In der ersten Folge nicht. Kritisiert du jetzt die erste Folge oder die Serie?
Ersteres. Die Serie muss, aus meiner Sicht, erst einmal beweisen das sie es schafft ein vielfaeltigeres Bild zu zeichnen.
Ansonsten wurde ich nicht von der ersten Folge vergraemt sondern war am Freitag nicht zu Hause um mir die zweite "live" anzusehen. [Sie wurde allerdings aufgeholt]
Sowohl Spartacus, als auch True Blood haben ganz explizit gesellschaftskritisch Tendenzen.
Bei Spartacus sehe ich keine gesellschaftkritischen Tendenzen.
True Blood ist was dies betrifft so defizil wie die BILD. Wobei eine Kritik in Bezug auf Fremdenhass, Homosexualitaet, Intoleranz und andere Dinge noch nicht heisst das es kein Sexismus gibt.
Warum das denn? Was hat das Format mit der dargestellten Bedeutungsebene zu tun?
Weil sich einerseits die Darstellung sowie Bedeutungsorientieren mit durch das Format definiert.
Das heisst eine Serie verwendet diesbezueglich andere Mechanismen als es ein Film tut.
Ghandi hat nun, meines Erachtens, weder Mechanisch noch Inhaltlich oder Formell etwas mit dem Format einer Serie zu schaffen.
Waere es eine Serie, waere es meilenweilt von Spartacus entfernt. Da es nunmal keinen Fokus auf der Darstellung ausgiebiger Kampfszenen hat, es keinen schlichten Sex-Voyerismus bedient und als Werk einen gaenzlich anderen Anspruch an den Zuschauer stellt.
Am ehesten waere ich noch zu einem Vergleich mit Vom Winde verweht geneigt, das in Bezug auf die Darstellung der Schwarzen ein aehnliches Problem hat. Das heisst es wird eben nicht nur dargestellt das es damals Sklaverei gab, sondern verschiedene Schwarze Figuren verhalten sich darueberhinaus dem entsprechend klischeebelandenen Bild gegenueber erwartungsgemaess.
Wie beispielsweise das Sklavenmaedchen das, als es gebeten wird Wasser fuer eine Schwangerschaft holen zu gehen gerade auf dem Rueckweg faul troedelt und ein Lied pfeift.
In Spartacus gibt es keine Sklaven, die sich in irgendeiner Form dem Klischeebild entsprechend verhalten.
Ich habe erwartet das der offensichtlicher Transfer bzw. die Transfer-Leistung von der rassistischen Darstellung der Sklaven respektive Schwarzen in Vom Winde verweht zu der sexistischen Darstellung der Frauen in Spartacus getaetigt wird.
Oder um es nochmals einfacher auszudruecken:
Ebenso wie die Darstellung der Schwarzen, als Sklaven, die sich Faul, Debil und ihren Weissen Herren unterlegen zeigen, in Vom Winde verweht rassistisch ist; ist die Darstellung der Frauen, die in der erste Folge Spartacus als Sex-Objekt sowie Intriganten gezeigt werden, sexistisch.
Man kann nun argumentieren das die Sklavenhaltung der Zeitperiode entspricht und es auch im Einklang mit dem Charakter der Sklavenfigur steht, die schon zuvor als leicht debil beschrieben wurde, dennoch ist die Darstellung rassistisch.
Nein.
Doch.Ich bin mir ziemlich sicher das die Darstellung des Sklavenmaedchen in diesem Fall rassistisch ist.
Zumal Vom Winde verweht ebenso wenig ein Film - oder Buch - ueber das Graeul der Sklaverei ist, wie Spartacus eine Serie ueber die Diskriminierung beziehungsweise dem Sexismus gegenueber Frauen ist.
Die Szene in Vom Winde verweht ist nicht rassistisch weil Scarlett, sinngemaess, dem Sklavenkind an den Kopf wirft ob es denn nicht in ihr kleines, schwarzes Hirn reinginge das die Aufgabe Wasser zu holen dringend war. Das heisst der Charakter an dieser Stelle rassistisch ist. Es ist rassistisch weil es unterstellt das das Kind tatsaechlich debilerweise herumtroedelte und das Vorurteil eines dummen, schwarzen Sklavenkind erfuellte.
Die Szenen bei Spartacus sind nicht sexistisch weil die Hauptcharaktere der Ansicht sind das Frauen lediglich Sexobjekte sind, die wenn sie ueberhaupt etwas koennen, am besten im intrigieren sind. Sondern es ist imho sexistisch wenn die Darstellung der Frau darauf hinauslaeuft das sie sich selbst als Sexobjekt andient respektive tatsaechlich nur intrigiert.
Nun oder um bei der Folge zu bleiben.
Es ist nicht sexistisch das der Leiter des Ludus mit seiner Frau, und dem "kickstarter" durch die Sklaven, Sex hat.
Wenn allerdings dann die blonde Frau, zu Besuch in dem Ludus kommt, und nachdem sie zuvor schon nichts konnte ausser zu intrigieren, auf dem Balkon die Sklaven auf Attraktivitaet hin scannt. Ist das imho durchaus eine sexistische Darstellung.
Spartacus erzaehlt in der Form eine fiktive Geschichte.
Die Serie bemueht sich in erster Linie zu unterhalten. Es bildet nicht den Zeitgeist der Epoche ab sondern bedient den Zeitgeist der Zuschauer. Die eben Blut, Sand und offenbar auch Sex sehen wollen. Wobei es m.E. weitesgehend unkritisch bleibt.
Vorurteil, nichts weiter. Sieh' sie dir an oder verbeiß dir eine solche Unterstellung.
Die Geschichte wie sie dargestellt wird ist fikitiv.
Die Serie ist eine Unterhaltungsserie.
Die erste Folge bot blutige Kaempfe sowie hinreichende Sex Szenen und das imho ohne einen ernstzunehmenden Anspruch.
Nochmal: dir gefällt die Ästhetik nicht. Das legitimiert noch nicht dem Format Dinge zu unterstellen, wie es dir gerade passt. Erst recht dann nicht, wenn du nicht einmal genug davon gesehen hast.
Ich finde es ja dreist was du mir so alles unterstellst, wie es dir gerade passt.
Mir persoenlich gefaellt gerade die Aesthetik der Serie.
Allerdings halte ich die Serie bisher, abseits der Aesthetik, fuer anspruchslos und bin der Ansicht das sie das gezeigte nicht hinreichend kritisch darstellt / reflektiert. So das man imho beim Konsum zwar die Aesthetik geniessen kann, aber das was an sexistischen Mist oder anderen grenzwertigen Dingen durchklingt eher - im Bewusstsein das es nunmal eine Unterhaltungsserie mit entsprechend niedrigen Niveau ist - ignoriert.
Darf man nach dieser Logik keine Historienfilme mehr drehen, oder Filme und Serien aus anderen Epochen und Kulturen, weil diese von Gesellschaftsformen durchzogen sind, die heute nicht mehr tragbar wären?
Nein. Aber ich halte es fuer groben Unsinn einen Film ueber Frauen zu drehen, in dem sich Frauen zum ueberwiegenden Teil wie dumme, intrigante Sexobjekte verhalten und das dann als Historienfilm beziehungsweise akkurate Darstellung einer anderen Epoche / Kultur zu verkaufen.