Also dann, nach den provisorischen Regeln nun das Setting:
1. Geographie/Kosmologie
Die Welt, mit der die Griechen des Settings halbwegs vertraut sind, ist geographisch entweder dieselbe wie in der realen Welt jener Tage, oder wie sie in der Antike in verschiedenen Quellen (Herodotus z.B. nimmt an, dass der Nil ein Stück südlich von Syene (Assuan) von Westen kommt, und irgendwo im westlichen Afrika entspringt) beschrieben wurde.
Die Welt insgesamt ist allerdings eine Scheibe, mit Griechenland (genauer gesagt, dem Berg Olymp) im Zentrum; sie erstreckt sich (was die vorhandenen Kontinente betrifft) vom Nordpol bis mehr oder weniger zum Äquator, und von Teilen Nord- und Südamerikas bis nach Indien und den zu den westlichen Ausläufern des Himalaya. Bekannt sind allerdings nur der Mittelmeerraum, der Mittlere Osten bis nach Mesopotamien und die russische/ukrainische Steppe in der Nähe des Schwarzen Meers.
Der größte Unterschied in der Geographie ist, dass irgendwo westlich der Säulen des Herakles das Inselreich Atlantis liegt, wo Nachfahren des Gottes Poseidon leben.
Oberhalb von Gaia (die Welt der Sterblichen ist gleichzeitig der Körper der Urmutter von Titanen und Göttern) ist die Welt der Götter - zum einen der Olymp, zum anderen kleinere Domänen der Götter, die nicht zu den Olympiern im engeren Sinne gehören - soweit sie nicht wie z.B. Hades ohnehin anderswo wohnen. Hier oben sind auch Sonne, Mond, Stern und so weiter angesiedelt. Zusammengehalten wird das Ganze von dem, was von Uranos noch übrig ist. Entgegen der klassischen Variante sind die Elysischen Felder auch hier angesiedelt.
Unterhalb von Gaia ist Tartaros, die Unterwelt, Reich des Hades und Endstation für alle Seelen, die sich nicht den Weg ins Elysium verdient haben.
Es gibt verschiedene Übergänge zwischen den Welten. Der direkte Weg von Gaia zum Olymp (nur mit Erlaubnis der Olympier) ist, auf den gleichnamigen Berg zu steigen. Höhlen, die hinab zum Tartaros führen, gibt es hier und da, allerdings scheint ihr Standort sich häufiger zu ändern; es ist allgemein nicht schwierig, sie zu finden, wenn man den Mut hat, hinabzusteigen - nur mit dem wieder herauskommen ist es nicht ganz so leicht.
2. Kulturkreise
Kern des Settings sind natürlich die Griechen. Sie sind lose in vier Gruppen aufgeteilt - dorische Griechen (in Griechenland selbst), ionische Griechen (in Kleinasien), Spartaner und Amazonen (im Norden Kleinasiens und um das Asov´sche Meer herum). Die Griechen sind (außer Spartanern und Amazonen) in Stadtstaaten organisiert, die ein komplexes und ziemlich instabiles Netz von Allianzen untereinander unterhalten und auch gerne immer wieder gegeneinander in den Krieg ziehen.
Ansonsten gibt es in der unmittelbaren Umgebung noch Thraker und Illyrer als mehr oder weniger klassische Barbaren, halb-barbarische Makedonen, Assyrer (etwa vergleichbar mit den Persers; vielleicht ersetze ich sie auch ganz durch die Perser) in Kleinasien und Skythen in der Steppe im Norden. Rund ums Mittelmeer tummeln sich reichlich griechische Kolonien (mit kulturellen Einflüssen der örtlichen Völker), Phönizier, Ägypter, Kelten und Etrusker, und das Gebiet um die Säulen des Herakles wird vom Königreich Tartessos beherrscht. Versteckt in Italien steht die Stadt Lavinia, die von Flüchtlingen aus Troja unter Äneas gegründet wurde und deren Bewohner die Herkunft ihrer Ahnen verbergen, weil sie fürchten, dass die Griechen sie auslöschen, wenn sie von ihrer Existenz erfahren.
Für Griechen sind alle anderen Völkern allerdings mehr oder weniger pauschal "Barbaren", also "Stotterer", die keine vernünftige Sprache sprechen.
3. Geschichte
Das Setting ist eine bunte Mischung von allem Möglichen zwischen 1200 und 500 v. Chr.; chronologisch sind etwa 200 Jahre seit dem Trojanischen Krieg vergangen, und weit über 150 seit den letzten in den klassischen Heldensagen und der Äneis beschriebenen Ereignissen. Andererseits finden sich auf reichlich Elemente aus viel späterer Zeit - Hopliten und ihre Ausrüstung, Münzgeld, die Stadt Karthago, die Assyrer, Sparta als Militärstaat, die Olympischen Spiele etc etc.
4. Stimmung
Nach dem Trojanischen Krieg und den danach stattfindenden Ereignissen in den Mythen mit ihrem allgemeinen Aderlass an Helden ist erst einmal ein relativ dunkles Zeitalter angebrochen. Stadtstaaten werden von Tyrannen beherrscht, die mit Intrige und Meuchelmord an die Macht gekommen sind, als von heldenhaften Königen und ihren Nachfahren. Kriegsführung wird immer mehr eine Sache von Heeren die aufeinanderprallen als von Helden die sich Zweikämpfe liefern. Räuberbanden machen ganze Landstriche unsicher, und fernab der Städte häufen sich die Sichtungen von längst totgeglaubten Monstern. Wegen des Streits zwischen den Göttern, der während des Trojanischen Kriegs ausgebrochen ist, herrscht im Olymp stimmungsmäßig erst einmal Eiszeit, und auch die Beziehungen zwischen Göttern und Sterblichen sind deutlich abgekühlt.
Jetzt, so um die 200 Jahre nach dem Trojanischen Krieg, entspannen sich die Dinge wieder ein wenig. Die Götter mischen sich wieder mehr bei den Sterblichen ein (was man positiv oder auch negativ sehen kann); es gibt wieder Helden, wenn auch (noch?) nicht so viele wie einst, und sie sind auch (noch?) nicht so ganz vom gleichen Kaliber wie Herakles und Konsorten.
Es ist alles bereit für ein neues Zeitalter der Helden... falls sich die richtigen Helden finden, um dieses Zeitalter einzuläuten.
5. Spielbare Völker
Zunächst einmal sind nur Griechen spielbar; Zentauren oder Nymphen als Charakter kommen später (wenn ich denn so weit komme), ebenso wie spielbare Barbaren.
Charaktere können normale Griechen sein, die "einfach so" zu Helden geworden sind, oder ein bestimmtes Erbe haben - etwa von einem der klassischen Helden abstammen, oder Halbgötter sein, oder ihre Mutter war eine Nymphe, sowas in der Richtung. Charaktere mit mythischem, übernatürlichem oder göttlichem Erbe haben bestimmte Vorteile (ein Kind einer Nereide würde z.B. einen erstklassigen Wasser-Elementalisten abgeben...), sind aber auch in ihren Optionen deutlich eingeschränkt - ein Halbgott muss seinen göttlichen Elternteil als Schutzgott wählen und kann entsprechend nur Archetypen wählen, die mit diesem Schutzgott kompatibel sind.
6. Götter
Im Mittelpunkt des Göttertreiben stehen die Olympier (Zeus, Hera, Poseidon, Dionysus, Apollo, Artemis, Hermes, Athena, Ares, Aphrodite, Hephaestus und Demeter); sie sind die Mächtigsten unter den Göttern und diejenigen, die sich bei den Sterblichen am Häufigsten einmischen. Hades ist mindestens so mächtig, hält sich aber ziemlich zurück und wird auch nicht so sehr verehrt. Diese dreizehn Götter sind die geläufigsten Schutzgötter.
Daneben gibt es noch eine Reihe weniger mächtige und weniger aktive Götter, die ebenfalls als Schutzgötter dienen können - z.B. Asklepios, Hekate, Herakles oder Nike. Die paar Titanen, die noch irgendwie aktiv sind (z.B. Leto) gehören auch in diese Kategorie.
Jede Gottheit gewährt denjenigen, die sie als Schutzgott wählen, bestimmte Vorteile. Vor allem stehen diesen Charakteren dann die mit der Gottheit verbundenen Archetypen offen, mit den damit verbundenen Talenten; außerdem erhalten sie auf bestimmte mit der Gottheit verbundene Fertigkeiten (z.B. Bogenschießen und Medizin bei Apollo) Boni entsprechend ihres Schicksalswerts. Olympier (und Hades) geben dabei mehr Boni, und haben gewöhnlich mehr assoziierte Archetypen, als mindere Gottheiten; z.B. kann ein Schützling des Asklepios nur Heiler werden, und ein Schützling der Hekate nur Hexer.
Halbgötter erhalten stärkere Boni zu Fertigkeiten und außerdem Boni auf auf Attribute, die mit dieser Gottheit verbunden sind; nicht alle Gottheiten haben allerdings sterbliche Kinder.
7. Abenteuer
Was kann hier alles als Hintergrund für Abenteuer dienen?
Das fängt an mit den klassischen "jemand gibt euch den Auftrag, nach X zu gehen und Y zu töten und/oder Z zu beschaffen". Das ist aber eher etwas für ein One-Shot, oder mal zwischendurch als "Monster der Woche", und nicht Kern einer Kampagne.
Konflikte zwischen den griechischen Stadtstaaten sind die nächste Abenteuerquelle; die Charaktere können in Diplomatie, Intrigen oder Spionage eingespannt werden oder zufällig in eine Verschwörung stolpern.
Dann habe ich die (noch recht vage) Idee zu einer epischen Kampagne nach Vorbild der zwölf Arbeiten des Herakles - die Charaktere erfüllen Aufgaben, die ihnen von den zwölf Olympiern gestellt werden, eine pro Gottheit.
Sobald die barbarischen Kulturen einigermaßen ausgearbeitet sind, könnte es auch etwas wie die historischen Perserkriege geben - ein Feldzug z.B. der Assyrer, zuerst gegen die Stadtstaaten in Kleinasien, dann eine Invasion von Griechenland selbst.
Und dann ist da noch Atlantis als Gegenspieler - wer weiß, ob nicht die Gottkönige von Atlantis planen, nach Osten zu expandieren, und dabei mit den Griechen in Konflikt kommen?