Autor Thema: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?  (Gelesen 21309 mal)

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Offline Skiron

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Woher kommt die Regel: Der Spielleiter hat immer Recht?

In meinen Augen ist es ein Widerspruch, wenn man einerseits die Regeln hat

1. Man spielt gemeinsam
1. Der Spielleiter hat immer Recht.

In meinen Augen gibt es hier zwei sehr entgegengesetzte Leitpositionen unter dem gleichen Stichwort.

1. Der Spielleiter hat immer Recht
Hier wird einen Spielleiter Macht aufgrund seiner Position gegeben.
Begründet wird diese Macht damit, dass er die Arbeit hat und die Verantwortung für das Spiel übernimmt.
Der Spielleiter bestimmt, die Mitspieler ordnen sich unter.
In meinen Augen führt das zu einem Spiel in dem der Austausch statisch ist.

2. Der Spielleiter hat immer Recht
Hier wird dem Spielleiter Macht freiwillig aufgrund seiner sozialen Kompetenz gegeben.
Begründet wird die Macht damit, dass man das Vertrauen hat fair & respektvoll behandelt zu werden.
Man spielt gemeinsam. Alle übernehmen Verantwortung.
In meinen Augen führt dies zu einem Spiel in dem der Austausch fliesend zwischen allen stattfindet.

In meinen Augen sind diese Extreme sehr spielbestimmend und beeinflussen sehr viele Spielelemente.
Es sind natürlich Extreme, es wird meistens denke ich in Varianten dazwischen oder außerhalb davon gespielt.

Welche Variante des Leitens bevorzugt ihr und warum? Gibt es einen Unterschied welche Variante ihr bevorzugt je nach dem ob ihr spielt oder leitet?

Bitte gerne mit Begründung und oder Beispiel, weil mich die persönlichen Sichtweisen interessieren
und ich diese so besser verstehen und nachvollziehen kann. Vielen Dank. :-)
« Letzte Änderung: 28.07.2012 | 12:53 von Skiron »

killedcat

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #1 am: 28.07.2012 | 11:46 »
"Der Gegner ist in Reichweite."
"Ist er nicht!"
"Ist er wohl!".
... usw. usf.

Um derartige Situationen zu vermeiden, braucht es meist einen Schiedsrichter. Einen, der die Situation für den Moment für alle klärt. Diese Funktion hat meist der SL, das ist aber nicht zwingend. Es könnte auch der Spieler mit meisten Spielerfahrung sein. Aber...

in unseren Spielrunden hat der SL meist viele Geheimnisse, die die Spieler nicht kennen. Dies dient dem Aufbau von Spannung. Hier muss dem SL ein Grundvertrauen entgegengebracht werden. Ein Beispiel: "Ich zaubere Gedankenkontrolle auf ihn." SL: "Die Gedankenkontrolle wirkt aus irgendwelchen Gründen nicht.". Was der der Spieler nicht weiß: der Charakter ist insgeheim ein Untoter. Hier würde eine Diskussion und das Ausdiskutieren der Situation schlicht zum Auflösen des Geheimnisses, zum Wechsel auf die Metaebene und zur Zerstörung jeglichen Pacings führen. Daher ist bei uns der SL immer auch der Schiedsrichter, und das funktioniert sehr gut.

Nach dem Spieleabend jedoch bringen wir gerne zur Sprache, wo wir Klärungsbedarf sehen, und da gibt es keine Vorrechte.

Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #2 am: 28.07.2012 | 11:54 »
Ich hallte es wie Killedcat. Der Spielleiter hat immer recht kommt einfach von der Regel- und Gestalltungsseite, wobei ersteres mit fortschreiten von gutem Systemdesign unnötig wird, zweites eher aus der Art zu Spielen bedingt ist.
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Offline Maarzan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #3 am: 28.07.2012 | 11:58 »
Fall2:
Und es ist ein konstitutives Recht. Er hat das Recht nur in den Bereichen, wo es für das Funktionieren des Spiels und seine besondere Aufgabe notwendig ist und er unterliegt der sozialen Kontrolle der Spieler, welche sein Handeln begutachten und dieses Recht (oder meist eher ihre weitere Mitwrikung) beenden, sollte er es zu missbrauchen scheinen.
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #4 am: 28.07.2012 | 12:00 »
Ich hallte es wie Killedcat. Der Spielleiter hat immer recht kommt einfach von der Regel- und Gestalltungsseite, wobei ersteres mit fortschreiten von gutem Systemdesign unnötig wird, zweites eher aus der Art zu Spielen bedingt ist.

Ich hab diese Regel "Der Spielleiter hat immer Recht" ehrlich gesagt noch in keinem Rollenspielbuch gelesen.
Deshalb hatte ich das für eine "ungeschriebene" Regel gehalten.

Wie leitest Du gerne? Oder nach welcher Variante spielst Du gerne?

@killedcat ich würde Euren Spielstil dann unter "Man spielt gemeinsam" einordnen und der Spielleiter kann Schiedsrichterfunktion haben, muss aber nicht. Ist das richtig?


Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #5 am: 28.07.2012 | 12:21 »
Ich hab diese Regel "Der Spielleiter hat immer Recht" ehrlich gesagt noch in keinem Rollenspielbuch gelesen.
Deshalb hatte ich das für eine "ungeschriebene" Regel gehalten.

Stimmt meines Erachtens nicht ganz. Der Spielleiter hat immer Recht ist eine Schlichte Abwandlung der beliebten Regel Null.

Wie leitest Du gerne? Oder nach welcher Variante spielst Du gerne?

Ich bin ein laissez-faire Tyrann der keinen sonderlich hohen Wert auf Regeln setzt, diese im Spiel nicht als grundlegend ansieht und sich selbst und den Mitspielern jederzeit einräumt ad-hoc Regelungen vorzuschlagen. Diese sind dann aber bindend.
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #6 am: 28.07.2012 | 12:32 »
Fall2:
Und es ist ein konstitutives Recht. Er hat das Recht nur in den Bereichen, wo es für das Funktionieren des Spiels und seine besondere Aufgabe notwendig ist und er unterliegt der sozialen Kontrolle der Spieler, welche sein Handeln begutachten und dieses Recht (oder meist eher ihre weitere Mitwrikung) beenden, sollte er es zu missbrauchen scheinen.

Für mich ist Macht an Verantwortung gekoppelt.
In Variante 2 erlebe ich es häufig, dass der Spielleiter sehr viel Verantwortung übernimmt, teilweise zu viel,
wo in meinen Augen die Spieler eher in der Pflicht wären auch Verantwortung zu übernehmen.
Also entsprechendes Feedback zu geben und selbst regulierend für ihre Interessen gegenüber den Mitspielern einzutreten.
Manchmal auch, dass diese Spielleiter zu wenig ihre eigenen Wünsche und Interessen äußern und diese den Spielern unterordnen.

Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #7 am: 28.07.2012 | 12:49 »
Stimmt meines Erachtens nicht ganz. Der Spielleiter hat immer Recht ist eine Schlichte Abwandlung der beliebten Regel Null.

Ich bin ein laissez-faire Tyrann der keinen sonderlich hohen Wert auf Regeln setzt, diese im Spiel nicht als grundlegend ansieht und sich selbst und den Mitspielern jederzeit einräumt ad-hoc Regelungen vorzuschlagen. Diese sind dann aber bindend.

Was ist nun die Regel 0? Spiel nicht mit Idioten oder Der Spielleiter hat immer Recht?
Ich kenne nicht so viele Rollenspielbücher und von daher weiß ich nicht welche Abwandlung Du meinst. :-)

Wie sind den die Macht und Verantwortungsverhältnisse bei Euch aufgeteilt, wenn Du ein Lassez-faire Tyrann bist?
Klingt für mich frei interpretiert nach Summerhill mit Diktator. ;-)

Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #8 am: 28.07.2012 | 13:10 »
Was ist nun die Regel 0? Spiel nicht mit Idioten oder Der Spielleiter hat immer Recht?
Ich kenne nicht so viele Rollenspielbücher und von daher weiß ich nicht welche Abwandlung Du meinst. :-)

Spiel nicht mit Idioten als Regel Null kenne ich eigentlich erst seitdem ich Foren frequentiere.
Ansonsten ist es eine "Regel" die man oft im einleitenden Teil von Rollenspielen findet: Ändere was dir nicht gefällt.
Das führt zu: X Spieler hallten sich an die Regeln, einer bricht sie. Wüdest du diese Ausgangslage einem nicht-Rollenspieler erklären, würde er wohl fragen "Warum darf der Schummeln?" - Die pathetische Antwort darauf ist: der SL hat immer Recht.

Wie sind den die Macht und Verantwortungsverhältnisse bei Euch aufgeteilt, wenn Du ein Lassez-faire Tyrann bist?
Klingt für mich frei interpretiert nach Summerhill mit Diktator. ;-)

Die Antwort darauf dauert jetzt ein wenig, ich lese gerade fasziniert ein paar Artikel über Summerhill durch.

Wow, die Ähnlichkeit ist frappierend.
« Letzte Änderung: 28.07.2012 | 13:29 von Tim Finnegan »
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #9 am: 28.07.2012 | 13:19 »
Ja, die Regel ist ein formal Widerspruch.

Es gibt den Fall, denn killedcat erwähnt, nämlich das der Spielleiter natürlich Recht bei den Dingen hat, die er nun mal macht, weil er eben der Spieleiter ist. Wenn der Spielleiter, der auftretende SLC trägt ein rotes Cape und die Unterhose oben, dann wird das wohl so sein. Ist schließlich dem SL sein SLC. Wenn ich sage, mein Charakter zieht sich ein rotes Cape an und die Unterhose oben, dann ist das auch so. Ist schließlich mein Charakter.

Den Satz für eine solche Situation zu sagen, ist also ziemlich nutzlos.

Die meisten Leute, die den Satz äußern, meinen etwa: "Bei Unklarheit hat der Spielleiter zunächst einmal recht." Wenn etwa eine Regel nicht eindeutig ist, legt der Spielleiter sie aus. Wenn eine Regel nicht gefunden wird oder zu fehlen scheint, kann der Spielleiter ad hoc eine entwerfen (vielleicht diskutiert man später noch einmal darüber). Die Idee ist den Spielfluss am Laufen zu erhalten. Man möchte also nicht lange über einzelne Punkte diskutieren, solange das Rollenspiel noch stattfindet.

Also nicht "immer", sondern "bei Unklarheit über die Regeln provisorisch".


Merke: Man kann solche Entscheidungssituationen über die Regeln auch anders auflösen und auch das passiert regelmäßig: Luise hat provisorisch recht, weil sie das Spiel schon ganz viel länger spielt als wir. Oder wir würfeln drum. Oder Karlchen, weil der heute Geburtstag hat.

« Letzte Änderung: 28.07.2012 | 13:21 von 1 O'3 »

Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #10 am: 28.07.2012 | 13:31 »
Spiel nicht mit Idioten als Regel Null kenne ich eigentlich erst seitdem ich Foren frequentiere.
Ansonsten ist es eine "Regel" die man oft im einleitenden Teil von Rollenspielen findet: Ändere was dir nicht gefällt.
Das führt zu: X Spieler hallten sich an die Regeln, einer bricht sie. Wüdest du diese Ausgangslage einem nicht-Rollenspieler erklären, würde er wohl fragen "Warum darf der Schummeln?" - Die pathetische Antwort darauf ist: der SL hat immer Recht.

Danke für die Erklärung!

Ich habe in den Rollenspielbüchern immer gelesen:
1. Man spielt gemeinsam
2. Ändert was Euch nicht gefällt.
Bzw. Ändere als Spielleiter was Dir nicht gefällt, aber immer noch untergeordnet unter man spielt gemeinsam.
D. h. Änderungen unter Zustimmung und im Spielverlauf unter Mitbestimmung der Spieler.

Der Spielleiter hat immer Recht
ist eine Interpretation von "ändert" was euch nicht gefällt, als ändere als Spielleiter was Dir nicht gefällt,
ohne dass Du berücksichtigen musst, was diejenigen wollen mit denen Du spielst.

In meinen Augen findet mit dieser Interpretation eine Neuordnung statt:
1. Der Spielleiter bestimmt die Regeln
2. Man spielt gemeinsam

Und dabei spielt dann eine Rolle, dass man sich das Recht heraus nimmt, derjenige zu sein, der über die Regeln bestimmt.
Dies wäre für mich die Variante 1.

« Letzte Änderung: 28.07.2012 | 13:48 von Skiron »

Offline Oberkampf

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #11 am: 28.07.2012 | 13:37 »
Ich versuche, nach folgender Reihenfolge zu Spielen:

1. Die Regeln haben recht.
2. Im Zweifelsfall wird nach Konsens am Tisch gesucht.
3. Falls kein Konsens möglich ist (oder nur äußerst zeitaufwendig), hat der Würfel recht. (Bei größeren Fragen, die der Verhausregelung bedürfen, eben nur zeitweilig.)
4. Wenn 1 - 3 keine Klärung erzielt (warum auch immer), hat der SL recht.

Dabei hat der Sl natürlich ohnehin in allen Fragen recht, die quasi per Amt in seinen Aufgabenbereich fallen. Er ist in vielen Rollenspielen der alleinige Gestalter der Spielwelt, und wenn er einen NSC als Untoten entworfen hat, und laut Regeln Untote gegen bestimmte Zauber immun sind, dann ist das in meinen Augen einfach nur klarer Vollzug der Regeln.

Ich gehe jetzt mal nicht davon aus, dass jeder Spielleiter so bösartig ist, den Untotenstatus aus Illusionismus-Verlangen spontan einem NSC "herbeizuerzählen", nur um irgendein "überraschendes" Storyereignis bis zu Akt 3, Aufzug 3 zu bewahren. Insofern ist das Entscheiden aufgrund regeltechnisch relavanter, den Spielern aber bislang unbekannter Fakten keine übertriebene Machtanmaßung des SLs, die ich normalerweise mit dem Spruch "Der SL hat immer recht" in Verbindung bringe.
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Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #12 am: 28.07.2012 | 14:03 »
In meinen Augen findet mit dieser Interpretation eine Neuordnung statt:
1. Der Spielleiter bestimmt die Regeln
2. Man spielt gemeinsam

Behallte doch bei dem Gedanken einfach mal im Hinterkopf wie sehr sich das 08/15-Rollenspiel darauf versteift hat mit lietarisch spannenden Abenteuern zu funktionieren.
Ich habe leider keine Ahnung mehr wo ich mal über diese Ausgangslage gestolpert bin, es ist aber ein gutes Beispiel für das zugrunde liegende Dilemma.: Der Zauber "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit. In der Story geht es um eine Epidemie. Damit diese nicht einfach so en passant per Zauber behoben wird, ist die besagte Krankheit zufällig immun gegen den Zauber.
Zwei binäre Wahrheiten: "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit vs. Diese Krankheit wird nicht durch "Krankheit heilen" geheilt.
Hier entscheidet der SL, hat also Recht, um die Story trotz der Regeln spielbar zu machen.
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #13 am: 28.07.2012 | 14:20 »
Warum fragt dann nicht der Spielleiter? - "Hey, habt ihr Bock eine Epidemie zu bekämpfen? Dann kann natürlich der Zauber nicht so einfach funktionieren." Das ist sicherlich die sauberere Variante.

ChaosAmSpieltisch

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #14 am: 28.07.2012 | 14:25 »
@Tim Finnegan,

wenn der SL in einem solchen Fall keine gute InGame-Begründung hat, warum ein mit regeltechnisch begrenzten Ressourcen erworbener Zauber nicht wirkt, ist das für mich ein sehr guter Grund für Regel 0.

Mit einer guten InGame-Begründung, deren Beseitigung auch im Rahmen der Gruppe liegt, ist das was anderes. Aber wenn es nur auf Heilmittel holen, erforschen, usw. hinausläuft gewüzt mit Herzschmerz-Sterbeszenen, les ich das lieber als Buch, und such einen neuen SL.

Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #15 am: 28.07.2012 | 14:33 »
Behallte doch bei dem Gedanken einfach mal im Hinterkopf wie sehr sich das 08/15-Rollenspiel darauf versteift hat mit lietarisch spannenden Abenteuern zu funktionieren.
Ich habe leider keine Ahnung mehr wo ich mal über diese Ausgangslage gestolpert bin, es ist aber ein gutes Beispiel für das zugrunde liegende Dilemma.: Der Zauber "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit. In der Story geht es um eine Epidemie. Damit diese nicht einfach so en passant per Zauber behoben wird, ist die besagte Krankheit zufällig immun gegen den Zauber.
Zwei binäre Wahrheiten: "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit vs. Diese Krankheit wird nicht durch "Krankheit heilen" geheilt.
Hier entscheidet der SL, hat also Recht, um die Story trotz der Regeln spielbar zu machen.

Die Entscheidung, dass in diesem Fall der SL bestimmt, hier wirkt der Zauber Krankheit heilen nicht macht für mich Sinn.
Ich habe überhaupt kein Problem damit einem Spielleiter Entscheidungsmacht zuzugestehen, weil das in meinen Augen aus vielerlei Gründen Sinn macht.

Mich interessieren mehr die Folgen für das Spiel der verschiedenen SL bzw. Spielstil Varianten.

In Deinem Beispiel würde bei Variante 1. keine Diskussion mehr folgen. Der Spielleiter hat Recht Problem aus der Welt. Oder auch nicht, sondern nur unter den Teppich gekehrt.
Bei Variante 2. würde vermutlich der Spielleiter sich Gedanken machen, inwieweit hier die Regeln zu Benachteiligung eines Spielers führen weil eine Fähigkeit seines Charakters keine Anwendung findet und wie man das für den entsprechenden Spieler fair regeln könnte.
Wenn man die oberste Prämisse, man spielt gemeinsam, dann würde man das Problem hinterher besprechen und sozusagen alle wären verantwortlich dafür eine gute Lösung für dieses Problem zu finden. Oder der Entsprechende Spieler sagt, alles gut, es gibt kein Problem, dass diese Fähigkeit keine Anwendung findet.

In meinen Augen hat jeder Stil Vor- und Nachteile.
Für welchen Stil man selbst Präferenzen hat ist sicher eine Geschmacksfrage.

Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #16 am: 28.07.2012 | 14:36 »
Warum fragt dann nicht der Spielleiter? - "Hey, habt ihr Bock eine Epidemie zu bekämpfen? Dann kann natürlich der Zauber nicht so einfach funktionieren." Das ist sicherlich die sauberere Variante.

Eigentlich noch besser es wird vorher gefragt oder besprochen. :-)
Allerdings glaube ich, dass es leicht mal passieren kann, dass man als SL so etwas nicht bedenkt, man kann ja nicht alle Werte im Kopf haben. Von daher macht es bei einem gemeinsamen Spiel, dann schon Sinn hier auch dem SL zuzugestehen, nicht alles bedenken zu können und man dann als Spieler die entsprechenden Rückmeldungen gibt.

Offline Maarzan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #17 am: 28.07.2012 | 14:42 »
Behallte doch bei dem Gedanken einfach mal im Hinterkopf wie sehr sich das 08/15-Rollenspiel darauf versteift hat mit lietarisch spannenden Abenteuern zu funktionieren.
Ich habe leider keine Ahnung mehr wo ich mal über diese Ausgangslage gestolpert bin, es ist aber ein gutes Beispiel für das zugrunde liegende Dilemma.: Der Zauber "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit. In der Story geht es um eine Epidemie. Damit diese nicht einfach so en passant per Zauber behoben wird, ist die besagte Krankheit zufällig immun gegen den Zauber.
Zwei binäre Wahrheiten: "Krankheit heilen" heilt jede Krankheit vs. Diese Krankheit wird nicht durch "Krankheit heilen" geheilt.
Hier entscheidet der SL, hat also Recht, um die Story trotz der Regeln spielbar zu machen.

Da wäre ich sehr gespannt auf die Auflösung und Erklärung (deren Abhandlung ich dann im Spiel erwarten würde).
Je nach Abhandlung oder Häufigkeit solcher Aktionen würde dies den Vertrauensvorschuss aber dann schnell senken.

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Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #18 am: 28.07.2012 | 14:42 »
@1of3:

Kommunikation ist Alles, mag man eigentlich meinen. In dem Fall ändert es aber die Faktenlage nicht, legt sie nur im Vorfeld offen.

@Skiron:

Ich werfe mal einen Punkt ein: Planungssicherheit. Je sicherer die Spieler sich in ihren Aktionen und ihrem handeln sein können, umso flüssiger das Spiel und umso pro-aktiver können sie Handeln.

Je öfters der Spielleiter in die regeln eingreift um sie den Gegenbenheiten anzupassen, umso öfters reduzieren die Spieler ihre Optionen auf die noch als "sicher" geltenden herunter. Man zwingt Spieler auf die Art nur noch auf die vorgesetzte Story zu reagieren.
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Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #19 am: 28.07.2012 | 14:46 »
Ich habe in den Rollenspielbüchern immer gelesen:
1. Man spielt gemeinsam
2. Ändert was Euch nicht gefällt.
Bzw. Ändere als Spielleiter was Dir nicht gefällt, aber immer noch untergeordnet unter man spielt gemeinsam.
D. h. Änderungen unter Zustimmung und im Spielverlauf unter Mitbestimmung der Spieler.

Der Spielleiter hat immer Recht
ist eine Interpretation von "ändert" was euch nicht gefällt, als ändere als Spielleiter was Dir nicht gefällt,
ohne dass Du berücksichtigen musst, was diejenigen wollen mit denen Du spielst.

Auch wenn ich gerade die Quelle nicht angeben kann, so bin ich mir doch sicher, dass ich das "Im Zweifelsfall entscheidet der Spielleiter" bzw. "letzten Endes entscheidet der SL" schon gelesen habe. Das "der SL hat immer Recht" ist dann eher die überdramatisierte Version, wie ich sie aus Foren kenne.
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #20 am: 28.07.2012 | 14:49 »
@1of3:
Kommunikation ist Alles, mag man eigentlich meinen. In dem Fall ändert es aber die Faktenlage nicht, legt sie nur im Vorfeld offen.

Der wichtigste Unterschied ist, die Faktenlage bleibt gleich, aber die Spieler haben die freie Entscheidung ob sie Bock auf dieses Spiel haben und man kann sich vorher überlegen wie man die Benachteiligung die sich durch die Story für einen Spieler ergibt ausgleichen kann. Es ist auch für den Spielleiter ein Vorteil, weil dieser nicht auf Mutmaßungen angewiesen ist, sondern effektiv auf seine Spieler eingehen kann, bzw. diese auch in die Verantwortung nehmen, dass man, möchte man dieses Spiel spielen, erst einmal ein Problem aus der Welt schaffen muss.

In diesem Fall würde auch nicht nur der Spielleiter in die Regeln eingreifen, sondern die Spieler könnten sich beteiligen oder zustimmen. Die Regeländerung ist offen. D.h. Planungssicherheit bleibt erhalten.

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #21 am: 28.07.2012 | 15:05 »
Was Skiron sagt.

Allerdings glaube ich, dass es leicht mal passieren kann, dass man als SL so etwas nicht bedenkt, man kann ja nicht alle Werte im Kopf haben. Von daher macht es bei einem gemeinsamen Spiel, dann schon Sinn hier auch dem SL zuzugestehen, nicht alles bedenken zu können und man dann als Spieler die entsprechenden Rückmeldungen gibt.

Ich würde mich freuen als Spielleiter dann auf eine solche Weise überrascht zu werden.
 

Offline Grey

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #22 am: 28.07.2012 | 15:19 »
Meiner Erfahrung nach gilt die Regel "Der Spielleiter hat immer recht" zwangsläufig immer, selbst in Systemen, die das angeblich außer Kraft setzen.

Was der Spielleiter erzählt, ist per definition das, was gerade auf der Spielwelt geschieht. Wenn der Spielleiter schildert, daß gerade eine viereckige Sonne aufgeht, dann ist es das, was die Charaktere erleben. Das hat erst mal nichts mit "Macht ausüben" zu tun, sondern mit der Aufgabe, die er nun mal am Spieltisch hat.

Problematisch wird es immer da, wo
  • ein Spielleiter mal schnell neue Gegebenheiten improvisiert ("zufällig kommen noch mal 20000 Orks vorbei") oder
  • der Spielleiter in die Charakterautonomie des Spielers eingreift ("das kannst du jetzt nicht tun, da dich der Beeinflussungszauber daran hindert").

An dieser Stelle verfällt schon mal mancher Spielleiter in "Machtmißbrauch" (wovon ich mich selbst je nach Tagesform nicht ausnehme). Meiner Erfahrung nach hilft es aber nichts, im Regelwerk Kontrollemechanismen, Player Empowerment o.ä. einbauen zu wollen. Entweder, man vertraut dem Spielleiter und überläßt ihm in allen Fragen das letzte Wort, oder man spielt nicht mit ihm. So sehe ich es als Spieler, und so sehe ich es als Spielleiter.

Persönlich handhabe ich es als SL normalerweise so, daß ich mir Bedenken meiner (Mit-)Spieler anhöre, wenn ihnen eine Entscheidung von mir komisch vorkommt; daß ich aber mir selbst die Entscheidung vorbehalte, ob ich anhand dieser Bedenken meine Beschreibung ändere oder mit einem "Ende der Diskussion" dabei bleibe. Oft verfüge ich ja als SL über zusätzliche Informationen, die die Spieler gar nicht haben können. Natürlich mache ich dabei dann und wann Fehler, aber es hat sich für beide Seiten bewährt, Diskussionen darüber auf nach dem Spiel zu verschieben. Und wer mir nicht vertraut, sondern Willkür unterstellt, tja, den zwinge ich bestimmt nicht, mit mir zu spielen.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Offline Naldantis

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #23 am: 28.07.2012 | 15:19 »
1. Die Regeln haben recht.
2. Im Zweifelsfall wird nach Konsens am Tisch gesucht.
3. Falls kein Konsens möglich ist (oder nur äußerst zeitaufwendig), hat der Würfel recht. (Bei größeren Fragen, die der Verhausregelung bedürfen, eben nur zeitweilig.)
4. Wenn 1 - 3 keine Klärung erzielt (warum auch immer), hat der SL recht.

Es ist IMHO etwas ungeschickt, ein so langwieriges und einem aus dem Spiel reißenden Verfahren wie (2), das auch noch alle Leute mit einbezieht, denen das völlig egal ist, auf eine so frühe Position zu schieben.
 

Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #24 am: 28.07.2012 | 15:30 »
Problematisch wird es immer da, wo
  • ein Spielleiter mal schnell neue Gegebenheiten improvisiert ("zufällig kommen noch mal 20000 Orks vorbei") oder
  • der Spielleiter in die Charakterautonomie des Spielers eingreift ("das kannst du jetzt nicht tun, da dich der Beeinflussungszauber daran hindert").

Beim ersten Fall stimme ich dir vorbehaltlos zu. Beim zweiten Fall sollte man das doch aber auch anhand der Regeln nachprüfen können?

"Im Buch steht, dass dich der Beeinflussungszauber für die nächsten X Runden daran hindert, die Aktion auszuführen." Zugegeben, hat der SL den SC mit dem Zauber belegt, hat er in die Charakterautonomie eingegriffen. Aber auch wenn ich den Oger mit dem Hammer auf den SC hauen lass, der danach bewusstlos ist und der Spieler seinen Char die nächsten 5 Minuten nicht spielen kann, habe ich die Charakterautonomie eingeschränkt. Komischerweise werden solche Eingriffe durch Gewalteinwirkung (also Kampfgeschehen) meist klaglos akzeptiert. Aber sobald da "Beeinflussung" oder "Beherrschung" dran steht, geht überall das Warnlämpchen an. (Und dein Beispiel ist jetzt kein Fall, in dem der SL vorgeben wollte, dass der SC sich unsterblich in die Ogerdame verliebt, wegen dem Zauber, da wären die Warnlämpchen ja berechtigt!).
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