Thema: [WFRP3rd] Talentandockstationen der Karrieren

[korknadel]

Es ist mancherorts, unter anderem auch in diesem Thread im FFG-Forum (wenn auch da die Gegenargumente überwiegen) zu lesen, dass es absolut widersinnig sei, dass man Talente andocken muss, und dass man Talente aus früheren Karrieren in der aktuellen Karriere unter Umständen gar nicht mehr am eigenen Karrierebogen anlegen kann. Man vergisst doch nicht, was man schon mal gelernt hat, heißt es von den Kritikern, und diesen gilt ebenjene Regel bisweilen sogar als Beweis dafür, dass die Designer vollwertige Hohlköpfe sind.

Mir selbst hat diese Regelung aber immer gefallen. Wobei ich als Hausregel einführen würde, dass man Talente an falsche Andockstationen am eigenen Karrierebogen anlegen darf, wenn man dafür zusätzlichen Stress in Kauf nimmt.

Dass ich der Talentregel as written so positiv gegenüber stehe, hat sehr wahrscheinlich mit meiner eigenen Karrierelaufbahn zu tun, und ich vermute, dass die Designer ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Unter den (heftigen) Kritikern wittere ich solche, denen es an derlei Erfahrungen mangelt.

Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich in meiner derzeitigen Karriere als am Schreibtisch verfettender Übersetzer keinen Slot für das Talent "rechts außen" aus meiner früheren Karriere als Handballspieler habe. Und würde mich jetzt einer fragen, was panthergleich auf Mittelhochdeutsch oder gar Altsächsisch heißt, würde es mich einigen Stress kosten, ihm dies zu beantworten, obwohl ich aus meiner früheren Karriere als Mediävist noch irgendwo das Talent "Ablautreihen aus dem Effeff" herumliegen habe. Ganz zu schweigen vom Talent "Mitternachtsformel", das ich mir in der Anfängerkarriere "Gymnasiast" angeeignet habe. Mit dem Talent "Sandguss" aus meiner Zeit als Aluminiumgießer würde es mir genauso gehen, und auch mein Vokalausgleich auf dem hohen E ist nicht mehr das, was er mal war, als ich mich der Vollendung meiner Sängerkarriere genähert habe.

Im sogenannten richtigen Leben finde ich mehr Beispiele, die die Talent-Regelung der 3rd bestätigen, als solche, die sie als reinen Blödsinn enttarnen würden.

So, das wollte ich einfach mal gesagt haben. Und ihr könnt natürlich auch was dazu sagen.

[Humpty Dumpty]

Ha! Eine diskontinuierliche Erwerbsbiographie. Endlich mal ein lebendes, funktionierendes Exemplar in freier Wildbahn Tach Kollege! Und lustig, wie sich diese gesellschaftlich ausgesprochen und zunehmend relevante Fragestellung aufs Rollenspiel übertragen lässt. Ist FFG nicht ne amerikanische Bude? Dann wundert es mich, dass sich die Leute im dortigen Forum so über den Umstand aufregen. Schließlich sind gerade die Amis schon seit Jahrzehnten große Proponenten der Strategie, auch mal über den verengten Tellerrand übermäßiger Spezialisierungen hinauszublicken. Glorifizierung sinnentstellten Expertentums ist hingegen gerade in Deutschland ausgesprochen verbreitet.

[asri]

Man vergisst doch nicht, was man schon mal gelernt hat, heißt es von den Kritikern

Erstens teile ich wie Ihr diese Meinung nicht. Und zweitens: selbst wenn es so wäre, dann könnten die Spieldesigner doch Gründe gehabt haben, gegen diese "Regel" aus der Realität zu verstoßen. Schließlich ist das Spiel von vornherein etwas anderes als die Realität. Sogar, wenn es beabsichtigen würde, ein realistisches Spiel zu sein.

Ich setze gerade mein Talent "seufzend den Kopf schütteln" ein.

PS: schöne Karrieren! 

[Kazekami]

@korknadel
Schönes Beispiel! Ich denke, es handelt sich dabei um den einfachen Regelmechanismus der Spielbalance. Um die Charaktere nicht zu schnell zu alles könnenden Multitalenten werden zu lassen, muss der Spieler seinen Charakter eben in eine Richtung spezialisieren. Und da es sich bei einem Rollenspiel immer noch um ein Spiel mit Spielregeln handelt, ist das meiner Meinung nach auch ein probates Mittel. Wenn es anders wäre und jeder Charakter alle seine Talente nach belieben einsetzen könnte, würden sich doch diejenigen beschweren, die vorher zufrieden waren und die Talent-Einschränkung begrüßen.

Mit Hero’s Call wird es für Charaktere hohen Ranges das Any-Talent-Dock geben. Welches diese Einschränkung wieder aufweicht.

[korknadel]

Eine diskontinuierliche Erwerbsbiographie.

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Ich stelle mir gerade vor, wie dieses Konzept in DSA4 Einzug halten würde: Mit den Abwege-Bänden. 

[Kazekami]

@korknadel
Nach all den Karrierewechseln musst Du nur noch dem „Hero’s Call“ folgen, und Du kannst während des Übersetzens Handball spielen, Leichtmetall verarbeiten und dazu noch althochdeutsche Verse rezitieren.

Bist Du als Übersetzer in der Rollenspielbranche tätig?

[Humpty Dumpty]

Bist Du als Übersetzer in der Rollenspielbranche tätig?

Sicherlich nicht, sonst wär er längst verhungert 

[Don Kamillo]

Sicherlich nicht, sonst wär er längst verhungert 

Haste mal gesehen, wie dünn der ist?   

Ich weiss zumindest, daß er Fantasyromane übersetzt!

[Humpty Dumpty]

Haste mal gesehen, wie dünn der ist?   

Ich weiss zumindest, daß er Fantasyromane übersetzt!

Hm, hatte mir den eher kraftvoll vorgestellt. So kann man sich irren. Sorry fürs Blubbern: lese gerade zum ersten mal seit längerer Zeit ein Fantasymachwerk, diese trilogie von Joe Abercrombie. Hoffentlich hat er das Ding nicht übersetzt. Mir gefällt das bislang ausgezeichnet, aber Übersetzung und Lektorat sind echt zum Weglaufen. Wenn ich schon dauernd "aufwändig" lesen muss. Grusel...

[korknadel]

Haste mal gesehen, wie dünn der ist?   

Hm, hatte mir den eher kraftvoll vorgestellt. So kann man sich irren.

Kleiner Tipp: Hinter Kamillos Satz prangt diese Narrenkappe, die mit einiger Sicherheit zur Aussage gehört.

Sorry fürs Blubbern: lese gerade zum ersten mal seit längerer Zeit ein Fantasymachwerk, diese trilogie von Joe Abercrombie. Hoffentlich hat er das Ding nicht übersetzt. Mir gefällt das bislang ausgezeichnet, aber Übersetzung und Lektorat sind echt zum Weglaufen. Wenn ich schon dauernd "aufwändig" lesen muss. Grusel...

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Über das Ä in aufwendig würde ich mich nicht ärgern, denn das bringt nichts. Ist halt nun mal auch richtig. Ich rege mich auch nicht mehr drüber auf, dass der Genitiv im Lauf der letzten zwei Jahrhunderte den Dativ nach "wegen" gekillt hat (außer in Kombination mit Personalpronomen, da ist die Welt noch in Ordnung). Man wird doch nur faltig davon.

Ich habe Abercrombie nicht übersetzt. Da ich nicht weiß, ob ich es besser gemacht hätte, suche ich mir immer Werke aus, die keine schlechte Übersetzung nötig haben, um mies zu sein. Da fühlt sich mein Gestümper dann mehr zuhause. 

Jetzt ist nur die spannende Frage, wie wir wieder zum Thema zurückkommen?

[zwobot]

Ganz einfach, welche Hausregeln benutzt ihr denn so was Talentandockstationen oder im allgemeinen talente angeht?

[Kazekami]

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Aber lustig war es schon!
Da stellt man eine harmlose Frage und schon wird eine Lawine entfacht.

Wobei ich als Hausregel einführen würde, dass man Talente an falsche Andockstationen am eigenen Karrierebogen anlegen darf, wenn man dafür zusätzlichen Stress in Kauf nimmt.

Hast Du dazu schon eine konkrete Regel, oder war das erst eine Idee?

[korknadel]

Nee, das habe ich im FFG-Forum gelesen, und es erschien mir sinnvoll, dass man alte talents hervorkramen kann, wenn man sich ein bisschen verausgabt. Ich würde schätzen, dass ein Stress fürs Andocken an ein Careersheet ohne passenden Slot auch genug ist. In brenzligen Situationen kann ein Stress leicht schon ein Stress zu viel sein. 

Dazu würde ich folgende Regel vorschlagen: Wenn ein Char ein Talent, für das er am Careersheet keinen Slot hat, am Partysheet andocken will, geht das "Stimmungsbarometer" der Gruppe auf jeden Fall eins nach oben, auch wenn sich am Partysheet ein entsprechender Slot befindet. Es bedarf einfach einiger gemeinsamer Anstrengung, eine alte Fähigkeit wieder hervorzukramen. Wenn sich dort kein passender Slot befindet, ist die Gruppe einfach nicht geeignet, ein eingerostetes Talent eines Chars zu benutzen.

So würde ich das mal probieren.

[1of3]

Das klingt ganz vernünftig.

[zwobot]

Ich warte mal auf die Regeln aus Heroes call zu den Any Sockets, danach werde ich mir gedanken um ne hausregel dafür machen.

[Kazekami]

Ich überlege, ob ein Spieler einfach zwischen der aktuellen Karriere und denen, die er komplett abgeschlossen hat, wechseln kann. Ähnlich wie beim Haltungswechsel könnte sich der Spieler entscheiden, welche Karrierekarte er als aktive einsetzt, um die dort vorhandenen Talentslots zu nutzen. Ein Wechsel zu einer anderen „Karrierenhaltungen“ wäre nur zwischen zwei Begegnungen möglich.