Zusätzlich zu dem was alle anderen schon sagten fällt mir nur noch ein, dass dir vielleicht ein Perspektivenwechsel bei der Spontanimagination helfen könnte. Wenn du so funktionierst wie ich, dann denkst du als Spielleiter tendenziell in einer "überblickenden Perspektive". Übersicht von oben, Lagepläne von Räumen, grobe Landkarten beim Reisen. Das Meisterauge sozusagen. Wenn du das tust, dann versuch mal zwischendurch dich direkt in die Spielerperspektive zu versetzen und zu erzählen was du (mit ihren Augen) für Eindrücke gewinnst. Das ändert auch die Methode mit der du eine Spielszene aufbaust und zwingt dich, spontan irgendwas zusammen zu werfen.
Wenn deine Spieler eine Gewölbetür öffnen bringst du ihnen dann sehr viel organischer die Umgebung näher als wenn du quasi deinen Raumplan runterliest. So brauchst du zum Beispiel anfangs nicht viel mehr Informationen zu geben als "Zu eurer Rechten blickt ihr eine feucht-glänzende Steinwand entlang, die nach ein paar Schritten in die Ecke des Raumes mündet. Von links scheint Fackelschein zu kommen."
Das ist alles was du brauchst, mehr sehen sie ja auch noch nicht. Wenn die Spieler sich im Raum umschauen, fällt dir dann vielleicht ein, dass sie unter der Fackel sinnvollerweise einen Tisch sehen, dem diese als Lichtquelle dient. Und auf dem Tisch sehen sie... öh... zwei leere Krüge, und... einen Schlüssel... und ein Stück Pergament. Pergament ist immer gut.
So erzählst du auch in der Reihenfolge der Auffälligkeit der Dinge, was auch toll ist, um sich die Szene langsam vor dem geistigen Auge aufbauen zu lassen. Die Details kommen dir vielleicht nach und nach während der Untersuchung des Raumes.
Wenn die Spieler sich das Pergament ansehen, dann steht da vielleicht eine Liste an Besorgungen für einen Lakaien, von dem du dir denkst, dass er doof rüberkommen soll, daher sagst du spontan mal dass sie an Torfbald adressiert ist, und es ergibt sich aus der Situation, dass der Schlüssel vermutlich zu einem Lagerraum gehört, wo die Besorgungen verstaut werden sollen.
Das sind einfach so die Handlungsstränge die sich durch Improvisation ergeben können, wenn du einfach nur dran denkst "was könnten die Helden als nächstes sehen?" und plötzlich weißt du, dass es einen Lakaien (also auch seinen Meister) gibt und einen Lagerraum, und dass es da vielleicht etwas zu holen gibt, und du musstest dafür nichts vorbereiten. Ich denke, das zu üben ist viel wertvoller, als noch akribischere Vorbereitungen zu treffen, denn die machen nur dieses eine Abenteuer gut. Improvisationstraining hingegen macht all deine Abenteuer besser.
Wichtig ist, sich nicht dafür zu schämen, einfach irgendetwas spontan zusammen zu basteln, und vielleicht die Spieler drauf vorzubereiten, dass man so arbeiten wird, und dass sie einfach was sagen sollen, wenn ihnen was zu willkürlich scheint.