Ich denke drüber nach. Aber nur wenn du nicht den SL sondern das System an sich dafür verantwortlich machst.
Da ist man mal ein paar Tage nicht da, schon wird der Jammerthread gestartet,
auf den ich mich so gefreut habe für den ich schon seit Jahren Tränen anspare. Klar mache ich keinen SL dafür verantwortlich, dass er mit einem doofen Spiel versucht, Rollenspiel zu leiten
Persönlich spiele/leite ich von den "Mainstreamsystemen" kein einziges gerne und bin bei einigen sogar der Ansicht, dass diese Systeme eigentlich gute Spielleiter
verderben - sei es durch schlechte Abenteuerpublikationen, einen laut gepredigten, aber schlechten Leitstil oder einfach nur vermurkste Regeln.
Wobei ich mit der Definition von Mainstream recht locker bin und drei Merkmale dafür ausmache: was mMn viele Leute spielen und auf Cons, die ich besuch(t)e, regelmäßig angeboten wird und mir nicht gefällt ist
Mainstream. Darunter fällt also D&D3.x (und die meisten der Ableger), DSA, V:tM (und fast die ganze oWoD) und Shadowrun.
Dann also mal los mit dem Geheule:
Shadowrun: Das Würfelsystem packt mich nicht (schon mal in einem actionreichen Kampf eine Viertelstunde Realzeit über Zielwerte/Schwierigkeitsgrade diskutiert?), die Welt ist albern (ok, wie bei fast allen RPGs, nur bei Shadowrun scheinbar völlig frei von Selbstironie), das pseudocoole Runnergehabe der Spieler bereitet mir Zahnschmerzen.
Die Folge für Cons: Es kann dazu kommen, dass Spieler sich zu sehr auf Shadowrun fixieren und für anderes blind werden.
DSA: Da gibts ja schon einen Blubberthread, darum hier kurz von mir nur die Sachen, die mich am meisten stören. Regelwust. Aktive Parade. Idiotische Anleitung zum "Bauerngaming" und "Zuckerbäckerbau". Dämliches Setting mit Metaplot + Soap Opera Tendenzen, das Spieler wie "Meister" jeder Eigenidee und Eigeninitiative beraubt und die Neugier auf alternative Spiele abschnürt.
Die Folge für Cons: Settingtouristen bzw. Settingterroristen, die neue Spieler abschrecken, wenn diese nicht schon vom ersten Blick aufs Charakterblatt das Weite gesucht haben.
D&D3.x: Es hat die Battlemap zurück an die Tische gebracht, dafür danke ich dem System. Aber ansonsten? Völlig unausgewogen zum Spielen ohne Erweiterungen, eine Flut von Feats-Büchern ohne Qualitätskontrolle, Number-Crunching bis zum Exzess, gnadenloser Regelwust, besonders unübersichtlich beim Berechnen stackender Boni, Kampf- und Schatzplanung verschluckt beim SL endlose Vorbereitungszeit... das ist kein Spiel mehr, das sind Hausaufgaben. Und langweilige dazu. Und fast alle diese idiotischen Regeln braucht man eigentlich nur für den Kampf kleiner Personengruppen!
Die Folge für Cons: Neue Spieler werden abgeschreckt. Entweder Spieler und SL sind grandios mit dem System vertraut
und der SL ist sehr gut vorbereitet (mit einem detailliert ausgearbeiteten Abenteuer, das mehrere Wege der Charaktere berücksichtigt), oder das Spiel wird zum Gewürge.
V:tM: Mein Hass-System. Albernes Setting (ok, haben die meisten RPGs, aber siehe Shadowrun), holprige Regeln (klar, ist ja von WW), fürchterliches Erzählspielgeschwurbel (eben WW). Alle drei Punkte zusammen sind eine Einladung zum Railroading. Kein Spiel, das den SCs die tragende Rolle im Abenteuer zuweist. Definitiv ein System, das Spielleiter verdirbt.
Die Folge für Cons: Katastrophal! Spielleiter leiten nicht mehr, sondern erzählen. Spieler erwarten eine Parade übermächtiger NSCs. Schlimmstenfalls schlägt das auf andere Systeme über und reißt diese mit in den Abgrund.
Eigentlich ist bei all diesen Spielen die Folge für Cons, dass Spieler mit der festen Erwartung hingehen,
dieses System, und
genau dieses System, in
diesem Setting und
genau so wie zuhause in der Stammrunde, zu spielen. Dazu kommt dann die Fixierung auf regellastige, bürokratische Systeme und/oder stark erzählspielige
und railroadige* Abenteuer. Das sind Gewohnheiten, die sich von Con zu Con verstärken können und dadurch die Bandbreite des möglichen Rollenspiels einschränken.
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Das stört mich, obwohl ich bei jedem System den ersten Eingewöhnungsabenteuern, die man auf Cons anbietet, eine gewisse Gradlinigkeit durchaus zugestehe. Es kommt aber aufs Ausmaß der Spielerbeteiligung/SC-Beteiligung am Abenteuerverlauf an. Außerdem ist zu berücksichtigen, welche Bedeutung die Spielregeln haben, die zumindest ich bei einem Kennenlern-Spiel auf einem Con in Aktion sehen will.
Ich weise auch ausdrücklich darauf hin, dass ich erzählspielig und railroadig unterscheide. Erzählspiel kann railroadig sein, muss aber nicht.