Autor Thema: Hannah Arendt  (Gelesen 620 mal)

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Offline First Orko

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Hannah Arendt
« am: 14.02.2013 | 16:02 »
Derzeit läuft bei uns in Lübeck "Hannah Arendt" im Filmhaus und ich habe mich letzten Donnerstag breitschlagen lassen, den mitanzuschauen - und war durchaus positiv überrascht!
Eigentlich bin ich eher abgeschreckt von Filmen, die das Dritte Reich in irgendeiner Weise thematisieren da ich in meiner Schulzeit sehr ausgiebig mit dem Thema (und auch entsprechenden Filmen wie "Schindlers Liste" und "Shoah") konfrontiert wurde und dadurch auch eine gewisse Abgestumpfheit bei mir eingesetzt hat.

Bei Hannah Arendt war das anders, zum einen weil sie selbst als Person und ihr Bericht über den Eichmann-Prozess im Vordergrund steht und zum anderen, weil eben genau der Reflex "Ich muss mich schlecht fühlen, weil es hier um das finsterste Thema unserer Geschichte geht" auch indirekt reflektiert wird.

Mir selbst war sowohl die Person Hannah Arendt als auch der Eichman-Prozess vorher völlig unbekannt (war vor meiner Zeit und ich bin weder im Geschichtsunterricht noch sonst irgendwann selbst darauf gestoßen) was ich sehr bedauerlich finde, da Arendt genau diese Dämonisierung gewissermaßen entmystifieziert - eben durch das, was sie als "Benalisierung des Bösen" bezeichnet. Dadurch bekommt sie natürlich entsprechende Reaktionen - interessant finde ich an dieser Stelle, dass ebensolche Reaktionen heutzutage genauso auftreten, beispielsweise bei dem Grass-Gedicht (das sogar inhaltlich in eine ähnliche Kerbe schlägt wie Arendt mit ihrem Artikel).

Mit Barbara Sukowa ist Hannah Arendt meiner Meinung nach glänzend besetzt, sie schafft es den Charakter durchaus ambivalent darzustellen, stellenweise kommt wirklich das Gefühl rüber, dass Arendt als Theoretikerin zu sehr in ihrer Gedankenwelt gefangen ist um zu erkennen, welche Auswirkung die Darstellung ihrer Erkenntnisse haben musste. Trotzdem wirkt sie nicht überfordert und lässt sich weder von Drohbriefen noch von ihren Vorgesetzten einschüchtern, was stellenweise einfach stark mitunter aber auch trotzig wirkt. Das Ende wirkt dann zum einen aprupt aber auch logisch, denn mehr wäre zu diesen vier Jahren ihres Lebens wohl nicht zu erzählen, bzw. nicht notwendig.

Ich habe mich (trotz übler Zahnschmerzen während des Films) auf jeden Fall gut darauf einlassen können, fand die Schauspieler allesamt super und das Thema hat immerhin meine Neugier geweckt, mich noch ein bißchen mehr mit dem Prozess und ihrem Artikel auseinanderzusetzen.
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Orakel

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Re: Hannah Arendt
« Antwort #1 am: 14.02.2013 | 16:27 »
Mir selbst war sowohl die Person Hannah Arendt als auch der Eichman-Prozess vorher völlig unbekannt (war vor meiner Zeit und ich bin weder im Geschichtsunterricht noch sonst irgendwann selbst darauf gestoßen) was ich sehr bedauerlich finde, da Arendt genau diese Dämonisierung gewissermaßen entmystifieziert - eben durch das, was sie als "Benalisierung des Bösen" bezeichnet.

Nicht unbedingt verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Existentialismus und die Abspaltung der Existenzphilosophie (Arendt gehörte grob zu zweiterem Lager) im Philosophieunterricht so gut wie keinerlei Beachtugn gewährt bekommt. (Und Jaspers, Heidegger udn Co. sind halt eher in diesem Bereich zu suchen.)
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Offline dr.fendo

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Re: Hannah Arendt
« Antwort #2 am: 15.02.2013 | 07:18 »
Naja ich stimme dir zwar zu dass Arendt nicht gerade der bekannteste Philosoph ist (bei Philosophin würde sie mir schon sehr viel weiter vorne einfallen), außerhalb des deutschen Idealismus gehören Arendt und vor allem aber auch Heidegger schon eher zu den Leuten von denen man mal gehört hat.
Der FIlm hat mir auch ausnehmend gut gefallen. Er scheint bis ins Detail historisch korrekt, wenn man von der Mossad Szene mal absieht. Und auch ihre Idee der Banalität des Bösen war gut dargestellt. Für mich als Freund ihrer Philosophie war er auf jeden Fall ein Gewinn
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