D.h. aus Marketingsicht hat die OGL am Ende die Fanbase von D&D quasi dreigeteilt: die 3rd Edition Jünger sind zu Pathfinder gegangen, wer älteres wollte schloss sich der DIY OSR-Szene an, und der Rest blieb bei WotC.
Was die Fanbase geteilt hat, war nicht die OGL, sondern die Entscheidung, diese nicht weiter verwenden zu wollen. Selbst das hätte wahrscheinlich nicht ausgereicht, wenn sie nicht mit der neuen Lizenz (der GSL) erstens viel zu lange gewartet und zweitens diese so gestaltet hätten, dass auch Leute mit klarem Verstand sie freiwillig hätten unterschreiben können.
Paizo hat seinerzeits erst mal die Entscheidung getroffen, nicht bei der 4E mitzumachen, weil es immer näher auf die Gencon zuging und man immer noch keinen Einblick in das System hatte, für das man in zukunft hätte designen wollen. Die Entscheidung, mit Pathfinder eine eigene 3.5-Variante zu veröffentlichen, kam später und hatte vor allem den Grund, das man ansonsten für ein System designed hätte, für dass keine Regelwerke mehr am Markt gewesen währe. Was doof ist, wenn man Neukunden an sich binden möchte.
die OGL hatte die Grundidee, vielen Kleinanbietern etwas vom Kuchen zu überlassen, und damit den eigenen Kundenstamm zu vergößern, da so auch Spieler, die sich für die hauseigenen Kampagnenwelten, Abenteuer und Regeloptionen weniger interessierten (aber vielleicht Green Ronin's Freeport Klasse fanden), mit demselben Regelsystem hantierten (und entsprechend die Grundregelwerke benötigten). Hat auch wunderbar funktioniert, wenn man den Zustand von D&D am Ende der zweiten Edition bedenkt. Und zumindest der Anfangserfolg von D&D 3 wäre ohne die OGL in dem Ausmaß gar nicht denkbar gewesen.
Dann kam Hasbro, die alte Führungsriege wurde ersetzt und man hatte irgendwann die superschlaue Idee, dass man jetzt den Stecker wieder rausziehen könnte, da die Spieler bestimmt lieber auf die 3PP-Produkte als auf die Wizard-Produkte verzichten würde. Dabei hat man sowohl die Qualität bestimmter 3PP, aber vor allem auch die Loyalität der Spieler zu diesen 3PP unterschätzt. Ich kann mich an eine Umfrage bei Paizo erinnern, als die Leute gefragt wurden, ob Paizo weiter für 3.5 oder doch für die 4E publizieren solle (da war von PF als System noch keine Rede). Meiner Erinnerung nach waren ca 2/3 der Teilnehmer damals der Meinung, dass Paizo einfach das machen solle, was für sie das beste sei, man würde so oder so weiter Paizo-Produkte erstehen. Kann mir gut vorstellen, dass diese Antwort mit den Ausschlag dafür gab, es mit einem eigenen System zu versuchen.
Deswegen vermute ich auch stark, dass D&D Next an den aktuellen Verhältnissen nicht viel ändern wird. Da kann das System noch so gut konzipiert, ausbalanciert oder was weiss ich sein, für die meisten ist das gar nicht der entscheidende Faktor. Ich hab seit dreißig Jahren mit allen möglichen Systemen/Editionen Spass gehabt, deren Balancegrad nie irgendeine Rolle bei der Systemwahl gespielt hat. Meine Kinder und deren Freunde interessieren sich auch für ganz andere Spielelemente (kann sich später natürlich ändern, die sind ja noch jung) und freuen sich wie die Rohrspatzen, wenn sie an der Reihe sind, im Rampenlicht zu stehen. Da wird auch nicht genau mitgezählt, ob vielleicht jemand anders 5% mehr Spotlight hatte als man selbst, sondern einfach gemeinsam Spass gehabt, so wie es sein soll.
Ich drück der neuen Edition trotzdem die Daumen, werd auch ganz sicher meine Neugier nicht zähmen können und mir zumindest die Grundregeln zulegen. Aber um mich als Stammkunden zurückzugewinnen, müssten sie schon die OGL wiedereinführen oder alternativ in den AD&D2-Settings-Publikationsmodus zurückkehren. Aber da ist es wohl realistischer, dass ich mein Geld in Zukunft weiter Paizo+3PPs und Ulisses (DSA 5) in den Rachen werfe. Was schätzungsweise zumindest bedeutet, dass meine Kinder ihre Rollenspielsozialisation ganz ohne D&D erfahren werden.
Was ich persönlich übrigens für den eigentlichen Fallout der Anti-OGL-Entscheidung halte. Der Verzicht hat WotC nämlich nicht nur die unangefochtene Marktführerschaft gekostet. Er hat vor allem dafür gesorgt, dass die Marke D&D Schaden genommen hat, indem sie ihren Vorreiterstatus verlor, den sie bis dato in vielen Köpfen hatte. Der Vielfalt im Rollenspielsegment mag das sogar genützt haben, dem Hobby insgesamt hat es wohl eher geschadet.