Autor Thema: Dein Charakter existiert nicht!?  (Gelesen 11721 mal)

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Offline Grey Ice

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #50 am: 29.10.2012 | 10:36 »
Den Satz "dein Charakter existiert nicht" habe ich auch schon mal verwendet. Er hat da seine Rechtfertigung, wo rücksichtslose Spieler das fiktionale Konstrukt des Charakters als Ausrede missbrauchen, sich ihren Mitspielern gegenüber schäbig zu verhalten. Denn der Spieler bleibt natürlich für sein Verhalten verantwortlich.

Das sollte aber natürlich nicht darüber hinweg täuschen, wie wichtig das fiktionale Konstrukt des Charakters beim Rollenspiel ist. Aber gerade weil es so wichtig ist, sollte man bei der Konstruktion den Spielspaß aller Mitspieler im Auge behalten.
Wenn mir ein SL so einen Spruch um die Ohren hauen würde, um die Entscheidungen meines Charakters in Frage zu stellen - um es positiv zu formulieren - würde sich mir die Frage aufdrängen, ob mein Charakter denn weniger existent ist als die NSC, bestimmte Events in der Spielwelt, das dortige Wetter, eigentlich die ganze Spielwelt an sich, die den Charakter gerade vermeintlich zu einer bestimmten Handlung zwingen. Glaube ich persönlich nicht.
Wenn dein Charakter nicht existiert, dann existiert auch die komplette Spielwelt deiner Runde nicht, auch kein Grund, warum eine bestimmte Handlung deines Chars Probleme machen könnte. Die Probleme liegen eigentlich OT, zwischen Spieler und SL. Wer da dann das Arschlochkind ist, ist mMn Einzelfallentscheidung.

El God

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #51 am: 29.10.2012 | 10:41 »
Zitat
Die Probleme liegen eigentlich OT, zwischen Spieler und SL. Wer da dann das Arschlochkind ist, ist mMn Einzelfallentscheidung.

Das ist der Punkt. Da braucht man gar nicht an der Existenz von Charakter und Spielwelt herumdeuteln. Wenn ich dir sage: Dein Charakter allein genügt nicht als Begründung für asoziales Spielverhalten, dann kannst du ja gegenhalten und klären, warum ein anderer Spieler dich zu dieser Handlung zwingt. Dann allerdings musst du dir die Frage gefallen lassen, warum du darauf dann ingame mit einer (weiteren?) Arschlochaktion antwortest und das nicht OT klärst. Der Hinweis "Dein Charakter existiert nicht" oder vergleichbares fällt ohnehin immer erst dann, wenn jemand behauptet "Mein Charakter ist halt so" oder vergleichbares.

Offline CokeBacon

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #52 am: 29.10.2012 | 11:13 »
"Dein Charakter existiert nicht" ist letztendlich nur eine Retourkutsche auf "Mein Charakter ist halt so". Beide Sätze tragen jedoch nicht zu einer Problemlösung bei.

"Mein Charakter ist halt so" wird oft als Ausrede verwendet, während die Aussage "Dein Charakter existiert nicht" einem Spieler zwingt sich dem Spiel zu fügen (kann auch verwendet werden, um als SL extremes Railroading zu rechtfertigen).

Das Problem ist, dass solche Sätze nur dann auftauchen, wenn weder Gruppenvertrag noch kreative Agenda zwischen den Spielern besteht.
Eine extreme Handlung eines Charakters kann zB eine entsprechende Gegenreaktion fordern. Das kann sich darin äußern, dass ein Charakter aus seiner Gruppe verstoßen wird und der Spieler einen neuen machen darf oder die Spielwelt und NSC negativ auf den extremen Charakter reagieren. Aktion -Reaktion.
Naturlich könnte sich eine Rollenspielgruppe vor dem Spiel geeinigt haben, dass man im Spiel keine Ego-Schiene fährt, welche auf Kosten der anderen Spieler geht. In einem solchen Falle ist die Aussage "Mein Charakter ist halt so" nicht mehr möglich, da sie gegen den Gruppenvertrag verstößt.

Eulenspiegel

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #53 am: 29.10.2012 | 13:21 »
@ La Dolge Vita
Die Frage ist doch, dass es unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, was Arschlochverhalten ist:
- Ist es Arschlochverhalten, wenn ich einen Dieb spiele, der einen Tempel bestiehlt?
- Ist es Arschlochverhalten, wenn ich einen Kleriker spiele, der nicht zulässt, dass sein Tempel beklaut wird?

Häufig wird die Frage nach PvP auch nicht explizit geklärt. - Für die eine Person ist PvP dann ein asoziales Verhalten und für die andere erhöht es die Spannung am Tisch.

El God

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #54 am: 29.10.2012 | 13:40 »
Es ist potentiell Arschlochverhalten, wenn ein Spieler sich so verhält, dass ein anderer Spieler auf die Idee kommen könnte, er würde sich verhalten wie ein Arschloch. Wenn dies auftritt, hat man das in der Gruppe zu KLÄREN. Was in der Fiktion passiert, ist dabei beinahe unerheblich, wichtig ist in dem Fall die Kommunikation am Spieltisch.

Offline Naldantis

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #55 am: 29.10.2012 | 14:04 »
Es ist potentiell Arschlochverhalten, wenn ein Spieler sich so verhält, dass ein anderer Spieler auf die Idee kommen könnte, er würde sich verhalten wie ein Arschloch. Wenn dies auftritt, hat man das in der Gruppe zu KLÄREN. Was in der Fiktion passiert, ist dabei beinahe unerheblich, wichtig ist in dem Fall die Kommunikation am Spieltisch.

Wow...
...da stellt sich mir dann nur noch die Frage: wie kann es da 'Nicht-Arschloch-Verhalten' geben?

Offline Grey Ice

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #56 am: 29.10.2012 | 14:07 »
@ La Dolge Vita
Die Frage ist doch, dass es unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, was Arschlochverhalten ist:
- Ist es Arschlochverhalten, wenn ich einen Dieb spiele, der einen Tempel bestiehlt?
- Ist es Arschlochverhalten, wenn ich einen Kleriker spiele, der nicht zulässt, dass sein Tempel beklaut wird?
Ich glaube, wie CokeBacon geschrieben hat, das diese Frage stark mit den gruppeninternen Absprachen zusammenhängt, d.h. "Gruppenvertrag" o.ä.
In einer meiner Runde haben wir uns z.B. strikt gegen PvP ausgesprochen. Als dann einer der SC's wehrlos vor einem anderen lag, hat dessen Spieler gemeint, das er jetzt seinen Char arg verbiegen müsste, um die Situation nicht wahrzunehmen. In diesem Fall konnte ich ihm nur antworten, das wenn das so ist, dieser Charakter für diese Runde nicht geeignet ist - imho ein hilfreicherer Ansatz als "Dein Charakter existiert nicht".
Um auf dein Beispiel zurückzukommen: Sowas ist immer Einzelfallentscheidung, imho. In erster Linie tatsächlich abhängig von den Absprachen der Runde und den Gepflogenheiten der Spielwelt, auf die man sich verständigt. Z.B.:
- klaut er nur einen Kerzenleuchter oder den ganzen Tempelschatz?
- Ist dieser Glaube tolerant und nachsichtig, oder gar der Gott der Gerechtigkeit und der harten Strafen?
- usw.
Wenn nicht abgesprochen oder vereinbart ist ist die einzige Grenze imho GMV - oder muss im akuten Zweifelsfall besprochen werden, um gemeinsame Absprachen für zukünftige Fälle zu treffen.

Offline Jiba

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #57 am: 29.10.2012 | 14:17 »
Ich frage mich manchmal in solchen Situationen wie der von Grey beschriebenen, wieso eben dieses "arg verbiegen" von den Spielern postuliert wird. Gerade weil Menschen sehr komplex sind, dürfte es doch immer Möglichkeiten geben (Vorgeschichte hin oder her), eine Entscheidung plausibel zu rechtfertigen. So könnte zum Beispiel eine Off-Screen-Erklärung gefunden werden, die später. z.B. per Rückblende, wieder Teil des gemeinsamen Vorstellungsraumes wird. Nein, ehrlich, ich denke Möglichkeiten gibt es immer. Mir ist noch keine Situation untergekommen, mit der man das nicht irgendwie erklären könnte. Ist ja auch eine Chance, einen Charakter facettenreicher zu gestalten.
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Praion

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #58 am: 29.10.2012 | 14:23 »
Ich frage mich manchmal in solchen Situationen wie der von Grey beschriebenen, wieso eben dieses "arg verbiegen" von den Spielern postuliert wird. Gerade weil Menschen sehr komplex sind, dürfte es doch immer Möglichkeiten geben (Vorgeschichte hin oder her), eine Entscheidung plausibel zu rechtfertigen. So könnte zum Beispiel eine Off-Screen-Erklärung gefunden werden, die später. z.B. per Rückblende, wieder Teil des gemeinsamen Vorstellungsraumes wird. Nein, ehrlich, ich denke Möglichkeiten gibt es immer. Mir ist noch keine Situation untergekommen, mit der man das nicht irgendwie erklären könnte. Ist ja auch eine Chance, einen Charakter facettenreicher zu gestalten.

Eben.
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Eulenspiegel

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #59 am: 29.10.2012 | 14:29 »
Die Frage ist, welcher Charakter sich z.B. ändern soll:
Soll der Dieb jetzt aufhören, Sachen zu stehlen, damit es keine Reibereien gibt? Oder soll der Kleriker Diebstahl akzeptieren, damit es keine Reibereien gibt?

Und klar kann der Spieler des Diebes auf Diebstahl verzichten. Das ist dann aber nicht mehr das Charakterkonzept, das er sich vorgestellt hat.
Und natürlich kann der Kleriker darauf verzichten, auf die Einhaltung des Gesetzes zu pochen. Das ist dann aber nicht mehr das Charakterkonzept, das er sich vorgestellt hat.

Offline Skiron

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #60 am: 29.10.2012 | 14:31 »
"Dein Charakter existiert nicht" ist letztendlich nur eine Retourkutsche auf "Mein Charakter ist halt so". Beide Sätze tragen jedoch nicht zu einer Problemlösung bei.


Beide Sätze sind problematisch, weil sie nicht argumentieren und somit die Handlung für die Mitspieler und SL nicht
verständlich nachvollziehbar machen.

Sie folgen dem Muster:
Warum?
Darum!

Bedeutet in meinen Augen in beiden Fällen, man möchte seinen Willen durchsetzen und verschweigt seine Motive,
um sich nicht angreifbar zu machen und sich einer Auseinandersetzung nicht zu stellen, indem man versucht persönliche Macht einzusetzen,
die man durch die Regeln (zu unrecht) legitimiert sieht.

ErikErikson

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #61 am: 29.10.2012 | 14:31 »
Ich frage mich manchmal in solchen Situationen wie der von Grey beschriebenen, wieso eben dieses "arg verbiegen" von den Spielern postuliert wird. Gerade weil Menschen sehr komplex sind, dürfte es doch immer Möglichkeiten geben (Vorgeschichte hin oder her), eine Entscheidung plausibel zu rechtfertigen. So könnte zum Beispiel eine Off-Screen-Erklärung gefunden werden, die später. z.B. per Rückblende, wieder Teil des gemeinsamen Vorstellungsraumes wird. Nein, ehrlich, ich denke Möglichkeiten gibt es immer. Mir ist noch keine Situation untergekommen, mit der man das nicht irgendwie erklären könnte. Ist ja auch eine Chance, einen Charakter facettenreicher zu gestalten.

Da denken eben die Uhrwerk-Spieler ganz anders. Die wollen ihren Char nach ganz unveränderlichen Prinzipien spielen und sehen, was dann rauskommt. Das ist wie wenn du einem Wissenschaftler sagst: "Hey, ist doch sicher irgendwie möglich, wenn du mitten im Experiment die Auswahlkriterien für die Probanden änderst. Da fällt dir schon was ein, um das zu rechtfertigen, und es kommt bestimmt was interessantes raus." Richtig. Das Experiment ist damit aber am Arsch.

El God

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #62 am: 29.10.2012 | 14:38 »
Wow...
...da stellt sich mir dann nur noch die Frage: wie kann es da 'Nicht-Arschloch-Verhalten' geben?


Denkst du dir bei Aktionen deiner Mitspieler regelmäßig "Was für ein Arschloch!"? Ich würde dann wohl die Gruppe wechseln.

Jiba: Genau das. Selbst wenn sich der Charakter verbiegen muss: Menschen tun das auch alltäglich!
« Letzte Änderung: 29.10.2012 | 14:40 von La Dolge Vita »

Offline Praion

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #63 am: 29.10.2012 | 14:44 »
Da denken eben die Uhrwerk-Spieler ganz anders. Die wollen ihren Char nach ganz unveränderlichen Prinzipien spielen und sehen, was dann rauskommt. Das ist wie wenn du einem Wissenschaftler sagst: "Hey, ist doch sicher irgendwie möglich, wenn du mitten im Experiment die Auswahlkriterien für die Probanden änderst. Da fällt dir schon was ein, um das zu rechtfertigen, und es kommt bestimmt was interessantes raus." Richtig. Das Experiment ist damit aber am Arsch.

Wir spielen doch aber zur gemeinsamen Freude zusammen und nicht als Experiment oder?
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Offline Teylen

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #64 am: 29.10.2012 | 14:49 »
Manchmal hat man halt auch Spaß verschiedene Mechaniken ineinander wirken zu sehen.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

ErikErikson

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #65 am: 29.10.2012 | 14:53 »
Wir spielen doch aber zur gemeinsamen Freude zusammen und nicht als Experiment oder?

Manche haben Spaß an Exploration, da kann teilweise der Vergleich mit einem Experiment sinnvoll sein, weil die Spieler wissen wollen/erleben wollen was passiert, wenn sie ganz genau das und nix anderes machen. Das ist jetzt natürlich das Extrem, zur verdeutlichung. In Realitas dürfte diese Tendenz nicht so rein auftreten.

Offline Grey Ice

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #66 am: 29.10.2012 | 15:00 »
Da denken eben die Uhrwerk-Spieler ganz anders. Die wollen ihren Char nach ganz unveränderlichen Prinzipien spielen und sehen, was dann rauskommt. Das ist wie wenn du einem Wissenschaftler sagst: "Hey, ist doch sicher irgendwie möglich, wenn du mitten im Experiment die Auswahlkriterien für die Probanden änderst. Da fällt dir schon was ein, um das zu rechtfertigen, und es kommt bestimmt was interessantes raus." Richtig. Das Experiment ist damit aber am Arsch.
Ich glaube, es ist halt im Vorfeld nur wichtig für alle Beteiligten, zu wissen, worauf sie sich einigen.
Wenn sich alle Spieler auf das Uhrwerk-Prinzip einigen, dann darf sich eigentlich im nachhinein auch niemand beschweren, das nicht sehr gruppenförderliche Aktionen geschehen - die kommen dann halt raus, d.h. die wollten sehen, was herauskommt, und das war nunmal Mord und Totschlag unter den SC, mit dem SC A als Sieger. Im Experiment beschwert sich ja auch kein Wissenschaftler mitten drin, das bestimmte Bereiche nicht untersucht werden, wenn diese bereits durch die Probandenauswahl abgeschnitten wurden.
Normalerweise bin ich auch kein Freund davon, das ein Charakter alles mitmacht und immer wieder eine Rechtfertigung dafür findet, Charaktere werden dann schnell als bloße Ploterfüllungswerkzeuge betrachtet und auch benutzt. Kein Charakter muss imho z.B. zwangsläufig jedes Problem lösen, was der SL im vorsetzt - er kann und darf gerne auch mal scheitern, in Fallen tappen oder sich auch nur weigern, es anzugehen. Auch richtige Menschen verbiegen sich nur zu einem gewissen Grad.
Es sollte nur bei allen - Spielern und SL - Klarheit darüber herrschen, welche Aktionen und Entscheidungen OT toleriert werden, und welche den Beteiligten den Spaß am Spiel vermiesen.

Offline Skiron

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #67 am: 29.10.2012 | 15:18 »
Ich finde wichtig, dass der Spieler, der ein Charakter Experiment durchführt und sich nicht "verbiegen" will,
dann nicht von den anderen Spielern erwartet, dass diese ihre Charaktere "verbiegen" damit er sein Experiment durchziehen kann
und eben mit den entsprechenden Konsequenzen auch zurechtkommt.

Beispiel: Dieb bestiehlt die Gruppe, Gruppe der Charaktere ist genervt, es gibt Sanktionen von der Charakter Gruppe, Dieb wiederholt sein Verhalten, Dieb ist in die Gruppe nicht mehr integrierbar, Spieler des Diebs muss sich neuen Charakter basteln.

Grundvoraussetzung ist natürlich, dass innerhalb der Spielergruppe PvP erlaubt ist.

Ich finde es jedenfalls befremdlich und auch wenig glaubwürdig, wenn mir verkauft werden soll, dass jemand sein Experiment
durchziehen will, dafür nicht argumentiert (in Hinblick auf seinen Charakter, dessen Motive und die Möglichkeiten für ein interessantes gemeinsames Spiel) und dann auch noch erwartet, dass die anderen Charaktere sich nicht plausibel verhalten. In meinen Augen ist es dann kein Experiment mehr. Der Spieler möchte dann einfach gerne seine persönlichen Bedürfnisse (wie auch immer diese aussehen mögen)
durchsetzen. Sozusagen Railroading von Spielerseite.  ;D

Eulenspiegel

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #68 am: 29.10.2012 | 15:26 »
Das habe ich bisher auch eher selten erlebt. Häufiger war dann schon eher, dass die SCs ingame nicht mitbekommen haben, dass der Gefährte sie beklaut hat. Die Spieler wissen das und sind deswegen angepisst, aber die SCs wissen nicht, wer sie beklaut hat.

Offline Skiron

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #69 am: 29.10.2012 | 15:36 »
Das habe ich bisher auch eher selten erlebt. Häufiger war dann schon eher, dass die SCs ingame nicht mitbekommen haben, dass der Gefährte sie beklaut hat. Die Spieler wissen das und sind deswegen angepisst, aber die SCs wissen nicht, wer sie beklaut hat.

Und der Spieler konnte das mit der Begründung "mein Charakter ist halt so" durchsetzen?
Wurde dann überhaupt darüber gesprochen?

Und gab es für die Charaktere eine Möglichkeit herauszufinden, wer der Dieb war?
Also ich stell es mir so vor, dass wenn jemand aus der Gruppe beklaut wird, dann doch das Misstrauen
innerhalb der Gruppe hoch wird und jeder jeden verdächtigt, was sich negativ auf das gemeinsame bewältigen
von Kämpfen auswirken dürfte?

Ich fand Deine Fragen eigentlich ziemlich sinnvoll, weil ich glaube es gibt in vielen Fällen keine pauschale Antwort,
sondern hängt vom Spiel und der Gruppe ab, was akzeptabel ist und was nicht.

Eulenspiegel

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #70 am: 29.10.2012 | 15:48 »
Und der Spieler konnte das mit der Begründung "mein Charakter ist halt so" durchsetzen?
Wurde dann überhaupt darüber gesprochen?
Ja, es wurde darüber gesprochen und es gab viel böses Blut. Das ist schon ein paar Jährchen her. Damals, als ich noch Teenager war und von RPG-Theorie keine Ahnung hatte.

Zitat
Und gab es für die Charaktere eine Möglichkeit herauszufinden, wer der Dieb war?
Also ich stell es mir so vor, dass wenn jemand aus der Gruppe beklaut wird, dann doch das Misstrauen
innerhalb der Gruppe hoch wird und jeder jeden verdächtigt, was sich negativ auf das gemeinsame bewältigen
von Kämpfen auswirken dürfte?
Der Spieler hat die SCs beklaut, als diese in einer Herberge übernachtet haben. Die SCs haben natürlich erstmal die anderen NSCs verdächtigt. (Den Wirt, die anderen Gäste etc.)
Outtime haben wir darüber gemurrt: "Typisch SL! Will uns kleinhalten und gönnt uns unsere Ausrüstung nicht."
Irgendwann ist es dem SL zu viel geworden und er hat gemeint, dass nicht er sondern ein Spieler die Ausrüstung gestohlen hat und der entsprechende Spieler hat das auch bestätigt.

Wie gesagt, ist schon Ewigkeiten her und heutzutage würden wir das ganze wahrscheinlich sachlicher regeln.

Offline Grey Ice

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #71 am: 29.10.2012 | 16:07 »
Ich finde es jedenfalls befremdlich und auch wenig glaubwürdig, wenn mir verkauft werden soll, dass jemand sein Experiment
durchziehen will, dafür nicht argumentiert ...und dann auch noch erwartet, dass die anderen Charaktere sich nicht plausibel verhalten. In meinen Augen ist es dann kein Experiment mehr. Der Spieler möchte dann einfach gerne seine persönlichen Bedürfnisse (wie auch immer diese aussehen mögen) durchsetzen.
Sehe ich genauso. So ein Fall ist mir aber tatsächlich mal untergekommen: Der Spieler, der in dem o.a. Fall seinen Char "verbiegen" musste, um nicht den anderen SC auszunutzen, war derjenige, der das strikte Verbot von PvP in der Runde durchgesetzt hatte.
Für ein scheinbares Experiment halte ich diesen Fall nicht, sondern tatsächlich nur für absolut unglaubwürdiges Durchsetzen eigener Interessen.

Offline Hector

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #72 am: 29.10.2012 | 16:24 »
Hallo,

ich habe schon ein paar Mal solche Sprüche wie "mein Charakter ist halt so" gehört, aber eigentlich immer nur in Runden, in denen die Charaktere nur einmalig zusammen waren (Cons) oder am Start neuer Runden, wenn die Charaktere sich gerade zusammenwürfelten. In laufenden, eingespielten Runden war das nie ein Problem.

Oft kamen solche Momente auf, wenn es kein gemeinsames Konzept gab. Da war dann irgendein Haufen wild zusammengewürftelter Typen aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der Taverne (gähn), und dann kam der Auftraggeber, alle brauchten Kohle, und das war es schon mit der Agenda. Die Gruppe hat keinen gemeinsamen Hintergrund, keine wirkliche gemeinsame Motivation. Und dann spielt halt jeder sein Ding, weil es kein Gruppenkonzept gibt. Und dann kommen auch die Sprüche wie:

"Mein Charakter klaut dem Händler einen Sack Halbedelsteine."
"Wie, der klaut? Mein Barbar hat da einen sehr strengen Ehrencodex. Ich schlage Dich nieder".
"Und wenn Du das überlebst, kommt mein Paladin und übergibt Dich den Wachen, der kann auf Klauen ja gar nicht."

Man kann aber solchen Situationen vorbeugen, indem man die Charaktere einfach entweder zusammen erschafft, oder sich vor dem Spiel einfach mal hinsetzt und sich überlegt, wer was spielt und was man da für eine gemeinsame Agenda draus basteln könnte. Denn wenn sich die Charaktere schon vor Abenteuerbeginn kennen, dann weiß Paladin Herrmann, dass Beuterich der Schurke gerne mal was mitgehen lässt, und hat sich aus den gemeinsam erarbeiteten Gründen damit arrangiert. Genau aus diesen Gründen leite ich seit Jahren nur noch Konzeptabenteuer, in denen die Gruppe einem gemeinsamen Hintergrund entstammt und schon zu Beginn der Runde zusammengeschweißt ist. Da kann ich solche Entgleisungen sofort kontern: "Das hat Deinen Charakter in den letzten Monaten nicht gestört, warum sollte es ihn jetzt stören?

Wenn es mir heute als Spieler passieren würde, dass ein Spieler gegen den Rest der Gruppe spaßmindernd querschießt und argumentiert: "Mein Charakter ist aber so", dann würde ich wohl sagen: "Mag ja sein, dass Du meinst, dass der so ist. Aber überleg Dir doch mal, wie Du ihn so handeln lassen kannst, dass der Abend trotzdem für uns alle ein Vergnügen bleibt und wir uns nicht gegenseitig an die Kehle gehen." Früher, als wir alle jünger und impulsiver waren, wurde es aber auch mal laut. ;)

Beste Grüße
G.
Metal-Opa, greiser Püppchenschieber und Retro-Rollenspiel-Veteran

Offline Naldantis

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #73 am: 29.10.2012 | 21:58 »
Denkst du dir bei Aktionen deiner Mitspieler regelmäßig "Was für ein Arschloch!"? Ich würde dann wohl die Gruppe wechseln.

nein, eigentlich nicht; für mich gehört dazu, daß sich der andere Spieler aus dem Fenster lehnt, seinen Charakter verbiegt, Regeln beugt und Metainformationen verwendet, um einen anderen Charakter in die Pfanne zu hauen.
Das habe ich vielleicht zwei oder drei mal erlebt - in bald 30 Jahren....

Zitat
Jiba: Genau das. Selbst wenn sich der Charakter verbiegen muss: Menschen tun das auch alltäglich!

Ja, aber unter der Androhung von ernsthaften Konsequenzen, wie Züchtigung, Hunger, Liebesentzug, etc.
Da würde auch ein korrekt gespielter Charakter sich ebenso verbiegen, ohne seinen Charakter zu verbiegen (denn ein gewisses Maß an Opportunismus gehört zur Überlebensausstattung).



Offline Gummibär

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Re: Dein Charakter existiert nicht!?
« Antwort #74 am: 31.10.2012 | 19:11 »
Also wenn ich mir einen  SC baue, der überzeugter Priester des Gottes der Wahrheit ist und mir empfiehlt jemand zu lügen, um das Abenteuer vorwärts zu bringen, dann ist es total legitim, wenn ich sage, sowas würde mein SC nicht tun. Und ich finde es auch völlig legitim, darauf zu bestehen, dass dieses grundsätzliche Konzept sich nie ändert. Wenn man sich einen überzeugten Priesters des Gottes der Wahrheit erstellt, dann hat man meistens keine Lust darauf, einen gefallenen Priester des Gottes der Wahrheit zu spielen.

Ob der SC nun ein überzeugter Priester des Gottes der Wahrheit ist oder nicht, das legt der Spieler fest und dafür trägt er auch die Verantwortung (insb. trägt er die Verantwortung dafür, wenn er seinen SC als Arschloch erstellt). Dass der SC sich später weigert zu lügen, ist keine neue Entscheidung des Spielers, sondern die Konsequenz aus der Charaktergenerierung.

Die Lösung des Problems liegt darin, dass die Spieler sich geeignete SCs erstellen. Die Lösung liegt nicht darin, den Spieler des überzeugten Priesters des Gottes der Wahrheit dazu zu überreden, seinen SC lügen zu lassen, weil das doch eh eine Spielerentscheidung ist. (Klar könnte der Spieler den überzeugten Priester des Gottes der Wahrheit lügen lassen.) Wenn die Gruppe ein Problem mit SCs hat, die nicht lügen, dann werden solche SCs halt von vorneherein verboten.

Wenn der SC auf dem Charakterbogen stehen hat „Prinzipientreue (unbedingte Wahrheitsliebe)“ dann kann ich auch als SL hingehen und sagen „spiel deinen SC nach seinen Werten“ (kommt natürlich auf den Gruppenvertrag / die Spielregeln an). Das würde nicht funktionieren, wenn der SC nicht existieren würde.

Der Satz „dein Charakter existiert nicht“ ist nicht zulässig. Wohl aber ist der Satz zulässig: „Du bist dafür verantwortlich, dass dein Charakter so ist.“ Darüber hinaus sind so Dinge zulässig wie „Dein SC ist raus aus dem Team.“ (und damit aus dem Spiel).



@ ErikErikson

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"Dein Charakter existiert nicht" ist letztendlich nur eine Retourkutsche auf "Mein Charakter ist halt so". Beide Sätze tragen jedoch nicht zu einer Problemlösung bei.

Oh doch. Man muss das Gespräch aber natürlich konstruktiv weiterführen. Mit so Fragen wie: „Warum ist dein Charakter so?“ „Wie hätte man das verhindern können?“

Es ist potentiell Arschlochverhalten, wenn ein Spieler sich so verhält, dass ein anderer Spieler auf die Idee kommen könnte, er würde sich verhalten wie ein Arschloch. Wenn dies auftritt, hat man das in der Gruppe zu KLÄREN. Was in der Fiktion passiert, ist dabei beinahe unerheblich, wichtig ist in dem Fall die Kommunikation am Spieltisch.

Also da würde ich gerne mal im Spiel neben dir sitzen und dir jedesmal Bescheid sagen, wenn einer der Spieler sich so verhält, dass man auf die Idee kommen könnte, er würde sich verhalten wie ein Arschloch. Können kann man nämlich sehr viel.

In einer meiner Runde haben wir uns z.B. strikt gegen PvP ausgesprochen. Als dann einer der SC's wehrlos vor einem anderen lag, hat dessen Spieler gemeint, das er jetzt seinen Char arg verbiegen müsste, um die Situation nicht wahrzunehmen. In diesem Fall konnte ich ihm nur antworten, das wenn das so ist, dieser Charakter für diese Runde nicht geeignet ist - imho ein hilfreicherer Ansatz als "Dein Charakter existiert nicht".

Völlig korrekt. Die Antwort heißt dann: „Dein Charakter existiert - in dieser Runde – nicht mehr.“ Da er gegen den zuvor festgelegten Gruppenvertrag verstoßen hat. Bitte neuen Charakter bauen.



Wir spielen doch aber zur gemeinsamen Freude zusammen und nicht als Experiment oder?

Ich weiß nicht, ob das deine Absicht war, aber der Satz geht ja mal so gar nicht. "Wir spielen doch zur gemeinsamen Freude zusammen, also darf dein Paladin meinen Dieb nicht einbuchten." Für sowas sollte man die Körperstrafe wieder einführen. Es gibt immer zwei Parteien, und da kann nicht die eine Partei fordern, dass die andere Partei so zu spielen hat, wie ihr das gefällt, weil ja zur "gemeinsamen Freude" gespielt wird. Dabei wird nämlich vergessen, dass diese "gemeinsame Freude" genau damit kaputt gemacht wird, weil dann die erste Partei zwar Freude hat, wenn sich die zweite Partei nach ihr richtet, die zweite Partei hat dadurch dann aber keine Freude mehr.
« Letzte Änderung: 31.10.2012 | 19:17 von Gummibär »
Du greifst Teichdragon & Co. an und äußerst jetzt Unverständnis, wenn sich einer von ihnen zu Wort meldet?

Gut gemacht.  :gaga: