@Lasercleric
Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt habe, hier mit irgendeiner Autoritätskeule zu kommen. Stünde mir auch nicht an, denn wie gesagt, bei der Übersetzung bin ich nur für einen kleinen Teil verantwortlich gewesen. Ich wollte dir auch nicht irgendwie den Mund verbieten oder deine Meinung herabsetzen.
Was mich aber gestört hat, war deine Aussage, dass die Leser, die die englische Vorlage nicht kennen, die Textqualität im deutschen Grundbuch nicht beurteilen könnten. Das ist für mich so, als wenn ein Ingenieur/Historiker/Pädagoge sagen würde, dass die Kinder, die damit spielen, das neue LEGO-Ritterset gar nicht richtig beurteilen könnten. Ich verstehe, wo das herkommt, aber gleichzeitig ist das für mich unbeschreiblich falsch gedacht. Und wenn ich der Designer von Kinderspielzeug wäre, würde mich das Feedback von tatsächlichen Kindern auch mehr interessieren als das von Experten, egal wie qualifiziert. Unter anderem auch deswegen, weil man selbst ja auch als Experte die Sichtweise der Zielgruppe auch gar nicht hat.
Mir ist natürlich auch klar, dass kaum irgendwo vierzehnjährige das deutsche Grundbuch mit glänzenden Augen aus einem Ladenregal ziehen oder am Geburtstag aus dem Geschenkpapier wickeln werden. Ich vermute auch, dass es richtig schwer ist, von 13th Age überhaupt zu erfahren, wenn man nicht schon vor Jahren seine Seele dem Rollenspielteufel verschrieben hat. Viele Käufer werden die englische Vorlage kennen oder zumindest davon wissen. Und die meisten Leute sprechen gut genug Englisch, um zumindest einzelne Begriffe vergleichen zu können.
Aber der Grund, warum ich überhaupt Lust darauf hatte, an der Übersetzung zu arbeiten, waren ja nicht etwa der Ruhm und die Rollenspielmillionen, die man damit verdient, sondern dder Wunsch, deutschen Lesern das Erlebnis zu bieten, das mir die englische Vorlage bereitet hat und ein gewisser missionarischer Eifer, das Spiel in Deutschland zu verbreiten.
Mal noch was zu "Thief", "Rogue", "Schurke", "Dieb":
Hat da kein Lektor drübergeguckt, der mit D&D insbesondere d20 vertraut ist? Der hätte wenigstens anmerken können, dass "Dieb" eben nicht die ideale Übersetzung ist, weil der Regelterminus "Rogue" in deutschen D&D-Fassungen eben anders besetzt ist.
Da haben vor allem Leute drübergeguckt, die mit D&D, insbesondere vor D20 vertraut sind.
Bevor es an die Übersetzung ging, gab es ein großes Palaver, um die ganzen Regelbegriffe, Ikonenbezeichnungen, Klassennamen etc. festzulegen. Auch wenn sich heute im Fantasybereich "Schurke" als Bezeichnung für den Charaktertyp durchgesetzt hat, war es bis tief in die 90er in Büchern, Rollen- und Computerspielen genauso mit "Dieb". Wenn ich mich recht erinnere kamen von der OSR-Fraktion dieselben Argumente für den Dieb und gegen den Schurken, die man z.B. hier für den Schurken gegen den Dieb hört: Tradition, ist ein bekannter Begriff, "Schurke" ist eine sinnentstellende Fehlübersetzung. Und niemand hat ganz besonders and dem Schurken gehangen.
Ich persönlich kann mit dem Dieb besser leben, als mit dem Schurken. Aber ich könnte mich auch nicht überwinden, eine konkrete Übersetzung von "rogue", was "Lausejunge" und "Schwerverbrecher", "einzelgängerisch" und "kaputt" und alles dazwischen bedeuten kann, als richtig zu verteidigen. Ich bin überzeugt, dass der Begriff keine gute deutsche Entsprechung hat und bin daher mit allem unzufrieden. Aber ich fände "Halodri" als Übersetzung witzig.
Interessanter finde ich das Argument, dass es komisch ist, wenn "Dieb" eine Spezialisierung der Klasse "Dieb" ist. Da kann ich nachvollziehen, dass das für Leute hakt und da könnte ich mich eher überzeugen lassen, dass es eine bessere Lösung gibt.