Kriegen wir demnächst Duke Nukem: The Beginning, wo gezeigt wird, dass der Duke nur deshalb so ein chauvinistisches Machoarschloch ist, weil er in der Schule immer verprügelt wurde?
Das wäre relativ überflüssig, weil er als überchauvinistisches Übermacho-Überarschloc hbereits eine Karikatur der (nicht nur in Videospielen) vorherrschenden männlichen Ideale ist.
Übrigens halte ich die ganze Diskussion um Objektivierung von weiblichen und Idealisierung von männlichen Charakteren zwar für absolut wahr, aber dennoch für einen Nebenkriegsschauplatz. Objektivierung und Idealisierung sind beides Ergebnisse traditioneller Rollenmodelle, und da werden Männer und darin Frauen im Allgemeinen und Videospieler/innen im speziellen gleichermaßen äußeren Zwängen ausgesetzt.
Der Unterschied ist der, dass viele (gerade jüngere) Spieler mit dem für sie vorgesehenen Rollenmodell durchaus einverstanden sind, was aber nicht heißt, dass es deshalb gut für sie ist. Kurz gesagt, der pubertierende Videospieler kann sich mit den testosteronstrotzenden Kampfschweinen in gelegentlicher Beschützerfunktion sehr wohl anfreunden. Videospielerinnen können sich jedoch mit nur wenigen der angebotenen Rollen anfreunden, was aber eine Empfindungssache ist - daran, dass grundsätzlich und für beide Geschlechter gruselige Verdrehungen stattfinden, ändert das absolut nichts. Und so weit, dass dieses empfindungsmäßige Gefallen oder Nichtgefallen der dargestellten Rollenmodelle daran liegt, dass Videospiele überwiegend von Männern für Männer gemacht werden, waren wir bereits auf Seite 1 dieses Threads.
Eventuell sollten sich jede/r Diskussionsteilnehmer/in erst einmal darüber klar werden, was er/sie überhaupt will. Wenn es nämlich beispielsweise darum geht, dass Heroinen keine wahlweise schutzbedürftigen oder notgeilen Models in figurbetonenden Rüstungen sein sollen, dann ist auch die Forderung berechtigt, dass männliche Charaktere keine wahlweise beschützenden oder notgeilen Dressmen in figurbetonenden Rüstungen sein sollen. Was mich in dieser Diskussion stört, ist dieses ständige Wechseln zwischen spezifischem Störfaktoren und abstrakten Gender-Erwägungen, je nachdem, wo man gerade keine Argumente mehr oder besonders viele davon parat hat.
Den Ist-Zustand haben wir meines Erachtens zu Genüge erörtert. Jetzt kommt der Teil, wo Mut gefragt ist, nämlich der, wo man sagt, wie es sein soll oder zumindest sein könnte. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich so ziemlich alle hier bewusst oder unbewusst darum drücken, weil damit natürlich Diskrepanzen vorprogrammiert sind und man seine Meinung vertreten und ggf. verteidigen muss, statt einfach nur die Oberweite von Lara Croft mit dem Bizeps von Kratos in Relation setzen zu können. Also, liebe Leute, stattdessen mal Butter bei die Fische!
Ich lege vor: Beim hier als "neutral" beschriebenen Skyrim könnte ich bei der Charakter-Erstellung jedes Mal abkotzen, weil ich zum einen nur die Wahl habe, einen weiblichen Charakter in der Linie von Karl-Lagerfeld-Kleiderständer bis hin zu Unterwäschemodell zu bauen, zum anderen aber auch nur männliche Charaktere von Athlet bis Bodybuilder. Aber das nur am Rande. Als Mann müsste ich lügen, wenn ich behaupte, dass mich wohlgeformte weibliche Charaktere in Spielen stören würden - da stört es mich eher, wenn diese gleichzeitig auch als Deko charakterisiert werden - gleichzeitig aber auch, wenn sie so chrakterisiert werden, dass sie im Grunde männliche Stereotypen mit Brüsten sind. Und diese männlichen Stereotypen widern mich auch ohne Brüste manchmal geradezu an.
Ich wünsche mir Spiele, in denen das äußere Erscheinungsbild entweder belanglos oder tatsächlich frei gestaltet werden kann - und erzählt mir nichts von technischen Möglichkeiten, denn vorgefertigte 3D-Modelle kann man mit einem Mausklick von Ronaldo zu Ronald McDonalds besten Kunden machen. Und das ist nur die eine Seite, entscheidender ist das vorgefertige Agieren und die Aktionsmöglichkeiten des Spielers. Von den Kawaii-Ludern wegzukommen, wäre das eine ebenso große Leistung wie die, sich von den heroischen Yessirs zu verabschieden.