Ich habe mir gestern Abend den neuesten 3D-Effekte-Antike-Fantasy-Film gegönnt, also "Krieg der Götter 3D". Zunächst wollte ich ihn hauptsächlich wegen Mickey Rourke und Freida Pinto sehen, aber auch deshalb, weil ich kaum etwas von der Handlung aus den Medien und dem Trailer mitbekommen hatte und ich mich insofern noch ein wenig überraschen lassen konnte.
Ich wünschte mir fast, ich hätte nach "Clash of the Titans" und "Conan 3D" meine Lektion gelernt, aber ich habe mich ein weiteres Mal übertölpeln lassen. Nun ja, ganz so schlimm war es dann auch nicht. Aber lest selbst...
*** SPOILER ALERT!! ***
Die Titanen sind überhaupt nicht riesengroß, wie man sich Titanen immer vorstellt, sondern lediglich zombieähnliche graue Krieger, die beim Treffen im Nahkampf zerplatzen und zerspringen wie Videospiel-Männchen.
Die Götter des Olymp sind nur zu fünft. Jedenfalls sieht man nur fünf von ihnen, und sie haben nicht bescheuerte goldene Plastikhelme auf (vor allem Poseidon mit Muscheln als Ohrenschützer), sondern kämpfen als Fünfergruppe genauso wie das Fünfer-Team der Power Rangers. Der Plot ist auch genauso dünn wie in einer Power Rangers-Folge. Die griechischen Götter im Olymp sind lediglich eine beliebige Familiengruppe von Unsterblichen, die eine rivalisierende Gruppe von Unsterblichen (das waren dann vermutlich die Bösen, wird aber nicht erklärt...) in die Unterwelt verbannt haben. Kein Wunder also, dass die Titanen ewig sauer auf die Götter sind... Genau die gleiche Geschichte gab es auch bei den Germanen mit dem Kampf zwischen den Asen und den Jötunen. Es hat sich einfach eine beliebige Gruppe zu absoluten Herrschern gemacht und die anderen eben weggeschickt. Apropos Unsterbliche: unsterblich bedeutet hier nur "nicht alternd", aber sie können sich gegenseitig im Kampf töten, wenn sie wollen (siehe Highlander). Alle Götter können sterben, außer Zeus, der wie ein Comic-Held in letzter Sekunde doch immer davonkommt und weiterlebt. Natürlich geht es wieder mal um eine ganz tolle wahnsinnig mächtige Superwaffe, die (wäre es in einem Rollenspiel) ungefähr 10,000 Punkte Schaden macht und auch Götter töten kann. Diese Waffe ist für Götter gedacht und nicht für Sterbliche, aber selbstverständlich suchen Sterbliche danach. Es ist also wieder einmal so ein Film nach dem Schema "Suche nach dem alles entscheidenden Artefakt" (will sagen: leider schon hundertmal gesehen).
Außerdem wirkt der Film letztlich wie stramm konservative Kriegspropaganda und sehr anti-liberal und anti-rationalistisch. Die Lehre aus der Geschichte ist anscheinend "Immer wachsam bleiben, immer das Kämpfen üben, immer trainieren, weil überall böse Feinde lauern und uns überfallen wollen!" Zuhauen ist besser als Verhandeln. Kriege werden nur durch magische Waffen entschieden. Dazu haben immer die Helden Recht, die an die Götter glauben und die Mythen und Erzählungen wörtlich nehmen. Der Vorsitzende des Hellenischen Rates in dem Film wird zum Beispiel überrumpelt und geköpft, weil er die Warnungen in den Wind geschlagen hat und die Götter für ein Märchen hielt. Die Rationalisten werden also als machtlos und wehrlos hingestellt, Erfolg hat nur Theseus, der zudem von Zeus und den anderen Göttern persönlich Unterstützung erhält. Dabei verstoßen die Götter sogar ständig gegen ihr eigenes Gesetz, dass sie eigentlich nicht in die Geschicke der Menschen eingreifen dürfen, solange die Titanen in ihrem Gefängnis bleiben.
Bis auf die lächerlichen Power-Rangers-Götter in Golduniformen und ein paar wenige andere Szenen ist der Film genauso zusammengestückelt wie Conan 3D, Kampf der Titanen und 300. Ganze Dialoge sind aus "300" und anderen Filmen geklaut. Und zu allem Überfluss sprechen die vier Orakelpriesterinnen untereinander immer Griechisch mit Untertiteln. Stimmt wirklich!
Der Film gehört für mich in die Kategorie "So unverfroren und peinlich, dass man ihn gesehen haben muss".