Langsam beschleicht mich ein Verdacht:
DSA erstickt an sich selbst und es gibt eigentlich keine Aussicht auf Besserung!Ich meine, man krebst jetzt gefühlt seit 10 Jahren, real seit 5 mit demselben Regelsystem rum und anstatt es mit der Zeit klarer und strukturierter wird, kommen nur noch mehr und mehr Versatzstücke hinzu, Puzzleteile, die nicht zusammenpassen, aber zusammen geworfen werden. Gute Ansätze, wie etwa KrKrKu oder andere Werke kommen viel zu spät, die Idee, freie Abenteuer zu schreiben geht unter in einem Meer aus interaktiven Kolportage-Fantasyromanen. Und wenn man die kleinen Lichtblicke am Ende des Tunnels aufgreift, dann liest man gleich eine laute Gruppe an Altlast-Fans, die auch jedes kleine Bisschen Innovation als ein Verbrechen an DSA verstehen... denn DSA ist ja mehr als ein Gesellschaftsspiel oder ein Fantasysetting: DSA hat Eigeninteressen, DSA hat ein Herz, eine Seele, die man nicht gefährden darf, DSA muss
true bleiben.
Welche Möglichkeiten hat DSA denn noch? Eine neue Regeledition, superschlank und auf dem neusten Stand? Super, dann springen doch gleich mal 50% aller DSA4-Spieler wieder ab und bleiben bei der alten, denn die hat ja auch genug Material um Jahrzehnte damit zu spielen. Den Charakter auf ein neues, altes System konvertieren? Warum denn das? Gut, dann bleiben wir beim Regelwerk und verbessern nur die groben Schnitzer. Oh, wie sie alle im Ulisses-Forum fachsimpeln, warum diese kleine Veränderung doch voll gegen den Geist von DSA geht, jener Entität, an deren Seite sie schon seit 1987 für die Zwölfe streiten. Also, was tut Ulisses, wenn sie schlau sind? Sie binden keine Ressourcen an Verschlimmbesserungen, sondern fahren die alte Linie... mit dem Ergebnis, dass der Status Quo erhalten bleibt, denn wer jetzt noch bei DSA4 dabei ist, der wandert auch nicht mehr ab. Anfängerrollenspieler dürften längst mit anderen Systemen ins Hobby starten... vielleicht mit Savage Worlds, vielleicht mit Dungeonslayer, leider wohl nicht mit Der Eine Ring... denn jetzt hat DSA ein Problem, nämlich das Internet. Früher war DSA alles, was überhaupt im großen Maße zugänglich war. Heute stößt man auf Foren, in Facebook und auf Verlagshomepages direkt auf andere Produkte, einige davon sogar kostenfrei und mit einer Qualität, die DSA trotzdem hinter sich lässt. Die "Drakensang"-Welle ist vorbei und wurde bis auf ein paar Abenteuer kaum genutzt. Einfach weil die Einstiegshürde vom PC aufs DSA4-System zu groß ist. Aber die Altfans scheinen das zu wollen. Haltet sie hoch, die Einstiegshürde, denn nur so beschäftigt man sich ja adäquat mit DSA und das hält uns auch die ganzen ADS-Hipster-Spieler mit ihren Plus-Minus-Würfeln vom Hals! Die Community ist in sich gespalten, denn die großen Kritiker des Systems wandern in kontradiktorische Lager ab: GURPS (As it should be... aber natürlich...), Savage Worlds, FATE. Und sind sich gegenseitig spinnefeind. Egal wie ein neues DSA aussieht, es wird immer mehrere nicht kleine Gruppe geben, die daran was zu motzen haben.
Die Umfrage? Die wird wohl ergeben, dass der Großteil der DSA-Spieler zufrieden mit dem sind, was sie haben, sei es aus Unkenntnis der Alternativen, sei es aus bereitwilliger Ignoranz der Regeln ("Hey, wir spielen eigentlich sowieso ohne, also stört uns das DSA-System auch nicht"), sei es aus echter Eigenverpflichtung, dem Geist von DSA treu zu bleiben. Ich höre hiernach einfach auf mich mit DSA zu beschäftigen, denn seien wir ehrlich: Für Veränderungen ist es zu spät. Ich kenne andere tolle Fantasysettings. Ich brauche Aventurien nicht mehr. Ich kaufe mir lieber "Unter dem Sternenpfeiler" und bespiele das mit FATE. Sofern es nicht sowas Starres wie die "Geographica Aventurica" wird.
Was heißt das jetzt für mich: Dass man DSA mitsamt Aventurien am besten erschießt, so wie das WW damals mit der WoD gemacht hat, nur etwas transparenter und ohne dicke Ankündigungen. Aus der Asche erhebt man dann ein neues Aventurien mit modernem Regelsystem. Doppelt so groß und mit einer "Schwarzer Keiler"-Sandbox als Einstiegsabenteuer. Man wird ja wohl noch träumen dürfen...