Autor Thema: Spieldesign (Weibliche Charaktere, Umgang mit Minderheiten / Rassismus)  (Gelesen 53331 mal)

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Offline Crimson King

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Der Tabu-Raum ist der Raum an Verhaltensweisen, die nicht mit dem männlichen Rollenbild vereinbar sind. Ich glaube, Coldwyn hat in seinem ersten Post zum Thema ein paar Worte weggelassen und damit die Bedeutung verfälscht. Ich kann mich da aber irren.

Eine Studie über das Männerbild würde wohl Hand in Hand gehen müssen mit der Tabuisierung bestimmter Themen und Inhalte.

war das Originalzitat. Ich vermute, dass es diese Bedeutung haben sollte: Eine Studie über das Männerbild würde wohl Hand in Hand gehen müssen mit der Analyse der existierenden Tabuisierung bestimmter Themen und Inhalte innerhalb des etablierten männlichen Rollenbildes.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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J.W. von Goethe

Offline Tim Finnegan

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Ja, ich habe mich da wohl etwas schwammig ausgedrückt.
Aber nein, Crimson King, das meine ich nicht ganz. Meines Empfindens nach ist , zumindest in unserem Kulturkreis, das männliche Rollenbild als solches mittlerweile so stark aufgebrochen als dass es nicht mehr wirklich existent ist. Das merkt man(n) gerne wenn man mit jemanden aus einem Kulturkreis zu tun hat bei denen das Rollenbild noch intakt ist.
Ich finde, die Darstellung von Männern hat sich wirklich stark verbreitert und auch an vielen Stellen normalere/realistische Züge angenommen, eben mit der Ausnahme von Tabuthemen wie offene homosexuele Aktivität, Hilflosigkeit, aktive Erotik, sexualisierte Darstellung, aktives sexuelles Gewaltopfer oder asiatischer Abstammung sein und noch ein paar mehr.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
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Offline Crimson King

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Das sehe ich nur sehr bedingt so.

Generell gibt es in der gebildeten Mittelschicht eine große Prozentzahl an Menschen beiderlei Geschlechts, für die beide althergebrachten Rollenverständnisse weitgehend aufgebrochen sind. Wir reden hier vom typischen linksliberalen grünwählenden Bildungsbürgertum, für das Toleranz, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und Gleichberechtigung essenzielle Elemente ihres Wertebildes sind. Da kümmern sich beide ums Kind, die Frauen sind hin und wieder älter als ihre Ehemänner und verdienen mehr etc. Diese Leute sind im Allgmeinen in der Lage, in in der Popkultur dargestellten Rollenbilder kritisch zu hinterfragen und als die konstruierten Klischees zu identifizieren, die sie sind. Je weiter du dich von diesem Anteil der Bevölkerung entfernst, und das weitgehend unabhängig von der Richtung, umso stärker werden die althergebrachten Rollenmuster gelebt.

Für die alteingesessene Oberschicht sollen die Dinge sowieso so sein, wie sie schon immer waren, weil man dem Status Quo ja seine gehobene Stellung verdankt. Aufsteiger passen sich zu großen Teilen an, weil das konservative Weltbild der Oberschicht einerseits Legitimationsbasis für die eigenen Privilegien und andererseits Identifikationsgrundlage ist.

Wenn das Bildungsniveau und die Schulung des Intellekts und der Fähigkeit bzw. des Interesses, Dinge zu hinterfragen, geringer sind, sind Menschen in besonders großem Maße Produkte ihrer Umwelt. Die überall in den Medien präsentierten althergebrachten Rollenbilder verankern sich hier im Unterbewussten jedes Individuums und verwachsen zum kollektiven Unterbewussten. Man weiß einfach, wie Männer bzw. Frauen zu sein haben, man bekommt es ja täglich vorgeführt, vom Kino, Fernsehen, Musikvideos bzw. Texten, Trivialliteratur und zu guter Letzt von der eigenen Familie, den Nachbarn, den Freunden.

Dass das männliche Rollenbild genauso dekonstruiert wurde, wie das weibliche, ist richtig. Diese Informationen sind allerdings bei großen Teilen der Bevölkerung noch nicht angekommen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel und davon gibt es glücklicherweise auch genügend.
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J.W. von Goethe

Online Maarzan

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Auch diese Aufklärung reicht oft nur so weit, wie sie aus dem sicheren Elfenbeinturm diskutiert wird.
Wenn man dann plötzlich selbst betroffen ist, sieht dass dann oft wieder ganz anders aus.

Und ein großes Problem ist, dass auf zu breiter Basis die Realität eben dieses neue weitgehend aus politischer Wunschsicht zusammengeschriebene beschriebene Ideal nicht lebt.

Wer sich die Diskussionen zu Beziehungsthemen oder in Singleforen durchliest wird schnell sehen, dass in der statistischen Überzahl "modernes" Verhalten zu Nachteilen führt, wenn man nicht eines der ebenso und aus eigener Überzeugung modern tickenden Gegenstücke gefunden hat. 

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Tim Finnegan

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@Crimson King:
Auch wenn ich deine Einschätzung nicht ganz für richtig hallte (ich hatte und habe mit der sogen. Oberschicht zu tun und kann zwar starke Unterschiede finden, nur nicht die von dir genannten), so geht das doch an dem von mir angeschnittenen Thema vorbei, nämlich: das männliche Bild ist im Wandel bzw bald nicht-existent. Vgl. mal Männliche Hauptrollem im Wandel 80er zu 90ern, zum Beispiel.
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Offline Crimson King

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Das müsste man eben mal - wie ich gewünscht habe - auf einer wissenschaftlichen Ebene machen.

Ansonsten steht auch für mich außer Frage, dass die Rollenbilder sich im Wandel befinden. Die Männer ziehen da quasi um zwei Jahrzehnte zeitversetzt nach. Aktuell sieht es nach meiner Wahrnehmung aber so aus, dass einerseits auf einer bewussten Ebene ein neues Männerbild vermittelt wird - nicht zu knapp darüber, dass man nicht mehr so sein soll, wie es das althergebrachte Männerbild propagiert, also über Negation anstatt positiver Definition - , während auf der unbewussten Ebene die wesentlichen Merkmale des klassischen Rollenbildes - der Mann als starker, niemals zweifelnder, aufrechter Kämpfer, der es so weit wie möglich nach oben schaffen soll, hetereosexuell, attraktiv und potent, Ernährer der Familie etc. - volle Breitseite auf die Männer abgefeuert werden.

Identitätskonflikte sind da vorprogrammiert und werden sicherlich auf sehr unterschiedliche Weisen gelöst. Die Methode, sich als Lösung einfach das gängige, den starken Mann propagierende Modell als Vorgabe raus zu picken, wird da nach meiner Wahrnehung ziemlich oft verwendet.
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J.W. von Goethe

Offline Teylen

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Teylen, wenn das auf mich gemünzt war, hast du mich missverstanden.
Ich bezog es auf den Beitrag von Crimson King.

Zitat
Dabei halte ich es für einen Fehler, einfach nur ein Geschlechterbild zu untersuchen (das weibliche) und das andere als Norm zu sehen. Aussagen eines Mannes gegenüber einer Frau wie „Geh doch in die Küche, da ist dein Platz“ oder „Du musst mal ordentlich vergewaltigt werden, damit du vernünftig wirst“ (aus den Vorwürfen gegenüber Anita) zeigen nicht nur, welches Frauenbild diese Typen haben, sondern geschieht auch aus einem ganz bestimmten Selbstbild der eigenen männlichen Geschlechteridentität heraus.
Und die sollten meiner Meinung nach ebenfalls untersucht werden.
Ich finde an dieser den Schutz des tatsächlichen Opfers interessanter und notwendiger als die Täter in eine Opferrolle zu konstruiert zu schieben.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Online Maarzan

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Ich finde an dieser den Schutz des tatsächlichen Opfers interessanter und notwendiger als die Täter in eine Opferrolle zu konstruiert zu schieben.
Kurzfristig sicher, aber langfristig wirst du das nur bekämpfen können, wenn du es verstehst. Das hat dann noch lange nicht mit Verständnis aka Rechtfertigung zu tun.

Und allgemein ging es hier doch wohl eher um Rollenbilder, denn um akute Gefahrenabwehr, oder?
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Offline Nocturama

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Ich finde an dieser den Schutz des tatsächlichen Opfers interessanter und notwendiger als die Täter in eine Opferrolle zu konstruiert zu schieben.

Noch mal: Es geht hier nicht darum, zu sagen: "Männer werden diskrimiert, weil es bestimmte männliche Rollenbilder gibt." Von Opferrolle war keine Rede. Ich weiß wirklich nicht, wo du das aus meinem Beitrag herausgelesen hast.

Es geht darum, zu fragen: "Welche Rollenbilder von Männern werden in unserem Kulturkreis konstruiert?" Es geht um eine gendertheoretische Auseinandersetzung mit Männerbildern. Es geht darum, sich bewusst zu machen, welchen Geschlechterbildern man folgt. Wenn die Pseudo-Machos in den Kommentaren das gemacht hätten, würden sie wahrscheinlich nicht so einen Scheiß schreiben.

Vielleicht störst du dich am Begriff "konstruiert", weil das klingt, als wäre es ein bewusster Prozess. Das ist er in den meisten Fällen nicht. Gesellschaftliche Diskurse (Medien, Wissenschaft, Gesetz, etc.) generieren und präsentieren immer bestimmte Rollen, egal ob es um Geschlecht, Alter, Nationalität, gesellschaftlichen Status, etc. geht.
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Callisto

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Ich finde die Täterrolle, und damit die Auseinandersetzung (in diesem Fall) mit den männlichen Rollenbildern irgendwie... interessanter. Weil, um Opfer zu sein, macht man selbst ja nix, sondern es wird mit einem gemacht. Aber der Täter hat ja ein bestimmtes Bild nicht nur vom Opfer sondern auch von sich. Das Bild das der Täter vom Opfer hat, interessiert mich da eher weniger, weil ich es für Schwachsinn halte. Aber wieso fühlt er sich so sehr angegriffen in seiner Männlichkeit, dass er sie zum Schweigen bringen muss, was geht da in seinem Selbstverständnis von ihm vor?

Callisto

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Gestern(oder vorgestern?) King of Fighters XIII ausprobiert. Kerle entweder dreckshäßlich oder androgyn, einige hab ich für Frauen gehalten. Als Frauen hätte ich die nicht mal schlecht gefunden. Ein Poster lag dabei, auf der einen Seite mit einer Auflistung der Chars und ihrer Special Moves, auf der anderen Mai Shiranui, die Ikone des Spiels seit den 90er Jahren. Miss Big Bouncy Tits, noch dazu seit Teil 1 einem blöden Kerl hinterherrennend, der sie nicht will. Boar. Kula ist erstmal nicht so furchtbar, aber ein Kind. Achherrjemine.

Dann heute Tomb Raider Underworld. Vom Gameplay her ist das schon ok und ich hab ja auch erst angefangen. Aber muss sie einen Tauchanzug tragen, aus dem ihr Arsch fast rausfällt und den sie natürlich nicht mal ganz zu zieht, damit man einen tiefen, wenn auch schmalen Ausschnitt hat? Ich meine, Hotpants hat sie schon immer getragen und das enge knappe T-Shirt macht mir auch nichts aus. Aber muss man es übertreiben?

Dann die dritte Sache. Ich surfe durch den PS3-Store um mir eventuell ein neues Design zuzulegen. Gab viele Natursachen, paar Sportsachen, einige Designs von Spielen. Und viele viele laszive Damen. Laszive Männer gabs gar keine. Immerhin gabs einen schicken Hintergrund von Drake. Forumsgewinner, also von einem Fan geshopped. Sex sells, ich hab ja nix dagegen, wenn man das benutzt. Aber ein wenig Rücksicht auf weibliche Nutzer hätte ich mir schon erwartet.

Callisto

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Dank Teylen wiedergefunden.

Erster Teil von Anita Sarkeesians Videoreihe
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=X6p5AZp7r_Q


Sun Wukong

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Wow. Just... wow.

Ich wollte Remember Me ohnehin kaufen, jetzt noch einmal mehr - sowas muss man ja unterstützen. Und was diese Statements des Publishers (?) angeht, kann ich mich "everyone's daddy" in dem Video nicht anschließen: für mich hat so Jemand jeglichen Respekt verwirkt. Homophobie zu diesem Grad (oder auch nur Schwanzeinziehen aus Angst vor der Homophobie der Spieler) ist einfach nur erbärmlich. Genau wie diese Cover-Art-Scheiße.

Wenn nur genügend Publisher ihrer "peer-group" diversive, also auch mit weiblichen Protagonisten ausgestattete Spiele und Covers vorlegen würden, hätten wir das angebliche Problem, dass sowas nicht gekauft wird, in ein paar Jahren nicht mehr. Wenn wir es denn überhaupt haben und diese Typen das nicht nur als billige Ausrede für ihre eigenen misogynen Komplexe nutzen.

Callisto

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Vor allem sind mittlerweile 47% (in den US, wenn ich nicht irre) der Spieler weiblich und diese Gruppe ist auch die am schnellsten wachsende Gruppe. Venetica und Heavenly Sword hab ich nur auf Verdacht gekauft, aber gut, ich hatte auch ne längere Gamingpause, davon viel gehört hatte ich jedenfalls nicht. Anders als bei God of War, GTA oder CoD, Spielen, denen man auch als Nicht-gamer kaum entkommen kann, weil überall Werbung dafür gemacht wird.
« Letzte Änderung: 2.04.2013 | 22:30 von Callisto »

Sun Wukong

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Die einzigen beiden Spiele mit weiblichen Protagonisten, bei denen ich mich an eine ansatzweise ähnliche Marketing-Aufmerksamkeit erinnern kann waren Bayonetta und Tomb Raider.

Aber ja, ich hoffe, dass sich der Markt da irgendwie von selbst reguliert. Das wird natürlich erschwert, wenn du da ein paar Altkluge in den Chefetagen sitzen hast, die meinen, ihre Kunden seien allesamt sabbernde Teenager, die nicht drauf klarkommen, wenn sie eine Frau mit Persönlichkeit spielen, die über Titten und Arsch hinausgeht. Eigentlich werden sie ja auch eines Besseren belehrt, immer hin hörte man überall Jubelschreie, dass die gute Lara neu definiert wird (eben nicht mehr nur über ihre.. Argumente).

Offline YY

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Homophobie zu diesem Grad (oder auch nur Schwanzeinziehen aus Angst vor der Homophobie der Spieler) ist einfach nur erbärmlich.

Das sollte doch spätestens seit Mass Effect weitestgehend vom Tisch sein.

Oder habe ich seinerzeit den Shitstorm verpasst?
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Darius der Duellant

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Oder habe ich seinerzeit den Shitstorm verpasst?

Den zu Teil 3 und "OMG FORCED FAGOTTRY!!!!", da nun auch mänliche SC über homoerotische Szenen stolpern?

Ja.


Aber ja, ich hoffe, dass sich der Markt da irgendwie von selbst reguliert. Das wird natürlich erschwert, wenn du da ein paar Altkluge in den Chefetagen sitzen hast, die meinen, ihre Kunden seien allesamt sabbernde Teenager, die nicht drauf klarkommen, wenn sie eine Frau mit Persönlichkeit spielen, die über Titten und Arsch hinausgeht.

Das WAREN nunmal lange Jahre die Hauptkäufer, bevor Videospiele plötzlich ausserhalb der Loserecke hip und cool wurden.
Man kann sich ja ruhig darüber beschweren dass ein Genre gewisse Altlasten mit sich herumschleppt, dabei sollte man aber bitte auch beachten dass
das kein Zufall ist.

Und was das nicht-klarkommen angeht: Ein großer Teil der Videospielerkundschaft besteht immer noch aus hormonell herausgeforderten Jugendlichen von denen viele (abhängig vom Kulturkreis, hierzulande weniger, in Russland und den USA dafür um so mehr) wirklich noch ein Problem mit weiblichen Protagonisten und männlicher Homosexualität haben.
Es ist nunmal ein Faktum dass sich Call of Deppenfield & co wie geschnittenes Brot verkaufen.
Für einen Manager der vor allem den finanziellen Aspekt im Auge hat, gibt es wenig Gründe diesbezüglich Risiken einzugehen.
Das ist ärgerlich und schade, denn das sorgt (auch abseits der ganzen Feminismus-Debatte) für die immer gleichen Aufgüsse erfolgreicher Serien.
Es ist aber weder überraschend noch "schlecht" von diesen Leuten.
Mir geht es zwar auf den Zeiger weil ich gerne mal wieder mehr tolle Spiele abseits von Casualgedöns und Knöpfchendrückereien spielen würde, aber das Problem sind hier nicht umbedingt die Krawattenträger. Deren Job ist es, die Firma am laufen zu halten, aber nicht das unterstützen von politischen Agendas die keinen finanziellen Mehrwert bringen.

Will man hier was ändern helfen weder hysterische Youtube-Serien, noch Zirkeldiskussionen auf tumblr, stattdessen müsste man den relevanten Entscheidungsträgern zeigen, dass man auch mit Kram abseits der x-drölfzigsten Aufgüsse generischer Shooter ordentlich Kohle machen kann.
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Callisto

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Ja nun. Ich kaufe keine Kriegsspiele und ich hab zwar GTA4 gekauft aber nicht wirklich viel gespielt. Wenn es aber nicht viel Auswahl neben den sich wiederholenden und sich in Richtung Shooter entwickelnden Reihen gibt und diese Auswahl kaum beworben wird, wie kann ich als Kunde dann zeigen, dass ich was Kreatives wünsche? Nur durch Online-Ranting. Its the only way. Nicht in geschlossenen Kreisen, die keinen Macher erreichen wie hier im Tanelorn, aber durch so eine Öffentlichkeit wie von Jimquisition oder einen passenden Shitstorm auf Twitter. Ich werd solange drüber reden, wie ich das Bedürfnis danach habe, obs dir passt oder nicht.

Btw, sehr schön war die Folge 2.16 von Grimm von letzten Freitag. Es ging um eine Videospielschmiede und abgesehen vom Chef, einem Toten, einem Exfreund und einem Täter die alle im IT-Bereich arbeiteten, spielten zwei Frauen eine mehr oder wenige wichtige Rolle in der Firma und in der Folge. Die wichtigste Nebenfigur, neben dem Täter, war die Leiterin des Entwicklungsteams.

Sun Wukong

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Es ist aber weder überraschend noch "schlecht" von diesen Leuten.

Ich halte das sogar für ziemlich schlecht. Gewinnmaximierungsgedanken sind Gründe aber keine Ausreden für so ein Verhalten. Ich erwerbe mit meinem business-degree nicht gleichzeitig den Freibrief, ein Arschloch zu sein, auch wenn das sicher viele glauben. Solange man aber diese "Realitäten" als Rechtfertigungen bringt und durchgehen lässt, solange gestattet man es ihnen ja auch, sich damit rauszureden. Man darf ruhig auch als Konsument den Publisher mal an den Hörnern packen und kräftig schütteln, bis die Birne wieder gerade sitzt, sehe ich kein Problem drin.

Bestimmer über die Verhältnisse unserer Gesellschaft sollten immer noch wir sein. Wir sollten den Konzernen sagen, wo es für sie lang geht und wie weit sie gehen dürfen - und das nicht nur, indem wir ihre Waren boykottieren. Diese "sollte" ist auch alles andere als naiv. Wenn wir uns selbst allerdings immer wieder damit beschränken, dieses gerechtfertigte und uns eigentlich durch unseres politischen System zugesicherte Recht zu nutzen, indem wir es zu Wunschdenken aus dem Hundertmorgenwald deklarieren und uns den herrschenden Maßstäben der wirtschaftlichen Denkweisen unterwerfen, werden sich die Verhältnisse tatsächlich immer mehr dem viel beschworenen, alternativlosen System annähern.

Zitat
Deren Job ist es, die Firma am laufen zu halten, aber nicht das unterstützen von politischen Agendas die keinen finanziellen Mehrwert bringen.

Und daneben haben die keinen weiteren Nutzen, nein? Sehe ich anders. Wie gesagt, gerade die sitzen am Hebel, etwas von ihrer Seite aus zu verändern. Und einige tun es. Ohne Risiken einzugehen gibt es auch keine Veränderung und keinen Fortschritt. Die, die das verstanden haben, werden morgen mit Sicherheit sowieso bessere Gewinne einfahren. Und selbst wenn nicht, haben sie trotz Verlusten vielleicht den Weg zu einer Veränderung oder Behebung eines Missstandes geebnet. Einigen ist das Gott sei Dank immer noch wichtiger, als der eigene Profit, auch wenn die Anzahl solcher Leute verschwindend gering wirken mag.

Zitat
Will man hier was ändern helfen weder hysterische Youtube-Serien, noch Zirkeldiskussionen auf tumblr, stattdessen müsste man den relevanten Entscheidungsträgern zeigen, dass man auch mit Kram abseits der x-drölfzigsten Aufgüsse generischer Shooter ordentlich Kohle machen kann.

Wenn unser einziges wirksames Mittel zur Veränderung und Bewegung der Verhältnisse, die wir nicht gerne sehen, unsere Kaufkraft und die Entscheidung, was wir kaufen, wäre, säe es wirklich dunkel um uns aus. Soweit ich das sehe, ist das allerdings noch lange nicht der Fall. Dementsprechend halte ich Meinungsaustausch und Information über das Internet für alles andere als unnötig.

Nichtsdestotrotz spricht natürlich nichts dagegen, dieses eine Mittel - der Kaufkraft - für diese Zwecke einzusetzen, um etwas zu verändern. Ist sicher der direkteste Weg.
« Letzte Änderung: 3.04.2013 | 01:05 von Sun Wukong »

Offline Bluerps

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Genau. Nur weil man damit nicht direkt bei den Managern großer Publisher ankommt, heißt das nicht man sich nicht lautstark beschweren darf, wenn einem etwas nicht passt. Mat hat zumindest immer die Chance andere davon zu überzeugen. "Vote with your wallet" ist schon ein guter Ratschlag, aber es nicht das einzige was man tun kann.

Zumal das ein Gerücht ist, das Spiele die nicht auf den stereotypen männlichen Teenager ausgerichtet sind zwangsweise weniger Geld bringen. Das ist eine gängige Weisheit, die sich niemand so recht traut in Frage zu stellen. Wenn es trotzdem einer tut, dann passiert das nur halbherzig, mit einem Bruchteil des Budgets eines vergleichbaren, auf Männer ausgerichteten Spiels. Was dann natürlich eine selbsterfüllende Prophezeiung ergibt.


Bluerps
"When life gives you lemons, don't make lemonade. Make life take the lemons back! Get mad! I don't want your damn lemons, what am I supposed to do with these? Demand to see life's manager! Make life rue the day it thought it could give Cave Johnson lemons! Do you know who I am? I'm the man who's gonna burn your house down! With the lemons! I'm gonna get my engineers to invent a combustible lemon that burns your house down!"
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Offline Darius der Duellant

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Ja nun. Ich kaufe keine Kriegsspiele und ich hab zwar GTA4 gekauft aber nicht wirklich viel gespielt.

Tut mir leid, du bist Teil des Problems.
Ein verkauftes Spiel ist ein verkauftes Spiel, ob du das danach hundert Stunden gespielt hast oder es hinterm Wandschrank verstaubt, fliesst in die Absatzzahlen nicht mehr ein.
Kauf es nicht, überrede andere Leute es nicht zu kaufen, aber mach doch so was nicht.
Das Studio hat dein Geld, wieso sollten sie jetzt noch etwas ändern?


Zitat
Nicht in geschlossenen Kreisen, die keinen Macher erreichen wie hier im Tanelorn, aber durch so eine Öffentlichkeit wie von Jimquisition oder einen passenden Shitstorm auf Twitter.

Und was bringt es?
Massenhaft Kommentare die sich dazu äussern von dem "Gender-Stuff" die Nase voll zu haben.
Versetz dich doch mal in die Position eines Entscheidungsträgers der diese "Shitstorms" sieht. Du hast ein begrenztes Budget und kannst damit ein Spiel finanzieren.
Du hast dafür zwei Möglichkeiten:
a) Den x-ten Aufsatz einer Reihe die sich gut verkauft, für die es einen etablierten Kundenstamm gibt und bei der du bereits bestehende Werbemittel nur begrenzt anpassen musst.

b) ein "kontroverses" Projekt, bei dem du weisst dass es wohl einen Teil der alten Kundschaft vergrätzen wird, dafür aber wahrscheinlich eine unbestimmte Menge Neuspieler dazuholen könnte und das zu unschönen politischen Schlammschlachten im Netz führen wird

Bist du wirklich der Meinung, Myriaden an bis-zur-schliessung hochkochenden Streitthemen auf allen größeren Netzseiten sowie politische Flamewars sind ein guter Anreiz, sich für b) zu entscheiden?


Ich werd solange drüber reden, wie ich das Bedürfnis danach habe, obs dir passt oder nicht.

Lass dich nicht aufhalten, aber wundere dich nicht wenn überaufgeregtes und/oder aggressives Gerede irgendann einfach nicht mehr ernst genommen wird uns somit unterm Strich kontraproduktiv wirkt.
Den Fehler haben schon prominentere Gruppen gemacht, mit dem Ergebnis das "Der Zentralrat ist empört" schon zu einem geflügelten Wort geworden ist.

Nimms einfach als gut gemeinten Ratschlag an, du kannst zwar Recht haben, aber Recht bekommst du erst wenn du die richtigen Argumente zu richtigen Person bringst.
Und das ist (nicht nur) in diesem Fall eben nicht die Meute vor den Toren, sondern der Anzugträger im Saal.
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Offline Darius der Duellant

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Ich halte das sogar für ziemlich schlecht. Gewinnmaximierungsgedanken sind Gründe aber keine Ausreden für so ein Verhalten.

Und genau um Gründe geht es eben.


Zitat
Man darf ruhig auch als Konsument den Publisher mal an den Hörnern packen und kräftig schütteln, bis die Birne wieder gerade sitzt, sehe ich kein Problem drin.

"Ihr" schüttelt aber nicht.
Was juckt EA ein Shitstorm im Netz, solange er keine Auswirkungen hat?
Das ist wie ein Schaal an den Hörnern des Stiers.
Mag vielleicht manchmal nervig sein, aber solange man damit nirgendwo hängenbleibt gibt es für den Stier kaum einen Anreiz, seinen Kopf in eine dunkle Box zu stecken (in der sonstwas passieren könnte) um das Ding vielleicht loszuwerden.


Zitat
Bestimmer über die Verhältnisse unserer Gesellschaft sollten immer noch wir sein. Wir sollten den Konzernen sagen, wo es für sie lang geht und wie weit sie gehen dürfen - und das nicht nur, indem wir ihre Waren boykottieren. Diese "sollte" ist auch alles andere als naiv. Wenn wir uns selbst allerdings immer wieder damit beschränken, dieses gerechtfertigte und uns eigentlich durch unseres politischen System zugesicherte Recht zu nutzen, indem wir es zu Wunschdenken aus dem Hundertmorgenwald deklarieren und uns den herrschenden Maßstäben der wirtschaftlichen Denkweisen unterwerfen, werden sich die Verhältnisse tatsächlich immer mehr dem viel beschworenen, alternativlosen System annähern.

Sollte, müsste, könnte.
Wen du ein Problem angehen willst, hilft es nichts darüber zu philosophieren wie die Situation eigentlich sein sollte.
Du musst dich mit den konkreten Fakten auseinandersetzen und dir dann überlegen welche Hebel du umlegen kannst.
Wenn du über Netzproteste etwas ändern willst, müssen erst einmal die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass eben jene Proteste auch etwas bewirken können.
Ansonsten bleiben sie das was sie sind, ein Zahnrad ohne Verbindung zur restlichen Maschiene, wodurch seine Form und Geschwindigkeit keinen Einfluss hat.

Zitat
Und daneben haben die keinen weiteren Nutzen, nein? Sehe ich anders. Wie gesagt, gerade die sitzen am Hebel, etwas von ihrer Seite aus zu verändern. Und einige tun es. Ohne Risiken einzugehen gibt es auch keine Veränderung und keinen Fortschritt. Die, die das verstanden haben, werden morgen mit Sicherheit sowieso bessere Gewinne einfahren. Und selbst wenn nicht, haben sie trotz Verlusten vielleicht den Weg zu einer Veränderung oder Behebung eines Missstandes geebnet. Einigen ist das Gott sei Dank immer noch wichtiger, als der eigene Profit, auch wenn die Anzahl solcher Leute verschwindend gering wirken mag.


Risiken bergen eine Möglichkeit auf Gewinne und Verluste. Etwas um der lieben Veränderung willen zu ändern bringt zwar eben das (eine Veränderung) aber nicht notwendigerweise Fortschritt. Um einen Rückgriff aufs finanzielle zu machen: Apple fährt seit Jahren sehr gut damit, wenig bis keine Risiken einzugehen und nur geringfügige Änderungen an seinem Ökosystem vorzunehmen.
Microsoft hat mit Windows 8 einen ziemlich radikalen Schnitt gemacht.
Die Reaktionen darauf sind ja bekannt...


Zitat
Wenn unser einziges wirksames Mittel zur Veränderung und Bewegung der Verhältnisse, die wir nicht gerne sehen, unsere Kaufkraft und die Entscheidung, was wir kaufen, wäre, säe es wirklich dunkel um uns aus. Soweit ich das sehe, ist das allerdings noch lange nicht der Fall. Dementsprechend halte ich Meinungsaustausch und Information über das Internet für alles andere als unnötig.

Das einzige Mittel?
Sicher nicht.
Im Gegensatz zu Zirkeldiskussionen in denen sich immer wieder die gleichen Leute gegenseitig eine Bestätigung geben aber zumindest ein wirksammes.
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Callisto

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Ohne Onlineranting hätte FemShep anders ausgesehen. Ohne Onlineranting hätte Mass Effect nicht ein Update mit neuen Möglichkeiten wie das Ende aussieht bekommen.

Ich kauf die Spiele, die ich kaufen will. GTA4 ist ja nicht mal das neueste und soweit ich mich erinnere gibts da ne ganze Menge ZusatzDLCs, für die ich kein Geld ausgegeben habe. Resident Evil 6 oder auch RE Racoon City hab ich nicht gekauft, der erste Teil RE war super, aber die Berichte drüber werden immer langweiliger. God of War hab ich mir einen Teil auf PSP gekauft und danach nichts mehr. Wie will ich aber was beurteilen, dass ich nicht angespielt habe? Ein Spiel nicht zu kaufen, macht den Kohl nicht fett. Aber ein Spiel zu kaufen, dass ansonsten untergeht, weil es einen weiblichen Protagonisten auf dem Cover, das bringt eher was und das tue ich auch. Habe TR trotz kleinerer Vorbehalte bei erster Gelegenheit gekauft. Trotzdem jammern sie, weil sie sich mehr erhofft haben. Vielleicht hätten sie einfach paar mehr Rätsel einbauen sollen.

Was die Hysterie angeht: Wenns Dich nicht interessiert, kein Ding, kannst den Thread verlassen. Ich schick dir keine PNs über das Thema, keine Sorge.

Zirkeldiskussionen im kleinen Kreise sind natürlich recht unwirksam. Aber Jimquisition wird schon eher wahrgenommen, genau wie der Shitstorm auf Twitter betreffs weiblicher Spieledesigner wahrgenommen wurde. Ich könnte sogar fast wetten, dass die Folge 2.16 von Grimm kurz nach besagten Shitstorm geschrieben wurde.
« Letzte Änderung: 3.04.2013 | 01:52 von Callisto »

Offline Bluerps

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Lass dich nicht aufhalten, aber wundere dich nicht wenn überaufgeregtes und/oder aggressives Gerede irgendann einfach nicht mehr ernst genommen wird uns somit unterm Strich kontraproduktiv wirkt.
Das bezweifle ich stark. Schon allein wenn man sich anschaut was sich in den letzten Jahren alles getan hat, merkt man das das nicht stimmt. Über solchen Bullshit wie den Hitman: Absolution Trailer hätte sich vor fünf Jahren kaum jemand beschwert. Mittlerweile sind wir soweit das sich der Entwickler in einem Interview dafür rechtfertigen muss.


Bluerps
"When life gives you lemons, don't make lemonade. Make life take the lemons back! Get mad! I don't want your damn lemons, what am I supposed to do with these? Demand to see life's manager! Make life rue the day it thought it could give Cave Johnson lemons! Do you know who I am? I'm the man who's gonna burn your house down! With the lemons! I'm gonna get my engineers to invent a combustible lemon that burns your house down!"
   --- Cave Johnson, CEO Aperture Science