Wie im anderen Thread gesagt nur Eindrücke vom Lesen, Spielen konnte ich nWoD noch nicht:
Das V'n'V-System klang mir persönlich auch erstmal sehr "christlich-abendländisch". Allerdings kam mir die nWoD bei V:tR vom ersten Lesen ohnehin äußerst christlich (verengt gesehen katholisch bzw. erweitert gesehen abrahamitisch) vor, bis hin zu einem eigenen Bund mit Heiligenkult. Es gibt zwar auch diese neuheidnische Richtung, aber das ganze Setting von V:tR kam mir sehr (christlich-)religiös eingefärbt vor (genauso wie das "spätere" V:tM zumindest seit den Sabbat-Büchern). Insofern passen da die Sünden und Tugenden in christlicher Tradition schon ganz gut.
Erweitert stellt sich natürlich die Frage, ob diese Sünden/Tugenden auch in einem anderen religiösen Kontext einen Sinn ergeben. Das ist halt so eine Frage, wo sich Moralphilosophen, Theologen und andere Kulturwissenschaftler die Köpfe einschlagen können, ob die Konzepte der Tugenden/Sünden universell sind und nur leicht unterschiedliche Ausprägungen haben, oder ob die Tugenden/Sünden/Wertvorstellungen kulturgeschichtlich unterschiedlicher Herkunft sich wirklich markant (essentiell) unterscheiden. Ich persönlich tendiere zu der Ansicht, dass Menschen(gruppen) letztendlich sehr viele Wertvorstellungen miteinander teilen, auch wenn es oberflächlich spürbare Unterschiede gibt.
Insofern gefiel mir das V'n'V-Konzept ganz gut. Es schien mir auf jeden Fall leichter verständlich als das Nature/Demeanor-Konzept, und hing nach meinem Eindruck nicht so sehr von einer Spielwelt ab, die bestimmte "Lösungsmöglichkeiten" für Szenen anbietet. Wenn ein Charakter schnell mal Willpower "tanken" will, kann der Spieler von sich aus eine Szene ins Spiel bringen, wo sein Charakter einem sündigen Verlangen nachgibt, und auf diese Art gewinnen die Charaktere durch wiederholende "Signatur"-Aktionen etwas Farbe. So waren/sind zumindest meine Gedanken zu dem Konzept.