Meanwhile...
Lord Marten Williams ließ seinen Blick aus dem schmalen Turmfenster schweifen: "Du wolltest mich sprechen? Nun, hier bin ich."
Die greise Magierin sagte kein Wort sondern musterte ihn eindringlich. "Du wirst Deinem Vater immer ähnlicher", sagte sie schließlich, "auch wenn Du das vermutlich nicht hören willst."
Lord Marten drehte sich zu ihr um: “Sag mir, was Du von mir willst. Meine Zeit ist kostbar”. Der scharfe Ton in seiner Stimme war unüberhörbar.
Die Magistra seufzte. “Ich weiß, ich kann die Dinge, die passiert sind nicht ungeschehen machen. Aber lass uns wenigstens dieses eine Mal zum Wohle der Familie Seite an Seite stehen. Es gibt Entwicklungen, die Haus Williams nicht ignorieren darf, aber meine Macht ist begrenzt. Du weißt, dass ich offiziell nur dem Orden verpflichtet bin. Deshalb habe ich Dich zu mir gebeten.”
“‘Zum Wohle der Familie’ - und das aus Deinem Mund? Wer hätte denn fast unseren Namen für immer beschmutzt? Doch wohl Du und mein ‘geliebter’ Herr Vater. Man hätte Dich aufknüpfen sollen!”
“Ich kann Deinen Zorn verstehen, Marten, aber hör mich bitte an: Hier steht viel mehr auf dem Spiel als nur unsere Familie. Es geraten Dinge in Bewegung, die sich für immer auf das Reich auswirken könnten und sogar darüber hinaus. Zeit ist ein entscheidender Faktor und je eher wir handeln, umso besser.”
“Dann sag endlich, was Du sagen willst und verschwende nicht weiter meine Zeit.”
“Ich will Dir ja nur begreiflich machen, dass es hier um mehr geht als persönliche Motive. Ich habe vor kurzem Informationen erhalten, die mich sehr beunruhigen. Ein junger Magier aus meinem Orden hat mir davon erzählt. Du kennst doch die Insel im Meer vor Griffon’s Hold. Dort gibt es eine lang verfallene Ruine die ein schreckliches Geheimnis birgt. Zuletzt ließen dort fünf hochrangige Magier ihr Leben.”
“Aber der junge Magier von dem Du erzählst hat überlebt und konnte berichten? Das klingt reichlich unglaubwürdig.”
“Er hatte Hilfe. Der jüngste Sohn und der Bastard von Lord Carnwennan haben ihn begleitet. Sie wissen nicht, wie knapp sie dem Tod entronnen sind aber ihr Bericht war umfassend und eindeutig.” Die Magistra zieht ein schmales, schwarzes Buch hervor. “Dies habe ich aus unseren geheimen Archiven. Wenn das stimmt, was hierin verzeichnet ist, dann schlummert auf dieser Insel eine große Macht, die wir uns zunutze machen könnten um den heraufziehenden Krieg für uns zu entscheiden. Nicht auszudenken, wenn das Wissen darüber in die Hände der Feinde fällt.”
Lord Marten runzelte die Stirn:”Und der junge Carnwennan? Sagtest Du nicht, er wäre dabei gewesen?”
“Das stimmt, aber er ahnt nicht das geringste. Lies die Aufzeichnungen und stelle eine Expedition zusammen. Ich sage Dir jede Unterstützung zu, die mein Orden aufbringen kann. Handle schnell aber geheim.”
Später, in seinen Privatgemächern, betrachtete Lord Marten das schmale, schwarze Buch. “Ich habe wichtigeres zu tun”, murmelte er und schloß es in seinen Schreibtisch ein.