Thema: SL-Neuling

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@Nørdmännchen:
Dafür brauch es keinen Thread. Im Improtheater wirst Du drauf geschult auf Deine Mitspieler zu achten, deren Ideen aufzunehmen und wieder die Bälle zurückzuspielen. (So weit ich weiss geht das sogar so weit, dass die Mitspieler im Improtheater untereinander über einfache "Flags" miteinander kommunizieren) Im Prinzip bekommst Du da schon ein ziemlich gutes Lernpaket, dass Du direkt beim Leiten enfliessen lassen kannst.
Wenn Du kein Improtheater gemacht hast, dann würde es erstmal nur verwirren als SL-Neuling. Deswegen wollte ich es nicht zu sehr hier breit treten.

[Grey Ice]

Ich fürchte, es wurde zwar schon alles gesagt, aber schadet ja trotzdem nicht

1. Was empfehlt ihr einem SL-Neuling als Einstieg? Was hat sich aus eigener Erfahrung bewährt, was sind (typische) no-go's, die man beachten sollte? (Abenteuerwahl, NSCs, Regelwissen, Story,...)

Such dir an Abenteuer was herkömmliches, gewöhnliches, selbst wenn es nur "Hausmannskost" ist, die niemanden wirklich überrascht. Für die erste Runde hinter dem Spielleiterschirm ist das in Ordnung, erfahrene Spieler sollten da Verständnis für haben (- und vermutlich schon schlimmeres erlebt haben). Zum Regelwissen - du solltest dich auskennen, aber nicht zwingend in Regeldiskussionen verrennen, mal auch etwas aus dem Bauch heraus in einzelnen Situationen entscheiden, bevor das Spiel ins stocken kommt.
No-Go: Mary Sues, d.h. irgendwelche absoluten Über-NSC, die den Plot schmeißen.
Irgendwo habe ich den Tipp gehört: "Lass nie einen NSC eine coole Aktion bringen, die auch ein SC erledigen könnte" - damit bin ich gut gefahren. Versuch nicht, irgendwelche eigenen SC als NSC reinzubringen, weil du mitspielen möchtest. Die SC sind die Protagonisten in dem Stück, daran muß man sich gewöhnen. Du mußt deswegen nicht nur das Ego der SC's streicheln, du sollst schon selber Spaß an der Story und der Runde haben - aber für die Heldentaten sind nicht deine NSC da.

2. Chancen und Risiken? Worauf muss man gefasst sein, womit muss man klarkommen? Gibt es Möglichkeiten, bestimmte Patzer zu umgehen?

Vielleicht solltest du nicht zuviel vorausplanen - man neigt als SL dann ja schon dazu, die Spieler dazu zu drängen, das zu tun, was man geplant hat. Vorbereitung ist nötig und wichtig - kenne die NSC, ihre Pläne, Events, die du einstreuen willst, und dabei mal anzudenken, was die Spieler möglicherweise machen werden ist nicht verkehrt. Aber plane nicht ein, wie die SC wo reagieren werden, das verdirbt entweder den Spielern den Spaß oder beschert dir umso mehr Probleme, wenn die Spieler vom Gleis ausbrechen und du nichts vorbereitet hast, was dir beim Improvisieren hilft.
Und: scheu dich nicht, nach der Runde nach Feedback zu fragen, so erfährst du, wie du die Runde, die du leitest, noch interessanter für deine Spieler gestalten kannst.

3. Spielersicht / SL-Brille, wie schwer ist der Umstieg aus eurer Sicht?

Weniger schwer. Versuch so zu leiten, das du als Spieler an deiner Runde auch Spaß hättest, oder dich zumindest nicht über sie ärgern würdest - idR haben dann deine Spieler auch Spaß dabei.

4. Insbesondere: Neuling - Neuling Situation, muss ich mit den Anfänger-Spielern besonders aufpassen? / macht es Sinn, einen anderen erfahrenen Spieler in die Gruppe zu holen?

Erfahrene dabei zu haben macht Sinn - dann kommt das Spiel auf jeden Fall in Gang, und die Neulinge haben jemanden, an dem sie sich orientieren können, wenn sie zum ersten Mal am Tisch sitzen. Das macht vieles einfacher.

[Oberkampf]

Eigentlich sind die meisten guten Tipps schon genannt.

Ich wiederhole mal, weil es so wichtig ist: DON'T PANIC!

Ansonsten: Suche dein Genre, deine Spielwelt und deine Lieblingsszenen aus!

Wenn die Spieler Cyberpunk mit viel Herumschleicherei in einem dystopischen Earth 2020 Setting wollen, und du lieber Piratengeschichten mit pulpigen Kämpfen in einer Low Fantasy Welt magst, dann leite das Zweite.
 
Korrekt eigentlich: Steuere das Zweite an. Die Spieler werden schon von sich aus versuchen, einige Kämpfe durch Heimlichkeit zu umgehen, wenn ihnen was daran liegt. Aber darauf einzugehen ist besser, als ein Spiel zu leiten, für dessen Grundprämissen man sich selbst nicht wirklich begeistern kann.

Gute Einstiegsabenteuer:
Sowas ohne System, Setting und Lieblingsszenen zu empfehlen, ist schwierig.Allgemein bin ich der Auffassung, dass ein Einstiegsabenteuer tatsächlich einen kurzen, geradlinigen Plot haben sollte, der vorgegeben und deutlich erkennbar ist - also genau das, was bei späteren Abenteuern in langweiliges Railroading ausarten kann!

Außerdem finde ich es gut, wenn im Abenteuer einige Szenen typische Mechanismen des Spiels bedienen (Kämpfe, Verfolgungsjagden, Fertigkeitsanwendung, Mechanismus für soziale Interaktion usw.) Dazu passend finde ich auch eine gewisse Szenenvielfalt (Kämpfe, Rätsel, Gespräche, Planung usw.) wichtig - wobei du wie oben gesagt speziell deine Lieblingsszenen in den Mittelpunkt rücken solltest.

Einen gewissen Entscheidungsfreiraum im Abenteuer sollte man den Hauptprotagonisten (SC) selbstverständlich auch bewusst einräumen - trotz vorgegebenem Plot. Wenn man das schon in der Vorbereitung bedenkt, fällt es dann hinterher leichter, auf die tatsächlichen Entscheidungen der Spieler einzugehen (wobei ich auch eher jemand bin, der bei Einstiegsabenteuern die Spieler zurück in den Plot lockt zu locken versucht). 

Aus dem Grund halte ich im Fantasy-RSP-Bereich eigentlich immer Reiseabenteuer für bestens zum Einstieg geeignet. Das Abenteuer von Warhammer 2nd Edition ("Durch den Drakenwald") ist z.B. prima, oder das Einstiegsabenteuer in The One Ring, oder Arl' s Ransom aus dem Dragon Age Quickstart Guide (wobei ich von glaubwürdiger Quelle erfahren habe, dass es von der regeltechnischen Umsetzung her mit den vorgegebenen NSCs und Kämpfen/Gegnern kaum zu bewältigen ist).

[Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)]

Und als Ergänzung noch. Was sich Spieler von Spielleitern wünschen. Ist eine persönliche Ansicht, dazu DSA-gefärbt, aber ich find das durchaus hilfreich.