Ich fand schon als Knabe (da kommt gleich noch einer) sehr auffällig bei DSA tatsächlich die politische Korrektheit im Bezug auf Sexualität oder vielmehr Gender. Mir fallen zwar auch kaum oder keine schwulen Figuren ein (auf Anhieb), aber der Umgang mit Sex war doch immer sehr "freimütig". Bei aller moralischer Belehrung, was gutes Rollenspiel und Heldentum betrifft, kann ich mich an derlei nicht im Bezug auf körperliche Genüsse erinnern. Da hat sich lange Zeit tatsächlich noch ein einziges Sword&Sorcery-Element rübergerettet, nach meinem Empfinden. Was dann eben leider auch zu geschmacklichen Ausrutschern in den Romanen über und der Dartsellung von Raidri führte.
Vor allem über einen Begriff, den ich eigentlich sogar nur von DSA kenne, hat sich der Eindruck einer nach allen Seiten offenen Sexualität bei mir eingebrannt, nämlich der (und hier kommt er) des "Lustknaben". Bei der mir bewussten Lektüre von DSA-Texten wurde immer peinlichst darauf geachtet, dass aventurische Prostitution nicht eine Domäne von Frauen ist, wie das in den allermeisten Settings im Grunde reflexartig der Fall ist. Stets wurde die Existenz von Lustknaben betont, was zweierlei (oder dreierlei) aussagt: Erstens machen aventurische Frauen einen ebenso großen Teil der Kundschaft von Gewerbetreibenden aus wie aventurische Männer (was mittelalterlichen und pseudomittelalterlichen Konventionen zuwiderläuft). Zweitens gibt es keine erkennbare Trennung zwischen homo- und heteroerotischer Prostitution, sie existieren gleichwertig und am selben Ort nebeneinander her. Drittens ... habe ich vergessen. Jedenfalls fand ich die penetrante und irgendwie auch selbstverständliche (denn es gab diese nicht nur in Al'Anfa) Erwähnung von Lustknaben immer beachtlich, da sie den üblichen, reflexartigen Klischees entgegenläuft. Oder so.