korknadel (oder sonstwer),
Kennst du "Die Türme von Bos-Maury"?
Wenn ja, kannst du die Reihe empfehlen?
Ja, kann ich auf jeden Fall empfehlen! Habe ich
hier ja auch erst kürzlich erwähnt. Inzwischen bin ich mit allen Bänden durch. Die ursprüngliche Serie umfasst zehn Bände, geht einmal von Südfrankreich mit Abstechern nach Spanien und England über Ungarn nach Palästina und wieder zurück. So weit ich das beurteilen kann, sind die historischen Hintergründe um Längen besser als das meiste, was man in historischen Comics sonst so vorgesetzt kriegt. So zum Beispiel Holzburgen und Romanik. Die einzelnen Bände bauen zwar aufeinander auf, erzählen aber relativ abgeschlossene Abenteuer.
An diese Reihe anschließend gibt es noch vier (demnächst fünf) weitere Bände der Reihe "Bos-Maury". Diese erzählen in Einzelabenteuern von den Nachfahren des ursprünglichen Protagonisten. Dies sind zum Teil atmosphärisch gelungene Kabinettstückchen ("Dulle Griet"), können es aber wegen ihrer Episodenhaftigkeit nicht ganz mit dem ursprünglichen Zehnteiler aufnehmen. Mit Ausnahme von "Assunta", einem auf Sizilien angesiedelten Prachtstück. Zwischen der eigentlichen Reihe und den Nachfolgern vollzog Hermann den Wechsel von der herkömmlichen zur Direktkolorierung.
Ich habe derweil eine weitere Entdeckung gemacht, die mich schwer begeistert hat:
Der Zweiteiler erzählt von der Odyssee und dem Rachefeldzug eines von Polen nach Paris ausgewanderten jungen Mannes, der es in seiner Wahlheimat zum gefeierten Künstler bringt, in ein Drama von Betrug, Eifersucht und Verrat verwickelt wird, aus Paris flieht und über -- wahrhaft! -- abenteuerliche Umwege nach Jahren wieder zurückkehrt, um Vergeltung zu üben.
Die mit vielen wohligen Klischees angereicherte Geschichte (Skandalpresse, Erotik, Piratenromantik, Gerichtssaalszenen, Mord in dunklen Gassen) ist erstaunlich spannend erzählt und wartet sogar mit ein paar Twists auf. Dazu ist das Ganze tief in eine Graf-von-Monte-Christo-Atmosphäre getaucht, ein Kostümabenteuer vom Feinsten.
Der Lesespaß ist nicht zuletzt den stimmungsvollen und dramatischen Bildern Rosinskis zu verdanken. Ein Augenschmaus. Und wieder stelle ich fest: Bei dem, was heute oft so vielversprechend und mit viel grafischem Pomp daherrollt, erlebt man neben solider Ware leider auch oft Enttäuschungen. Nimm aber die Sachen alter Hasen wie Rosinski, Hermann oder Loisel in die Hand, und du bekommst meistens ziemlich gute Comics.
Lustiges Detail am Rande: Auf dem Rückcover hat der Verlag die Biografien der Künstler abgedruckt, in denen die anderen Werke genannt werden. Ausgerechnet bei Rosinski wird dabei Thorgal, Rosinskis Megaerfolg, unterschlagen.
Und dann lese ich gerade mit großer Freude:
Hach, das ist ganz herrlich naive SF mit ein wenig James Bond-Flair, auch wenn der blonde Hauptheld etwas draufgängerischer und weniger stylish ist. Hier gibt es noch richtige UFOs, Außerirdische mit seltsamen Namen, die gute Sache, abgefahrene Monster und Gefahren (eine fleischfressende Pflanze aus Stahl), futuristische Architektur. Das Ganze ist natürlich auch ein bisschen sexistisch (die furchtbar hübsche Krankenschwester, die immer auf alle Abentuer mitkommen, dann aber vor allem beschützt werden muss), rassistisch (der Turban tragende Braune im Team ist halt bloß der Diener und wird gedutzt) und bedenklich (der böse Dr. Argos hat ja mal so ne fiese Hakennase). Aber dennoch ein herrlicher Oldschool-Spaß.
Reinblättern kann und sollte man
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