Die Tragödie beginntBischof Reynar und Lord McDunnan berieten über die zukünftige Verbindung zu den McAllisters, als der Bote Sir Gregor in Falkirk eintraf. Er brachte die Bedingungen der Eheschließung. Alle Ländereien südlich des Flusses sollten an MacDunnan fallen, dafür würde Robert die Länder halten, bis der Sohn der McDunnans volljährig wäre. Man stimmte zu und Sir Gregor sandte einen boten, um Robert nach Falkirk zu rufen.
Dieser war indes schon in der Stadt, wo er sich im Garten der Burg mit Lady McDunnan traf, um den Mord am Lord zu planen. Beide merkten nicht, dass Judith das Gespräch belauschte, während die Lady den jungen Draufgänger anstachelte, ihren Mann schnell zu töten. Robert war bereit und wollte schnell drauflos stürmen.
Der Bischof seinerseits plante mit seinem Sohn John, wie sie sich gegen den Lord behaupten und sich an der Hochzeit bereichern konnten. Während sie so ihre Ränke schmiedeten, kam Sir William in die Kanzlei, um den Ehevertrag abzuholen. Mittels eines Asides legte ich fest, dass er die beiden hinter der offenen Tür belauschte, während der Bischof offen mit seinem Bastard sprach, und der Sheriff so die familiäre Bindung der beiden erfuhr. Als er eintrat und den Bischof um den Vertrag bat, gerieten er und John noch in einen kurzen Streit.
Währenddessen brachte Helen Sir Gregor in die Gästekammer, während sie versuchte, den Grund fr seinen Besuch in der Stadt zu erfahren. Helen war allerdings eine eher simple Seele, der Sir Gregor zwar enthüllte, was es mit der kommenden Hochzeit auf sich hatte, ihr aber auch mit dem Tode drohte, falls sie davon spräche. Denn die Armee der McAllisters sei in den Hügeln vor der Stadt verborgen, um jedem Verrat durch die McDunnans zu begegnen.
Hier nahm Jens den ersten Aside, damit Helen sofort eine Szene außer der Reihe erhielt. In dieser Szene warnte sie den Lord vor der Armee, aber die beiden wurden von Lady McDunnan ertappt. Nachdem die Lady mit halbgaren Erklärungen abgespeist worden war, hielt der Lord den ersten Monolog des Abends. In diesem verfluchte er die verräterische Ader der McAllisters und versprach, Sir Gregor zu erschlagen, sobald es Zeichen des Verrats gab. Sir Gregor war also Foreshadow'd und konnte ab jetzt zu jeder Zeit getötet werden.
Zur gleichen Zeit sprachen Judith und John im Beichtstuhl der Kirche miteinander. John erzählte seiner Angebeteten von der beschlossenen Hochzeit, sie wiederum erzählte von dem vermummten Fremden, den sie mit ihrer Mutter gesehen hatte. Während des Gesprächs betrat Robert die Kirche, um zu beten. Der junge Narr benahm sich hochnäsig und arrogant, so das John ihn zurecht wies. Nachdem Robert gegangen war, folgte ein Monolog Johns, in dem auch der Tod Roberts foreshadow'd wurde.
Helen und Sir William tragen indessen in der Burgküche aufeinander. Beide waren nicht unbedingt die – sagen wir einmal – schärfsten Messer in der Schublade. Sie erzählten von den Ränken, die den Lord bedrohten, und waren entsetzt von dem, was sie vom jeweils anderen erfuhren. Beide waren in heller Aufregung und Sir William war bereits in die Stadt gestürmt, als Lady McDunnan die Küche auf der Suche nach Helen betrat. Sie gab ihrer Zofe eine Flasche, die sie dem Lord bringen sollte, angeblich ein Geschenk von Sir Gregor. Da die Zofe dem Ritter misstraute, trank sie die Flasche selbst aus.
Die Küchenszene war von Jens geframed worden (bzw. er war der „Barde“ für die Szene), und obwohl Helen nicht foreshadow'd war, erzählte er ihren Tod durch das Gift in der Flasche, wodurch er sofort eine Todesszene für die Zofe erhielt. In der Sterbeszene warnte die Zofe ihren geliebten Lord vor der Armee der McAllisters und erzählte von dem Gift. Dann hauchte sie in den Armen ihres Geliebten ihr Leben aus. Dieser rief sofort nach dem Sheriff, um Sir Gregor hinrichten zu lassen.
Helens recht früher Tod war überraschend, aer passte gut in die Geschichte, die sich zu entwickeln begann. Es wurde auch direkt beschlossen, dass die Zofe als Geist wiederkehren sollte.
In seinen Gemächern sinnierte Sir Gregor gerade über die bösen Vorzeichen, die er für die Hochzeit sah, und die Gefahr, die beiden Häusern drohte. Da stürmte Sir William mit den Wachen den Raum, aber mittels eines Asides konnte er durch einen Geheimgang fliehen.
Schließlich war es an der Zeit, dass die beiden Versprochenen sich kennen lernen sollten. Im Thronsaal stellte Lady McDunnan ihre Tochter Robert vor. Judith war allerdings alles andere als angetan und fauchte die Lady an, woraufhin sie aus dem Saal gebracht wurde. Robert indes ließ sich von der Lady noch einmal anstacheln, Lord McDunnan bald umzubringen. Als Robert sich aufmachte, folgte ein Monolog der Lady, in dem auch der Lord foreshadow'd wurde.
Später stellte die Lady ihre Tochter zur Rede. Sie hielt ihr eine Standpauke über die Erbfolge und die Vorzüge Roberts, wies sie aber auch darauf hin, wie gut eine Lady ihren Gatten lenken könne. Aber die Tugendhaft Judith ließ sich davon nicht beeindrucken. Mittels eines Asides etablierte die Lady, dass sie die Gespräche zwischen John und Judith von Spitzeln zugetragen bekäme. War ihr den einfiele, sich mit einem mittellosen Sekretär einzulassen? Bevor Judith ihre Verteidigung für John beenden konnte, betrat Sir William das Gemach. Der Lord habe erkannt, dass die Lady die Flasche mit dem Gift an Helen gegeben hatte, weswegen er seine Frau in den Kerker gebracht haben wollte. Die Lady wehrte sich zwar mit allen Argumenten, aber der treue Sir William war unbeugsam und brachte die Lady fort. Daraufhin hielt er seinen Monolog, in dem er über die tiefen Wurzeln von Verrat und Missgunst sprach. Der Monolog beleuchtete das Thema „Betrayal“, weswegen Sir William zum Protagonisten aufstieg.
Am Abend brachten der Bischof und John die fertigen Verträge zum Lord. In seinem Audienzzimmer unterhielten sie sich über ihre Pläne, als der Lord auftrat. Ein Aside des Lords legte fest, dass Sir William ihm von der Verwandtschaft der beiden Kirchendiener erzählt hatte. Er trat zu ihnen, und als John den Mund öffnete, verplapperte ich mich in der Rolle: Obwohl die Verwandtschaft nicht thematisiert wurde, rutschte mir ein „Hört auf euren Vater!“ heraus. Und daraus entwickelte sich eine wundervolle Szene, in der der Bischof den Lord überreden konnte, den McAllisters nicht den Krieg zu erklären, ihn zur Scheidung von der Lady bewegte und die Vormundschaft über den Sohn des Lords erringen konnte. Der Lord war beinahe besnftigt...
...da wollten wir die Boten-Mechanik ausprobieren. Wir würfelten also eine Nachricht aus, die den Lord in diesem Moment erreichen sollte. Das Ergebnis, „A Puritan has flogged a Knave“, passte auf Sir Gregor und Lady McDunnan. Deswegen beschlossen wir kurzerhand, Sir Gregor habe die Lady auf dem Weg in den Kerker erschlagen, da sie ihn für den Giftanschlag verantwortlich gemacht habe. Nun saß der Ritter im Kerker. Der Lord kochte natürlich vor Zorn. Die Szene endete mit einem „McDunnan zur Ehr, und Falkirk zur Wehr. Der Lord ab!“
In der Nacht weilte Robert im Burggarten, wo er über den unvermeidlichen Krieg der beiden Häuser nachsann. Durch einen Aside kam Sir Gregor hinzu, der im Off gerettet worden war. Beide waren entschlossen, den McAllisters zum Sieg zu verhelfen, und flohen aus der Stadt, um sich ihrer Armee anzuschließen.
Am nächsten Morgen bereitete sich Lord McDunnan darauf vor, in die Schlacht zu reiten. Da trat Judith zu ihrem Vater, um sich mit ihm auszusprechen. John, der auch dazu kam, wurde vom Lord als zukünftiger Gemahl für seine Tochter abgelehnt. Vielmehr beschuldigte er den Bastard sogar, die Ehre seine Hauses zu beflecken. Judith sprach herzergreifend für ihren Geliebten, so das McDunnans Herz erweicht wurde. Er brach seinen Schwur, jede Kränkung seiner Ehre zu vergelten, schlug John zum Ritter und versprach ihm die Hand seiner Tochter. Dann ritt er, mit John an seiner Seite in die Schlacht.
Und ich sehe gerade an meinen Aufzeichnungen, dass wir den Lord in dieser Szene ein zweites Mal foreshadow'd haben. Nicht aufgepasst, aber wir waren zu dem Zeitpunkt auch tief in der Geschichte „drin“.
Auf dem Schlachtfeld trafen sich Die Ritter William und Gregor. Beide warfen sich die Untaten ihrer Herren vor und beschimpften sich. Da tauchte Helens Geist auf, was Gregor sichtlich einschüchterte, da sie ihm vorwarf, er habe sie getötet. Einen kurzen Monolog von Gregor später war allerdings auch Sir William foreshadow'd und beide Ritter erschlugen sich gegenseitig. In der gemeinsamen Sterbeszene trafen die Geister der Ritter auf Helen. Gemeinsam gingen die drei treuen Diener, die nur ihren Herren gedient hatten, ins Jenseits.
Nach der Schlacht kehrte ein tödlich verwundeter Lord McDunnan in die Burg zurück, getragen von John. Der Lord nahm die Hand seiner Tochter, berichtete von Roberts Tod (der durch eine einfache Erzählung möglich war, da er foreshadow'd wurde), und gab John die Hand seiner Tochter. Die beiden wurden verheiratet, wodurch die Endbedingungen für das Stück erreicht waren. Zwei Protagonisten waren tot (Gregor und William), eine verheiratet (Judith).
Wir schlossen das Stück mit der Todesszene des Lords, der über den Stolz klagte, der sein Haus in den Staub geworfen hatte.
FazitForsooth hat meine ohnehin hohen Erwartungen auf ganzer Linie erfüllen können. Die wenigen Regeln bieten gerade so viel Struktur, dass genau das heraus kommt, was erreicht werden soll: Ein Stück, das Shakespeare geschrieben haben könnte. Wir waren immer wieder erstaunt, wie „echt“ sich das Stück anfühlte und waren alle der Meinung, es würde auf einer Bühne funktionieren.
Natürlich gibt es die Einschränkung, die für viele Indies gilt: Man braucht aktive Mitspieler, die sich auf die Spielprämisse einlassen. Das hat bei uns ausgezeichnet funktioniert, das wird es aber nicht für alle Spieler tun. In unserem Fall waren wir bald voll in die Thematik eingestiegen und redeten entsprechend hochgestochen daher.
Mit jeder Szene nahm das Spiel sogar noch Fahrt auf. Während wir Anfangs noch festlegten, was ungefährer Szeneninhalt sein sollte, war bei späteren Szenen ohne Absprache klar, in welche Richtung es ging. Jeder von uns hat Ideen aufgenommen, weiter gesponnen oder einfach die Situation eskalieren lassen. Ganz ungewollt hatte das Stück am Ende sogar eine Moral: Die tugendhaft4e Tochter und der einfache Schreiber überstehen die Tragödie, weil sie bescheiden und ehrenhaft bleiben.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Applausvergabe. Nach jeder Szene überlegt man, und das bremst teilweise den Fluss. Die Applauschips als Fanmail funktionieren zwar, aber wenn das Stück gelungen ist, ist es am Ende komplett egal, welche Charaktere „gewinnen“. Andererseits ist der Applaus als sofortiges Feedback sehr sinnvoll. Judith und der Lord waren die Gewinnercharaktere, und beide haben die Story gut voran gebracht. Der Bischof war auch oben dabei, obwohl er selten auftrat. Daraus kann man direkt schließen, welches Verhalten für die Mitspieler im Sinne des Stücks funktionieren. Dennoch bleibt die Vergabe störend, da sie außer des möglichen „Gewinnens“ keine mechanische Einbettung erfährt.
Trotzdem bleibe ich dabei: Ein gelungenes Spiel! Ich will gar nicht mit Superlativen um mich werfen, obwohl ich dazu sehr wohl geneigt bin, lege das Spiel aber jedem ans Herz, der oder die sich mit der Thematik anfreunden kann. Eine gewisse Neigung zum Erzählspiel halte ich aber für eine Voraussetzung.
Wertung: Fünf von fünf Hamlet-Totenschädeln