Legen wir mal los. Ich vergleiche die aktuelle, englische HARP-Version mit der aktuellen, deutschen Rolemasterversion.
Für mich ist ein wichtiger Teil des Systems generell der Charakterbogen. Dieser unterscheidet sich bei beiden Systemen recht deutlich. Während bei HARP 2 Seiten ausreichen, um die Daten übersichtlich festzuhalten, muss man bei Rolemaster mit mindestens 5 Seiten rechnen, welche zudem recht klein und eng beschrieben sind.
Ein anderer, wichtiger Faktor ist für mich die Ausstattung des Grundregelwerkes. Das HARP Grundregelwerk kommt mit schlanken und übersichtlichen 203 Seiten daher. Darin enthalten sind alle Völker, Klassen, Zaubersprüche, magische Gegenstände, Gifte und Kräuter, einige Monster und natürlich die schlanken Regeln.
Rolemaster hingegen erfordert da schon mehrere Bücher. Für einen mundanen Charakter benötigt man mindestens das Grundregelwerk und das Charakterhandbuch. Zusammen kommt man da auf > 660 Seiten.
Jedoch sollte man erwähnen, dass Rolemaster mehr Klassen und Völker zur Verfügung stellt und naturgemäß mehr Platz benötigt. dennoch sind die Regeln von HARP zusammengefasster, übersichtlicher, einfacher und schneller, während sie an sich den gleichen Grundmechanismus verwenden.
Die Magiereglen sind sehr unterschiedlich. Während man bei Rolemaster bekanntermaßen ganze, vordefinierte Spruchlisten levelweise lernt, so lernt man bei HARP einen Zauber, den man mittels höheren Rängen und Kosten skalieren kann. Ich kann also Reichweite, Dauer oder auch Schaden (geheilt, verursacht) nach Wunsch anpassen, so denn Magiepunkte und Ränge zur Verfügung stehen.
Das Kampfsystem ist ja Rolemasters größte Stärke oder Schwäche. Je nach Betrachtung. Jede Waffe hat ihre eigene Krit-Tabelle und eigene Werte.
HARP löst das einfacher. Es gibt eine Tabelle für Crush, eine für Slash und eine für Puncture. Die Größe der Waffe gibt an, wie hoch ich auf der Tabelle würfeln kann. Ein Dolch macht also weniger Schaden, als ein Langschwert und dieses weniger, als ein Zweihänder. Gut gelöst, wenn man mit dieser Abstrahierung leben mag.
Fertigkeiten unterscheiden sich ebenfalls ziemlich deutlich. HARP hat eine sehr übersichtliche und eingängige Liste (63 Stück), während man bei Rolemaster wirklich alles (243 Stück !!! ) lernen kann.
Die ausgebbaren Punkte jedoch sind verdammt ähnlich und während man bei Rolemaster Gruppen und einzelne Fertigkeiten getrennt voneinander lernen kann, lernt man bei HARP lediglich einzelne Fertigkeiten.
Die Spielweise unterscheidet sich doch ziemlich deutlich voneinander. Während man bei Rolemaster sprichwörtlich vom Tellerwäscher (Stufe 1 taugt selten zu mehr, wenn man keinen absoluten Spezialisten spielt) zum Erzobermotz (Stufe 50+) mutiert, fängt man bei HARP doch larger-than-life an zu spielen und ist nicht ganz so gefährdet sofort draufzugehen. Auch klappen deutlich mehr Fertigkeitenproben, was weniger frustrierend ist.
Zu guter Letzt werfen wir einen kurzen Blick auf die Attribute.
HARP nutzt derer 8 (Strength, Constitution, Agility, Quickness, Self Diszipline, Reasoning, Insight, Presence) und Rolemaster legt mit seinen 10 Stück (Geschick, Konsti, Gedächtnis, Logik, Selbstdisziplin, Empathie, Intuition, Charisma, Reaktion, Stärke) nochmal einen drauf. Bei Rolemaster haben die Attribute eine deutlich stärkere Gewichtung für einen Charakter. Fertigkeiten sind von drei Attributen abhängig und nicht von zweien, wie bei HARP. Während man bei HARP mit einem Rang schon deutliche Attributsdifferenzen ausgleichen kann, ist das bei Rolemaster ungleich schwerer, was bei uns zu teilweise abstrusen attributsmonstern führte.
Da es nicht leicht fällt, einen Überblick zu schaffen, wenn man beide Systeme kennt, belasse ich es jetzt einfach mal dabei und beantworte die nächsten Tage dann Fragen. Diskussion und direkter Austausch bringt eh mehr Spaß, als trockenes dahinschreibseln.