Ich denke die Vorschläge an Charakteren sind schon mal recht interessant (da werde ich mich doch glatt auch mal bedienen
) und das erwähnte Grim Fears hat wirklich ein paar gute Figuren dabei. Folgendes will ich noch ergänzen:
Was mir im Laufe der inzwischen schon mehr als einem Jahr laufenden Changeling-Kampagne, die ich derzeit leite, aufgefallen ist, ist wie sehr man als Verlorener anfangt in Geschichten zu denken. Jedes noch so kleine Detail kann schicksalhaft gedeutet werden, hinter jedem noch so dummen Gegenstand kann ein ganzer Märchenband stecken, jede Handlung die man setzt bringt kleinere und größere Geschichten ins Laufen. Und was sind denn die Feen letzten Endes anderes als Produkte unserer Phantasie, alle Ideen, Allegorien und Metaphern die wir in den Dingen sehen, die wir nicht begreifen können, die vermeintliche Vereinfachung der Komplexität des Alltags? Mein Tipp wäre also für das Auftauchen von Changelings wirklich mal in der Klischee-Kiste zu rühren, scheinbar unlogische Märchen rund um die Verlorenen zu stricken... nur um diese dann entweder gnadenlos zu dekonstruieren oder (scheinbar) unausweichlich hart zutreffen zu lassen. Am besten eine Märchenanthologie hervor kramen oder auch Urban Legends bedienen. Ich lasse mir in der Regel für jeden neuen Changeling der in meinen Geschichten auftaucht tatsächlich ein Märchen einfallen und baue dann erst den Charakter drumherum. Bei der Darstellung Normalsterblichen Gegenüber würde ich vor allem versuchen die Verlorenen so lange als möglich als ganz normale Menschen darzustellen, in deren Umgebung halt teils außergewöhnliche Zufälle geschehen, aber selten etwas wirklich unmögliches... und wenn man dann durchschaut was los ist, sollen die Spieler im Idealfall an ihrem Verstand zweifeln.
Was die Ziele der Verlorenen betrifft: Ja man möchte weit weg von den Feen, das haben wohl alle gemeinsam. Zusätzlich dazu würde ich noch sagen, dass der Zusammenhalt unter den Leuten der Freeholds wichtig ist, die Schaffung von etwas wie Identität nicht unbedeutend ist und man sich gegen allzu arge Veränderungen wehrt (man hängt an seinen Erinnerungen und den kleineren und größeren Ritualen des Alltags, weil sie einem ein Gefühl von Realität geben, tatsächlich sind Veränderungen der Lebensumstände ein Breaking-Point für Clarity, das Morality-Äquivalent... und wo wie schon beim Thema sind: Verlorene würden nie jemanden entführen). Abhängig davon welchem der Höfe (Untergruppen der Freeholds) man angehört hat man dabei aber andere Vorgehensweisen und Motivationen. Die vier großen (die sich auch im Corebook finden) unterscheiden sich da teils sehr stark:
Die Leute vom Frühlings-Hof versuchen die Zeit der Folter in Arkadia zu vergessen, zu ignorieren und sich die neuen Fähigkeiten zu Nutze zu machen, ein wenig den Zauber, den die neue Sicht auf die Welt bringt zu genießen (letzten Endes hat ja auch jedes Märchen seine scheinbar schönen Seiten). In der Regel sind das recht genusssüchtige Leute und da könnten sie schon bei den Huntern anecken, wenn sie zum Beispiel Leute nach Lust und Laune manipulieren. Da jene auch auf (soziale) Präsenz aus sind, ist bei denen auch die größte Chance gegeben, dass man über sie stolpert und sie eventuell enttarnt.
Die Verlorenen vom Sommer-Hof sind voll und ganz auf Rache aus, sie versuchen sich immer aufs neue zu beweisen, sich vorzubereiten und zu rüsten. Wo immer einem Verlorenen auf die Zehen gestiegen wird, werden die Sommer-Höflinge nicht weit sein und für ihre Form von "Gerechtigkeit" sorgen. Hier finden sich aber nicht nur Schläger sondern auch Richter, Politiker und hervorragende Schachspieler.
Wenn es also hart auf hart gehen soll wären Antagonisten aus diesem Lager vorzuziehen.
Die vom Herbsthof setzen darauf andere einzuschüchtern, Angst zu streuen, aber auch Informationen zu sammeln. Oft Spezialisten fürs Okkulte die sich für das größere Gute auf die Magie hinter ihrer Misere einlassen. Sammeln gerne allerlei übernatürlichen Tand... an dem ja eventuell auch der ein oder andere Jäger interessiert sein könnte.
Verlorene vom Winterhof ziehen sich zurück, wollen ihre Ruhe haben und möchten am liebsten ein ganz normales Leben führen. Sie weichen allen Konflikten aus, und wenn das nicht mehr möglich ist versuchen sie auf möglichst indirekte und unauffällige Art und Weise zurück zu schlagen, kennen dann aber keine Skrupel.
Neben den großen Höfen gibt es dann noch die Freien die alle möglichen eigenen Agenden vertreten können.
Soweit mal die umgänglicheren Verlorenen: Dann gäbe es noch jene, die durch die Entführung nach Arkadia den Verstand verloren haben und Irre durch die Gegend ziehen, Leute verschrecken... also eher was dafür wenn's nicht so subtil sein soll, eine Art Monster der Woche mit seltsamen Fähigkeiten. Die direkten Gegenspieler der Changelings, neben den offensichtlichen Feen, sind die Loyalisten, Speichellecker vor den Feen, die versuchen die Aufmerksamkeit der Feen auf andere zu lenken und sich durch "braves" Buckeln vor den Zorn ihrer Herren zu schützen. Und dann gibt es noch die Freibeuter/Räuber (Privateers) die regen Handel mit den Feen betreiben, ohne sich denen aber voll und ganz zu verschreiben. Oft mir passender Piratenmentalität tauschen sie ganz gerne Menschen-Sklaven gegen aller Gefallen bei den Wesen jenseits in der Märchenwelt.
Hoffe mal, das da die ein oder andere Anregung dabei ist, bei Fragen erzähl ich gerne mehr.