Es schien für mich durch die Teile 4-6 quasi etabliert zu sein, dass Machtnutzer nicht magisch aneinander rumfingern können, sondern ein Lichtschwert benutzen müssen, um einander wehzutun.
Dafür sehe ich keinerlei Indikatoren. Die Original-Trilogie zeigt, dass es nicht immer sinnvoll ist, Lichtschwertkämpfe permanent mit zusätzlichen Einsatz von Machttechniken zu führen. Einmal unterstellt, dass man sich dabei überhaupt etwas gedacht hat:
Im "Duell" Obiwan vs. Vader setzt beispielsweise keiner von beiden zusätzliche Techniken ein. Obiwan deshalb nicht, weil er Vader nicht besiegen will und Vader nicht, weil ... Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht, weil er seinen früheren Meister in der Rückrunde "sauber" bezwingen will? Oder weil er sich gegen einen erfahrenen Meister wie Obiwan nichts davon verspricht, ihn mit Krempel zu bewerfen bzw. ihn mit einen Machtgriff zu würgen, weil dieser das leicht abwehren könnte?
Das EU führt diesen Aspekt an verschiedenen Stellen näher aus und liefert da schon recht brauchbare Erklärungen: Auch gut trainierte Machttechniken unterbrechen die Konzentration beim Fechten, was ungünstig wäre. Gedankentricks funktionieren schon bei vielen Nicht-Machtsensitiven nicht, bei anderen Machtsensitiven muss man sie vermutlich gar nicht erst versuchen (bzw. da wäre schon ein sehr großes Stärke-Gefälle nötig). Gleiche gilt auch für den Machtgriff, den ein vergleichbar starker Machtnutzer ebenso leicht sprengt, wie er auf ihn angewandt wird.
Um mal ein Beispiel durchzuexerzieren: Man kann versuchen, dem Gegner das Lichtschwert mit der Macht aus der Hand zu reißen. Dieser hält es aber üblicherweise bereits physisch fest und kann es mit der Macht zusätzlich festhalten, falls nötig. Er könnte es aber unter Umständen auch in Richtung desjenigen beschleunigen, der ohnehin schon daran zerrt. Vielleicht lässt der Gegner sein Schwert es aber auch einfach so fahren und während man sich noch aufs Entreißen konzentriert, schleudert dieser irgendwelche Gegenstände nach einem oder schubst einen direkt mit der Macht.
Kurz gesagt, es gibt da viele Unwägbarkeiten, was wohl dazu führt, dass man sich in einem Schwertkampf hauptsächlich auf das Führen des Schwertes konzentriert. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, durch andere Machttechniken einen Vorteil zu Erringen, ohne sich Nachteile einzuhandeln, wird man es tun.
Generell kann man sich das "Hinausgreifen" mit der Macht wohl als eine Art metaphysischer Arm vorstellen: Ihn einzusetzen kann Vorteile bringen, aber auch eine Blöße geben. Manche sind stärker in bestimmten Machtechniken, andere können verschiedene Techniken besser kontrollieren. Jedi wenden bestimmte Techniken nicht an, weil sie sich von Zorn nähren und zur Dunklen Seite führen. Sith wenden bestimmte Techniken nicht an, weil ihr Zorn und ihre Leidenschaften die dafür nötige innere Ruhe gar nicht mehr ermöglichen. Letztendlich entscheiden aber neben Machtstärke auch Training, Geistesgegenwart und und Kreativität im Einsatz der verfügbaren Möglichkeiten.
Apropos: Den Umstand, dass Vader einen Blasterschuss mit der Hand abwehrt, habe ich nie als Machttechnik verstanden, sondern als Hinweis darauf, dass Vader kybernetische Gliedmaßen hat. Wenn ein Blasterschuss von einem Han Solo kommt und man nicht schon ein Lichtschwert parat hat, um ihn abzuwehren, opfert man lieber temporär die Funktionstüchtigkeit einer Prothese, als einen direkten Treffer aus einer schweren Blasterpistole zu kassieren, was auch einen Sith-Lord recht zuverlässig umbringen könnte.