Andererseits, die vermeinte "gute Intention" ist meines Erachtens reine Projektion von Idealisten die auf einen hingerotzten Marketing Spruch reinfallen. Nach meiner Einschätzung schert sich Kickstarter einen Dreck um die Projekt-Gestalter, es schert sich einen Dreck um die Qualität von Projekten sowie Umsetzung der eigenen Richtlinien und es schert sich den aller größten Dreck um Unterstützer.
Ich fühle mich mal angesprochen, weil du mich zitiert hast.
Es ist doch völlig egal, ob sich Kickstarter tatsächlich um irgendetwas "schert"; der Punkt ist, dass man sich nicht, wie schon geschrieben, wieder und wieder mit einer guten Intention
rühmen kann, wenn man dann solche Moves durchzieht, und tatsächlich ist die ganze Seite voll mit entsprechendem Marketing. Das kann Image-mäßig auch in Amerika ganz schnell nach hinten losgehen, da Kickstarter über Jahre hinweg erfolgreich ein gemeinnütziges Image etabliert hat – wie man bspw. auch an der sich hartnäckig haltenden Meinung sieht, Kickstarter sei für Projekte, die es ohne Kickstarter (also bei den "großen Firmen"[tm]!) nicht geben könnte. Kickstarter wird als "good player" gesehen, und wer da eine differenziertere Meinung hat, fällt in meinen Augen schon aus dem Durchschnitt der Nutzer.
Das ist ja alles bewusst so etabliert und stellt dadurch eine komplett andere Situation als bspw. bei Amazon, die noch nie ein wirklich gutes Image hatten und im Gegensatz zu Kickstarter eher den Poster Boy des Raubtierkapitalismus stellen, angefangen bei "Amazon tötet Buchläden!" vor vielen Jahren. Die können sich das also leisten, auf Unionization zu scheißen; die Leute gehen ja nicht zu Amazon, weil das so ein sympathischer Tante-Emma-Laden ist.
Es gibt aber auch Gegenbeispiele, die hier vielleicht besser passen. Vox Media bspw. ist ein US-Medien-Outlet (Polygon & Co.), dass großen Wert auf seine progressive Politik legt und dementsprechend irgendwo gezwungen war, mit seinen Mitarbeiter_Innen zu arbeiten, als die ähnliche Bestrebungen hatten. (Ob die Führungsspitze das persönlich WOLLTE, sei mal dahingestellt, weil es am Ende des Tages keine Rolle spielt.) Natürlich gab es trotzdem harte Verhandlungen, und nicht alle Mitarbeiter waren zufrieden mit dem Ergebnis, aber ein prinzipielles Ablehnen einer Unionization war da nicht drin, ohne komplett die eigene Glaubwürdigkeit (und die Leser) zu verlieren.
That being said, ich denke nicht, dass Kickstarter in derselben Situation sind. Vox macht in seinen Medien ja selbst eine Menge Politik, bspw. auch für Unionization, das ist noch mal eine ganz andere Härte. Kickstarter allerdings hat dieses vage "für den kleinen Mann!" Image, das starke Überschneidungen zur Gewerkschaftsidee hat, und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass dieser Schritt a) zu harten Image-Einbußen führt, und dass Image-Einbußen gerade (!) bei Kickstarter b) auch zu handfesten finanziellen Konsequenzen führen. Schließlich nutzen viele Projektersteller die Plattform ja auch aus ideologischen Gründen, wie man u.a. an dem ganzen Medienrummeln um die Entlassungen sieht – bei Amazon hätte da niemand auch nur zweimal hingeguckt.
Ich hoffe jedenfalls, dass so einige kleine, aber vor allem auch große Leute den Geldstecker ziehen. KS ist zwar ziemlich konkurrenzlos, was die Qualität der Plattform angeht, aber so amateurige Konkurrenten wie GameOn funktionieren immerhin irgendwie. Man KANN also ausweichen, und da die meisten Communities auf Kickstarter im Gegensatz zu Amazon ... eine gewisse Proficiency mitbringen und, well,
existieren, gibt es durchaus gute Chance, da einen großen Teil der Kundschaft mitzunehmen.