Die nachfolgenden vier Beiträge standen ursprünglich im Thread: Wie geht es eigentlich Shadowrun? (Edition 2024). schneelandShadowrun leidet meiner Beobachtung sehr darunter, dass man sich beim Hintergrund lange Zeit nicht zwischen "Future from the 80s" und "Die Zukunft in X Jahren" entscheiden konnte (von dem MageRun-Problem mal ganz ab).
Stimmt. Außerdem ist SR auch total mutlos in seiner Zukunftsprognose. Alles was Tech angeht, ist lahm. Es gibt immer nur die Matrix, die aber in Magie abgleitet, und Bodytech. Aber dort haben wir seit Editionen das gleiche. Krasse Innovationen, die sich mit der Magie messen können, sucht man vergeblich. Das, was da ist, ist dann gleich super geheim, limitiert oder nie verfügbar. Oder, wie Nanotech, wird eine Edition später komplett zurückgerollt.
Im Hintergrund ist es auch nicht besser. Hauptsächlich fällt mir auf, dass SR 2080 matrixmäßig kaum mit heute mithalten kann. Ja, VR, aber das wars. Die Funktionalitäten sind, grad für Normalos, sogar deutlich schlechter als das heutige Internet. Ständig erinnere ich daran, dass es im Setting grade kein allgemein verfügbares Wissen online gibt, weil die Konzerne das unter sich aufteilen, ebenso alle anderen Online-Dienste. Es gibt kein normales Google, es gibt kein allgemeines Internet, es gibt kein Google maps.
Es kommt mMn etwas darauf an, welchen Anspruch man an das System stellt. SR6 ist nur mit dem GRW gerade im Vergleich mit anderen Rollenspielen schon sehr komplett und bietet eine Menge Möglichkeiten und Optionen, die gerade für Neueinsteiger mehr als ausreichend sind um das Spiel auch für einen längeren Zeitraum interessant zu halten.
Grundsätztlich schon. Allerdings nur im Vergleich zu großen Systemen. Diverse kleinere (zB die von Free League) sind mit dem GRW komplett, bei SR spielen die Bände zu Magie, Riggern und Bodytech immer eine enorme Rolle.
Ein weiterer Punkt sind immer wieder Dinge im Hintergrund die für Unklarheiten sorgen. Muß man jede SIN wieder mit neuen Lizenzen ausstatten? Was ist eigentlich genau die SIN und wo ist sie gespeichert? Was passiert wenn die SIN auffliegt?
Aber auch die Hosts als aus dem Boden gezogene Server sind ziemlich seltsam.
Das ist für mich das Schlimmste überhaupt am Setting. Ganz zentrale Elemente, die sich auch auf die Regeln auswirken, sind maximal unklar. Neben SINs und Hosts nehme ich nochmal das DNI als Kernelement der Cyberware. Die Regeln erklären es gar nicht spieltauglich, Forendiskussionen waren ultrakomplex und führten oft auch nur zu Dissens und Entwickleraussagen waren nichtexistent, schwammig oder - immer gut - im Kern nur "it's magic!". Danke für nichts, viel Spaß, wenn der Neuspieler mal die falschen Fragen stellt.
Shadowrun, das in der vierten Edition in meiner Region noch sehr aktiv von einer großen und vernetzen Community gespielt wurde, ist den selben Weg wie DSA gegangen und findet sich nur mehr in vereinzelten isolierten Gruppen, großteils mit älteren Editionen (außer mir kenne ich niemanden, der aktiv mit alternativen Regelsystem geleitet hätte). Und wie bei DSA ist es praktisch unmöglich zu eruieren, wie es um die größere Community steht (die im Gegensatz zu DSA sogar stark international ist), weil es kaum allgemeingültige Plattformen oder Indikatoren gibt. Zu leicht tappt man in die Falle, eigene und lokale Entwicklungen als übergreifende Tendenz zu sehen.Wie DSA auf einem langsam absteigenden Ast. Es wird sich wohl noch eine Zeitlang halten, aber wohl eher nicht mehr den Platz ganz oben einnehmen, den es mal hatte.
Guter Punkt, es ist wahrscheinlich sehr ähnlich.
Daran sieht man übrigens auch, dass die "alternativlose" Agenda, alle paar Jahre eine neue Edition herauszubringen, für die Verlage doch zweischneidig ist.
Einerseits kann man dann mal wieder alle Regelwerke neu verkaufen. Und Tigger ist nie müde geworden zu sagen, dass die Kernbücher den Hauptumsatz machen, nicht irgendwelche innovativen Settingbeschreibungen. Andererseits zersplittert die Community mit jeder neuen Edition mehr.
Sie hat ja auch mehr Gelegenheit dazu. Und da eine neue Edition Dinge anders machen muss als der Vorgänger, entstehen nach und nach tatsächlich unterscheidbare Varianten des Systems, wobei die neueren zwangsläufig immer schwächer werden, weil die alten jeweils einen nennenswerten Anteil der Altspieler bei sich behalten. Bei DSA ist es ja ähnlich. Als DSA4 aktuell war, gabs eine größere Gruppe DSA3-Spieler und einige wenige, die 1 und 2 gespielt haben. Zwar sterben diese Altgruppen wahrscheinlich langsam immer weiter aus, aber mit DSA5 kam dann eben eine neue, große Sub-Community dazu, die bei DSA4 geblieben ist. Viele sind sofort oder später gewechselt und Neuspieler spielen DSA5, aber dennoch ist diese Community sicher schwächer, als die alte DSA4-Community damals. Wenn jetzt DSA6 käme, würde sich alles nochmal ausdifferenzieren.
Das kann man nur verhindern, indem man 1) massiv (!) Neuspieler generiert, die den Anteil ausgleichen, der den Wechsel nicht mitgemacht hat. Das schaffen vor der Übermacht von D&D mMn weder DSA noch SR. Oder 2) indem man versucht, die neue Edition einer alten nachzubilden. Also DSA6 wird mehr wie 4, SR7 wird mehr wie 4 oder 5. Das ist ein hohes Risiko, weil es das ja alles schon gab, warum neu kaufen? Und gleichzeitig muss das Produkt natürlich dennoch modernisiert und verbessert werden, was die Gefahr birgt, dass es den Altspielern doch nicht genug wie ihr geliebtes altes Ding vorkommt.
Meine persönliche Einschätzung als Fazit auf die Frage, wo Shadowrun steht wäre:
Wie DSA auf einem langsam absteigenden Ast. Es wird sich wohl noch eine Zeitlang halten, aber wohl eher nicht mehr den Platz ganz oben einnehmen, den es mal hatte.
Das kann ich so unterschreiben. Danke für denen Beitrag insgesamt!