Autor Thema: Es ist der Anwender und nicht die Waffe  (Gelesen 36920 mal)

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Offline Ludovico

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Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« am: 7.11.2012 | 01:45 »
Hallo und guten Abend alle zusammen!

In der Diskussion über Attribute im Kampf meinte ich, dass es bei der Schadensbestimmung egal sei, welche Waffe genutzt werde. Viel wichtiger sei der Anwender und dessen Befähigung die Waffe zu führen und ihre Eigenschaften zu seinem Vorteil einzusetzen.

Ich behaupte nicht, dass die Wahl der Waffe egal ist. Aber ich behaupte, dass die Wahl der Waffe und deren Effizienz vom Können des Nutzers abhängen. Es ist also quasi der Anwender, der den Schaden verursacht und nicht die Waffe, denn er zielt und schlägt oder schießt.

Deshalb finde ich es in Rollenspielen auch teilweise sehr schade, dass Waffen mit einem Modifikator für Schaden versehen werden, wenn es doch halt nicht das Breitschwert ist, was Knochen und Fleisch zerschmettert, sondern derjenige, der es führt.

Dieser Umstand trägt  dann teilweise merkwürdige Blüten gerade im klassischen RPG. Da haben wir dann extrem fähige Messerkämpfer, die von einfachen ungebildeten Soldaten mit Hellebarden erledigt werden (obwohl ein fähiger Messerkämpfer den Infight suchen würde, um den Reichweitenvorteil der Hellebarde zu negieren), Fechter, die zu Recht von Barbaren und Rittern mit Zweihandäxten und Schwertern belächelt werden (obwohl ein Degen viel leichter an eine vitale Stelle kommt als eine Axt).

Ich fand es bei Spirit of the Century  super, dass alle Waffen den gleichen Schaden machten... bis man schließlich auch davon abgekommen ist. Okay, in Cold City gibt die Benutzung einer Waffe gerade mal einen Bonus von +2 auf den Dice Pool, ganz egal ob es ein Maschinengewehr oder ein Colt M1911 ist. Aber viel mehr Beispiele fallen mir auch nicht ein.

Dabei sieht man gerade in Kungfu-Filmen aber auch diversen amerikanischen Actionmovies wie un- oder nur leicht bewaffnete Protagonisten gegen schwer bewaffnete Antagonisten bestehen und sie bestehen, weil sie besser sind... ok, und weil sie Glück haben.

Sowohl im realistischen Bereich als auch im cinematischen Bereich entscheidet somit also nicht die Waffe über den Ausgang eines Kampfes, sondern ausschließlich Befähigung und Glück.

Aber wieso ist es im Rollenspiel dann so, dass insbesondere die Bedeutung der Befähigung im RPG gemindert wird durch den fiktiven Faktor Waffe (Das Glück bleibt von diesem Faktor oft unangetastet)?

Das will mir nicht in den Kopf.
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 01:53 von Ludovico »

Offline Schlaym

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #1 am: 7.11.2012 | 01:56 »
Auf solche Probleme bin ich auch gestoßen, und eine wirklich elegante Lösung ist mir noch nicht eingefallen. Meist stört mich bei Spielen auch nicht, wie es geregelt ist, und da bietet meiner Meinung nach DSA 4.1 gerade aufgrund seiner Komplexität mit den Sonderfertigkeiten schöne Ansätze.

Die Art der Waffe würde ich bei einem System mit entsprechender Detailtiefe jedoch auch nicht außer Acht lassen. Ich schätze, jemand, der nie kämpfte, ist mit einer Kettensäge trotzdem gefährlicher als mit einem Küchenmesser.

Offline rettet den wald

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #2 am: 7.11.2012 | 02:02 »
Persönliche Meinung von mir: Eine Hellebarde ist für den offenen Kampf halt einfach besser geeignet als ein Messer. Aus diesem Grund sind historische Soldaten auch mit Hellebarden in die Schlacht gezogen, und haben Klingen nur als Zweitwaffe verwendet. Wie man auf die Idee kommt, diese beiden Waffen in einem realistischen Kontext gleichzusetzen, will mir nicht in den Kopf.
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Offline Ludovico

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #3 am: 7.11.2012 | 02:11 »
@Rettet den Wald
Simpel!
Eine Hellebarde ist super, wenn man in Formation kämpft und hat einen schönen Reichweitenvorteil. Ein fähiger Kämpfer kann damit einiges ausrichten. Aber jemand, der eine viel kürzere Waffe wie ein Messer zu nutzen weiss und nah an den Hellebardenkämpfer herankommt, hat den Vorteil und der Hellebardenkämpfer das Nachsehen.

Offline Dr. Shoggoth

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #4 am: 7.11.2012 | 02:20 »
In vielen Spielen wird das Können doch auch direkt oder indirekt im Schaden berücksichtigt. Mehr Erfolge/Besseres Angriffsergebnis füht zu mehr Schaden, dazu verschiedene Talente/Sonderfertigkeiten/Manöver und wie sie alle heißen. Ebenso verhält es sich mit der Reichweite der Waffe, die berücksichtigt wird.
Die Art des Schadens ist schon sehr unterschiedlich je nach Waffe. Es ist halt sogut wie mit jeder Waffe möglich einen Menschen mit einem Schalg zu töten. Das berücksichtigen aber die meisten klassischen Systeme halt nicht.
Wer leitet für mich die Orpheuskampagne?

Offline rettet den wald

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #5 am: 7.11.2012 | 02:21 »
Eine Hellebarde ist super, wenn man in Formation kämpft und hat einen schönen Reichweitenvorteil. Ein fähiger Kämpfer kann damit einiges ausrichten. Aber jemand, der eine viel kürzere Waffe wie ein Messer zu nutzen weiss und nah an den Hellebardenkämpfer herankommt, hat den Vorteil und der Hellebardenkämpfer das Nachsehen.

Absolut korrekt... Sobald du sagst "Hellebarden haben Reichweitenvorteil, Messer sind gut im Handgemenge" hast du aber schon einen regeltechnischen Unterschied zwischen den beiden Waffen definiert.
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Offline Ludovico

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #6 am: 7.11.2012 | 02:32 »
In vielen Spielen wird das Können doch auch direkt oder indirekt im Schaden berücksichtigt. Mehr Erfolge/Besseres Angriffsergebnis füht zu mehr Schaden, dazu verschiedene Talente/Sonderfertigkeiten/Manöver und wie sie alle heißen.

Das stimmt, allerdings sind diese Talente und die Befähigung bei der Trefferwirkung meiner Erfahrung nach eher das i-Tüpfelchen. Entscheidend ist dagegen, welche Waffe benutzt wird.

Zitat
Ebenso verhält es sich mit der Reichweite der Waffe, die berücksichtigt wird.

Zum Glück machen das nur wenige Spiele wie DSA mit der unsäglichen DK.

Zitat
Die Art des Schadens ist schon sehr unterschiedlich je nach Waffe. Es ist halt sogut wie mit jeder Waffe möglich einen Menschen mit einem Schalg zu töten. Das berücksichtigen aber die meisten klassischen Systeme halt nicht.

Bei D&D und vielen anderen vergleichbaren Spielen (meiner Meinung nach sogar im überwiegenden Teil) wird durch einen Treffer eine bestimmte Anzahl an Hitpoints abgezogen. Da wird kein Unterschied gemacht, ob es  sich um Knochenbrüche, Schussverletzungen, innere Blutungen oder so handelt. Der Unterschied bei den verursachten Verletzungen liegt lediglich in der Quantität der verlorenen HP.

@rettet den wald
Ja, daraus könnte man einen regeltechnischen Unterschied machen. Meine Meinung ist aber, dass die Realität so überaus komplex ist und sogar wohl wesentlich mehr Faktoren in einer Situation eine Rolle spielen als nur Kompetenz und Glück. Da wären noch Wetter, Windverhältnisse, Bodenbeschaffenheit, Gegenstände in der Umgebung, Kleidung, Anzahl der Mücken in der Luft,... Es gibt eine Unzahl an Faktoren.
Aber wir spielen Rollenspiele und diese können nur ein Modell der Realität bzw. von Filmen abliefern. Sie müssen vereinfachen und abstrahieren und deshalb finde ich auch, dass nur die wichtigsten Faktoren in einen Rollenspielkampf Einzug finden sollten und das sind eben Kompetenz und Glück.

Ein fähiger Messerkämpfer weiß sicher, wie er ausweichen kann. Das gehört zu einem Messerkampf dazu und auch wie er schnell die Distanz verkürzen kann. Das fällt für mich alles in den Bereich der Kompetenz. Ein gleichguter Hellebardenkämpfer weiss dagegen, wie er seine Gegner auf Abstand halten kann, wo er sie aufspiessen kann.

Wer gewinnt?
Derjenige, der seine Waffe besser einsetzt. Man könnte also sagen, dass der Bessere gewinnt und nicht derjenige, der die dickere Waffe hat.

El God

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #7 am: 7.11.2012 | 04:13 »
Zitat
Ist das eigentlich im Moment große Mode, sinnlose Diskussionen zu starten?

Darüber sollten wir mal diskutieren.

Was ist eigentlich eine Diskussion?

SCNR  ~;D
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 04:14 von La Dolge Vita »

Offline 1of3

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #8 am: 7.11.2012 | 06:59 »
Aber wieso ist es im Rollenspiel dann so, dass insbesondere die Bedeutung der Befähigung im RPG gemindert wird durch den fiktiven Faktor Waffe (Das Glück bleibt von diesem Faktor oft unangetastet)?

Das will mir nicht in den Kopf.

a) Schon immer so gewesen. Das ist überhaupt die ultimative Begründung für so ziemlich alle typischen Regeln in Rollenspielen: Schon immer so gewewesen.

b) Man kann Ausrüstung als Beschreibung benutzen, um zu glaubhaft zu machen, dass gewisse mechanische Auswahlen modular und umkehrbar sind. Man kann Waffen eben wechseln.


Bei D&D und vielen anderen vergleichbaren Spielen (meiner Meinung nach sogar im überwiegenden Teil) wird durch einen Treffer eine bestimmte Anzahl an Hitpoints abgezogen. Da wird kein Unterschied gemacht, ob es  sich um Knochenbrüche, Schussverletzungen, innere Blutungen oder so handelt. Der Unterschied bei den verursachten Verletzungen liegt lediglich in der Quantität der verlorenen HP.

D&D ist da auch ein spezieller Fall. Da kommt es nämlich im Grunde tatsächlich nicht auf die Waffe an. Höchstens auf die Frage, 1-Hand oder 2-Hand-Waffe, aber welche Waffen zur Auswahl stehen hängen im Grunde schon von der Klasse und weiteren Auswahlen beim Charakterbau ab. Wenn man dann noch annimmt, dass der Spieler nicht die möglichen, sondern optimalen Auswahlen in Betracht zieht, dann hängt es wirklich nur noch vom Charakter ab.

Offline RaaPhaell

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #9 am: 7.11.2012 | 08:25 »
Die Dominanz des "fiktiven Faktors Waffe" hängt glaube ich auch mit der guten alten Grundidee von Loot, von Jagen und Sammeln, zusammen. Man freut sich ja eben nicht nur, wenn der SC besser wird (sagen wir, Stufe/Stärke wird erhöht, was zu höherem Schaden führt), sondern eben auch über das neue Schwert, das 1 Schaden mehr macht. Oder +3 gegen Vampirmaulwürfe. Und gerade viele ältere Systeme (wie 1of3 sagt: "Schon immer so gewesen") bau(t)en darauf.
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Offline ChristmasFrog

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #10 am: 7.11.2012 | 08:40 »
Ich behaupte nicht, dass die Wahl der Waffe egal ist. Aber ich behaupte, dass die Wahl der Waffe und deren Effizienz vom Können des Nutzers abhängen. Es ist also quasi der Anwender, der den Schaden verursacht und nicht die Waffe, denn er zielt und schlägt oder schießt.

Du schreibst ja schon, dass die Wahl der Waffe NICHT egal ist. Darauf wollte ich noch weiter eingehen, denn es gibt Waffen, mit denen auch ungeübte Kämpfer schon großen Schaden verursachen können. Ich denke, dass es sich hier um ein Beobachtungsproblem handelt:

Ein fähiger Kämpfer wird, unabhängig von der Waffe, Lücken in der Deckung des Gegners ausnutzen und seine Waffe an Stellen einsetzen, wo die Wirkung maximiert wird. So steigt quasi mit der Fähigkeit der Schaden.
Bei Waffen, die vom Körper beschleunigt werden, kommt zusätzlich durch das Können des Kämpfers nochmal ein besserer Wirkungsgrad raus, weil er die eingesetzte Energie besser ins Ziel bringt.

Andererseits verursachen Waffen/Objekte je nach Energie unterschiedliche Effekte. Nehmen wir mal einen Knüppel und ein Messer als Vergleich. Wenn beide Waffen mit gleicher Energie auf einen Arm treffen, dann kann das beim Knüppel zu einem temporären Ausfall des Arms führen (was auch für den Kampf ausreichen kann), das Messer aber durchtrennt Muskeln, was den Arm für sehr viel längere Zeit einschränkt und führt zu mehr oder weniger starkem Blutverlust.

Bei Waffen, die nicht vom Körper beschleunigt werden, ist der Effekt noch stärker. Egal, ob ein Schütze trifft, weil er so gut ist, oder ob er schlecht schießt und jemand anders treffen wollte, die Person, die getroffen wird, erleidet in der Regel enormen Schaden.  

Offline Boba Fett

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #11 am: 7.11.2012 | 08:46 »
Moin Olli!

Aber wieso ist es im Rollenspiel dann so, dass insbesondere die Bedeutung der Befähigung im RPG gemindert wird durch den fiktiven Faktor Waffe (Das Glück bleibt von diesem Faktor oft unangetastet)?

Zunächst mal Antwort: Weil es dann noch mehr crunchy bits gibt.
Ausserdem: Das Glück wird in der Regel durchh Zufallselemente (Würfel) repräsentiert.
Und: So ganz unwichtig ist die Wahl der richtigen Waffe ja nicht.
Entscheident ist hier aber nicht die "bessere" sondern die "richtige".
Es mag jede Menge Situationen geben wo eine Waffe besser geeignet ist, als eine andere.
Generell ist aber eigentlich entscheident, dass man die für sich am besten geeignete Waffe wählt.
kleine, schmächtige Leute mit zu großen Waffen sind genauso schlecht ausgerüstet, wie grobe langsame mit einer Fechtwaffe.

Will sagen DA steckt jede Menge Potential. Schreib doch ein System, das es anders macht... ;)

Nebenbei: Es gibt Systeme, die kaum Unterschiede zwischen den Waffen machen. War es nicht bei 7te See (GRW) so, dass es egal war, ob man einen Degen, ein Rapier oder einen Säbel oder ein Entermesser verwendete?
Und es gibt auch Systeme, die für bestimmte Völker bestimmte Waffen mit Boni (besser geeignet) versehen.
Man könnte das bestimmt noch optimieren, in dem man das dann noch mit Boni und Mali für Kampfsituationen versieht. Aber ich glaube, das wird dann den meisten zu viel Optionsgerechne.
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 08:49 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Ludovico

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #12 am: 7.11.2012 | 08:50 »
Danke 1of3 und Raaphaeli und die anderen!

Ich stimme zu, dass es wohl etwas mit der Nostalgie zu tun hat. Dennoch wird dieses System heutzutage aus meiner Sicht unreflektiert gernr uebernommen und als realistisch verteidigt.

Systeme, die keinen Waffenschaden beruecksichtigen, finden sich nur wenige und dann nur in der Indyecke. Wo bleibt da die Vielfalt?

ErikErikson

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #13 am: 7.11.2012 | 09:02 »
Ich glaube, das in dem meisten Kampfsituationen, wo die Leute nicht eng aufeinanderhocken, der letzte Noob mit einem Schwert einen mittelmäßigen Messerkämpfer fertigmacht.

Offline Darius der Duellant

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #14 am: 7.11.2012 | 09:06 »
Zitat von: Ludovico link=topic=78162.msg1614813#msg1614813
Aber ich behaupte, dass die Wahl der Waffe und deren Effizienz vom Können des Nutzers abhängen
.

Das ist sicher nicht falsch.

Zitat
Es ist also quasi der Anwender, der den Schaden verursacht und nicht die Waffe, denn er zielt und schlägt oder schießt.

Das hingegen ist ein aus der obigen Aussage unzulässiger Schluss.
Die Zielwirkung zwischen .22 und .50 unterscheiden sich nunmal gravierend, auch wenn der selbe Schütze schiesst.


Deshalb finde ich es in Rollenspielen auch teilweise sehr schade, dass Waffen mit einem Modifikator für Schaden versehen werden, wenn es doch halt nicht das Breitschwert ist, was Knochen und Fleisch zerschmettert, sondern derjenige, der es führt.

Zitat
Dieser Umstand trägt  dann teilweise merkwürdige Blüten gerade im klassischen RPG. Da haben wir dann extrem fähige Messerkämpfer, die von einfachen ungebildeten Soldaten mit Hellebarden erledigt werden (obwohl ein fähiger Messerkämpfer den Infight suchen würde, um den Reichweitenvorteil der Hellebarde zu negieren), Fechter, die zu Recht von Barbaren und Rittern mit Zweihandäxten und Schwertern belächelt werden (obwohl ein Degen viel leichter an eine vitale Stelle kommt als eine Axt).

Du hast ein merkwürdiges Verständnis von tödlichkeit.
Zu unterschiedlichen einwirkungen verschiedener Waffen auf den Körper schrieb oben schon jemand was, aber noch ein kurzes Wort zur tödlichkeit:
Tödlich =! Tödlich
Ein durchstossener Lungenflügel ist in den relevanten Zeitaltern tödlich.
Eine derartige Verletzung ist aber nicht so gravierend dass das Opfer sofort handlungsfähig wird.


Zitat
Dabei sieht man gerade in Kungfu-Filmen aber auch diversen amerikanischen Actionmovies wie un- oder nur leicht bewaffnete Protagonisten gegen schwer bewaffnete Antagonisten bestehen und sie bestehen, weil sie besser sind... ok, und weil sie Glück haben.

Und wie realistisch sind diese Filme?

Zitat
(...) im realistischen Bereich (...) entscheidet somit also nicht die Waffe über den Ausgang eines Kampfes, sondern ausschließlich Befähigung und Glück.


Mehrere tausend Jahre des notwendigen intensiven Forschens und verbesserns an Todmachern beweisen das Gegenteil.


/Edit:
Erik geht hier in die passende Richtung.
Die Güte einer Waffe kann einen Unterschied in der Befähigung ausgleichen und ist damit übertragen aufs RPG eine legitime Stellschraube.
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 09:11 von Darius_der_Duellant »
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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #15 am: 7.11.2012 | 09:12 »
Was man auch nicht vergessen sollte, ist der regeltechnische Einsatz von Waffenwerten, um einen unterschiedlichen Kampfstil zu simulieren: Es fühlt sich erstmal logisch an, dass man mit mächtigen schweren Waffen viel Schaden anrichtet. Dazu erwartet man, dass man damit nur langsam agieren oder schwieriger treffen kann - das sind dann Punkte, die nur noch einige Regelwerke einsetzen.

Zitat
Ein durchstossener Lungenflügel ist in den relevanten Zeitaltern tödlich.
Eine derartige Verletzung ist aber nicht so gravierend dass das Opfer sofort handlungsfähig wird.

Ich glaube, da sitzen viele viele Rollenspieler einem krassen Fehler auf. Tatsächlich wird man oft schon mit definitiv nicht-tödlichen Wunden quasi sofort kampfunfähig. Ich habe schon anderswo geschrieben, dass man einen Schock nach einer Verletzung nicht unterschätzen sollte, ein ordentlich gebrochener Knochen verursacht u.U. Schmerzen, die dich *alles andere* vergessen lassen, ein durchstoßener Lungenflügel lässt dich *in deinem eigenen Blut ertrinken* - du denkst definitiv nicht mehr ans Weiterkämpfen. Ob man das alles mit einbeziehen will, ist eine Frage der Abstraktion (und ich persönlich will das definitiv nicht!), wenn man aber schon das Primat des Realismus annimmt, kommt man imho nicht drum herum.
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 09:19 von La Dolge Vita »

Offline Ludovico

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #16 am: 7.11.2012 | 09:20 »
@Boba
Ich stimme zu, dass die richtige Waffe eine Rolle spielt. Der Status Quo derzeit ist aber leider, dass es nur bessere und schlechtere Waffen gibt. 7th Sea hat das leider auch gemacht, bloss dass die Einteilung groeber war.
Was das Schreiben eines Systems angeht, so hab ich zwar Ideen, aber nicht die Befaehigung, sie niederzuschreiben.

Offline Darius der Duellant

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #17 am: 7.11.2012 | 09:23 »
Was man auch nicht vergessen sollte, ist der regeltechnische Einsatz von Ich glaube, da sitzen viele viele Rollenspieler einem krassen Fehler auf. Tatsächlich wird man oft schon mit definitiv nicht-tödlichen Wunden quasi sofort kampfunfähig. Ich habe schon anderswo geschrieben, dass man einen Schock nach einer Verletzung nicht unterschätzen sollte, ein ordentlich gebrochener Knochen verursacht u.U. Schmerzen, die dich *alles andere* vergessen lassen, ein durchstoßener Lungenflügel lässt dich *in deinem eigenen Blut ertrinken* - du denkst definitiv nicht mehr ans Weiterkämpfen. Ob man das alles mit einbeziehen will, ist eine Frage der Abstraktion (und ich persönlich will das definitiv nicht!), wenn man aber schon Realismus als Primat annimmt, kommt man imho nicht drum herum.

Da möchte ich dir entschieden widersprechen.
Adrenalin kann kurzzeitig verdammt viel negieren und in einem Kampf auf Leben & Tod ist der Adrenalinausstoss auch nicht zu unterschätzen.
Ein tödlicher Stoss der ein Opfer noch mehrere Sekunden Handlungsfähig lässt, ist einfach nicht unproblematisch.
5 Sekunden sind im Nahkampf verdammt lange, da lassen sich noch diverse Stösse ansetzen.
Unterhalte dich mal mit Polizisten oder Soldaten die Auslandseinsätze hinter sich haben über das Thema Mannstopwirkung und Handlungsunfähigkeit durch Trauma.
Wenn du magst kann ich dir auch per PN ein Video zukommen lassen dass das Problem relativ anschaulich klarmacht (Überfallopfer wehrt sich auch nach einem Kopf- und mehreren Körpertreffern durch eine Schusswaffe noch einige Zeit, bevor es stirbt).
Danach versteht man (oder  zumindest war es bei mir so) auch, warum ein auf einen einzelnen Angreifer leergeschossenes Magazin eben nicht umbedingt Overkill ist.
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Offline Crimson King

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #18 am: 7.11.2012 | 09:29 »
Saga hatte in den 80ern ein System, in dem nicht Schaden verursacht, sondern die Qualität des Angriffs geprüft und mit der Qualität der Verteidigung geprüft wurde. Die Waffe in Kombination mit der Fertigkeit bestimmte die Wahrscheinlichkeiten, eine bestimmte Schadensqualität zu erreichen. Dabei war ein Treffer der Stufe "gut" mit dem Dolch gleichwertig der Stufe "gut" mit dem Maschinengewehr.

Effektiv arbeiten auch viele cruncharme, erzählorientierte Systeme mit Methoden, die die Waffe ignorieren. PDQ# z.B. interessiert sich für die verwendete Waffe überhaupt nicht, auch für FATE gibt es Möglichkeiten, ohne Ausrüstungsliste zu spielen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

El God

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #19 am: 7.11.2012 | 09:31 »
Darius: Alles im Konjunktiv. Das, was du beschreibst, ist genauso wenig *die Regel*, wie das, was ich beschreibe. Es gibt krasse Beispiele von Leuten, die mit dem sprichwörtlichen Messer im Rücken weiterlaufen und Leute, die von einem umgenickten Fingernagel umfallen.

Ludovico: Suchst du Systemvorschläge, Bastelideen oder einfach Bestätigung/ Kritik für deinen Gedankengang?

Offline Ludovico

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #20 am: 7.11.2012 | 09:33 »
Wir koennen zumindest festhalten, dass es zwei verschiedene Ansaetze gibt.
Aber wieso findet sich nur einer im RPG wider?

@Darius
Kurze Antwort, weil ich ueber Smartphone tippe:
Ich stimme nicht zu.
 
Was den Adrenalinausstoss angeht, so stimme ich zu und das gilt auch fuer den Kampf mit schweren Waffen. Jemandem, dem der Arm halb abgehackt wurde, wird nicht zwangsweise langsamer oder
weniger gefaehrlich.

 
Soldaten erzaehlen viel, wenn der Tag lang ist.
 

@Dolge
Alles aber insbesondere Systemvorschlaege.
« Letzte Änderung: 7.11.2012 | 09:42 von Ludovico »

Offline Darius der Duellant

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #21 am: 7.11.2012 | 09:37 »
Darius: Alles im Konjunktiv. Das, was du beschreibst, ist genauso wenig *die Regel*, wie das, was ich beschreibe.

Eine nicht-sofortige Kampfunfähigkeit bei Treffern die ausserhalb des Zentralstreifens erfolgen scheinen mir nach allem was ich gelesen habe doch eher die Norm zu sein.

Mal als Querinfo:
http://www.copzone.de/phpbbforum/viewtopic.php?f=8&t=67352
(Trooper ist übrigens ausbilder)
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ErikErikson

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #22 am: 7.11.2012 | 09:39 »
Naja, ich denke, jeder von uns hat sich ja schonmal selbst verletzt, z.B. sich was gebrochen. Daran kann man ja selbst abschätzen, wie handlungsfähig man noch ist.

Offline pharyon

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #23 am: 7.11.2012 | 09:48 »
Ich behaupte nicht, dass die Wahl der Waffe egal ist. Aber ich behaupte, dass die Wahl der Waffe und deren Effizienz vom Können des Nutzers abhängen. Es ist also quasi der Anwender, der den Schaden verursacht und nicht die Waffe, denn er zielt und schlägt oder schießt.
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Aber wieso ist es im Rollenspiel dann so, dass insbesondere die Bedeutung der Befähigung im RPG gemindert wird durch den fiktiven Faktor Waffe (Das Glück bleibt von diesem Faktor oft unangetastet)?

Das will mir nicht in den Kopf.
Vielleicht hängt diese Verknüpfung damit zusammen, dass man zu Beginn ihrer Entwicklung SCs dennoch die Chance geben wollte/will, gegen erfahrenere Gegner bestehen zu können, ohne dass die entsprechend ihres Könnens direkt den Tod der SCs verursachen. Das wäre auch anders zu lösen, aber vielleicht war damals der Gedanke am naheliegendsten. Also quasi eine Design-Entscheidung.

In Spielen, wo der Schaden durch separate Würfel ermittelt wird, könnte man bspw. ab bestimmten Skill-Werten zusätzliche Würfel werfen. Dann macht der erfahrene Messerkämpfer nicht mehr 1W4+STR Schaden, sondern vielleicht 4W4+STR. Dann könnte man sowohl über Waffenart, als auch über Können den Schadensbereich beeinflussen.

Naja, ich denke, jeder von uns hat sich ja schonmal selbst verletzt, z.B. sich was gebrochen. Daran kann man ja selbst abschätzen, wie handlungsfähig man noch ist.
Ich hatte bisher noch nicht das "Vergnügen". Allerdings schätze ich, dass die Antwort auch hier, wie so häufig, "es kommt drauf an" lautet.

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Offline Timo

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Re: Es ist der Anwender und nicht die Waffe
« Antwort #24 am: 7.11.2012 | 09:50 »
@Olli
Reign/ORE:
Waffen besitzen zwar unterschiedliche Schadensfaktoren, aber der grundsätzliche schaden hängt vom können der Kämpfer ab, da der Schaden(und die Defensive) sich zum großen Teil aus dem Würfelpool berechnet.

"The bacon must flow!"