Wahrscheinlich dieselben die Afganistan d20 (Review dazu) gespielt haben. Und dann gibt es noch Blackwater das Videospiel für nebenher.
Ausgehend von den im Zitat genannten Beispielen aus einem anderen Thread wollte ich mal recht frei in die Runde fragen, wie ihr derartige aktuelle realweltliche Bezüge in Rollen- und Videospielen findet.
Dazu tue ich zunächst einmal meine Meinung kund und haue dann einen wirren Haufen Fragen raus
Ich kann nicht nachvollziehen, warum ein Blackwater-Videospiel geschmackloser sein soll als einer der x-tausend Shooter, in denen man US-Soldaten in den gleichen Konfliktzonen spielt.
Ja, Blackwater hat einen schlechten Ruf, aber unterm Strich bei Weitem nicht so viel auf dem Kerbholz wie die US-Streitkräfte oder andere Armeen.
Und man kann wohl schwer davon ausgehen, dass im Blackwater-Spiel die realen Verfehlungen des Unternehmens ebenso wenig eine Rolle spielen werden wie jene der US-Armee in ähnlichen Konstellationen - das wird (natürlich) ausgeblendet, weil es für den angedachten Unterhaltungszweck irrelevant ist.
Mir scheint es aber auch, als hätten die US-Streitkräfte einen in diesem Kontext erstaunlich guten Ruf - was ich größtenteils für das Ergebnis schlichter Gewöhnung halte, nach dem Motto "Wen sollte/wollte man in einem kontemporären Setting sonst schon spielen?".
Auch über das Afghanistan-Quellenbuch kann ich mich nicht aufregen.
Ich sehe da keinen großen Unterschied zu RPG-Settings im Zweiten Weltkrieg oder im Vietnamkrieg - ja, die sind beide länger her, aber die emotionale Anbindung kann für jeden einzelnen Spieler sehr unterschiedlich ausfallen.
(Dazu: Teile meines Bekanntenkreises und ich selbst waren in Afghanistan, aber keiner hat ein Problem z.B. mit Shootern, die dort spielen - das wird einfach völlig getrennt wahrgenommen. Meiner Einschätzung nach ist die Tendenz zur moralischen Entrüstung da eher noch geringer als beim Rest der Bevölkerung.)
Kurz:
Ich finde die genannten Beispiele nicht geschmacklos und habe auch kein Problem mit der absoluten Mehrheit dessen, was in der Richtung sonst noch so produziert wird (freilich unabhängig davon, ob das insgesamt gute Spiele sind oder nicht).
Aber was mir dazu an Fragen so auf Anhieb einfällt (da wird wohl auch schnell klar, wie ich gedanklich an die Aufregung über das Thema herangehe):
- Gibt es für euch eine (wohl diffuse)
zeitliche Grenze?
D.h. ist so was ok, so lange der jeweilige Konflikt lang genug her ist?
Wie sieht da der Zeitrahmen bei euch und im Bekanntenkreis
ungefähr aus - wäre WK2 ok? Vietnam? Desert Storm?
Stehen einzelne Konflikte außerhalb dieser allgemeinen Zeitbewertung (z.B. der Dreißigjährige Krieg oder der Zweite Weltkrieg als Konflikte, die generell nicht aufgegriffen werden sollten, auch wenn weiter zurückliegende Konflikte ok sind) und aus welchen Gründen?
- Macht ihr Unterschiede, wie ein solcher Konflikt allgemein bewertet wird?
Gibt es also Szenarien, die grundsätzlich aus moralischen Gründen nicht in Frage kämen, aber andere (eventuell aktuellere), die man durchgehen lassen kann (z.B. Vietnam im Vergleich zum Kosovo-Krieg)?
- Spielen die Protagonisten für euch eine Rolle und warum (nicht)?
Paradebeispiele Sudden Strike oder Day of defeat, wo man die deutsche Seite im Zweiten Weltkrieg spielen kann.
- Wenn ihr euch an solchen Settings stört: Macht es für euch einen Unterschied, ob man unterm Strich nur die Seriennummern abfeilt (z.B. in Form fiktiver Länder, bei denen 100% klar ist, was gemeint ist, oder im Fall des Blackwater-Spiels ein fiktives Sicherheits-/Söldnerunternehmen) oder muss das Setting wirklich "komplett" von der Realität getrennt sein?
Wo würdet ihr da gefühlt die Grenzen sehen - ist das hauptsächlich eine atmosphärische Frage, d.h. sollte der fiktive Konflikt allgemein nicht zu sehr an einen realen erinnern oder sind das andere Faktoren?