Kurz: Verzettelt und schlecht erzählt.
Na ja, du brauchst da nicht viel kürzen, viel mehr hast du im verlinkten Kommentar ja auch nicht gesagt. Vor allem ist das auch nur Meinung, oder legst du an anderer Stelle dar, wie und wo die handwerklichen Schwächen im Drehbuch sind? Abseits von deinem persönlichen Geschmack, versteht sich.
Man muss weder eine Kuh noch Milchproduzent sein um zu erkennen, wenn die Milch sauer ist.
Die Erkenntnis, dass die Milch sauer ist, befähigt allerdings noch zu keinen Rückschlüssen über die Produktionsweise und etwaige Fehler dabei, dazu müsste man schon tiefer in der Materie sein, erst recht, wenn man das Ganze allein am Zustand / Geschmack der Milch ausmachen möchte. Das Problem ist, dass persönliche Meinung zum Zweck der Aufwertung mit einem Scheinmäntelchen des professionellen know-hows versehen wird. Das Einzige, was damit erzeugt wird, ist eine pseudo-objektive Meinung, die das Werk eines anderen diskreditiert, weil es persönlich nicht gefällt.
Es ist sogar durchaus möglich, dass sich der Geschmack verändert und dass Filme, die vormals schlecht wirkten, an Gehalt gewinnen und andersrum. Das liegt daran, dass die sehr subjektive Wertung hauptsächlich mit der Erwartungshaltung und dem Befinden beim Erleben bedingt wird. Wenn man aufhören würde, dann aus der Hosentasche Urteilsschlüsse über die handwerkliche Qualität zu üben, täte man denen, die es geschaffen haben und denen, denen es gefällt, einen größeren Gefallen, als ihnen allen quasi indirekt Inkompetenz und mangelnde Einsicht zu unterstellen.
So geschehen bei einigen Reviews und Rezensionen Jahre nach der Veröffentlichung, bei denen sehr viele Kritiker unabhängig voneinander feststellten, dass die schlechten Kritiken bei Release der neuen Triologie, vor allem Episode 1, hauptsächlich in Verbindung mit den teilweise absurd hohen Erwartungen standen.
Ich bin beispielsweise bereit, eine Szene zu vergessen, in der sich die Helden in einer Asteroiden-Höhle verstecken, die sich als gigantischer Weltraum-Wurm entpuppt. Die Sequenz ist zwar höchst überflüssig, passt nicht in den Ablauf und dient der Handlung nicht, da sie nirgendwo hin führt - aber sie ist wenigstens schnell vorbei. Da dauert die Episode mit den Ewoks schon wieder länger, aber die verwandeln sich wenigstens nicht von Waldschraten zu "Michse-Duse-superheftigen-Generälen", die plötzlich in Heeresstärke und mit Semi-Hightech-Kriegsgerät gegen alabasterfarbene Roger-Roger-Droiden antreten, die wie Meerschweine quietschend umfallen, wenn sie getroffen werden. Es gibt auch keine ausufernden Pod-Rennen mit nervenden Bälgern am Lenker und Gegnern aus der Muppet-Show oder Prinzipessinnen, die mal eben ohne erkennbare Ursache abkratzen, weil das halt für den Anschluss an Episode IV nötig ist.
Du schilderst mir sehr detailliert, warum du den Film nicht magst. Das alles sind aber keine Kriterien für ein Urteil über die handwerkliche Qualität.
Zu leicht könnte man die oft verteufelte Figur von Jar Jar oder die von dir als Muppetfiguren karikierten Elemente mit den nicht minder albernen Pendants der alten Filme vergleichen. Du schiebst dort einfach den Nostalgiefaktor ein, den "damals war das cool und neu" und überbrückst damit eine argumentatorische Lücke, die im Grunde keinen Greifpunkt findet, als das persönliche, ästhetische Empfinden. Das ist der Grund, warum teilweise bei Release unbeachtete und in den Boden gestampfte Filme Jahrzehnte später zu Kult werden, weil die Elemente mit externen Emotionen aufgeladen werden, vorwiegend mit Nostalgie. Schau dir Blade Runner an, ist das beste Beispiel zur Zeit.
Ein anderer könnte mit gleichem Fug und Recht behaupten, dass der Pod-Race sich in verneigender und sehr charmanter Weise an klassischen, dramaturgischen Mechanismen der Wagenrennen aus Ben-Hur anlehnt, die ja auch als Inspiration dienten, dass sich die Nebenfahrer und die hervorgehobene Figur des Sebulba nahtlos in die skuril-komische Welt der Star Wars Aliens (Jabba, anyone?) integrieren und dass Jake Lloyd einen frechen und glaubhaften "Auserwählten" spielt, der in seiner Königsdisziplin zur Höchstform aufläuft, Hindernisse und damit sich selbst überkommt. Und er hätte damit nicht weniger recht als du, noch würde er objektiver auf handwerkliche Details eingehen, da auch er nur eine Meinung widergeben würde.
Bevor man bei solchen Sachen, verklärt und in Rage gebracht, die saure Milch in die Tonne kloppt und in einer Rezension davon abrät die schlecht hergestellte Ware der Milchfirma zu trinken, könnte man auch einfach überprüfen, ob die Milch nicht deswegen sauer war, weil man sie zu lange offen im Kühlschrank hat stehen lassen.
Ganz allgemein halte ich es für ein Gerücht, dass die Drehbücher und Filme "schlechter geworden" sind - das ist wohl mehr so ein "früher war alles besser"-Argument. Ich glaube eher, dass sich die Wahrnehmung und die Erwartungen ändern.