Wer Rollenspiele spielt und auf Systeme wie 7te See, All for One oder PDQ trifft, der wird sich sehr schnell der Diskussion widmen müssen, was für ein Genres die verschiedenen Spiele denn jetzt bedienen. Piratengenre oder Mantel und Degen???
Lord Verminard hat sehr treffend angemerkt, dass die meisten Leute Rollenspiele immer noch fälschlicherweise danach voneinander unterscheiden, welches Setting sie haben und ob sie einen W20, W% oder ein Poolsystem verwenden. Dabei ist für das Spielgefühl eine Verständigung oder Vermittlung des Genres und seiner Besonderheiten in der Regel viel wichtiger als die Mechanik hinter dem Spiel. Ich habe z.B AD&D 2nd sehr piratig und Mantel und Degen like gespielt (Sourcebook Pirats of the fallen Stars) oder beim Jolly Orc eine Warhammer Runde gespielt die absolut dem Genre entsprach. Gleichzeitig habe ich 7te See Runden gespielt in denen ich zum Anfang jeder Runde gefangen genommen worden bin und man mich für jeden Furz würfeln ließ.
Das System ist also nicht so wichtig wie die Art die man spielt oder das Genre, dass man sich aussucht.
Es ist mir zusätzlich klar geworden, dass die Bezeichnung Piraten-Pulp nicht sehr glücklich gewählt ist, weil die literarischen Vorlagen im Pulp Genre wenig mit Piraten zu tun haben und die Sicht des Gernes „Piratenfilm/Spiel“ von den meisten Rollenspieler eher durch Filme definiert wird.
Vielen Dank also für die Anregungen, und hier eine etwas überarbeitete Version, in der meine neuen Erkenntnisse mit einfließen:
Dazu hole ich erst einmal aus, wofür die Genres meiner Meinung nach stehen:
Mantel und Degen.
Meiner Ansicht nach bezieht sich das Mantel und Degen Genre auf die Bücher von Dumas, Sabatini und Feval bezieht oder einer moderneren Vorlage wie Zorro klaut. Die Protagonisten in den Geschichten sind in der Regel klassische Helden, welche aus dem gehobenen Milieu stammen und sich der Behebung eines Unrechtes oder einer Rache Queste widmen. Sie geraten bei ihrem Feldzug dann auch fast immer mit einer überlegen und moralisch verdorbenen Macht in Konflikt. Mantel und Degen dreht sich um Themen wie Ehre, Moral, Verlust, dem Dienst am König oder am Vaterland. Die Helden sind immer die Guten, auch wenn sie als Piraten oder Banditen arbeiten um ihren Ziel näher zu kommen. Edel im Geiste statt in der wahren Handlung könnte man dazu sagen.
Das Mantel und Degen Genre wird auch von einer gewissen Eloquenz und Wortgefechten beherrscht, die Helden messen ihren Esprit mit dem Gegner, wie es zu Dumas Zeiten in der gehobenen Schicht oft der Fall war. (Duelle mit Worten) In den Filmen kommen dazu akrobatische Szenen und aufwendig choreographierte Kämpfe.
Wenn ich es mir so überlege ist Odysseus für mich mit eine der ersten wirklichen Geschichten, welche eine Thematik wie die der Mantel und Degen Filme aufgreift. Es geht um den Adligen, der sich gegen die mächtigen Götter auflehnt und um sein Recht und das Überleben seiner Mannschaft kämpft. Natürlich sind die Sandalen Filme, die sich um das Genre drehen nicht mit Mantel und Degen Aspekten versehen, aber sie haben oft auch aufwendig choreographierte Kämpfe und witzige Sprüche.
Piratengenre
Grundsätzlich ist das Piratengenre durchlässiger als dass von Mantel und Degen Geschichten. Die Begründung liegt in der fehlenden moralischen Instanz, welche den Helden beim Mantel und Degen Genre antreibt oder auszeichnet. Außerdem wird das Genre gerne mit Elementen aus anderen Genres gemixt. In Verfilmungen wie Fluch der Karibik wird sogar ein sehr gekonnter Mix aus den Genres Mantel und Degen, Mystik, Horror und dem Piratengenre erschaffen. Das Genre lebt in der Darstellung seiner Charaktere und von deren Überzeichnung. Alles in diesem Genre ist groß, schnell, bunt und absolut unglaublich.
Ein Großteil der Piraten in filmischen Vorlagen sind nahe am Mantel und Genre, aber nicht alle.
Der entscheidende Unterschied zwischen Mantel und Degen und Priratengenre ist die oft fehlende Moral und die Überzeichnung der Charaktere sowie das Einbeziehen anderer Genres, da Piratenfilme eine größere Zeitspanne abdecken.
Hier habe ich als erste Pubikation in dem Stil Sindbad im Auge, weil er immer den finanziellen Vorteil im Auge behält und auch sonst kein Kind von Traurigkeit ist. Aber das ist halt einfach eine Ansichtssache.
Was Bedeutet diese Erkenntnisse fürs Leiten? Eigentlich nur, dass man sich vor der Runde mit der Gruppe unterhalten sollte welches Genre man pflegt oder auf was man als SL in dieser Kampagne achtet. Ich bin mit einer meiner Runden kreuzunglücklich gewesen weil ich Mantel und Degen Piraten mit Pulp Einflüssen im, Mondmeer spielen wollte und die gierige Vorzeigepiraten mit Ambitionen zur Macht (was in Reign klar ist) gespielt haben. Alle Hinweise, von mir, dass gewisse Taten nicht edel waren und das verteilen von negativen Rufwürfeln wie bei 7te See brachten keine Besserung.
„Wir sind halt Piraten“
Eher im Gegenteil, die Rufwürfel der schlechten Art wurden enthusiastisch genutzt um weiter finstere Pläne voran zu treiben.
Also sollte man sich als Spieler und als SL immer darüber im klaren sein, dass man diese Genre vor dem Spiel gut abklären sollte um nicht zu einem Spielerlebnis zu gelangen, dass man so nicht haben wollte. Mantel und Degen sowie Piraten können Genreübergreifend eingesetzt werden, wenn man sich von den klassischen literarischen Vorlagen trennt, was man bein Rollenspiel immer machen sollte.
Man erschafft mit seiner Gruppe das Genre in dem sie spielt. Ihre Taten und Motivationen sind der tragende Faktor für jedwede Geschichte und wenn man es kann sollte man als SL immer in dem Genre klauen, dass am Besten für die jeweilige Situation geeignet ist. Gerade Mantel und Degen lebt von der Frische und dem lockeren Umgang mit seinen Spielern, von einer gewissen Leichtigkeit, welche ich beiden Genres zugestehe.
Vielleicht war ich deshalb auch so von 7te See enttäuscht als das Setting immer weiter in Richtung Horror abglitt.
Also Danke ich mal allen Usern die in diesem Thread geschrieben haben für den Stoff zum Nachdenken und werde mal überlegen, ob ich endlich mit meinem SL Leitfaden für Mantel und Degen im Mondmeer weiter mache.