@Arne Bab sehr mutiger und guter Beitrag. :-)
Mir gefällt vor allen Dingen, dass Du die Gefühle beschreibst die Du dabei hattest und hast
und welche Überlegungen Du zum Thema Sexualität anstellst.
"Wenn der NSC auf meinen Charakter verführen würfelt und erfolgreich ist, dann ist mein Charakter von dem NSC zwar sehr stark angetan, darf aber noch entscheiden, ob Sex eine Option ist, schließlich ist es ein Spielercharakter" vs. "Wenn ich verführen würfeln darf und erfolgreich bin, dann verlange ich, dass meine Opfer mit meinem Charakter in die Kiste hüpfen müssen."
Warum? Bzw. genauer: warum zweiteres, wenn man sich auf ersteres schon geeinigt hat? Warum nicht ähnliche Rechte?
Ich für mich kann Dir ganz klar antworten, dass solche NSCs für mich nicht glaubwürdig sind, wenn es so abläuft:
SC: Ich gehe zur Wache und bezirze sie. *superwurf*
NSC: *mit SC in die Kiste spring*
Aha, ok??? *lol*
Was ist das denn für eine Wache?
Was ist das denn für ein Charakter, der dafür mit jemanden in die Kiste springt?
Der SC würde mir dann doch schon vom Wesen sehr fragwürdig vorkommen.
Wo bin ich hier gelandet? In einer schlechten Komödie?
Und das würde mich im Spiel sehr stören.
Verführung bzw. Sex/verlieben ist ein Sonderfall in der sozialen Interaktion.
Um mal konkret zu werden.
Meine Situation ist, dass ich als einzige Frau in einer Männerrunde spiele.
Ich kannte nur einen aus der Runde und habe die anderen ausschließlich übers Rollenspiel kennengelernt.
In der Situation hatte ich extreme Hemmungen bestimmte Dinge zu spielen, weil ich sie nicht einschätzen konnte.
Weder im Spiel noch auf der Spielerebene. Ich weiß bis heute machmal nicht, wenn ich mit ihnen auf Parties bin
worüber ich außer Rollenspiel mit ihnen reden kann. Soviel zum sich persönlich kennen.
Der beste Tipp im Rollenspiel, der "Klassiker" ist: redet miteinander!
Aber jetzt mal ehrlich, wer fragt denn wenn er neu in die Runde kommt: Hey Du, wie ist denn Deine sexuelle Orientierung so?
Meine ist hetero. Hast Du eine Freundin oder einen Freund? Bist Du locker was Sex anbelangt? Anyone Hemmungen bei irgendwas?
*im Erdboden versink*
Würde ich niemals, nie, nicht fragen auch in meiner jetzigen Gruppe nicht.
Aber sicherheitshalber nach dem was ich hier so lesen durfte, würde ich in jeder neuen Gruppe fragen ob mit oder ohne Sex gespielt wird und
falls ja, ob mit Würfelwürfen der Charakter zu Sex gezwungen werden kann.
Meine ersten Erfahrungen mit Sex/Gefühlen im Rollenspiel war ein Mitspieler hat meinen weiblichen Charakter mit seinem weiblichen Charakter geküsst.
Mein Charakter ist darauf eingegangen. Er war auch offen in dieser Hinsicht angelegt. Es wurde nicht gewürfelt.
Die Motivation für mich das zu spielen war, dass ich es toll und mutig von den Jungs fand, wenn sie
Liebesgeschichten mit ins Spiel geflochten haben, also fand ich es nur fair, wenn ich das auch spiele.
Als Spielerin hat mich aber sehr schnell genervt, dass ich das Gefühl hatte es läuft auf ein Spiel zu zweit hinaus, was ich nicht so mag.
Ich hatte das Gefühl mein Charakter hat weniger Freiheit und der Mitspielercharakter versucht über meinen Charakter zu bestimmen.
Hinzu kam, dass das was ich mit meinem Charakter gespielt habe nicht richtig dekodiert wurde und umgekehrt,
mir ein Rätsel war, was mein Mitspieler zusammenspielt. Was das Spiel nicht besser oder emotionaler machte, sondern zäh.
Es hat also fast zwei Jahre gedauert bis ich genug Vertrauen in die Runde hatte und um inzwischen so etwas auch selbst zu spielen.
Und mich hat sehr gewundert, dass ich solche Hemmungen dabei habe.
Auch wenn ich es ungern zugebe, aber ich denke es hat für mich eine Rolle gespielt, dass das Klischee,
das auch in mir wirkt besagt, für einen Mann ist Sex ein Erfolg ist (selbst wenn der Sex schlecht war, kann man damit angeben)
für mich als Frau eine Niederlage.
Im Spiel war es eine Entwicklung, ich wurde entsprechend angespielt (der Spieler hat deutlich signalisiert, dass er darauf neugierig
ist und mir das auch hinterher gesagt, dass er es spannend findet, dass ich es jetzt auch spiele) und ich habe selbst entsprechendes mit meinem Charakter ins Spiel gebracht.
SC Mitspieler: Stehst Du auf den NSC? *superwurf*
SC Meinereiner: Ja, ich finde den attraktiv. (*blush* Meinereiner in echt)
Der Spieler hat sich danach bei mir entschuldig und gefragt ob das ok war, ich meinte zu ihm, er kann alles anspielen,
was er möchte, auch solche Dinge, solange ich die freie Entscheidung mit meinem Charakter habe.
Ich hatte zuvor auch mit meinem Charakter kundgetan, dass er diesen NSC attraktiv findet.
Es war eine Entwicklung über einige Spielabende.
Es hat sich dann etwas mit diesem NSC entwickelt und die beiden sind zusammen im Bett gelandet. Ohne würfeln.
Aus Spielersicht kann ich für mich sagen, dass Spiel wird sehr viel emotonaler, es gibt Momente die Freude machen, weil es mich sehr berührt, wenn der Charakter für meinen Charakter ein Gedicht schreibt, auch weil ich es sehr mutig von diesem Spieler finde, auf diese Weise zu spielen.
Es gibt aber auch Momente die emotional nicht leicht sind, weil mein Charakter vom Wesen her nicht sehr moralisch ist und
mich mein eigenes Spiel mit diesem Charakter in Konflikt mit mir selbst gebracht hat, weil sich mein Charakter zwar auf Sex einläßt,
aber emotional feige ist. Das hat mich danach noch ziemlich beschäftigt.
Ich finde es immer noch nicht leicht manche Dinge zu spielen und sie sind mir nicht immer angenehm.
Allerdings macht genau das auch Spaß eigenen Grenzen zu überwinden.
Die Voraussetzung ist aber Vertrauen in diese beiden grundlegenden Dinge:
Es ist ok für mich, weil ich weiß, ich als Spieler habe mit meinem Charakter die freie Entscheidung und jederzeit die Option auf ein: Nein!
und wenn etwas ist, was mir Sorgen macht, dann kann ich das bei meinen Mitspielern ansprechen.Meine Beobachtung ist, dass mein Respekt vor dem Mut den Jungs durchaus angebracht ist, weil das Spiel durch Sex und Liebesgeschichten
emotonal intensiver wird. Was ich meiner Runde hoch anrechne ist, dass diese Dinge eben in der Spielewelt und von den Charakteren
glaubwürdig dargestellt werden. Ich bin sehr oft über die Frauendarstellungen beeindruckt, weil diese sehr gut beobachtet sind und wirkliche Persönlichkeiten. Das ist ein Hauptaspekt warum manche Dinge für mich überhaupt möglich sind, weil diese in der Spielewelt Sinn machen und sich aus dem Spiel heraus ergeben und dem Charakter ein deutlicheres Gesicht verleihen. Zum Teil ergibt sich das durch das Spiel und insbesondere das Interesse der Spieler, die mich mit ihren Charakteren herausfordern, mir dasselbe aber auch erlauben, zum Teil durch Würfelwürfe.
Mein Eindruck von meiner Runde war bisher, dass diese Freiheit jedem Spieler/Spielleiter zugestanden wird. Man kann damit spielen, muss es aber nicht. Angespielt werden kann jeder in dieser Hinsicht, aber man
respektiert die Reaktionen.
@tartex und wie läuft das so bei Sword und Sorcery im Spiel und auf Spieler/Spielleiterebene konkret ab?
Was meinst Du mit "wenn das nicht mehr gehen sollte"?
Findest Du das für Dich persönlich glaubwürdig, dass eine Wache sich einfach so von jedem verführen lässt?
Was meine eigentliche Frage war.
(ich kenne solche Beschreibungen aus keinem Genre (Ausnahme Spionagefilme, allerdings ist es dort so, dass ich es auch oft
peinlich und unglaubwürdig finde und die Charaktere auch nicht mit dem Wach- oder Informationsobjekt in die Kiste hüpfen sondern
ko Tropfen oder ähnliches vorher zum Einsatz kommen oder die Damen Prostituierte sind oder reines Dekormaterial zur sexuellen Untermalung, ungefähr wie bei Autowerbung)
@aingeasil Deinen Beitrag jetzt finde ich auch sehr gut.