Tja, da ist also Resident Evil 6... Nach den Trailern schwante mir ja schon einiges, aber das Ergebnis ist wirklich nicht hübsch.
War Teil 5 schon mit diversen Macken versehen worden (KI, kaum Rätsel usw.) wurde bei Teil 6 noch eine Schippe draufgelegt. Noch mehr Action, genau zwei Rätsel, die diese Bezeichnung auch nur ansatzweise verdienen und noch stärkere Anbiederung an Gears of War und CoD/ MoH. Dass die Story fade ist, fällt nicht wirklich ins Gewicht, auch wenn's schade drum ist, dass dieser Punkt immer mehr ignoriert wird.
Positives:
- Das Spiel kann sehr lange gespielt werden. Bis man alle Medaillen, Titel und Sammelobjekte hat, kann schon einige Zeit vergehen, speziell bei den Online- Sachen.
- Man kann wirklich viele Feinde über den Jordan befördern und man hat sieben Charaktere, die durchgespielt werden können.
- Ach ja, und man kann sich Fähigkeiten kaufen und für das Spiel zurechtlegen, wofür allerdings die Waffenupgrades rausgefallen sind.
- Die deutsche Synchro hat ihr Möglichstes getan.
- Die Szenarien sind ein Mix aus "Best-of-RE" und "Bei CoD gab's das auch!" Wer also Railshooter und Moorhuhnpassagen mag, wird Spaß dran haben.
- Es gibt eine Schnelltaste zur Heilung und das Inventar ist leichter zu handhaben (auch hier keine Pause).
Negatives:
- Die Grafik ist unterirdisch hässlich, wenn man die Charaktermodelle mal außen vor lässt.
- Alle fünf Minuten gibt es eine Zwischensequenz oder die Kamera macht sich selbständig, was besonders nervt, da die Feinde sich trotzdem munter weiter bewegen dürfen. Oder ihr werdet im schlimmsten Falle an eine andere Position gebeamt, sobald ihr wieder spielen dürft.
- Die Musik. Obwohl wir es ja mittlerweile gewohnt sind, stört mich der Drang der Entwickler, wirklich alles dramatisch zu untermalen (bzw. teilweise zu übermalen). Dezenter wäre hier mehr gewesen, auch um die Überreste der Atmosphäre zu retten.
- Die KI! War sie in Teil 5 einfach nur unfähig, ist sie hier im steten Wechsel zwischen "DERP" und "Wozu bist du gleich noch mal dabei?". Beispeilhaft ist eine frühe Situation in Leon's Kampagne, wo ich mich entspannt zurücklehnen konnte und den NPCs beim Moshen der Horden zusehen konnte, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen. Und das auf Profi! Man merkt an solchen Stellen deutlich den GoW Einfluss, deren dritter Teil litt an einer ähnlichen Krankheit.
- Die Speicherung!!
Ehrlich, was soll das bitte?! Wieso nur ein einziger Speicherplatz?! Es ist ja nicht so, als wenn das Spiel schwer wäre, nur teilweise extrem billig/ unfair. Aber warum kann ich nicht selbst bestimmen, wann, wie und was ich speichern will? Muss wohl, um die Spieler nicht zu überfordern...
- Die Geschichte. Ja, ich weiß, da hat RE noch nie Preise gewonnen und bestenfalls auf B-Movie-Niveau mitgespielt. Aber die Idiotie der Charaktere ist dann doch haarsträubend. Lediglich Jake ist halbwegs sympathisch, aber einer von sieben ist eine schlehcte Quote und um Leon tut's mir leid, weil ich ihn in Teil 2 und 4 mochte.
- Der Schwierigkeitsgrad. Ja, es gibt jetzt sogar fünf (
), aber bis auf den Schaden fällt das nirgends auf. Alle paar Meter habt ihr Kontrollpunkte und bei eurem Ableben bekommt ihr sogar volle Energie. Im Extremfall könnt ihr euch ohne Streß durchsterben und euren unsterblichen Partner alles machen lassen. Denn sterben werdet ihr, ohne jeden Zweifel. Das Spiel ist miunter einfach nur unfair und ihr bekommt Treffer, gegen die ihr nichts tun könnt. Das sehr enge Terrain macht die Sache kaum besser.
Soweit meine Kritik in aller gebotenen Kürze. Bis jetzt ist das Spiel kein kompletter Reinfall, aber eine gute Wertung kann ich einfach nicht geben. Wenn ihr Resi 5 nicht wirklich mochtet, dann lasst Teil 6 lieber liegen oder spielt zumindest Probe. Falls Rätsel euch zuviel sind, ihr geradlinige Spiele mögt und nicht groß nachdenken wollt, dann kommt euch RE6 allerdings sehr entgegen. Die Waffen machen nicht wirklich doll Schaden, aber praktisch alle Gegner können verhauen werden und bei den Standardmooks ist das mitunter sogar die schnellere, bessere Methode.
Insgesamt enttäuschend, dass man die wenigen positiven Ideen aus Teil 5 nun auch noch verworfen hat und auf den Shooterzug aufspringen will. Survivalhorror ist das definitiv nicht mehr, egal wie oft uns das Spiel daran erinnern will, was früher mal war.