" (was nichts darueber aussagt, wie sinnvoll es ist *g*).
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Offline Grey

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #9 am: 12.09.2011 | 21:50 »
Zunächst mal zwei Fragen zum Setting vorab:
- Was ist überhaupt die Motivation für interstellare Besiedlung/interstellares Reisen?
- Ist es ein STL- oder FTL-Setting? In letzterem Fall, wie lange dauert üblicherweise die Reise zwischen zwei "benachbarten" Sonnensystemen?

Im übrigen fallen mir grundsätzlich zwei Mechanismen ein, die zur Bildung von Bündnissen und Feindschaften führen: gemeinsames Ziel oder gemeinsame Bedrohung.

Gemeinsames Ziel: Dafür ist "Spice" ein Beispiel, es kann aber auch ein beliebiger anderer McGuffin sein. Wenn es in einem Sonnensystem/Nebelfleck/Sternhaufen etwas gibt, das für alle beteiligten Parteien sehr, sehr wertvoll wäre, bildet sich Konkurrenz heraus. Konkurrenz schafft Konflikt. Konflikt schafft Allianzen. Die mächtigste Allianz gewinnt. Auf diese Weise können sich recht schnell Machtblöcke herausbilden, die sich am Ende zu den stets beliebten Sternenimperien entwickeln.

Gemeinsame Bedrohung: angenommen, eine fremde Alienrasse, ein Weltraummonster oder einfach irgendein Naturphänomen wie z.B. ein sich nähernder Stern im Prä-Supernova-Stadium wird zum Problem für gleich mehrere Sonnensysteme. Keines davon allein ist in der Lage, mit der Bedrohung fertigzuwerden. Was liegt näher, als sich zusammenzutun und mit vereinten Kräften gegen die Bedrohung anzugehen? - Und was liegt hinterher für die Machthaber, die in der Notlage das Sagen hatten, näher, als diese Macht nicht wieder abzugeben? Schon ist ein Imperium entstanden, das seinen ursprünglichen Zweck überdauert und Machtkämpfe und wechselnde Allianzen generiert. Gegebenenfalls wird das Imperium selbst zur nächsten Bedrohung, gegen die sich wiederum noch unabhängige Systeme zusammentun usw. usf.
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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #10 am: 12.09.2011 | 22:27 »
Territorium? Bringt eine größere Ausbreitung irgendwelche Vorteile, welche die logistischen Nachteile aufwiegt?
Ressourcen? Solange es kein "Spice" (oder Unobtainium) gibt, bietet ein Sonnensystem doch alles, was man braucht. Wieso sollte man wertvolle Ressourcen verschwenden, um "ausgebeutete" Systeme zu unterstützen?
Ideologie? Das müsste schon eine ziemlich schwarz-weiße Ideologie sein (entweder ihr seid Teil unseres Reiches, oder ihr seid BÖSE), ansonsten ist der Weltraum groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen... und wenn die Situation derart verfahren ist, dass eine Koexistenz ausgeschlossen ist, dann findet auch keine Politik statt, sondern nur Krieg.
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Ideen?
Was du da ansprichst, spricht ja auch erstmal gegen eine Kolonisierung des Sonnensystems. Es muss sich ja erstmal auszahlen, das Sonnensystem zu besiedeln. Aber wenn das erstmal passiert ist, wenn man die Initialhürde überstanden hat und man vielleicht sogar irgendwann mal einen wirtschaftlichen Weg gefunden hat, Planeten (v.a. die Erde natürlich erstmal) mit Rohstoffen zu versorgen, dann ist es denkbar, dass das Gleiche sich irgendwann im größeren Maßstab wiederholen wird.
Wenns denn dann kein FTL geben soll, hat man vielleicht die Heuschreckenschwarm-Zukunft, in der die Menschheit als Ganzes ein System nach dem anderen abgrast, aber wohl kaum große Reiche, denke ich.
Wenns FTL gibt, sehe ich keinen Grund, warum es nicht genauso wie in der Vergangenheit auch große Reiche geben soll. Dann ist FTL ja nichts anderes als die Seefahrt zu Kolonialzeiten.

Und wenns denn Bündnisse sein sollen:
Ein heftiger Krieg zwischen zwei oder mehr Reichen ist immer wieder ein guter Grund für ein anschließendes Bündnis. Wenn man dann noch wirtschaftliche Gründe findet, zusammenzuhalten ... man denke nurmal an die EGKS und was sich so draus gebildet hat.
Gemeinsame Feinde und so helfen natürlich auch.
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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #11 am: 12.09.2011 | 23:35 »
Irgendwie funktionieren die klassischen Prinzipien für Staatenbildung, Politik und Ökonomie nicht mehr, sobald ich sie auf Systeme dieser Größenordnng anwende (außer natürlich ich erfinde irgendeine Wundertechnologie, welche interstellare Reisen lächerlich einfach macht).
Hier nennst du ja schon die erste Stellschraube, die man klären müsste:

Wie lange dauert die Fahrt von einem Sonnensystem bis ins Nachbarsystem? Ist man mit STL-Triebwerken unterwegs und die Besatzung befindet sich in Kryostase bzw. es handelt sich um Generationenschiffe? Das heißt, das Raumschiff braucht mehrere Jahrzehnt bis Jahrtausende zum nächsten Sonnensystem?

Oder dauert eine Reise mehrere Monate? (Vergleichbar mit der Kolonisierung Amerikas)
Oder dauert die Reise mehrere Tage? (z.B. Star Trek)
Oder dauert die Reise wenige Stunden?

Davon hängt es ab, wie die Politik genau funktioniert.

Zitat
Territorium? Bringt eine größere Ausbreitung irgendwelche Vorteile, welche die logistischen Nachteile aufwiegt?
Ressourcen? Solange es kein "Spice" (oder Unobtainium) gibt, bietet ein Sonnensystem doch alles, was man braucht. Wieso sollte man wertvolle Ressourcen verschwenden, um "ausgebeutete" Systeme zu unterstützen?
Im Prinzip kann man die gleichen Fragend och auch hier auf der Erde stellen?

Auch hier auf der Erde wurde häufig um irgendwelche kargen Felsen gekämpft, die keinerlei Ressourcen boten.
Die Gründe sind
  • militärischer Nutzen: Eine Basis im Feindesland erlaubt es, den Feind leichter auszuspionieren und von dort aus Überraschungsangriffe zu starten.
  • Prestige: Man steht vor dem eigenen Volk einfach gut da, wenn man damit angeben kann, wieviele Planeten man erobert hat.
  • Ressourcen:Auf einen Planeten kann ich jährlich 10 Raumschiffe bauen. Auf 10 Planeten kann man dann (nach einigen Generationen) jährlich 100 Raumschiffe bauen. Die Ressourcen mögen die gleichen sein wie auf der Erde. Aber ich habe einfach mehr Ressourcen.
  • Urlaubsparadiese: Der eine möchte einen Erholungsurlaub auf einen Planeten mit Niedrig-G verbringen. Der andere meint, das Fitnisstudio etwas für Weicheier ist und bucht einen Abenteuerurlaub auf einen Hoch-G Planeten.
  • Mehr Lebensraum im Osten Weltraum: Funktioniert auch immer wieder, um Massen zu begeistern.
Zitat
ansonsten ist der Weltraum groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen...
Die Frage ist: Für wie lange?
Früher war die Erde auch groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Innerhalb von ca. 100.000 Jahre hat der Mensch es aber geschafft, die gesamte Welt zu besiedeln.
Und ich denke, in weiteren 100.000 Jahren hat der Mensch (oder dessen evolutionärer Nachfolger) es dann geschafft, die gesamte Galaxies zu besiedeln.

Online Gorbag

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #12 am: 13.09.2011 | 00:40 »
Eine andere Idee sind übergeordnete Prinzipien die die Nationen einen. Ein klassiker hierfür ist eine stark verankerte Religion. Aber eventuell ist es auch ein glaube an ein höheres Ziel, das gemeinsam besser zu erreichen ist.
Die Tau aus Warhammer predigen ja z.B. auch das "höhere Wohl" und gliedern ihrem jungen Imperium so verschiedene Völker ein.


Offline Grey

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #13 am: 13.09.2011 | 09:41 »
Was auch immer gut zieht: nichts lenkt so schön von der Innenpolitik ab und spielt einem diktatorischen Regime so schön in die Hände wie ein Krieg gegen einen äußeren Feind. Und wenn der ganze Planet geeint ist, muß man halt das Nachbarsonnensystem angreifen (bzw. ihn medial zur Bedrohung aufbauschen und einen Präventivschlag anleiern). Das ist herrlich aufwendig, läßt den "zur Rettung des Vaterlandes" schuftenden Massen kaum Zeit zum Nachdenken, und man hat auch gleich einen Mülleimer zur Entsorgung von Widerständlern und Querdenkern (aka "die Front").

Und wenn erst mal einer mit diesem Spielchen anfängt und zwei oder drei Sonnensysteme unterworfen hat, suchen die noch friedlichen Nachbarsysteme vielleicht Bündnisse untereinander, und schon bilden sich wieder Machtblöcke.
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Offline Trichter

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #14 am: 13.09.2011 | 10:06 »
Wirtschaftlich gesehen haben andere Sonnensysteme den Vorteil, das dort evt. andere Elemente häufiger sind als in unserem System. Um ein solches System könnten dann auch mehrere Sternenreiche Krieg führen.

Und wenn man die Bevölkerungsentwicklung der Erde (letztens haben wir glaube ich die 7 Milliarden-Marke geknackt) auf die nächsten Jahre hochrechnet, so wird man schnell feststellen, dass unser Planet einfach nicht noch mehr Menschen vertragen kann. Irgendwann wird die Situation auf der Erde dann so schlimm, dass es entweder zu einem gewaltigen Krieg und/oder zur Kolonialisierung anderer Welten kommt. Wenn die Bewohner eines Sonnensystems jetzt nur in der Lage sind das nächste System zu erreichen und dort schon jemand wohnt, muss die Situation irgendwie auf politischer Ebene geklärt werden.
Zu diesem Thema (Bevölkerungsexplosion) ist übrigens "Der Splitter im Auge Gottes" ein passender SF Roman.
« Letzte Änderung: 13.09.2011 | 10:10 von Trichter »

Offline thestor

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #15 am: 13.09.2011 | 11:10 »
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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #16 am: 13.09.2011 | 11:22 »
Die Ideologen der Zukunft sind um vieles geschickter als heutige. Deshalb breiten sich Ideologien sogar über solche Entfernungen aus.

(Typisches Motiv bei Orion's Arm.)

Offline Thot

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #17 am: 13.09.2011 | 18:04 »
Also, wenn wir davon ausgehen, dass die heute bekannten physikalischen Parameter gelten und eine interstellare Reise mindestens Jahre, wenn nicht gar Jahrhunderte dauern muss...

...dann gibt es keine interstellaren Reiche. Punkt. Es mag instantane interstellare Kommunikation vie Quantenverschränkung geben, sofern hin und wieder Sonden hin- und her fliegen. Vielleicht. Aber keine Reiche. Das ist schlicht nicht drin.

alexandro

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #18 am: 13.09.2011 | 19:43 »
Ich gehe von einer Zukunftsvision aus, in der FTL möglich, aber mit Einschränkungen behaftet ist (längerer Aufenthalt im "Sprungraum" (Traveller), Eintrittspunkt am Systemrand (Fading Suns), begrenzte Sprungreichweite (Battletech) etc.). Wie auch immer die Technologie aussieht, ist der Energieaufwand derart groß, dass man nicht "einfach so" losfliegt, um ins Blaue zu erforschen, sondern dass man ein konkretes Ziel im Sinn hat. Interstellarer Tourismus ist (außer vielleicht für die oberen 10.000) nicht erschwinglich.

Werde mal versuchen, auf die einzelnen Punkte einzugehen:

Bevölkerungsexplosion: Hmm, wäre denkbar. Allerdings haben neueste Studien belegt, dass sich das Bevölkerungswachstum mit dem Rückgang der Kindersterblichkeit stabilisiert. Wenn man die 3. Welt Länder in ein Raumschiff packt, dann vielleicht (dann hat die neue Welt allerdings den Charakter eines Straflagers). Wenn die Lebensbedingungen auf der neuen Welt besonders hart sind (der Luxus der Erde also fehlt) könnte das auch zum schnellen Anstieg der Bevölkerung führen. Dann ist natürlich die Frage, wer freiwillig auf eine derart gefährliche Welt zieht (Gefangenenlager oder religiöse/politische Dissidenten kann ich sehen, nur glaube ich nicht dass diese dann noch so viel Liebe gegenüber ihrer Heimatwelt empfinden...).

Militärbasis: Dazu müsste erstmal ein Grund existieren, warum man überhaupt expandiert (wo nichts ist, da muss man nichts beschützen/nichts angreifen).

Zitat
Die Ideologen der Zukunft sind um vieles geschickter als heutige. Deshalb breiten sich Ideologien sogar über solche Entfernungen aus.
Wir haben einen Planeten. Alle paar Wochen (im schlimmsten Fall: alle paar Monate/Jahre, je nachdem wie wichtig der Planet ist) kommt ein Raumschiff vorbei und bringt (über was für Kanäle auch immer) die Ideologie der Zentralregierung in Umlauf. Dann fliegt es wieder los und die Bevölkerung des Planeten steht ein paar Wochen (Monate...Jahre...) ohne ideologische Kontrolle da.

Was passiert? Klar, die Bevölkerung schafft sich eigene Unterhaltungsformen, um sich die Zeit zu vertreiben. Diese sind natürlich vollkommen ideologiefrei, vielleicht kopieren sie Anfangs sogar die Ideologie der Zentralregierung. Das sorgt natürlich für eine "Mutation" der Memen des Planeten, irgendwann wird der Unterschied zur Zentralregierungs-Propaganda offensichtlich. Der Planeten-Ideologie sind die Bewohner ständig ausgesetzt, der Zentralregierungs-Ideologie nur gelegentlich. Da kann letztere noch so raffiniert sein, sie wird untergehen.

Eulenspiegel

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #19 am: 13.09.2011 | 20:54 »
Wie auch immer die Technologie aussieht, ist der Energieaufwand derart groß, dass man nicht "einfach so" losfliegt, um ins Blaue zu erforschen, sondern dass man ein konkretes Ziel im Sinn hat. Interstellarer Tourismus ist (außer vielleicht für die oberen 10.000) nicht erschwinglich.
Also vergleichbar mit dem Aufwand, zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges von Europa nach Amerika zu reisen?

Zitat
Bevölkerungsexplosion: Hmm, wäre denkbar. Allerdings haben neueste Studien belegt, dass sich das Bevölkerungswachstum mit dem Rückgang der Kindersterblichkeit stabilisiert.
Der Rückgang der Kindersterblichkeit hat ja erst zur Bevölkerungsexplosion geführt. Zur Zeit des Mittelalters, wo es eine hohe Kindersterblichkeit gab, gab es auch keine Bevölkerungsexplosion.

Soweit ich das sehe, sind die Bevölkerungszahlen in den Ländern, in denen eine Karrierefrau angesehen wird, aber keine günstigen Möglichkeiten existieren, seine Kinder unterzubringen, rückläufig.

In den Ländern, wo jedoch eine Hausfrau propagiert wird oder Möglichkeiten bestehen, für 2 berufstätige Eltern, Kinder zu bekommen, ohne dass einer von beiden Einbußen im Job erhält, in den Ländern steigt die Bevölkerung nach wie vor an.

Zitat
Wir haben einen Planeten. Alle paar Wochen (im schlimmsten Fall: alle paar Monate/Jahre, je nachdem wie wichtig der Planet ist) kommt ein Raumschiff vorbei und bringt (über was für Kanäle auch immer) die Ideologie der Zentralregierung in Umlauf. Dann fliegt es wieder los und die Bevölkerung des Planeten steht ein paar Wochen (Monate...Jahre...) ohne ideologische Kontrolle da.
Dafür gibt es einen Gouverneur: Dieser bleibt auf dem Planeten und übt dort die Kontrolle aus.
Das Amt des Gouverneurs ist nicht vererbbar, so dass es jede Generation einen frischen Erdenbürger auf der Kolonie gibt.

Offline Fat Duck

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #20 am: 15.09.2011 | 18:55 »
Ja, was Bevölkerungsexplosion und Ideologien angeht, da kann man mMn ziemlich beliebig vorgehen. Erklärungen kann man hier für alle möglichen Szenarien finden.
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Belchion

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #21 am: 15.09.2011 | 19:08 »
Es mag instantane interstellare Kommunikation vie Quantenverschränkung geben, sofern hin und wieder Sonden hin- und her fliegen.
Wenn du Informationen austauschen kannst, hast du aber schon ein Handelsgut: Informationen eben. Und dann brauchst du auch Regeln für den Austausch und Gebrauch von Information. Ich meine, wir handeln schon heute mit Informationen, warum sollte das in Zukunft, wenn die meisten Wissenschaftler noch wesentlich spezialisierter sein werden als heute, anders sein?

Also selbst wenn nur die interstellare Informationsübermittlung möglich wäre, gäbe es einen Grund für interstellare Politik.

Offline mattenwilly

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #22 am: 15.09.2011 | 19:35 »
Pournelles CoDo Setting:

+ Kein Terraforming
+ Relativ langsame Unterlicht-Raumfahrt die Treibstoff braucht
+ Keine Gravtech also langsamer/teurer Transport zu/von einem Planeten
+ Relativ frühe Entdeckung des Überlichtantriebs
+ Begrenzter Überlichtantrieb (Sprungpunkte/Linien)
+ Massive Überbevölkerung
+ Teure aber langlebige Schiffe

Die Kolonisierung von Mars etc. ist weniger lohnend/praktisch genau so teuer wie die Kolonisierung einer bewohnbaren Welt in einem anderen Sonnensystem. Also gibt es interesse an "guten Welten". Und es gibt den "drang weg von der Erde" da diese ein Höllenloch ist. Da Schiffe teuer und selten sind gibt es sie anfänglich nur in Staatlicher Hand oder bei großen Konzernen. Also sind die Kolonien "unfrei". Dazu kommt ein Pseudo-Diktatorisches System das durchaus auch Gewalt einsetzt um Kolonien zu kontrollieren, die Kolonien als "Abraumhalde" für Unerwünschte verwendet und eine technologische Abhängigkeit von der Erde

============================

2300AD:

+ Die Menschheit hat sich beinahe selbst ausgelöscht (Twilight Wars/Twilight:2000)
+ Orbitalzugang ist relativ teuer (Die Erde hat eine Orbitalaufzug, die meisten Welten nicht)
+ FTL existiert, hat aber Grenzen (muss alle 7.7 Lichtjahre in ein Schwerkraftfeld >= 0.1g gebracht werden)
+ Es existieren noch Nationalstaaten

Besiedelt wird hier zum Teil um "die Eier auf mehr Gelege zu verteilen" und zum Teil aus "Nationalstolz". Die Kolonien bleiben (meist) bei der Stange weil:

+ Sie technologisch von der Erde abhängen
+ Thorhammer
+ Ab 2298: Kafer
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

Offline Thot

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Re: [SF] Interstellare Politik
« Antwort #23 am: 16.09.2011 | 20:34 »
Wenn du Informationen austauschen kannst, hast du aber schon ein Handelsgut: Informationen eben. Und dann brauchst du auch Regeln für den Austausch und Gebrauch von Information. [...]

... die keine zentrale Instanz durchsetzen kann.