Autor Thema: Können "Immersion als Spielziel" Spieler ordentlich Szenen framen?  (Gelesen 4714 mal)

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Offline Josef Taumlig

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Es ist durchaus richtig, dass die Beispiele aus dem Regelwerk nicht darauf ausgelegt sind sehr traditionell zu wirken. Anstatt das der Spieler sagt: "Ich gehe nachts ins Labor und untersuche die Ringe." wird das ganze etwas distanzierter formuliert: "Plotszene. Im Labor. Nicola untersucht die Ringe."

Aber wenn man sich nicht unbedingt von einem traditionellen Duktus entfernen will, dann kann man ihn durchaus auch bei der Scene Request einbringen. PtA verhindert das eben nicht, weil die Art und Weise wie man nach einer Szene fragt eben dem Spieler überlassen ist und der Producer letztendlich die Szene selbst "framed".

[off-topic?]


Offline Naldantis

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2. Können solche Leute ordentlich Spiele wie PTA oder Fiasco spielen? (Mal davon abgesehen, dass die Konfliktregelung in PTA sehr Meta ist) Da ist man ja als Spieler gezwungen (außer man resolvt nur) selber Szenen zu framen und sich deshalb Metagedanken zu machen und immersion ist schwerer möglich, da das Spiel auch nicht lange geht.

Können, ja, aber wollen daran Spaß haben?
Auf dieselbe Art, auf die Sie auch an Schach oder Fußball Freude haben können - eben als etwas völlig anderes, was auch nett sein kann.

Zitat
Gleichzeitig denke ich, dass sich solche Spieler gerne dem SL aussetzen für das was er framed (und gerne auch sehr viele und auch unnötige Szenen ausspielen) anstatt das selber zu machen. Daher fehlt vielleicht auch ein Gefühl für wichtige und starke Szenen.

Hu?
Meinst Du etwas, es gäbe überhaupt so etwas wie eine objektive Skala von Wichtigkeit oder 'Szenenstärke'?
Ich bezweifle das doch sehr.

Zitat
3. Wenn man gleich sagt, okay - Immersion wird schwer werden aber Spaß wirds trotzdem machen, bekommt man dann solche Spieler auch dazu oder blocken die das zu stark ab?

In der Regel lassen sie sich auf den Deal ein: ich spiele mit Dir den Kram der Dir gefällt, dafür machen wir nächstes Mal was nach meinem Geschmack.

Offline Naldantis

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Wenn man Immersion als "möglichst der Charakter sein" gleichsetzt (ist das nicht eigentlich das, was man früher Method Acting oder deep IC genannt hat?), dann kann man in dem Moment natürlich keine Szene framen. Man kann aber in dem Moment auch nicht auf eine Fertigkeit würfeln.

Naja, man kann den Charakter ebenso in Szene setzten, wie man sich selbst in Realitas in Szene setzen kann; das ist dann zwar nicht das Scene Framing der Theorie, führt aber zu ähnlichen Effekten, ohne das ganze als von Außen kommende Aufgabenstellung erschienen zu lassen.
Und selbstverständlich kann man auf eine Fähigkeit würfeln, das erledigt man im Stammhirn, ohne tatsächlich nennenswerte Aufmerksamkeit dafür vom 'Immersionspart' abzuziehen.

Zitat
Und "Immersion" geht ja definitiv auch ohne starken SL. Das geht ja sogar gänzlich spielleiter-los. Frage an die Alten: Wie haben denn das die DRASTIC-Spieler in den 90ern gemacht mit dem Setzen der Szenen?

Hmm, dann muß in der Zeit jemand anderer - ein anderer Spieler - den Deppen machen; ist dann sowas wie infomelles Rotieren des SL ohne Overhead.

Aber was ist "DRASTIC"?

Offline Naldantis

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In wieweit hängt denn das Thema "meta" wirklich mit dem Thema "Immersion" zusammen?

Mit Techniken wie kollaborativem Tagträumen, DRASTIC oder dem im "De Profundis"-Regelwerk beschriebenen "Psychodrama" kriegt man Erfahrungsberichten zu Folge maximale Immersion hin, obwohl man irgendwie immer mal wieder zwischendurch "meta" werden muss.

Wie sollen kollaborative Tagträume funktionieren?

Offline Naldantis

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[off-topic]

Fanmail sind doch auch nichts anders als Gummipunkte um die Stats zu boosten. Das ist zumindest nicht mehr meta als viele, viele andere Regelwerke auf dem Markt.

Aber bei Fanmail muß ich die Aktion doch als AUSSENSTEHENDER bewerten, auch wenn mein Char davon nichts mitbekommen hat oder der Leidtragende war, oder?
Das ist schonmal sowas von einem Flowbreaker...

Zitat
Stakes, die vorher offen gesetzt werden, macht jeder SL der einem sagt was auf dem Spiel steht, statt sich einfach irgendwas auszudenken, wenn die Würfel erst mal liegengeblieben sind.

Meich stört jetzt weniger, wenn meinem Chars seine Vernunft sagt, wie schmerzhaft der Sturz sein wir, wenn ich den Sprung verpatze, als wenn ich mir ausdenken müßte, mit wiewenig Risikoeinsatz ich hier bei der Spielerrunde durchkäme.

Pyromancer

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Und selbstverständlich kann man auf eine Fähigkeit würfeln, das erledigt man im Stammhirn, ohne tatsächlich nennenswerte Aufmerksamkeit dafür vom 'Immersionspart' abzuziehen.
Gleiches gilt für "Szenen framen". Manche können's; und manche können's nicht.

Zitat
Hmm, dann muß in der Zeit jemand anderer - ein anderer Spieler - den Deppen machen; ist dann sowas wie infomelles Rotieren des SL ohne Overhead.
Ja. Das kann aus dem Flow heraus völlig organisch und ohne wahrnehmbaren, immersionsstörenden Bruch passieren. Man macht da in dem Moment auch nicht den Deppen, sondern beschreibt einfach ein bisschen mehr, als im "klassischen Spiel" üblich ist.

Zitat
Aber was ist "DRASTIC"?
Diceless, Rule-less and SToryteller-less In Character Role Playing
http://www.azundris.com/output/rp/drastic/

Offline Bad Horse

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Die Diskussion über Conflict Resolution und Fanmail ist jetzt hier.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Gummibär

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Würde in meiner Vorstellung dann so klingen: "Okay, ich bin echt sauer und fahre zu den Docks, wo Manny seine Würstchenbude hat, die miese Ratte. Als ich aussteige, sehe ich gerade, wie Manny schuldbewußt dabei ist, seine Bude abzuschließen - ich renne auf ihn zu!"

Oder habe ich da zu starkes Umgebungskopfkino?

Wenn du hier beschreibst, dass das, was der SC sich ausmalt, tatsächlich passiert, ist das kein Immersionsbruch. Bloß passiert dann immer das, was der SC sich ausmalt, dort vorzufinden.
Du greifst Teichdragon & Co. an und äußerst jetzt Unverständnis, wenn sich einer von ihnen zu Wort meldet?

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Offline Bad Horse

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Wenn du hier beschreibst, dass das, was der SC sich ausmalt, tatsächlich passiert, ist das kein Immersionsbruch. Bloß passiert dann immer das, was der SC sich ausmalt, dort vorzufinden.

In Spielen, in denen Spieler Szenen framen sollen, ist das der Sinn der Sache.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Eulenspiegel

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Ich denke, man muss auch unterscheiden zwischen
- Immersion in den Charakter
und
- Immersion in die Spielwelt

Im ersten Fall fühlt man sich als der Charakter. Man denkt und fühlt im Optimalfall wie der Charakter. Im zweiteren Fall fühlt man sich eher als Teil der Spielwelt als gesamtes. Man sieht und hört, was in der Spielwelt vor sich geht.

Offline Gummibär

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In Spielen, in denen Spieler Szenen framen sollen, ist das der Sinn der Sache.

Ich vermute, dass es dort u.a. auch mal gewünscht ist, dass der Spieler etwas framet, was für den SC überraschend kommt.

Oder dass der SC denkt "hoffentlich, hoffentlich passiert XYZ" und der Spieler framet, dass XYZ nicht passiert.

Soetwas wäre nicht möglich, wenn der Spieler in seinen Gedanken nicht vom SC abweichen darf.
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Offline Bad Horse

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Ich vermute, dass es dort u.a. auch mal gewünscht ist, dass der Spieler etwas framet, was für den SC überraschend kommt.

Oder dass der SC denkt "hoffentlich, hoffentlich passiert XYZ" und der Spieler framet, dass XYZ nicht passiert.

Ja, das ist richtig. Muss nicht unbedingt sein - man rein aus Charaktersicht framen... das wäre dann eher so eine Art Voice-over, wie man es aus Fernsehserien wie "Magnum" oder "Burn Notice" kennt, wo ja auch vom Charakter selbst erzählt wird.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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