Gerade von Luke Crane wird gerne postuliert, dass die rollenspielcharaktere nicht existieren. Jede Handlung wird ja IMMER vom Spieler geführt und gesetzt, das ist nichts neues. "Mein Charakter würde das nie tun" ist ja keine Ausrede. Trotzdem trifft die These gerne mal auf widerstand da gerade in Momenten von "totaler immersion" Entscheidungen getroffen werden über die man als Spieler sich nachher wundert(ich könnte jetzt mit George herberd mead kommen aber lassen wir das mal weg) aber man wird ja nicht auf einmal von der fiktionalen Gestalt übernommen. Jede Entscheidung am Rollenspiel trifft immer noch Max (oder die Würfel) selber.
Gibt es irgendetwas, das gegen die Aussage spricht?
Der Charakter existiert.
Einerseits ist er oftmals auf Papier in Form von Beschreibungen, Attributen sowie Werten festgehalten.
Man kann die Beschreibungen, Attribute und Werte, das heißt den Charakter nehmen, und weiter geben.
Ebenso kann diese Informationen schriftlich um eine Historie sowie eine Entwicklung ergänzt werden.
Sowohl hinsichtlich der Beschrebung, hinsichtlich beschriebener Ereignissen als auch durch die Modifikation der Attribute sowie Werte.
Andererseits existiert der Charakter aufgrund der Tatsache das der Charakter verbal kommuniziert innerhalb einer Geschichte agiert.
Das heißt der Charakter wird Teil eines gemeinsamen Erfahrungsraum, das heißt er ist im Grunde ein Mem.
Ähnlich wie ein nicht weiter festgehaltenes Gespräch durchaus existiert (hat) sowie Gedanken existieren.
Letztlich handelt es sich bei einem Charakter um ein bewusst geschaffenes Konstrukt seitens des Spielers im Kontext einer Spielmechanik respektive Settingdynamik.
Das ist imho Notwendig um die Handlungsebenen zu unterscheiden und um eine klare Trennung zwischen der realen Person des Spielers zu erzielen, sowie der fiktiven Persönlichkeit der Spielfigur. Bestünde die Trennung nicht wäre es verwerflich Charaktere zu spielen die entgegen der eigenen Moral Vorstellungen agieren respektive die eine 'unterschiedliche' Moral oder Persönlichkeit haben.
Daneben hat das Konstrukt durchaus einen mechanischen Handlungsrahmen.
Der ist einerseits nützlich um Handlungen zu bestimmen [Mit Stärke 1 hebt er keine Gewichte. Mit dem Charakterzug 'schüchtern' stürmt er nicht nach vorne etc.], andererseits um spielerische Aspekte hinsichtlich der Mechanik einzubringen und letztlich um die Figur innerhalb einer Geschichte glaubhaft zu gestalten.
Das heißt nicht das man als Spieler bei der Schaffung des Konstrukt eines Charakters keine Verantwortung hat, das es einem als Spieler gelingen könnte ein Konstrukt zu schaffen das lediglich eine einzige Handlungsweise zulässt, aber die Behauptung das ein Charakter nicht existiere ist imho ziemlicher Unsinn.
Imho hilft es auch nicht den Konflikt der Auftritt wenn jemand kommuniziert das er die Handlungsweise seines Charakters als einzige Option sieht respektive diese über das Konstrukt Rechtfertig einseitig so zu gestalten das derjenige - der verkürzt einfach sagt "Mein Charakter ist aber so" - immer die Schuld hat und ein purer Egomane ist.
Schließlich gibt es da doch offensichtlich zwei, in der Tendenz gleichberechtigte, Ansichten wie der Charakter nun eigentlich sein sollte.