Autor Thema: Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese  (Gelesen 11594 mal)

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Offline Jestocost

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Dann versuchen wir doch mal, eine Theorie aufzustellen, die sich auf die aktive Teilnahme der Spieler am Rollenspiel stützt: Die Investment-Hypothese.

Die ArbeitsThese: Ein Rollenspielabend ist dann erfolgreich, wenn die Spieler und der SL sich zum großen Teil aktiv am Geschehen beteiligen können, das System möglichst wenig kreative Energie schluckt (Reibungsverlust!) und so am Ende jeder etwas daraus mitnehmen kann.

Damit konzentrieren wir uns nicht auf unterschiedliche Spielstile, sondern auf das aktive Geschehen. Die Theorie impliziert auch, dass es Übereinkünfte geben muss, um das Spiel möglichst reibungslos zu gestalten: Wenn ich einen Haudrauf-Halborkbarbaren in einer D&D Kampagne spielen möchte und jeden Plot Hook mit dem Hammer erschlage, habe ich zwar kurzfristig Spaß (ich profitiere von der Energie die der SL investiert hat), bringe aber selbst nicht viel ein, stoße die anderen Spieler vor den Kopf und senke das Energie- und Spaß Niveau.

Auch Atmosphäre, Hintergrundgeschichten und Handouts tragen zum Spiel bei. Das alles ist energeia, etwas, das bewegt, Wirkung erzeugen kann.

Wie kann man also diese Theorie noch ergänzen und festhämmern, damit richtig energetisches, kreatives und intensives Rollenspiel erfasst werden kann?

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #1 am: 8.10.2003 | 16:11 »
Gehst du mit der Theorie nicht schon wieder von einem bestimmten Spielstil als "gutem" Rollenspiel aus, indem du Atmosphäre und Hintergrund als positiv definierst?
Was ist z.B. mit Gruppen, die ihren Spaß allein aus dem Lösen von Problemen durch auswürfeln ziehen. Für die könnten ein ausgefeilter Hintergrund und eine komplexe Geschichte (in die der SL viel investiert hat) sogar störend sein.

Offline Arbo

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #2 am: 8.10.2003 | 16:17 »
@ Jestocost:

Ich bin mal so frech und poste nochmal meinen etwas gegensätzlichen Beitrag zu Deiner These ...

Zitat
Die ArbeitsThese: Ein Rollenspielabend ist dann erfolgreich, wenn die Spieler und der SL sich zum großen Teil aktiv am Geschehen beteiligen können, das System möglichst wenig kreative Energie schluckt (Reibungsverlust!) und so am Ende jeder etwas daraus mitnehmen kann.

Wie immer, würde ich dem doch etwas widersprechen. Deine These vernachlässigt bspw. Spieler, die ohne viel zu tun ihren Spielgenuss haben und dennoch nicht negativ zum Spielgenuss beitragen.

Deshalb würde ich eher zur Theorie der guten Geschichten überwechseln. Der Kern:

Gute Geschichten sind Geschichten, welche die Rollenspieler am ENDE ihrer Rollenspielsitzung (und darüber hinaus) erzählen. Sie zeugen von einem bleibenden Erinnerungswert und sind als eine Art Qualitätskriterium für ein gutes Rollenspiel zu werten.

Dies umfasst eigentlich genau den Kern, um was es beim Rollenspiel eigentlich geht und was genau gewertet wird. Der Weg, der zu den guten Geschichten führt, kann letztlich unterschiedlich sein.

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Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #3 am: 8.10.2003 | 16:21 »
Nun, ich definiere bestimmt Langeweile als negativ. Damit sollte ich leben können.

Aber indem wir Aktivität in das Zentrum stellen, sollten auch die Auswürfler inklusive sein: Selbst die wollen ihren Spaß: Wenn alle Spieler und auch der SL das toll findet, dann geht wenig Energie verloren, die der SL in das Kreieren von Problemen investiert - diese Energie wird dann durch das Auswürfeln in Spaß verwandelt.

Aber ein Spieler, der wenig Freude an sowas hat, würde das Spaßniveau wieder nach unten ziehen, weil er bsw. auf eigene Touren loszieht oder stundenlang mit den Goblins reden möchte. Im Endeffekt haben wir hier sowas wie eine kleine Theorie der öffentlichen Meinung im Rollenspiel. Die Spielgruppe als soziale Haut, die verbindet und empfindet...

Sind alles nur wirre Ideen, dafür dürfte ihr auch aufs Leidenschafttlichste losdiskutieren.
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Offline Wawoozle

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #4 am: 8.10.2003 | 16:21 »
Gehst du mit der Theorie nicht schon wieder von einem bestimmten Spielstil als "gutem" Rollenspiel aus, indem du Atmosphäre und Hintergrund als positiv definierst?
Was ist z.B. mit Gruppen, die ihren Spaß allein aus dem Lösen von Problemen durch auswürfeln ziehen. Für die könnten ein ausgefeilter Hintergrund und eine komplexe Geschichte (in die der SL viel investiert hat) sogar störend sein.

Ich weiss nicht.
Nehmen wir mal an das wir das Lösen von Problemen durch auswürfeln als Möglichkeit sehen.
Dann spricht das nicht so sehr gegen den Hintergrund und die Atmosphäre. Die kann ja trotzdem aufkommen.
Atmosphäre ist wieder eine sehr Spielerbezogene Sache... wenn die lieber würfeln und mit weniger Handouts zufrieden sind.. prima.
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #5 am: 8.10.2003 | 16:24 »
@Arbo

Auch ein klasse Ansatz. Auf zum Krieg der Theorien.

Ich bin mir dennoch bei deinem Ansatz nicht so sicher: Ich glaube, dass das Gefühl während des Spiels mehr zählt, als die Möglichkeit, eine Story daraus zu entwickeln.

Vielleicht liegt es auch an meinem Gedächtnis: Ich weiß, dass ich an ein paar richtig genialen Spielabenden beteiligt war, aber ich kann mich zum Teufel komm raus nicht mehr an die eigentliche Story erinnern...
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Offline Minne

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #6 am: 8.10.2003 | 16:25 »
Ich finde die these gut... hier jetzt mein einziger post zum thema solange  es nicht länger als eine seite ist, sonst wird er mir zu ünübersichtlich *g*

Ich würde es noch etwas ummodeln;

Ein Rollenspielabend ist dann erfolgreich, wenn die Spieler und der SL sich zum -> von ihnen erwünschten <- Teil aktiv am Geschehen beteiligen können, das System möglichst wenig kreative Energie schluckt (Reibungsverlust!) und so am Ende jeder etwas daraus mitnehmen kann.

Damit dürfte Arbos kritikpunkt auch zumindest etwas beiseite geräumt sein ;)

Offline Minne

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #7 am: 8.10.2003 | 16:27 »
Ich glaube auch nicht das die sory im vordergrund liegt, danns schon eher die athmosphäre, die einen in ihren bann zieht *blick zu lord vermi* ;)

azentar

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #8 am: 8.10.2003 | 16:37 »
Bei dem Thema geht es eher um Sozialpsychologie als um Rollenspieltheorie:
Als ausschlaggebendender Faktor für ein erfolgreiches Rollenspiel wird die Gruppendynamik gesehen. Wenn diese dazu führt daß alle mit dem Spiel zufrieden sind, wird das Spiel als gelungen bezeichnet.
Für die Zufriedenheit gibt es unterschiedliche Indikatoren:
- Beteiligung
- Identifikation mit dem Charakter/der Welt/der Story
- Entfaltung der Kreativität
- Spielerischer Erfolg
- Interesse an der Fortführung/Wiederholung/Ausweitung des Spiels
- Einprägung der "erlebten" Geschichte
- Verhältnis zu den Mitspielern und
- der Versuch, die Mechanismen hinter den Komponenten des Spiels zu verstehen.
« Letzte Änderung: 8.10.2003 | 16:39 von azentar »

Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #9 am: 8.10.2003 | 16:49 »
Nun, da Rollenspiel ein gruppendynamischer Prozess ist, liegen wir vielleicht mit dem Ansatz auch nicht so falsch.

Da ich selbst aus der Kommunikationswissenschaft und der Literaturwissenschaft komme, kann ich später noch einiges dazu sagen.

Auch das Thema "Erforschen einer fiktiven Welt" ist wohl 'ne wichtige Sache.
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Offline Fredi der Elch

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #10 am: 8.10.2003 | 16:53 »
Was soll die Theorie denn nützen? Was ist der Anwendungsbereich? Denn bisher liest sich das so wie: "Ein Rollenspielabend ist dann erfolgreich wenn er allen Spaß macht."
Da sage ich DOH!

Fredi
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Offline Minne

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #11 am: 8.10.2003 | 16:54 »
Fredi : du würdest überrascht sein wie viele Meister es da draussen gibt die nicht mal zu dieser Erkentniss gekommen sind ^^

Offline Boba Fett

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #12 am: 8.10.2003 | 16:58 »
Zustimmung!
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #13 am: 8.10.2003 | 17:01 »
@Minneyar.

Du hast ja so recht. Traurig, nicht?

@Fredi

Ziel der Theorie ist es einfach, schlechte Rollenspielabende zu verhindern und herauszufinden, was dem Spielspaß im Wegstand. Und vielleicht Erkenntnisse zu liefern, wie man einen Spielabend zusammen optimieren kann und Probleme verhindern. Irgendwie sowas.

Oder er ist einfach dazu da, dass wir uns darüber unterhalten können und uns was besseres einfällt.
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Offline Fredi der Elch

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #14 am: 8.10.2003 | 17:01 »
Zitat
Fredi : du würdest überrascht sein wie viele Meister es da draussen gibt die nicht mal zu dieser Erkentniss gekommen sind ^^

Oops. Ok, ok, Sorry. Ihr habt recht. Wenn das die einzige Aussage der Theorie sein soll, stimme ich voll zu! :D

Fredi
« Letzte Änderung: 8.10.2003 | 17:02 von Fredi der Elch »
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Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #15 am: 8.10.2003 | 17:03 »
Hey Fredi, nicht immer nur die Nörgel Feats einsetzen, nur weil du da Stufe 4 bist. Versuch doch mal wieder Grundlagenforscher und Vergleicher zu steigern!
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Offline Fredi der Elch

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #16 am: 8.10.2003 | 17:04 »
@Jesto
Ok, was ist mit den leuten, die sich nicht aktiv beteiligen wollen und trotzdem Spaß haben. Und die anderen nicht stören? Wie definierst Du "Kreative Energie"?
Und dass jeder was mitnehmen sollte ist doch relativ klar, oder?

Also ich sehe den Gewinn der Theorie noch nicht.

Fredi
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Offline Roland

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #17 am: 8.10.2003 | 17:10 »
Ein Rollenspielabend ist dann erfolgreich, wenn die Spieler und der SL sich zum großen Teil aktiv am Geschehen beteiligen können, das System möglichst wenig kreative Energie schluckt (Reibungsverlust!) und so am Ende jeder etwas daraus mitnehmen kann.

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Wie kann man also diese Theorie noch ergänzen und festhämmern, damit richtig energetisches, kreatives und intensives Rollenspiel erfasst werden kann?


Deine These/Theorie geht also davon aus, die Spieler den größtmöglichen Nutzen aus der aktiven Beteiligung am Spiel ziehen, daß also ihre Hauptbedürfnisse der aktive sozialen Austausch, die Erschaffung eines Gruppenerlebniss und die gemeinsame Gestaltung der "Rollenspielerfahrung" sind.
« Letzte Änderung: 8.10.2003 | 17:16 von Roland »
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Offline Jestocost

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #18 am: 8.10.2003 | 17:16 »
@Roland

Gut auf den Punkt gebracht. Was fehlt denn sonst noch? Was passt nicht?

Fredi hat ja auch mittlerweile die Casual Gamers - wie sie Robin D. Laws nennt - angenörgelt. Auch diese haben ihren Platz in der Theorie: Sie steuern zwar wenig bei, werden aber dann am effektivsten behandelt, wenn man sie nicht vollkommen außer acht lässt, aber auch nicht zu sehr belastet. Deren Hauptmotivation liegt ja einfach im sozialen Event "Rollenspielsession". Aber selbst Mr. Laws hat da noch keine wirklich gute Lösung gefunden.
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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #19 am: 8.10.2003 | 17:21 »
Da wäre die frage vielleicht was (oder wer) steckt hinter diesen "Casual Gamers".
Warum nehmen sie an einer Runde Teil ?
Was versprechen sie sich davon ?
Wie verschafft man ihnen ein Erlebnis an das sie sich gern erinnern und das sie "motiviert" ?
Soll eine Motivation dazu führen, dass sie sich "aktiver" beteiligen oder soll sie einfach dafür sorgen, dass sie sich in der Gruppe wohl fühlen (irgendwo beides, klar.. wobei ersteres schon wieder so etwas wie eine erzieherische Massnahme ist und es ist die Frage ob sowas gewünscht ist) ?
« Letzte Änderung: 8.10.2003 | 17:21 von Wawoozle »
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Offline Roland

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #20 am: 8.10.2003 | 17:27 »
@Roland

Gut auf den Punkt gebracht. Was fehlt denn sonst noch?  Was passt nicht?

Zum einen die schon erwähnten Casual Gamer. Dann ist die Frage ob es trotz gegensätzlicher Bedürfnisse der Spieler auch eine "gute" Rollenspielerfahrung geben kann. Wenn ich nun einen Mitspieler habe, der oft nicht besonders an Kooperation, Story usw. interessiert ist, sich also "negativ-energetisch" verhält, das soziale Erlebnis aber trotzdem bereichert, was dann?
Ist der Spieler dann ein schlechter Spieler, ein guter Spieler oder greift das "Wenn alle Spaß haben ist es schon ok" Argument, das ich für nicht sehr produktiv halte.
« Letzte Änderung: 8.10.2003 | 17:29 von Roland »
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Offline Fredi der Elch

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #21 am: 8.10.2003 | 17:29 »
Ich frage mich eher, was wir von der Theorie haben.

Kurz:
Man hat was vom Rollenspielen, wenn man aktiv mitmachen darf.

Das ist eine ziemliche Null-Aussage. Wozu brauche ich die Theorie, wenn ich den Satz: "Wenns allen Spaß macht, ist es gut" habe?
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Zitat von: 1of3
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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #22 am: 8.10.2003 | 17:32 »
Anders gefragt: was ziehe ich für Schlüsse aus der Theorie?

1. Alle sollen aktiv beteiligt sein. Ok, aber wie erreiche ich das?
2. Das System soll Kreativität nicht hemmen. Wie muss aber so ein System aussehen? Und was ist überhaupt Kreativität? Würfeln? Geschichten erzählen? Mödermegakampf bei D&D?
3. Alle sollen nachher sagen: Das war toll! Doh!!

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #23 am: 8.10.2003 | 17:35 »
Hypothese:
Begriffsbestimmung "Casual Gamers": Leute, die einfach nur mit Kumpels zusammen sein und/oder ne tolle Geschichte hören wollen. Dabei verwenden sie keine große Energie darauf, selbst ins Spielgeschehen einzugreifen.

Nach der Definition interessiert sie das System, die Regeln und der ganze Krimskrams nicht. Ich sehe dann den Vergleich mit eine Clique, die ins Kino gehen. Einige davon sind einfach nur dabei, um sich vom Film berieseln zu lassen und dem Small Talk der Anderen zuzuhören. (Über coole Sprüche ablachen, nen paar Neuigkeiten hören, dabeisein, usw.)

Wenn ich damit richtig liege, dann würde das bedeuten, dass sie in Jestocosts Gleichung sich selbst rauskürzen. D.h. sie spielen in Punkto Spassgenerierung während der Sitzung nur reaktive Bedeutung. Wenn eine Szene gut war, dann lachen sie drüber oder loben einfach mal so ("Hey! Cool! :D"). Sie spielen dann "nur" freundliches Publikum.

Und damit fehlt noch was nach meiner Meinung in Jesos Gleichung. Nämlich die Rückmeldung und damit die Motivationssteigerung...
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re:Neue Rollenspieltheorie: Die Investment-Hypothese
« Antwort #24 am: 8.10.2003 | 17:44 »
Gibt es eigentlich schon einen akademischen Lehrstuhl für Rollenspieltheorie? Nein, dann weis ich jetzt jemanden der Ihn als erster bekommt.  ;)

Ok, zum Thema:
Also laut meinem Erfahrungsschatz bestand ein gelungener Abend schon mal darin, das wir alle zusammen um einen Tisch kauerten, und miteinander kommunizierten, über Gott und die Welt, warum der Pizzabote mal wieder so lange brauchte und ganz nebenbei, wie wir den Troll an der Brücke dazu kriegen, uns rüber zu lassen. Das ganze kann man auch ins Präsens übersetzen, nur das es nun nicht mehr Trolle sind die Brücken bewachen, sondern Konzernanlagen. Aber sonst bleibt es gleich.
Es ist in diesem Sinne also vor allen Dingen der Geselligkeitsfaktor, das man etwas zusammen macht, ob dabei nun viel ernsthaftes Rollenspiel erzählerisch betrieben wird, alle den SL spontan mit ihren Würfeln bewerfen oder gehirnmarterisch über dieses Purpurturmrätsel gebrütet wird. Vollkommen egal. Wenns den dann heist:
Wieso ist die Kerze den jetzt schon wieder abgebrannt??? Dann wars ein guter Abend.
Zu den Casual Gamers möchte ich nur soviel sagen:
Nicht jeder Mensch hat die selbe Menge an darstellerischem Exhibitionismuss im Blut. Einige sind halt etwas stiller und zurückhaltend. Haben ihren Spass daran, was andere wieder für einen Mist verzapfen. Die einen brauchen Zuschauer, die anderen brauchen wem, dem sie zuschauen können. Voyeuer trifft auf Exhibitionist, sozusagen. Dann melden sich letztere nur zu Wort wenns wichtig wird. Also die idealen Waldelfenspieler. Unbestätigen Gerüchten zufolge, sind es auch die Mitglieder einer alten Geheimorganisation die sich die Beobachter nennt.