Die zweite Sitzung musste leider ohne die Spielerin des Bardingers Olaf stattfinden, der deshalb bloß inaktiv mitlief ...
Zu Beginn kehren wir noch einmal auf die Lichtung zurück, auf der die Charaktere von den Spinnen attackiert wurden. Hier wird das Ausmaß von Baldors Gedächtnisverlust deutlich: Er fleht die Elben an, seine Frau aus dem brennenden Haus zu bergen, hält den Bach, in den er gefallen ist, für die Wasser des langen Sees und erkennt seinen Sohn Belgo nicht wieder. Belgo flieht verwirrt und verletzt die Nähe seines Vaters und kümmert sich um die Ponys.
Nardûr gelingt es schließlich, Baldor mit einer Elbenwaise (Song) so weit zu beruhigen, dass er ihn über die Ereignisse aufklären kann, während sein Bruder Galion Belgo Mut macht (Inspire): Menschenjunge, sagt der edle Halb-Noldo, dein Vater ist verzaubert von der üblen Magie dieses Waldes - doch fürchte dich nicht, denn du bist bei uns, und niemand weiß so gut wie wir Elben, dem bösen Zauberwerk zu trotzen!
Das Vater-Sohn-Verhältnis bleibt gestört, doch immerhin kann die Gruppe weiterziehen. Es folgen zwei kleine Gefahrenepisoden aus dem Abenteuer (alle Charaktere verhauen ihre Travel-Checks und würfeln dabei zwei Augen!): Erst durchquert die Gruppe einen Bereich, in dem die uralten, knorrigen Bäume, die sich über den Pfad beugen, tot und morsch sind. Ein dichter Modergeruch raubt Menschen und Elben beinahe den Atem, und ein von stürmischen Winden abgerissener morscher Ast erschlägt um ein Haar Galion - hätte die wachsame Miriel ihren Gefährten nicht rechtzeitig zurückgehalten. Ein paar Tage später lassen sich dann des nachts Tausende von schwarzen Faltern auf den Gefährten nieder, wiegen sie in einen unnatürlichen Schlummer und drohen sie zu ersticken. Doch der wachehaltende Nardûr bemerkt rechtzeitig, was vorgeht, weckt seine Gefährten und vertreibt die mörderischen Insekten.
Nachdem die ersten beiden Drittel der Reise überstanden sind, gerät die Gruppe schließlich in einem lichteren Teil des Waldes in einen heftigen Hagelsturm; Miriel erspäht einen riesigen, umgestürzten hohlen Baum, aus dem ein Rauchfähnchen steigt. Offenbar hat jemand es sich dort drin häuslich einerichtet. Miriel und Galion gehen die Lage ausspähnen und erblicken durch den Eingang zwischen herabhängendem Wurzelwerk ein dürres Männlein mit einem Wölkchen weißer Fusselhaare um den Schädel, das murmelnd am Feuer hockt und sich einen Hasen grillt. Galion begrüßt ihn nach Elbenart, worauf das Alterchen aufspringt, sich einen angesitzten Stock greift und die Elben damit bedroht. Der Alte schimpft auf Schatten- und Elbenvolk, und es gelingt den beiden nicht, sein Vertrauen zu erringen (der Versuch, sich mit Courtesy höflich vorzustellen, ist gescheitert, und ebenso der darauffolgende Wurf auf Awe, um den Alten zu überzeugen, dass er sich glücklich schätzen kann, dass so hohe Damen und Herren seine ärmliche Behausung beehren. Damit ist dann auch die Toleranz erschöpft).
Miriel und Galion holen trotzdem ihre Gefährten herbei - um die Ponys in die Baumhöhle zu bekommen, müssen die Gefährten den Eingang erweitern, was der alte Einsiedler mit mehr Gekeife und Gezeter quittiert. Schließlich sind alle sicher im Trockenen und können dem Hagel lauschen, der draußen aufs Holz prasselt. Der Einsiedler hat sich mit vorgehaltenem Speer in eine Ecke verkrochen und lässt sich auch nicht besänftigen, als Nardûr ihm einen Krug Wein aus den Vorräten des Händlers anbietet.
Den Gefährten fällt nun auf, dass die Wände der Behausung mit Schnitzereien übersät sind: grob gezeichnete, aber enorm ausdrucksstarke wütende, schreiende, schmerzverzerrte Fratzen. Nardûr befragt den Widerwilligen Alten über diese Werke, und der erklärt, dass es die Gesichter sind, die man im Dunkeln nicht sieht, sondern erst, wenn sie schreien, dann sieht man sie, oh ja! Es sind Menschengesichter sagt er, und auch Elbengesichter, von dort, wo er gefangen war. Gesichter wie das von Nardûr und Galion, setzt er hinzu. Sie verfolgen ihn, und er schnitzt sie in den Baum, denn sie halten die Übel des Waldes fern - die würden sich nämlich auch fürchten, wenn sie die Schreie der Gesichter hörten! Galion versucht darauf, mit einer der Fratzen zu sprechen, erhält jedoch keine Antwort. Anscheinend ist der Alte bloß verrückt und abergläubisch ...
Im Laufe der Nacht kann der Alte schließlich den Speer nicht mehr erhoben und die Augen nicht mehr offenhalten und nickt ein. Die Gruppe lässt dem Schlafenden einen Krug Wein und ein gutes Fell da und zieht weiter.
Nach einigen weiteren ereignislosen Reisetagen wird es schließlich drückend heiß im Wald, fette Fliegen umschwirren die Charaktere und eine erstickende Atmosphäre legt sich über ihr Gemüt. Belgo quengelt, dass er eine Pause machen will, und Galion ist geneigt, ihm zuzustimmen: Die Düsternis des Waldes setzt ihnen allen zu, warum sollen sie nicht ein wenig rasten, um wieder zu Kräften zu kommen (hier gab es einen Corruption-Test außer der Reihe, der allen gelungen ist bis auf Galion, der dadurch einen Schattenpunkt erhält und den Mut verliert). Nardûr stimmt ein Wanderlied an und motiviert die beiden Mutlosen zum weitermarschieren. Lauthals singend marschieren Miriel und Nardûr vorweg und merken so gar nicht, wie Galion und Belgo zurückbleiben. Belgo zupft an Galions Ärmel: "Schau!", sagt er und zeigt in den Wald, und dort, auf einer kleinen, von ausladenden Baumkronen überdachten Lichtung, steht der bleiche, elbisch anmutende Fremde, den Nardûr und Galion bereits einmal im Wald gesehen haben - und lächelt Galion freundlich zu. Galion geht ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Derweil stürmt Belgo an ihm vorbei drauflos und ruft laut: "Mama!"
Nardûr bemerkt nun das Zurückbleiben seiner Gefährten, den Fremden sieht er jedoch nicht. Er ruft nach Galion, worauf Galion zu sich kommt. Das Trugbild des Fremden - denn ein Trugbild war es - verschwindet vor seinen Augen, und er begreift, dass etwas sehr faul ist, als er Belgo nach seiner Mama rufend vornewegstürmen sieht. Er will den Jungen einholen und packen, was für ihn als Elben keine Schwierigkeit wäre, hätte ihn nicht eine Wurzel am Fuß gepackt und hinschlagen lassen (hier hat der Spieler tatsächlich ein Auge Saurons gewürfelt!). Nardûr will mit einem Pfeil einen kleine Ast herabschießen, der vor Belgo niedergehen soll und den Jungen ins Straucheln bringen - doch der Pfeil trifft den falschen Ast, der vor Galion niedergeht und stattdessen diesen beim Versuch, sich aufzurappeln, ins Straucheln bringt (ich habe festgelegt, dass Nardûr den gewagten Schuss nur beim Würfeln einer Gandalf-Rune schaffen kann - stattdessen hat er ein Auge Saurons gewürfelt).
Miriel eilt Belgo mit blankem Speer hinterher und muss mitansehen, wie der Junge in ein von Steinen umringtes Loch fällt - ein alter Brunnenschacht. Sie merkt rechtzeitig, wie sich um den Brunnen Dornenranken, beseelt und unheiligem Leben, regen, und macht sich Kampfbereit. Die erste Runde gegen das Ding aus dem Brunnen muss sie allein bestehen. Ihr erster Stich bohrt sich tief ins holzige Mark der Kreatur (unter Verwendung eines Battle-Würfels durfte Miriel mit ganzen 4d+Heldenwürfel attackieren, erreichte einen höchstmöglichen außergewöhnlichen Erfolg mit einer Summe von 32(!) und erzielte auch noch einen Piercing Blow, der allerdings keine Wunde anrichtete). Ein Tentakel ist erledigt, doch das Ding aus dem Brunnen packt Miriel sogleich mit einer Dornenranke und versucht, das Leben aus ihr herauszupressen.
In der nächsten Runde stürmt dann Galion herbei und richtet mit seinem Speer ebenfalls heftigen Schaden an (außergewöhnlicher Erfolg!) - sein Schlag durchtrennt die Ranke, die Miriel festhält. Die greift ihrerseits das Ungeheuer an und richtet einmal mehr ordentlich Schaden an. Zuletzt schießt Nardûr von hinten - hinter einem fegenden Holztentakel sieht er ein Astlock - ein Auge? - und versenkt einen Pfeil hinein. Die Lichtung im den Brunnenschacht erbebt und erzittert, Tentakel und ranken kommen zitternd zum Liegen - der Feind ist bzewungen! (unglaublich - der letzte Schuss hat noch mal richtig ordentlich Schaden gemacht, und Nardûrs Spieler hat mit einem Hoffnungspunk einen automatischen Piercing Blow erzieht. Gegen den hatte das Monster zwar hervorragende Verteidigungschancen, nur würfelte es dummerweise beim Armor-Check eine Gandalf-Rune! Mit Endurance auf 0 und einer Wunde war es also erledigt.)
Belgo wird von Miriel aus dem Würgegriff einer Ranke befreit, die ihn unten im Brunnensschacht umschlungen hat - dabei sieht sie, das aus dem fleischigen Blattwerk am Boden zahlreiche Menschen- und Tierknochen hervorstaken.
Die letzte Gefahr der Reise ist bewältigt, knapp eine Woche später scheint der Gruppe das goldene Licht der Nachmittagssonne durch die Düsterwaldpforte entgegen. Als sie den Wald verlassen und auf die dahinterleigenden sanften Hügel Blicken, können sie in der Ferne bereits eine Herberge im Tal erblicken ...
Die zweite Sitzung empfand ich als sehr gelungen, wenn das Abenteuer auch unspektakulär verlief und letztlich tatsächlich eher Tutorial-Charakter hatte. Sehr schön auch die hohe Rede der drei Elben und ihre kleinen Schlagabtäusche: Nardûr meint immer noch, sein Bruder Galion wolle Miriel beeindrucken. Galion quittiert Nardûrs Anspielungen mit hintersinnigen Erwiderungen. Und auch Miriel wird ein wenig von Nardûr gereizt - man erzähle sich, dass sie schön tanze, ob sie nicht einmal für Galion tanzen wolle?, fragt er sie zum beispiel. Worauf die ernste und dem Tanz wohl weniger zugeneigte Waldhüterin mit nicht ganz freundlichem Spott erwidert: "Du kannst gleich auf meinem Speer tanzen." Man sieht, Nardûr wird seinem Ruf als Unruhestifter gerecht!