@ArneBab
Ich denke du irrst dich hier an zwei Punkten.
Fanmail hat funktional zwei Elemente: sie verstärkt das verbale, positive Feedback durch eine Handlung, die greifbare Auswirkungen hat; ausserdem gibt es einen spielmechanischen Vorteil, der durch das Erhalten von Fanmail entsteht.
Diese beiden Dinge sind jedoch nicht gleichwertig. Der spielmechanische Vorteil steht hier deutlich im Hintergrund. Er ist eine nette Beigabe, aber der Kern der Fanmail besteht darin, dass man positives Feedback deutlicher macht. Dafür ist Fanmail gemacht, als Mittel um die Konsensfindung am Tisch zu vereinfachen, wenn jeder seinen Charakter so ausspielt wie es ihm passt. Das Feedback, das durch Fanmail zentraler gemacht wird statt einfach nur Tischgespräch zu sein, hilft, um sich in einer Mitte zu finden, bei denen die Charaktere sich besser zusammenfügen. Ein Charakter, der überhaupt nicht zur Runde passt, erhält weniger Fanmail als ein Charakter, der so gespielt wird, dass alle darauf einsteigen können.
Die kurzfristige Spielwerte-Verbesserung, die durch Fanmail ermöglicht wird, ist dafür da um den Fanmail-Mechanismus im Spiel zu erden und innerhalb des Spiels relevant zu machen. Denn sonst könnte man in der Tat auch Bonbons verteilen. Aber es ist diese Einbindung in das Regelwerk, die Fanmail Gewicht gibt und es als spielrelevantes Element erkennbar macht. Hinter Fanmail steht die Annahme (nicht unbegründet, aber wie so vieles natürlich nicht allgemeingültig), dass Äußerungen am Spieltisch anders gewertet und wahrgenommen werden, als Handlungen innerhalb des Spiels. Es wird angenommen, dass "hast du gut gemacht" beim Spieler als weniger wertvolles Lob registriert wird, als das Überreichen eines Spielelements.
Der zweite Punkt, an dem ich glaube, dass du dich irrst, liegt in der Verbindung zwischen "kreativer Leistung" und Fanmail. Es stimmt sicherlich, dass Leute nicht kreativer oder besser arbeiten, wenn man ihnen nur Geld gibt. Es braucht auch u.a. Wertschätzung für getane Leistung durch (bestenfalls) Gleichgestellte. Genau das tut ja Fanmail. Es ist nicht der Vorgesetzte (SL) der einen lobt, es sind die Kollegen (Mitspieler). Der Wechsel, den du hier kritisierst, dass die kreative Leistung darunter leidet, wenn man sie für etwas profanes wie Geld/Fanmail betreibt, mag stimmen. Aber Fanmail dient eben nicht zur Steigerung oder Verbesserung kreativer Leistungen. Sondern sie dient zur verbesserten Kooperation und Konsensfindung. Ein Punkt, bei dem Geld erfahrungsgemäß, in vielen Fällen gute Dienste erwiesen hat.