Autor Thema: Kampagnen - Den "Funken" bewahren  (Gelesen 9119 mal)

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Offline Megan

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Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« am: 20.08.2012 | 12:33 »
Hallo, Ihr Weisen!

Nachdem ich jahrelang quasi nur Oneshots, maximal Minikampagnen geleitet habe, habe ich mich ja vor ein paar Monaten wieder an eine Kampange herangewagt. Wir haben jetzt 8x gespielt und alles läuft sehr gut. Die Leute spielen engagiert, die Storylines sind weitestgehend angerissen, das Ding läuft. Alles super, denkt sich der geneigt Leser und das ist es ja auch ABER ...

.. seit etwa drei Abenden merke ich, dass bei mir die Motivation nachlässt und auch bei den Spielern merke ich, dass der anfängliche Zauber allmählich verfliegt. Am Anfang ist alles neu und aufregend. Aber mit der Zeit weiß man, was einen erwartet, die Überraschungsmomente werden seltener, die Intensität lässt nach. Ich schaffe es nicht mehr so leicht, eine dichte Athmosphäre zu erzeugen. Bei One-Shots bin ich immer auf "Eskalationskurs", will sagen, wenn die Runde zu Ende ist, sind die Charaktere "verbrannt". Das ist sehr intensiv, aber genau das liebe ich. Bei Kamapgnen geht das natürlich nicht, weil die Charaktere ja eine ganze Weile halten sollen. Dadurch schleicht sich irgendwie ein gewisser Trott ein.

Jetzt habe ich angefangen, dem wild entgegenzuarbeiten:

  • Wir haben mit NSCs eine Konsequenz aus den Handlungen der Charaktere in einem anderen Genre (Märchenform) gespielt,
  • dann hatten wir eine sehr liebevoll ausgearbeitete, stark strukturierte Runde, mit erzählerischen Zwischensequenzen meinerseits, die mehr Athmosphäre erzeugen sollten,
  • dann haben wir eine Runde mit zwei Zeitlinien gespielt: einer "aktuellen" Geschichte und eingearbeiteten Flashbacks, um eine Reisesequenz etwas aufzubrechen.
  • Die letzten beiden Male habe ich dann meine Spieler gebeten, jeweils für einen der anderen Charaktere eine Szene auszuarbeiten und zu leiten (was gut ankam), weil sie alle sehr erzählbegeistert sind und so quasi zwei aufeinmal Spotlight bekamen. Positiver Nebeneffekt: Man befasst sich mal intensiv mit den Charakteren der anderen.

Weitere Pläne sind, eine Runde, in der alle NSCs übernehmen und gemeinsam einige weitreichende politische Entscheidungen treffen, die wiederum ihre eigenen Charaktere betreffen. Außerdem werde ich das "Spieler bastelt Szene für Mitspieler"-Konzept fortsetzen, damit jeder mal für jeden was gemacht hat. Abgesehen davon grüble ich über weitere Möglichkeiten nach, Schwung in die Erzählstruktur zu bringen. Die bisherigen Maßnahmen haben den Spielern sehr viel Spaß gemacht, aber so, wie es aussieht, verpufft ihre Wirkung mit dem "Ende der Maßnahme".

Jetzt frage ich Euch:
  • Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn die Runde sich "einschleift"?
  • Wenn es Euch stört, wie geht Ihr damit um?
  • Wie erzeugt Ihr wieder Feuerwerk?

Bin gespannt auf Eure Antworten. :)
« Letzte Änderung: 29.01.2013 | 09:32 von Megan »

Offline Bad Horse

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #1 am: 20.08.2012 | 12:53 »
Ja, das Gefühl "Oh, wie neu und aufregend" verfliegt bei einer Kampagne irgendwann.

Wenn man Glück hat und es gut läuft, stellt sich aber eine tiefere Vertrautheit mit den Charakteren und dem Setting ein - eine festere und breitere Basis, auf der man aufbauen kann. Ich liebe ja genau das, dieses Gefühl, in der Welt zusammen mit den Charakteren irgendwo zu Hause zu sein und sie gut zu kennen.

Zu versuchen, den Zauber des Neuen zu erhalten, ist da irgendwie zum Scheitern verurteilt.
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Offline Dimmel

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #2 am: 20.08.2012 | 13:01 »
Hallo Megan,

Also sowas kenne ich persönlich sehr gut. Das kam bei uns meistens, wenn die Kampagne ohne erkennbares Ziel war und die Spieler folglich nicht darauf hin fiebern konnten. Deshalb die Frage, hat deine Kampagne ein Ziel und wissen die Spieler, wie sie darauf hinarbeiten können? Interessiert sie dieses Ziel auch?

Die Techniken, die du aufführst, finde ich übrigens superinteressant! Gerade diese Idee mit der "Spieler für Spieler" Szene kannte ich nicht und muss ich auch mal versuchen.

Gruß Dimmel

Offline WitzeClown

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #3 am: 20.08.2012 | 13:25 »
Wenn man Glück hat und es gut läuft, stellt sich aber eine tiefere Vertrautheit mit den Charakteren und dem Setting ein - eine festere und breitere Basis, auf der man aufbauen kann. Ich liebe ja genau das, dieses Gefühl, in der Welt zusammen mit den Charakteren irgendwo zu Hause zu sein und sie gut zu kennen.

Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Eine längere Kampagne kann durchaus auf eine Ebene kommen, bei der die Spieler bestimmte NSCs wie alte Bekannte behandeln. Allerdings wird das meiner Erfahrung nach schwierig, wenn die NSCs zu Gunsten des dramatischen Spiels zu sehr auf einen Konflikt/ein Problem hin entworfen wurden. NSC die breiter angelegt sind und sich eher durch einen Archetypen als durch eien zentralen Konflikt definieren haben da bessere Chancen. Allerdings könnte sich das wiederum mit deinem Fokus auf Drama beißen.  :-\

Offline 1of3

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #4 am: 20.08.2012 | 13:34 »
Auf jeden Fall. Wobei ich deine Maßnahmen schon für sehr interessant halte, Megan. Als Spieler lass ich einfach häufiger mal meinen Charakter erschießen. Das schafft dann auch Abwechslung.

Offline Megan

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #5 am: 20.08.2012 | 13:54 »
Deshalb die Frage, hat deine Kampagne ein Ziel und wissen die Spieler, wie sie darauf hinarbeiten können? Interessiert sie dieses Ziel auch?
Hm, schwer zu beantworten. Die Kamapgne ist  vor einem historischen Hintergrund und die Charaktere sind eng mit einer historischen figur verknüpft. Nachdem die Geschichte quasi als Metaplot läuft, könnte man alles, was da so passieren wird und vor allem die Entwicklung der historischen Figur von einem vielversprechenden jungen Herrscher hin zu einem grausamen Despoten als eine Art Ziel definieren. Davon wissen die Spieler natürlich auch.
In den Charakterplots sind konkretere Ziele verankert, aber noch nicht unbedingt klar kommuniziert, wobei das natürlich noch kommen soll.

Ist auf jeden Fall interessant, dass du das anmerkst. Ich werde da mal drauf achten, wenn die Charakterplot stärker zutage treten.

Wenn man Glück hat und es gut läuft, stellt sich aber eine tiefere Vertrautheit mit den Charakteren und dem Setting ein - eine festere und breitere Basis, auf der man aufbauen kann. Ich liebe ja genau das, dieses Gefühl, in der Welt zusammen mit den Charakteren irgendwo zu Hause zu sein und sie gut zu kennen.
Mich reizt das leider nicht besonders.  :-\

Als Spieler lass ich einfach häufiger mal meinen Charakter erschießen. Das schafft dann auch Abwechslung.
*hehe* Ich kann ja dann mal fragen, obs Freiwillige in meiner Runde gibt.
Was allerdings stimmt ist, dass neue Charaktere neuen Schwung reinbringen. Soetwas schließe ich in meiner Kampagne nicht grundsätzlich aus. Zeitsprünge sind auf alle Fälle geplant, und wenn ein Spieler über kurz oder lang einen ins Spiel gebrachten NSC (z.B. das Kind eines Charakters) übernehmen will, ist das durchaus möglich.





Offline Sphärenwanderer

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #6 am: 20.08.2012 | 14:02 »
Mal eine Frage: Weshalb spielt ihr denn überhaupt eine Kampagne, wenn Oneshots eurem Spielstil eher zusagen? Diese Frage würde ich mir zuerst beantworten, auf Basis darauf dann erkennen, woraus ihr eure Motivation für diese Spielform zieht, und genau das weiter ausbauen.
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Offline Vash the stampede

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #7 am: 20.08.2012 | 14:06 »
@Neue Charaktere und der Schwung.
Hier stellt sich mir die Frage: Ist der alte Charakter abgearbeitet? Sind alle Interessanten Dinge über ihn gesagt und erzählt worden? Es kann sicherlich spannend sein, einen vermeintlichen geschützten Charakter aus dem Spiel zu nehmen. Es kann aber ebenso schlimm sein, dass es einen Charakter betrifft, dessen Geschichte besonders spannend und noch nicht zu Ende erzählt ist. Letztendlich bringt der neue Charakter also deshalb Schwung, weil man seine Antworten auf Sachverhalte bzw. seine Geschichte noch nicht kennt. Kann dies ein "alter" Charakter aber auch noch liefern, so kann sein Ausscheiden sehr schmerzhaft und bedauernswert sein. Und nicht immer hilfreich.
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Offline Dash Bannon

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #8 am: 20.08.2012 | 14:12 »
was der Vash sagt.

Solange die Charaktere noch etwas zu erzählen haben, solange deren Geschichte noch nicht fertig ist, bleibt auch der Funke erhalten.
Deshalb muss man es ja auch in einer Kampagne langsamer angehen lassen und nicht jede einzelne Sitzung Vollgas geben, das kann man dann in einzelnen Sitzungen, "Charakterfolgen" (SC-zentriert) oder Staffelfinalen (Storyzentiert) machen.

Wenn allerdings eine Geschichte oder ein Charakter fertig erzählt/gespielt ist, kann nichts den Funken bewahren, dann ist es Zeit eine neue Geschichte zu erzählen (oder eben tatsächlich einen neuen Charakter einzuführen, der noch frisch und "unerzählt" ist)
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline migepatschen

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #9 am: 20.08.2012 | 14:23 »
Mal eine Frage: Weshalb spielt ihr denn überhaupt eine Kampagne, wenn Oneshots eurem Spielstil eher zusagen?
Um die F2G-Langzeit-Regeln zu testen glaube ich. Die Konstellation in der Kampagne ist - wie Megan bereits geschrieben hat - auch besonders denke ich:
Die Kamapgne ist  vor einem historischen Hintergrund und die Charaktere sind eng mit einer historischen figur verknüpft. Nachdem die Geschichte quasi als Metaplot läuft, könnte man alles, was da so passieren wird und vor allem die Entwicklung der historischen Figur von einem vielversprechenden jungen Herrscher hin zu einem grausamen Despoten als eine Art Ziel definieren. Davon wissen die Spieler natürlich auch.

Offline Megan

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #10 am: 20.08.2012 | 15:03 »
Mal eine Frage: Weshalb spielt ihr denn überhaupt eine Kampagne, wenn Oneshots eurem Spielstil eher zusagen? Diese Frage würde ich mir zuerst beantworten, auf Basis darauf dann erkennen, woraus ihr eure Motivation für diese Spielform zieht, und genau das weiter ausbauen.

Um die F2G-Langzeit-Regeln zu testen glaube ich.

Nein, also das ist zumindest für mich nicht der Grund.

Wir spielen eine Kampagne, weil ...

... da unglaublich viel Stoff zu bespielen ist (also vor dem Hintergrund)
... es auch blöd ist, ständig neue Charaktere zu basteln
... es den Spielern Spaß macht, ihre Charaktere mal langsam aufzubauen und über einen längeren Zeitraum zu spielen
... man viele neue Dinge ausprobieren kann, die man in einem One-Shot so nicht machen kann.
... bestimmt noch mehr, was mir grade nicht einfällt.

Die Geschichten der Charaktere sind noch lange nicht zuende erzählt, da geht noch einiges.

Aber ich sehe schon, wahrscheinlich bin ich einfach davon verdorben, dass man bei One-Shot "sofort alles immer" haben kann.  ::)


Okay, andere Frage, wenn ihr euch in der Lage fühlt, das zu beantworten: Wie häufig kommen bei Euch in den Kampagnen Runden vor, die ihr mit der Intensität eines guten One-Shots gleichsetzen würdet?




Offline Grey

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #11 am: 20.08.2012 | 15:08 »
Also, womit es mein absoluter Lieblingsspielleiter geschafft hat, den "Funken" für sagenhafte 12 Jahre Realzeit zu bewahren: Alle seine Rätsel, alle Intrigen, Schatzsuchen und geheimen Inschriften führten am Ende immer wieder zu demselben zentralen Mysterium zurück. Und er hat dieses Mysterium tatsächlich bis zum Finale nie offengelegt.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Offline Bombshell

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #12 am: 20.08.2012 | 15:21 »
Eine Möglichkeit neuen Schwung durch neue Charaktere aufzubauen wäre den Spielern zu erlauben einfach einen neuen Charakter einzubringen ohne den bisherigen aufzugeben. So würde jeder Spieler über den Verlauf der Kampagne ein Anzahl an Charakteren ansammeln. Man sollte nur darauf achten, dass ein Spieler wenige Szenen allein mit seinen Charakteren hat. Im Endeffekt hast du soetwas ja schon gemacht in dem die Spielern NSC übernommen haben.
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Offline Vash the stampede

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #13 am: 20.08.2012 | 15:34 »
... Aber ich sehe schon, wahrscheinlich bin ich einfach davon verdorben, dass man bei One-Shot "sofort alles immer" haben kann.  ::) ...

Ich denke, hier liegen zwei Schuldige vor. 1. Die One-Shots. 2. Indiespiele wie PtA und Fiasko, die zu einem schnellen Konflikt verführen oder es sogar fordern. In sofern sollte man sich zu contenance ermahnen und Dinge langsamer angehen. Nicht immer alles gleich auflösen oder anpacken wollen.

Zur Frage: Bei meiner nWoD-Runde 212 hatte ich bei 10 Sitzungen eine wirkliche Highlight-Runde (das Finale), aber verdammt viele sehr gute Runden und Momente. Bei anderen Kampagnen, die dennoch gut waren, null. So betrachtet: Es ist weder planbar, noch genau bestimmbar.
Machen
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Offline Oberkampf

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #14 am: 20.08.2012 | 15:38 »

Jetzt frage ich Euch:
  • Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn die Runde sich "einschleift"?
  • Wenn es Euch stört, wie geht Ihr damit um?
  • Wie erzeugt Ihr wieder Feuerwerk?

Bin gespannt auf Eure Antworten. :)

Ja, das Gefühl kenne ich. Längere Kampagnen langweilen mich als Spielleiter fürchterlich, außerdem verliere ich die Übersicht über die Plotfäden und habe oft Schwierigkeiten, mit dem angestiegenen Powerlevel der SCs zurecht zu kommen.

Wenn es mir zu stark auf die Nerven geht, leite ich einfach nicht weiter, sondern probiere lieber etwas Neues aus.
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Achamanian

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #15 am: 20.08.2012 | 15:40 »
Wir haben immerhin eine inzwischen achtjährige DSA-Kampagne (jawoll), bei der zugegebenermaßen auch oft die Luft raus war - als Auffrischungsmaßnahme hat sich da auch die Einführung neuer Nebencharaktere bewährt, die immer wieder die alten bei einzelnen Abenteuern ablösen. Im Großen und Ganzen sind die Zentralgestalten der Kampagne immer noch aus der ersten Generation, aber alle haben 2-3 andere Charaktere, die immer wieder in Nebensträngen auftauchen. Eine neue Perspektive aufs Geschehen macht dann auch die alten Charaktere wieder spannend.

EDIT: Ach ja, wenn die Kampagne es erlaubt, finde ich auch Spielleiterwechsel ein gutes Mittel. Bei uns haben 3 von 4 Spielern in derselben Kampagne schon geleitet.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #16 am: 20.08.2012 | 15:49 »
Eines der wichtigsten Elemente einer Kampagne ist eben die Entwicklung. Man kann sowohl nach vorne spielen, als auch nach hinten oder in die Breite. Foreshadowing, Wiederkehr zu alten Feinden oder Orten oder auch Gegenständen, Prophezeiungen, aufgeschobene Konflikte aus der Vergangenheit der SC, Puzzle, die sich Stück für Stück zusammensetzen etc.; die sind meines Erachtens das Salz in der Kampagnensuppe.

Wenn ich merke, dass die Kampagne den Reiz verliert, dann wende ich sie (u.U. in Absprache mit den Spielern) in eine neue Richtung oder unterbreche für ein andersartiges Intermezzo. Kommt aber eher selten vor.
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #17 am: 20.08.2012 | 15:50 »
Ich finde es auch erwähnenswert, dass durchaus ein Unterschied darin besteht, ob der Spielleiter von einer Kampagne gelangweilt ist, oder die Spieler. Das sind zwei Paar Schuhe, denke ich.

Ich spiele leidenschaftlich gerne Kampagnen, weil ich es liebe, Charaktere und ihre Konflikte langsam aufzubauen. Von einer Kampagne bin ich als Spieler gundsätzlich nur dann gelangweilt, wenn mein Charakter nicht ausreichend Spotlight bekommt, oder das Spiel durch andere Umstände dysfunktional wird (weil in der SPielrunde z.B. unterschiedliche Ansprüche ans Spiel offenkundig werden).

Als Spielleiter kann ich es hingegen nachvollziehen, wenn nach einiger Zeit ein gewisser Trott einkehrt und man nicht mehr so mit Feuer und Flamme dabei ist, wie bei den ersten Sitzungen. Das "Neu"-Gefühl ist schneller weg, weil man sich als SL deutlich intensiver mit der Spielwelt, den Themen der Kampagne und den darin agierenden Charakteren beschäftigen muss. Um die Spielwelt glaubhaft präsentieren zu können, muss man sie tiefer durchdringen, als die Spieler, ihnen sozusagen immer ein bisschen voraus sein. Während man als Spieler eine Welt oder einen Storybogen Schritt für Schritt erkundet, sieht man als SL diese Strukturen bereits von Anfang an und weiß, was auf einen zukommt. Überraschungselemente erlebt man als SL dann nur, wenn die Spieler etwas Unvorhersehbares machen.

Den SL-Trott durchbrechen kann man also nur, indem man die durch Spieler generierte Überraschungselemente verstärkt - ihnen das Spielen von NSCs überträgt, sie Szenen framen oder komplett leiten lässt etc.
Itras By mit seinen Entscheidungskarten fand ich in dieser Hinsicht ebenfalls sehr anregend: Was wäre wenn-Szenen, Innere Monologe etc. sind alles Werkzeuge, die man Spielern in die Hand geben kann um (zur Abwechslung mal) den SL zu bespaßen.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #18 am: 20.08.2012 | 15:55 »
Nein, also das ist zumindest für mich nicht der Grund.

Wir spielen eine Kampagne, weil ...

... da unglaublich viel Stoff zu bespielen ist (also vor dem Hintergrund)
... es den Spielern Spaß macht, ihre Charaktere mal langsam aufzubauen und über einen längeren Zeitraum zu spielen
... man viele neue Dinge ausprobieren kann, die man in einem One-Shot so nicht machen kann.

Die Geschichten der Charaktere sind noch lange nicht zuende erzählt, da geht noch einiges.

Versteh da nicht ganz, wie schon die Luft raus sein kann. Noch Dinge zu erzählen, noch Material zu bewältigen. Wissen die Spieler eigentlich, wo es imn Endeffekt hingeht? Ich glaubt, das aus einem Beitrag oben herauslesen zu können. Das wäre natürlich ungleich schwerer, wenn man das Ende schon kennt, die (An)Spannung zu erhalten.

Zitat
Aber ich sehe schon, wahrscheinlich bin ich einfach davon verdorben, dass man bei One-Shot "sofort alles immer" haben kann.  ::)

Jopp das (und was Vash ergänzt) verdirbt den Charakter.  ;)

Zitat
Okay, andere Frage, wenn ihr euch in der Lage fühlt, das zu beantworten: Wie häufig kommen bei Euch in den Kampagnen Runden vor, die ihr mit der Intensität eines guten One-Shots gleichsetzen würdet?

Ehrlich? Ich finde One Shots total langweilig. Im Setting habe ich noch nichts aufgebaut, das mir etwas bedeutet, es bestehen keine lange gewachsenen Verknüpfungen, in den SC bin ich noch nicht reingewachsen und Zack! isses auch schon vorbei.
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Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Megan

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #19 am: 20.08.2012 | 16:30 »
Nur, um das mal noch etwas zu klären: Ich bin mit der Kampagne sehr zufrieden und da ist auch noch lange nicht die Luft raus, oder so. Ich langweile mich auch nicht direkt - ich merke halt nur, dass das "Neugefühl" immer mehr verfliegt und habe Angst, dass ich über kurz oder lang gelangweilt sein könnte. Außerdem bin ich es halt einfach gewöhnt, dass von mir geleitete Runden deutlich knackiger ablaufen, als dies nun in den Kampagnenrunden der Fall ist, aber das hatten wir ja schon.

Was ich sagen will: Es ist alles soweit gut, ich will nur mal Eure Ideen und Erfahrungen zum Thema an sich hören.

Das mit den Itras By-karten ist btw ne gute Idee. Ich glaube, das machen wir mal.
« Letzte Änderung: 20.08.2012 | 16:37 von Megan »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #20 am: 20.08.2012 | 16:34 »
Das mit den Itras By-karten ist btw ne gute Idee. Ich glaube, das machen wir mal.
Fände ich sehr cool :)
Man müsste sie vielleicht ein bisschen anpassen, oder mal die von Love in the Time of Seid anschauen...

Offline Phantar

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #21 am: 20.08.2012 | 16:53 »
Etwas, das sich in meiner aktuellen Kampagne (geht gerade ins dritte Jahr) bewährt hat und gut angekommen ist waren zwei "Meanwhile, somewhere else..."-Abende.

- Das eine Mal schlüpften die Spieler in die Rolle der Bewohner eines Ortes, in dem sie mehrere Wochen waren, und erlebten, wie die Anwesenheit der Charaktere das Leben dort beeinflusst hat - im Guten, wie im Schlechten. Vergangene Ereignisse wurden nochmal in Erinnerung gerufen und im wahrsten Sinne des Wortes aus einem neuen Blickwinkel betrachtet.

- Das andere Mal war eine Art "foreshadowing"-Abend und spielte an einem Ort, den die Charaktere besuchen wollten, sie sich aber im letzten Moment dagegen entschieden hatten. Eine fremde Person, auf Suche nach den Spielern, kommt in diesen Ort und findet sie nicht. Was sucht er? Warum sucht er sie? Was macht er in diesem Ort, jetzt, da er sie nicht finden kann? (In meinem Fall habe ich so einen neuen Antagonisten eingeführt, dem die Gruppe dann erst viele Outtime-Monate später begegnet ist, über den sie aber lange gerätselt haben...)
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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #22 am: 20.08.2012 | 18:04 »
Okay, andere Frage, wenn ihr euch in der Lage fühlt, das zu beantworten: Wie häufig kommen bei Euch in den Kampagnen Runden vor, die ihr mit der Intensität eines guten One-Shots gleichsetzen würdet?

Eine gute Runde in einer Kampagne besitzt für mich die gleiche Intensität wie ein guter One-Shot. Vielleicht sogar mehr, weil ich emotional mehr mit dem Charakter verstrickt bin, wenn ich ihn länger kenne.

Wir haben in unseren Kampagnen ziemlich viele gute Runden - nicht immer, aber das ist bei One-Shots ja auch nicht so. Zumal ich One-Shots am ehesten auf Hessenstein spiele. Das sind Runden, auf die die Leute teilweise ein halbes oder sogar ein Jahr hinfiebern, entsprechend motiviert sind sie auch meistens. So eine Intensität mit einer Runde zu vergleichen, die sich abends für ein paar Stunden nach der Arbeit trifft, ist ein bisschen unfair.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Tim Finnegan

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #23 am: 20.08.2012 | 18:44 »
Eine gute Runde in einer Kampagne besitzt für mich die gleiche Intensität wie ein guter One-Shot. Vielleicht sogar mehr, weil ich emotional mehr mit dem Charakter verstrickt bin, wenn ich ihn länger kenne.

Wir haben in unseren Kampagnen ziemlich viele gute Runden - nicht immer, aber das ist bei One-Shots ja auch nicht so. Zumal ich One-Shots am ehesten auf Hessenstein spiele. Das sind Runden, auf die die Leute teilweise ein halbes oder sogar ein Jahr hinfiebern, entsprechend motiviert sind sie auch meistens. So eine Intensität mit einer Runde zu vergleichen, die sich abends für ein paar Stunden nach der Arbeit trifft, ist ein bisschen unfair.  ;)

Der vergleich "stürmischer One Night Stand" vs. "angenehme Ehe" drängt sich eh auf.
Gerade lange und offene Kampagnen sind ein Ding bei dem alle Beteiligten zurückkehren wollen, wo man sich heimisch fühlt.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
Kind Dublins.

Offline Timberwere

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Re: Kampagnen - Den "Funken" bewahren
« Antwort #24 am: 20.08.2012 | 18:46 »
Re/ die Karten von Itras By und Time of Seiδ: Vorsicht, nicht verwechseln. Bei Itras By gibt es Entscheidungskarten (das sind die mit dem "ja, aber..." "ja, und...", "nein, aber...") sowie Zufallskarten (das sind die mit dem Inneren Monolog, SL-SC-Wechsel etc.) Time of Seiδ hat keine Zufallskarten, nur Entscheidungskarten, und das sind dieselben wie bei Itras By.

Aber dennoch kann man die Zufallskarten sicherlich an eure Gegebenheiten anpassen und die rausnehmen, die für euch nicht taugen, oder neue dazunehmen.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!