Autor Thema: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung  (Gelesen 4159 mal)

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Offline Praion

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Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« am: 22.09.2012 | 16:21 »
Grüße,

mir ist gerade mal wieder klar geworden, wie sehr ich Player Empowerment (und Flags) in Rollenspielen mag. Anders ausgedrückt, ich mag es wenn meine Charakterwahl sehr großen Einfluss hat.

Was ich nicht mag ist, wenn ich einen Puniner Analysemagier/Genasi Earthwarden/ArkhamU. Hausmeister oder irgendwas erstelle und das für die Kampangenplanung des SL quasi keine Bedeutung hat außer das es eine Highlightszene ändert.
Sprich egal welchen Charakter ich nehme, die erste Session steht sowie schon und ein anderer Typus wäre zum gleichen Ergebnis gekommen.

Was ich mag:

Beispiel Apocalypse World. Wenn ich einen Hardholder (Stadtchef) spiele dann Definiert das NE MENGE über das Setting. Genauergesagt lege ich fest wo gespielt wird. ICH erstelle die Stadt (nach einer Liste) und auch meine Gang die zur Sicherheit habe. Nimmt keiner einen Hardholder sieht das Spiel wesentlich anders aus und als SL hat man mehr Kontrolle darüber. Hinzu kommt ein Move den ich jede Session mache der bestimmt wie es um das Wohlergehen der Stadt steht.
Anderes Beispiel Fate. Durch meine Aspektwahl habe ich extrem viel Einfluss darüber was im Spiel passieren wird und schon passiert ist. Der "Halbtroll Boxer des Unseelie Kampfrings" WIRD zu anderen Komplikationen führen als ein "Magier ohne Meister und Gewissen". NAtürlich sind das mehr Flags aber es wird das geschehen am Spieltisch beeinflussen.

Gumshoe hat ja auch sowas da der SL ein Abenteuer an sich erst das Abenteuer designen kann wenn er weiß welche Skills die einzelnen Leute haben.
Marvel RPG hat das ein wenig mit den Milestones aber da ist man auch auf SL-Gnade angewiesen ein wenig...

Schön sind dabei natürlich Rollenspiele in denen klar gesagt wird, dass der SL und die Spieler das Setting und die Ausgangssituation zusammen bestimmen. Dabei kann sowas gar nicht erst aufkommen und SC Ziele können viel einfacher gefunden werden als wenn ich einfach nur der Idee des SL folgen muss und auf seine Gnade angewiesen bin.
Interessanterweise hat InSpectres sowas ja gar nicht so doll... Da wird allerdings auch der Fall zufällig bestimmt.

Wie mögt ihr "sehr früher PE"?
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Offline Bad Horse

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #1 am: 22.09.2012 | 16:26 »
Generell mag ich es am liebsten, wenn die ganze Gruppe sich zusammensetzt und brainstormt, wie die Kampagne aussehen soll. Danach werden dann die passenden Charaktere gebaut.

Da finde ich die Stadterschaffung bei Dresden Files sehr schön, weil man da die Charaktere gleich in ein Beziehungsgeflecht reinbauen kann.

Ansonsten will ich zumindest vor dem Char-Bau wissen, was der SL sich vorgestellt hat, und was die anderen Spieler für Ideen haben. Reines "baut euch mal Charaktere, und wir spielen dann irgendwas" würde ich nur noch aus Old-School-Nostalgie-Gründen machen.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Praion

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #2 am: 22.09.2012 | 16:30 »
Da finde ich die Stadterschaffung bei Dresden Files sehr schön, weil man da die Charaktere gleich in ein Beziehungsgeflecht reinbauen kann.

Das ist ja allerdings Settingerschaffung und nicht Charaktererschaffung.

Daher auch mein Problem mit dem Bounty Hunter Background in DnD Next. Das tut so als ob es mir als Spieler da Möglichkeiten gibt das Spiel in Richtung Kopfgeldjagen zu entwickeln aber eigentlich bin ich voll SL Abhängig damit. Genauso mit dem Noble und der Burg. Was nützt mir die, wenn wir die ganze Zeit nur in Dungeon klöppeln.
Letztendlich sagt der Spieler ja "Hey SL, ich würd mic hgerne um meine Burg kümmern und die verteidigen im Notfall und sowas" aber dieser Spielstil wird nicht unterstützt (ansonsten könnte er damit auch sagen wollen "Naja ich hab ne Burg und das ist cool aber an sich interessiert dich mich 0" aber damit rechne ich mal nicht)
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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #3 am: 22.09.2012 | 16:33 »
Das ist ja allerdings Settingerschaffung und nicht Charaktererschaffung.

Das ist ja genau der Punkt: Ich möchte das miteinander verzahnen.

Häufig läuft es so: Erst Setting, dann Charaktere.

Du magst es so (überspitzt ausgedrückt): Erst Charaktere, dann Setting.

Ich mag: Setting und Charaktere gleichzeitig, damit die sich gegenseitig beeinflussen können.
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Offline Praion

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #4 am: 22.09.2012 | 16:35 »
Ich mag: Setting und Charaktere gleichzeitig, damit die sich gegenseitig beeinflussen können.

Nein, ich mag das so auch sehr. Ich wollte das nur hier nicht direkt diskutieren wollen.
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Offline ArneBab

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #5 am: 22.09.2012 | 16:35 »
Ich finde den dadurch entstehenden gemeinsamen Kampagnenentwurf sehr cool.

Er öffnet allerdings das Spannungsfeld zwischen Verwendung von existierendem Material und der gemeinsamen ganz eigenen Kampagne.

Und da muss meiner Meinung nach jede Runde ihr eigenes Gleichgewicht finden.

Wenn ihr Shadowrun spielt, ist normalerweise klar, dass ihr Runner sein werdet, so dass ein Teil der Geschichte bereits vorgegeben ist - und ihr so eine gemeinsame Vorstellung von dem Spiel habt, noch bevor ihr anfangt zu spielen.

Wir haben mal das Gegenteil gemacht und eine Fantasy-Runde damit angefangen, dass alle Beteiligten sich ihre ganz eigenen Fantasy-Charaktere überlegt haben - inklusive Herkunft - aus deren HIntergründen ich als SL dann einen Rollenspielabend improvisiert habe. Das war allerdings nur ein One-Shot.

In unserer aktuellen Runde spielen wir dagegen Techschmuggler (in Technophob), so dass ein Teil der Realitäten bereits vorgegeben ist. Vor 2 Spielrunden hat dabei ein neuer Spieler für seinen Charakter einen Flottenadmiral der Raumflotte als Feind entworfen und damit der Runde eine weitere Richtung gegeben - denn jetzt ist die Flotte Teil des Spiels, und die erste Runde drehte sich um die Aufdeckung eines Betruges dieses Admirals (auch wenn sie noch zu wenig Handhabe haben, um dem Admiral wirklich gefährlich werden zu können - das kommt noch). Und dieser Teil der Raumflotte wurde definiert.

Ich fand das als SL einfach klasse! Und es hat mir tolle Grundlagen für weitere Geschichten gegeben.

Für Systementwickler bedeutet es Mut zur Lücke: Genug Anregungen und Grundlagen für Charaktere und Plots liefern, aber gleichzeitig genug Raum, dass die Runde ihre eigenen Realitäten entwickeln kann. Vor allem Grundlagen liefern, die Flexibel genug sind, dass jede Runde ihre eigenen Ideen umsetzen kann, gleichzeitig aber genug Gemeinsamkeiten bieten, dass Abenteuer von anderen eingebunden werden können.
« Letzte Änderung: 22.09.2012 | 16:39 von ArneBab »
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Offline D. M_Athair

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #6 am: 22.09.2012 | 17:09 »
Reines "baut euch mal Charaktere, und wir spielen dann irgendwas" würde ich nur noch aus Old-School-Nostalgie-Gründen machen.  ;)
Mach ich eigentlich immer so ähnlich (als SL). Dabei erachte ich es als vorteilhaft, wenn die Spieler ihre SC zusammen erschaffen.
Ganz einfach deshalb, weil ich Gruppenzusammenführungsspiel als mühsam und nicht lohnenswert erachte.

Was einen SC angeht, so sehe ich jeden Einzelnen immer auch als eine Sammlung von Spieler-Flags.
Der Spieler sagt mir - dadurch wie er seinen Charakter gebaut hat, durch die Skills, die er genommen hat, durch den Hintergrund seines SC - was im Spiel wichtig werden soll. Selbst beim Sandbox-Spiel achte ich darauf, dass es für die Spieler viele Möglichkeiten gibt ihre Wünsche einzubringen und umzusetzen.

Ich finde, dass garade auch beim sog. "ARS" (mit Handlungsmaschine und gleich-gültigem SL) viel indirektes PE gibt.
Das heißt, dass Spielerwünsche, unter weitgehender Abwesenheit einer Meta-Ebene, ins Spiel gebracht werden (können).  


Was ich nicht mag ist, wenn ich einen Puniner Analysemagier/Genasi Earthwarden/ArkhamU. Hausmeister oder irgendwas erstelle und das für die Kampangenplanung des SL quasi keine Bedeutung hat außer das es eine Highlightszene ändert.
Sprich egal welchen Charakter ich nehme, die erste Session steht sowie schon und ein anderer Typus wäre zum gleichen Ergebnis gekommen.
War bei mir immer und zugleich nie so.
Immer, weil die Helden tatsächlich, was ihren Typus anbelangt, keinen Einfluss auf die Kampagnenplanung als Ganzes haben.
Nie, weil die einzelnen Abenteuer dann doch sehr stark von den SC-Typen, bzW. Klassen abhängig sind. Kurz: Wenn ich ein Stadtabenteuer leite, dann kann ein Dieb die gesamte Unterwelt mit ins Spiel bringen und Spielinhalt werden lassen. Befindet sich kein Dieb in der Gruppe, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Rolle von Unterweltgestalten weniger groß sein wird. Kurzum: Die SC sind ganz entscheidend für das, was im Spiel thematisiert wird.



Ein aktives Mitbauen an der Spielwelt durch die Spieler ist für mich nicht gleichbedeutend mit mehr PE.
Es ist lediglich eine andere Form von PE.

« Letzte Änderung: 22.09.2012 | 17:10 von Athair »
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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #7 am: 22.09.2012 | 17:16 »
Ich spiele seit über zehn jahren durchgängig mit Storyflags, die mir die Spieler liefern und aus denen ich meinen Kernplot zusammen stecke. Darüber hinaus spiele ich mit PDQ# und Fate Systeme, in denen der Spieler generell einige Möglichkeiten hat, die Story mitzugestalten. Im Gegensatz zu manchen anderen finde ich auch Zusammenführungen in Kampagnen durchaus interessant.
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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #8 am: 22.09.2012 | 19:58 »
Ich bin ein großer Befürworter von PE, weil mir Rollenspiel mit vorgefertigten Storys sowas von zum Hals 'raushängt, dass ich es eigentlich nie wieder spielen will. PE ist nicht das einzige Mittel dagegen, aber eine ziemlich erfolgsversprechende Methode, vorgefertigte Stories aufzubrechen.

Generell finde ich gemeinsames Erschaffen des Settings mit klarer Ansage, was für Konflikte gespielt werden sollen/wollen sehr schön. Dresden Files liefert da ein gutes Beispiel, Smallville bietet auch eine interessante Mechanik. Aber das klappt meiner Meinung nach nur, wenn die Spieler auch mitentscheiden wollen, was für Konflikte im Raum stehen, was für Bedrohungen existieren, um was gekämpft werden soll.

Marvel RPG hat das ein wenig mit den Milestones aber da ist man auch auf SL-Gnade angewiesen ein wenig...

Auch nicht mehr als in anderen Spielen. Vielleicht führen die Milestones sogar zu mehr PE als die Aspekte von FATE, aber das ist nur meine noch in der Testphase befindliche Vermutung. Der andere wichtige PE-Faktor im Marvel-Rollenspiel ist meiner Meinung nach die den Spielern überlassene Gestaltung vieler Transition-Scenes und die teilweise gemeinsame Gestaltung der Action-Scenes.
« Letzte Änderung: 22.09.2012 | 20:16 von SLF »
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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #9 am: 22.09.2012 | 20:13 »
Wenn die Spieler mitziehen und wirklich Ideen einbringen, finde ich das auch wirklich cool. Natürlich müssen da viel mehr Leute kreative Motivation aufbringen als wenn ein einzelner SL sich seine Sandbox aus dem Hintern zieht.

Offline 1of3

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #10 am: 22.09.2012 | 20:56 »
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Praion, ob ich richtig verstanden habe, was du meinst. Ich versuche einmal eine knappe Definition:

Es geht hier um Regeln, die es der Spielerin ermöglichen, den generellen Fokus des Spiels mitzubestimmen, indem sie ihren Charakter wählt. Die Spielerin ist in der Wahl ihres Charakters und damit der möglichen Fokus-Setzung frei und spricht dies nicht notwendig mit anderen Teilnehmern ab.

Das kann man sicherlich machen und je nach Umsetzung kann das gut werden. Ehrlich gesagt seh ich das Konzept aber schon bei Fate nicht mehr so gut.

Offline Bombshell

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #11 am: 22.09.2012 | 21:33 »
Gumshoe hat ja auch sowas da der SL ein Abenteuer an sich erst das Abenteuer designen kann wenn er weiß welche Skills die einzelnen Leute haben.

Dies stimmt nicht.
Kurze klare Worte

Offline Praion

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #12 am: 22.09.2012 | 22:31 »
Dies stimmt nicht.

Okay mag sein. War nur das, was ich gehört hatte.
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Offline Der Nârr

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #13 am: 23.09.2012 | 00:39 »
Witzig, dass das Thema gerade jetzt aufkommt. Ich komme gerade von einer Grundsatzdiskussion-Session, in der wir uns mal so richtig über Spielvorlieben etc. unterhalten haben und bei 5 anwesenden Spielteilnehmern hatte wirklich jeder eine andere Meinung. Wie dem auch sei, das alles führte dann doch noch zu einer produktiven Session, in der wir den Start einer neuen Kampagne planten, die allen auch noch so widersprüchlichen Anforderungen irgendwie gerecht werden soll und wir kamen darin überein, dass die Charaktere in einer Stadt angesiedelt sein sollen und dort auch irgendeine Rolle inne haben sollen, sprich in der Stadt zuhause/verwurzelt sind. Als Basis hatten wir uns auch schon einen kleinen Metaplot-Aufhänger überlegt, mit dem das Spiel starten soll, ein einschneidendes Ereignis in der Spielwelt.

Ein Spieler und ich haben dann vorgeschlagen, dass die Spieler eben auch "ihre Bereiche" ausarbeiten, also z.B. ein Spieler, der ein bisschen was mit der Unterwelt zu tun hat, soll sich darum Gedanken machen, ein Kleriker-Spieler eben um die Rolle der Kirche in der Stadt usw. Das geht denke ich in die Richtung dieses Player Empowerments, nur dass dies hier von den Regeln überhaupt nicht unterstützt wird, wir spielen halt ein beliebiges Standard-Rollenspiel ohne solche Meta-Regeln. Ich als alter PE-Fan finde das natürlich großartig.

Mein Gedanke ist, dass sich so nicht nur die Last der Vorbereitung ein wenig besser verteilt, sondern die Spieler meist auch die besseren Ideen haben für das, was sie interessiert. Da lasse ich mir als SL doch lieber von den Spielern was dazu erzählen, als dass ich mir für alles komplett selber was ausdenken muss was dann womöglich gar nicht den Ideen und Vorstellungen der Spieler gerecht wird, die sie vermutlich insgeheim sowieso hatten.

Ich bin mal gespannt, wie das funktioniert. Ein Spieler hat z.B. gar nicht den Sinn davon verstanden und wie das funktionieren soll, aber unser Zeitlimit war erreicht und es konnte kein drittes Mal mehr erklärt werden.

Naja, den Input der Spieler werde ich dann als SL verwenden und daraus ein Conflict Web basteln, den Gruppen auch Ressourcen zuweisen usw. und dann die Maschine anwerfen.
« Letzte Änderung: 23.09.2012 | 00:41 von Der Narr »
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Offline D. M_Athair

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #14 am: 23.09.2012 | 00:51 »
Wenn die Spieler mitziehen und wirklich Ideen einbringen, finde ich das auch wirklich cool. Natürlich müssen da viel mehr Leute kreative Motivation aufbringen als wenn ein einzelner SL sich seine Sandbox aus dem Hintern zieht.
... ich fange bei Sandboxen immer ganz klein an. Schau, was die Spieler interessiert und bau dann mit den "gestohlenen" Interessensschnipseln der Spieler weiter.
Wenn Spieler bestimmte Teile der Sandbox skizzieren (oder auch mal ausarbeiten wollen): Cool!
Wenn nicht: Auch gut.

Dadurch spare ich mir jede Menge Arbeit, die Spieler bekommen, was sie interessiert, Explorationsspiel und Überraschungen sind trotzdem drin. Kurz: Win, win, win.  :cheer:


@ Der Narr:
Was ihr vorhabt, das funktioniert mEn recht gut.
Eventuell ist es für die Gruppe von Vorteil, wenn sich der SL die Ausarbeitungen der Spieler zwar zueigen macht,
bei Bedarf aber Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Ideen ausbügelt oder punktuell Inhalte verändert.
Ganz einfach, weil Spieler sich manchmal schwer tun ihre eigenen Ideen mit denen der Mitspieler in Einklang zu bringen und, weil der SL irgendwo doch für die Kohärenz der Welt zuständig ist. (Natürlich kann man auch auf ein Synchonisieren der Spielerideen verzichten, aber so manche Gruppe kommt damit nicht gut klar.)
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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #15 am: 23.09.2012 | 12:11 »
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Praion, ob ich richtig verstanden habe, was du meinst. Ich versuche einmal eine knappe Definition:

Es geht hier um Regeln, die es der Spielerin ermöglichen, den generellen Fokus des Spiels mitzubestimmen, indem sie ihren Charakter wählt. Die Spielerin ist in der Wahl ihres Charakters und damit der möglichen Fokus-Setzung frei und spricht dies nicht notwendig mit anderen Teilnehmern ab.

Richtig ja. Wahrscheinlich sieht man das Konzept in Apocalypse World noch am besten. Das hat interessanterweise diese Art von Char Erstellung und danach gemeinsame Settingerstellung IM Spiel. Wobei es auch keinen so großen Unterschied macht ob jemand nun Gunlugger oder Batlebabe ist. Hokus oder Maestro'D machen aber ziemlich nen Unterschied. Interessante Sache...
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Offline asri

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #16 am: 23.09.2012 | 13:17 »
PE ist schön. Aber ich fänd es doof, wenn einer in der Runde sich einen Charakter zurechtlegt und dadurch Spielinhalte bestimmt, ohne das mit der Gruppe abzusprechen bzw. offen zur Diskussion zu stellen. Das muss nicht zwingend auf gemeinsame Charaktererschaffung hinauslaufen, es reicht, wenn das als Vorschlag aufgefasst wird und nicht als Vorgabe, zu der man sich durch PE ermächtigt und berechtigt fühlt, ohne das jemand etwas dagegen sagen darf..

Falls jeder sein eigenes Süppchen kocht und die verschiedenen Zutaten (durch PE vorgegebenen Spielinhalte) nicht mehr recht zueinander passen oder einzelne Personen am Tisch das Spiel durch bestimmte Vorgaben weniger toll finden, wär das meines Erachtens Mist.

Also bin ich für mehr Gemeinsamkeit bei der Gestaltung des Spiels.

Offline Der Nârr

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #17 am: 23.09.2012 | 13:54 »
Da stimme ich dir zu, asri.

Ich kenne aber auch Spielrunden, wo man nur vereinbart "wir spielen DSA/Arcane Codex/Shadowrun/whatever" und dann baut sich jeder einen Charakter und kommt damit zum ersten Spieltermin - und dann hat man so Sachen wie den Zuckerbäcker und den Nordlandbarbaren oder den eiskalten Profikiller und den neo-anarchistischen Cyberpunk in einer Runde und eigentlich möchte jeder ein ganz anderes Spiel spielen. Das Problem mit Charakteren, die Spielinhalte bestimmen, hat man immer und automatisch. Dass man sich einen Charakter selber zusammenbaut (und keinen vom SL gestellt bekommt oder auswürfelt) ist ja eigentlich sogar schon eine Form des Player Empowerments - nur inzwischen so selbstverständlich, dass es nicht als solche erkannt wird.

Gemeinsamkeit bei der Gestaltung des Spiels, ich nenne das demokratisches Spiel, ist imho immer wichtig, PE hin oder her und wenn sich ein Spieler durch einen anderen fremdbestimmt fühlt sollte das genauso angesprochen werden, wie wenn man sich durch den SL fremdbestimmt fühlt oder wenn der SL merkt, dass er etwas ganz anderes spielleiten wollte, als wofür die Spieler nun Charaktere gebaut haben. ("Ich wollte die Shadowrun-Kampagne für eiskalte Profis anbieten, und jetzt habe ich da eine Runde von verrückten Psychos und Anarchisten - wtf?")
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Pyromancer

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #18 am: 23.09.2012 | 14:08 »
Auch bei dem klassischen Kampagnenspiel,
wo vorher feststeht, was der Inhalt wird,
gibt die Charakterwahl des Spielers vor
den Ton und Hintergrund, der alles prägt.

In meiner Savage-Midgard-Runde gibt's
'nen Priester und 'ne Gildenmagierin.
Die Strategie der Gruppe ist sehr oft
zu suchen einen offiziellen Weg.

Dann handelt man im Auftrag des Konvents,
oder in Tempels oder Gottes Auftrag gar,
was völlig and're Möglichkeiten gibt,
als wär'n sie Abenteurer von der Straß'.

Online Maarzan

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #19 am: 23.09.2012 | 14:14 »
Wenn ich das richtigverstanden habe, dann ist diese Art PE aber genau die Verstärkung des nebeneinander her, die Verteilung von Kompetenz ohne einen Hinweis, wie das wieder zu einem Ganzen zusammen gefügt werden sol. Dann hat man eben nicht nur einen gewissenlosen Gangster und einen unerbittlichen Vertreter des Rechts, sondern gleichzeitig eine von vor Verbrechen u. ä.  schwärende und eine saubere, von kompetenter und gerechter Verwaltung geführte Stadt.

Was viel eher gebraucht würde als neue "Rechte", die letztlich ohne Moderation (die ohne saubere Festlegung dannggf. wieder die neuen "Rechte" ad absurdum führen würde) nur auf Kosten der Rechte des Nebenspielers gehen, wären entsprechende Prozeduranleitungen, um unterschiedliche Interessen nach Möglichkeit konstruktiv zu integrieren oder auch mal festzustellen, was nicht zusammen geht.
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Offline Auribiel

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #20 am: 23.09.2012 | 14:17 »
Zitat
Wie mögt ihr "sehr früher PE"?

Kurze Vorinformation: Ich bin beim RPG zu ungefähr 80% Spielleiter und nur zu 20% Spieler. Trotzdem mag ich grundsätzlich frühes PE sehr und würde mich freuen, wenn meine Spieler ihre Chars früher und bevorzugt auch gemeinsam mit mir absprechen, dass ich dann Spielinhalte auf die Wünsche der Spieler und angepasst an ihre Chars erstellen kann. Anstelle Abenteuer zu leiten, die kaum Anbindung an die SCs haben, schneidere ich lieber (in Absprache mit den Spielern) gerne Abenteuerinhalte direkt auf die SCs und Gruppe zu.

Problem 1: Die Spieler kommen nicht in die Pötte beim Charbau
Nur krankt das bei meinen Gruppen meistens daran, dass sie beim Charbauen nicht rechtzeitig in die Pötte kommen und mir ihre Chars ggf. erst am Spielabend vorlegen - und ich auch keine Lust habe, jeden Tag die Peitsche zu schwingen, um ihren Charbau entsprechend zu beschleunigen. Was lerne ich als SL draus? Von Seiten der Spieler wird PE bei der Charerstellung offenbar nur bedingt geschätzt. Denn ich hab andererseits keine große Lust mehr, mir dann einen Tag/eine Stunde vor dem Spiel noch zu überlegen, wie ich jetzt das PE in das Abenteuer reinzwirbeln kann. Da würde ich mir von meiner Gruppe mehr Vorlaufzeit für den SL wünschen.


Problem 2: In die Gruppe/das Abenteuer integriere Chars steigen aus/kommen zu spät/können "heut nicht"
Etwas, das ja auch schon unter "Spieler, grrrr, manchmal könnt ich sie erwürgen..." diskutiert wurde: Das Spiel hängt (z.T.) an einem bestimmten Char und ausgerechnet der Spieler diesen Chars taucht bei der nächsten Spielsitzung nicht mehr auf/steigt ganz aus der Gruppe aus. Gerade erst wieder bei meiner letzten Gruppe passiert, da waren zwei Chars durch Geschwisterbande miteinander verknüpft und die Chars auch entsprechend gebastelt (der eine kämpft nicht so gut, weil sein Schwesterchen ihm ja den Ärger vom Hals hält, dafür kann er dann wieder...). Nachdem die Schwester jetzt ausgestiegen ist, ergibt das Konzept des Bruders erstmal keinen Sinn mehr - auch im Bezug auf den weiteren Verlauf der Kampagne.
Das frühe PE kommt also massiv ins Wanken, wenn die Spieler ausfallen, die daran mitgebastelt haben. :-/
Feuersänger:
Direkt-Gold? Frisch erpresst, nicht aus Konzentrat?

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #21 am: 23.09.2012 | 14:23 »
Ich mache Charaktergenerierung auch am liebsten in der kompletten Gruppe, schon allein, weil ich die Ideen der anderen Spieler als kreativen Input nutzen kann, auf dem ich aufbauen kann. PE kann da natürlich trotzdem reichlich rein - ich kenne eigentlich kaum ein Setting, das so dicht beschrieben ist, dass man sich als Spieler nicht trotzdem was ausdenken könnte. Sollten Wünsche der Spieler Settingdetails widersprechen, bin ich i.d.R. auch kein Settingnazi, sondern lasse sie gewähren.

@Auribiel:

Problem 1 ist imho v.a. eine Systemfrage. Wenn es beim Charakterbau zu viele Optimierungsmöglichkeiten gibt, ist das für mich ein Spaßkiller durch zu viel benötigte Zeit. Deswegen bevorzuge ich Systeme, die entweder sehr schlank sind oder durch ihre Struktur beim Charakterbau eine Vernetzung der Charaktere untereinander und mit der Spielwelt beim gemeinsamen Bauen schon fördern.

Problem 2 ist eine Frage von Flexibilität bzw. dem Vermögen des SLs, einen SC notfalls als NSC mitzuführen (was auch das Einverständnis des Spielers voraussetzt). Mir ist es auf alle Fälle lieber, ein Risiko einzugehen, Ideen beim Charakterbau einzupflegen, die im späteren Spiel keine Rolle mehr spielen, als auf die Möglichkeiten, die sich durch "frühes PE" bieten, zu verzichten.

ErikErikson

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #22 am: 23.09.2012 | 14:27 »
Ich kenne die gleichen Probleme wie Auribiel.

Bei DSA geben einem die Spieler natürlich einen haufen Infos mit ihren Chars. Aber was sie genau wollen, wenn sie ihrem Char "Arroganz 8" oder "verpflichtungen" geben ist mir meist völlig unklar. Nachfragen hilft da nur sehr bedingt.

Daher bin ich dazu übergegangen, die SC am Anfang einfach machen zu lassen, dann sieht man eher, was sie wollen.

El God

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #23 am: 23.09.2012 | 14:28 »
Ja, DSA eignet sich da für intelligentes kooperatives Charakterdesign nur sehr bedingt.

Offline Naldantis

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Re: Eure Meinung zu PE in Charaktererstellung
« Antwort #24 am: 23.09.2012 | 14:35 »
Empfinde ich gerade in dieser Phase als albern und überflüssig.
Hier findet doch eh so viel OOC und Metagaming statt, daß man kein Regelkorsett benötigt.
Wenn man sich überlegt, daß man eine Zigeunersippe auf Reise spielen möchte, bringt es nichts, einem Spieler die Option einzuräumen, mittels PE einen lokalen Paten als Charakter durchzudrücken.

IMHO ist diese Planungsphase als komplett aus dem Spiel abgehoben zu betrachten, alle diskutieren die Konzepte gemeinsam, selbst wenn der Plot selbst vom SL und die Chars im Hinterkämmerchen gebaut werden.

« Letzte Änderung: 23.09.2012 | 14:53 von Naldantis »