Autor Thema: Soziale Kompetenz  (Gelesen 7121 mal)

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Offline Skiron

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Re: Soziale Kompetenz
« Antwort #50 am: 9.08.2012 | 15:46 »
*lol*

Und danach werden sie ins Tanelorn geschickt und entdecken die wundersame weite Welt des Rollenspiels.  ;D

Offline Skiron

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Re: Soziale Kompetenz
« Antwort #51 am: 10.08.2012 | 12:33 »
@Teylen Um noch mal auf das Thema soziale Kompetenz zurückzukommen, Dein Beispiel ist eigentlich großartig in seiner Überzogenheit, weil es so deutlich zeigt, wie abhängig soziale Kompetenz davon ist, welche Erfahrungen man gemacht hat und innerhalb welcher Gruppe man sich bewegt und was für ein Spiel man spielt. Im Grunde bricht die Kommunikation zusammen, hiermit meine ich, das Lesen können von Mimik, Gestik, oder verbal und darauf vertrauen zu können, dass die selben Umgangsregeln gelten, bzw. dieselben Spielregeln, auf einen gemeinsamen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können.

Um bei D&D zu bleiben, ich hatte hier lustiges Buttkicken im Dungeon erwartet, bin aber einem Spiel begegnet, dass taktisch und strategisch enorm anspruchsvoll ist, ungefähr wie Schach und bei dem der Zusammenhalt der Gruppe extrem wichtig ist, d.h. eine hohe soziale Kompetenz erfordert um im Team, als Charaktergruppe zusammenarbeiten zu können. Also ein bisschen flappsig gesprochen, ein Spiel, das ich für sehr geeignet für schlaue Harmoniebärchen halte. Was eigentlich völlig dem widerspricht, was das Vorurteil sagt. Natürlich hängt das sehr davon wie gespielt wird. Da ich nur "meine Runde" kenne, kann ich das nicht beurteilen, ob unsere Spielweise dafür mehr verantwortlich ist.

Wobei es von "Es geht mir hintenrum vorbei" [Wenn das System keine/kaum soziale Kompentenzen abbildet, diese nicht relevant sind und der Fokus auf der taktisch/strategischen Zielerreichung liegt] bis hin zu "Ich finde es elementar wichtig und unabdinglich" schwanken kann.

Wie würde das im Spiel aussehen?
Kannst Du es beschreiben?

Zur Erklärung: Für mich ist das Tanelorn in gewisser Weise ein Fenster zur Welt des Rollenspiels,
ich bin gerade neugierig darauf welche Möglichkeiten es zu spielen gibt, wie gespielt wird, was gespielt wird, welcher Focus aus welchen Gründen gesetzt wird.

Normalerweise spielt man dann so auch nicht/selten miteinander XDAlso es gibt da einerseits das Szenario das nicht alle Charaktere der Gruppe gleichermassen sozial kompetent sind.
Andererseits gibt es auch das Szenario das die Charaktere der Gruppe gleichermassen sozial kompetent sind sich die Vorstellung der Kompetenzen jedoch aufgrund der Moral vollstaendig unterscheiden.

Das heisst in Vampire Dark Age, das dort 4 Charaktere stehen, mit guten Grund Kompetenzen, alle einem Weg Wert von 6, allerdings einmal Weg des Koenig (Die Welt besteht auf Herrschenden und Vasallen), Weg der Menschlichkeit (Der Mensch soll gut sein undnett), Weg des Himmels (Gott hat Gerechtigkeit definiert und man soll sich an dessen Gebote halten) und Weg des Tiers (Man ist ein Tier und sollte entsprechende Naturverbundenheit und Darwinismus zeigen).

Das finde ich spannend, bedeutet es, dass hier sozusagen der Focus auf einem inneren Konflikt des Charakters liegt und auf einem äußeren Konflikt, also in Bezug auf soziale Kompetenz Themen vorgegeben werden? Also, entscheidet sich der Charakter moralisch? Inwieweit kann der Charakter anderen Charakteren vertrauen? Ist es vom Spiel her sehr emotional?
« Letzte Änderung: 10.08.2012 | 12:35 von Skiron »

Offline Oberkampf

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Re: Soziale Kompetenz
« Antwort #52 am: 11.08.2012 | 10:31 »

Das finde ich spannend, bedeutet es, dass hier sozusagen der Focus auf einem inneren Konflikt des Charakters liegt und auf einem äußeren Konflikt, also in Bezug auf soziale Kompetenz Themen vorgegeben werden? Also, entscheidet sich der Charakter moralisch? Inwieweit kann der Charakter anderen Charakteren vertrauen? Ist es vom Spiel her sehr emotional?

Systematisch würde ich mal die Unterscheidung in drei Konfliktebenen im Fantasyrollenspiel vorschlagen:

Konflikte zwischen Gruppe und Außenwelt (die z.B. vom SL repräsentiert wird)
Konflikte innerhalb der Gruppe
Konflikte innerhalb des Charakters (Rollenkonflikte eines Charakters)

Jedes Rollenspiel (auch D&D) kann man auf allen drei Ebenen spielen, aber einige animieren mehr zum einen oder zum anderen. Rollenspiele, die Konflikte innerhalb der Gruppe nicht nur spielbar machen, sondern sogar hervorbringen wollen, gibt es einige im Indie-Bereich oder an dessen Grenze zum Mainstream. Beispielsweise Smallville (sehr dramalastig) oder Dogs in the Vineyard.

Entscheidend ist meiner Meinung nach, wieviel das Rollenspiel zur Spielbarkeit der Konflikte beiträgt. Fast jedes Rollenspiel hat Kampfregeln, die in der Regel auf zwei Sachen ausgelegt sind:
1) physishe Konflikte zu repräsentieren (keine mentalen oder sozialen)
2) den (physischen) Konflikt zwischen Gruppe/SC und Außenwelt zu behandeln.

Das ist erstmal traurige Wahrheit unabhängig von Gruppen- und Selbstbild. D&D hat traditionell in Deutschland den (unverdienten!) Ruf, ein Spiel für Deppen & Draufschläger zu sein, weil sich ein großer Teil der Spielmechaniken mit Kämpfen und Kampfgestaltung befasst. Aber das ist bei 99% der anderen Regelsysteme, inkl. V:tM, nicht anders!

Soziale Kompetenzen der Charaktere wurden irgendwann an die Kampfsysteme "angetackert" (mit entsprechenden Skill oder Talenten), aber in den wenigsten Spielen wurde eine Mechanik für soziale Konflikte entworfen, und wenn überhaupt, dann für den Konflikt mit der Außenwelt, also NSCs. Mit den meisten Systemen ist man einfach auf ein Zusammenspiel der Charaktere gegen die Umwelt und auf physische Kämpfe festgelegt.
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Offline Skiron

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Re: Soziale Kompetenz
« Antwort #53 am: 11.08.2012 | 11:29 »
Vielen Dank für Deine schöne Strukturierung und Argumente. :-)

Soziale Kompetenzen der Charaktere wurden irgendwann an die Kampfsysteme "angetackert" (mit entsprechenden Skill oder Talenten), aber in den wenigsten Spielen wurde eine Mechanik für soziale Konflikte entworfen, und wenn überhaupt, dann für den Konflikt mit der Außenwelt, also NSCs. Mit den meisten Systemen ist man einfach auf ein Zusammenspiel der Charaktere gegen die Umwelt und auf physische Kämpfe festgelegt.

Ich muss bei D&D auch immer hilflos mitansehen, wie sich meine Mitspieler leidenschaftlich "Fachbegriffe der Werte" um die Ohren hauen
und ich nur noch Bahnhof verstehe, weil mir die Erfahrung fehlt. Ich wünschte immer ich hätte einen Übersetzer dabei, der mir dann sagen würde, also das bedeutet, dass der Charakter im weiten Spiel ein ganzer Kerl wird, der wenn er angegriffen wird
Feuerbälle raushauen kann, die auch einen Drachen mit den Ohren schlackern lassen und nicht aufgibt sondern lieber sterben würde als seine Freunde im Stich zu lassen und dabei lernt er noch häkeln, weil seine Oma warme Strümpfe braucht, aber wenn jemand seine Waffen anfasst und sei es sein bester Kumpel, dann ist aber Randale im Gelände.

Mein Eindruck ist manchmal, das hier die Charakterentwicklung bei D&D anders funktioniert, nicht über Darstellung des Charakters, sondern über Handlungen des Charakters die durch seine Werte vorgegeben werden und minimaler, dafür aber eindrücklicher illustriert.
Worte! Das ist teilweise so schwer in Worte zu fassen, für mich, was ich meine und dabei noch halbwegs präzise zu sein, wenn man übers Rollenspiel redet.  ;D

Meinen Mitspielern ist es glaube ich zu persönlich und emotional, darüber zu reden wie ihr Charakter ist. Dabei spielen die so tolle Charaktere, ich mag die total, auch wie zwei Mitspieler Charaktere zueinander bekumpelt sind, ich könnte da stundenlang dabei zugucken. Also hab ich ganz dreist geschlussfolgert, es kann nicht so sein, dass soziale Kompetenz der Charaktere keine entscheidende Rolle spielen, denn da entstehen richtige Persönlichkeiten, die plausibel in einer Welt agieren und sich an den Charakterwerten orientieren.

Ja, darüber hab ich auch nachgedacht.
Ich glaube, dass man auf die eigene Sozialkompetenz zurückgreift um soziale Interaktionen im Spiel zu bewältigen.
Man macht das intuitiv. Es ist viel leichter dabei einfach zu reden und somit das Spiel im Fluss zu halten.
Der Nachteil dabei ist, dass man leicht die Regeln des Systems aushebelt oder ausnutzen kann, so dass es zu Ungerechtigkeiten oder Grenzüberschreitungen kommen kann. Es kann auch dazu führen, dass das Spiel nicht mehr plausibel ist.
Dann das Problem zu finden, ist schwierig, weil man meist nicht die eigene Spielweise
analysiert in ihrer Gesamtheit und so leicht geneigt ist, das Problem an der falschen Stelle zu suchen.
« Letzte Änderung: 11.08.2012 | 12:20 von Skiron »