Das findet man schon viel früher. Das antike Griechenland war patriarchalisch, Frauen hatten keinerlei Vertretungsgewalt nach außen. Anderseits führte die Frau das
οἶκος ("oikos", daher kommt der Begriff Ökonomie) und der Mann hatte häufig wenig bis gar keine Ahnung über die Abläufe auf seinem Grund und Boden. Wie auch, er - wenn er nicht sogar an irgend welchen Feldzügen teilnahm - damit beschäftigt, das zu betreiben, was man heute auf Neudeutsch "networking" nennt. Die Frau war auf dem Gehöft, verwaltete den Besitz und erledigte die Hausarbeit, und weil Sklaven billig waren, hatte eigentlich jeder Vollbürger (= Grundbesitzer) wenigstens einen davon, der die eigentlich Arbeit machte, was die Frau grundlegend in eine Verwaltungsposition rückte.
Zum Thema "Bäuerliches Leben" darf man auch nicht vergessen, dass es zwar tatsächlich immer irgend etwas zu tun gibt und frühes Aufstehen Pflicht ist, aber dass das Jahr schon allein aus dem Wachstumszyklus heraus nicht aus Belastungsspitzen besteht. Die treten auf, wenn die Felder bestellt werden müssen oder die Ernte eingeholt werden soll - dann müssen alle ran, so lange man noch Licht hat: Der Mann pflügt, die Frau arbeitet mit der Hacke nach, die Kinder sammeln Steine. Der Mann mäht/drischt, die Frau bindet/mahlt, die Kinder lesen auf, was abfällt und sammeln das Fallobst.
Dazwischen aber gibt es lediglich die ständig laufenden Arbeiten: Vieh versorgen, Ausbesserungsarbeiten an Haus und Hof und dazwischen mehr Freizeit, als man meinen möchte.
Das natürlich nur, so lange es dem Landesherrn nicht gefällt, die Ruhephase für eine Fehde zu nutzen und den Bauern zur Heerfolge aufzufordern oder sie für irgendwelche Baumaßnahmen etc. einzusetzen. Dann fällt mindestens eine Arbeitskraft weg und auf die Zurückbleibenden entfällt deutlich mehr Arbeit, die allerdings immer noch im Rahmen ist, zumal in solchen Fällen die Dorfgemeinschaft zusammenrückte, weil ja bei allen Familien die Männer abwesend waren. Da wurde die Arbeit über den Familienverband hinaus eingeteilt. Krisen sorgen immer für Mehrbelastung; aber die trifft alle, unabhängig von der Stellung der Frau.
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass unser Bild zurückliegender Zeiten entweder auf Indizien und Schlüssen beruht und Chroniken führen zumeist auf, was sein sollte, nicht was war. Die Forschung ist sich inzwischen recht einig, dass Geschlechterrollen in Adelskreisen viel stärker ausgeprägt waren, während beim gemeinen Volk pragmatische Erwägungen den Ausschlag gaben. Auf gut Deutsch gesagt: Den Bauern interessierte nicht, wenn ihm der Pfarrer (bestenfalls einmal die Woche, häufig sogar nur ein paar Mal im Jahr) etwas von der besonderen Sündhaftigkeit und der sich daraus ergebenden Rolle der Frau erzählte. Der freute sich, wenn er eine gesunde Frau an seiner Seite hatte, die fleißig war und mit der sich gut auskommen ließ und mit der er Kinder haben und großziehen konnte, die die Altersversorgung sichern sollten. Sicher wurden bestimmte Erwartungen an Frauen gerichtet, die an Männer nicht gerichtet wurden, aber das gilt umgekehrt genauso; weshalb man dabei nicht unbedingt von besonderer Unterdrückung reden kann.
Unterdrückung ist es doch im Grunde, wenn es Ambitionen gibt, denen zu folgen einem nicht gestattet wird. So gesehen wurden in früheren Zeiten unabhängig vom Geschlecht unterdrückt und eine spezifische Unterdrückung der Frau gab es nicht. Die Lösung war damals (wie heute), sich aus dem Verband zu lösen, der individuelle Ambitionen unterdrückt. Auch zu früheren Zeiten sind Töchter durchgebrannt. Söhne allerdings auch. Häufig sogar miteinander.
Wenn man für ein Fantasy-Szenario eine bestimmte Situation braucht, ist diese relativ leicht herzustellen und plausibel zu begründen. Auch für Unterdrückung oder eben Nicht-Unterdrückung von Frauen gibt es unzählige mögliche Regler, an denen man drehen kann.