Powermetal hat nunmal einen Ursprung und die Frage ist, wie weit sich etwas von diesem Ursprung entfernen darf, bevor es aufhört, das zu sein. Im übrigen trat der Powermetal zunächst Mitte der 80er auf und da ist er imho auch bezüglich seiner stilistischen Wurzeln zu verorten. Dass er seine Hochzeit eher in den 90ern hatte, liegt eher daran, dass Metal tendenziell immer etwas seiner Zeit hinterherhinkt, und sich dann länger hält.
Experimentieren gilt ja tendenziell als "untrue". Es weigern sich ja immer noch einige Metaller hartnäckig "Nu Metal" als eine Spielart des Metal anzuerkennen.
Ich persönlich finde es allgemein schwer, klare Grenzen zu ziehen zwischen den verschiedenen Bereichen des Speed-, Power-, True-, Progressive-, Epic-, Symphonic-, Melodic- und anderen Metalvarianten zu unterscheiden. Dass jede zweite Band sich mit einer "Einzigartigen" Mischbezeichnung selbst charakterisiert und insbesondere "True Metal" wohl eher eine wenig aussagekräftige Selbstbezeichnung von Manowar und ihren Klonen ist, ist bei der ganzen Sache auch nicht hilfreich.
Auch bei den meisten Metal Heads wird es argumentativ recht dünn, wenn man sie fragt, was denn den von ihnen bevorzugten Metalstil im besonderen auszeichnet. Da kommen meist recht schwammige Aussagen.
Ich würde Sabaton als modernste Vertreter dieser Stilrichtung bezeichnen, aber auch die sind nicht frei von Einflüssen und wo die ihre Einflüsse verorten, bekommt man bei
Metal Crue und
Metal Machine ziemlich klar aufs Brot geschmiert. Da verweist kaum eine Anspielung auf eine Band, die jünger wäre als 25 Jahre wäre - wenn's überhaupt reicht.
Metal als ein definierter Musikstil einerseits und eine relativ überschaubare und auch einigermaßen vernetzte Szene andererseits ist in sich sehr autopoietisch und reproduktiv. Auch neue und verhältnismäßig "frische" Bands recoursieren eigentlich ständig stilistisch wie inhaltlich auf ihre quasimythologischen Ursprünge und damit meine ich nicht den frühen Rock'n'Roll, sondern die Bands, die als erstes mit dem Begriff Metal assoziiert wurden. Da braucht man nicht auf Wagner oder auch nur Elvis Presley zurückgehen.
Darum zeichnen sich Bands auch weniger durch stilistische Neuerungen als durch thematische Konzentration aus. Neue Stile und Spielrichtungen des Metal kennzeichnen sich eher durch die Synthese von Metal mit etwas anderem. Rhapsody (of Fire) ist seinerzeit nicht so erfolgreich gewesen, weil sie das Rad neu erfunden haben, sondern weil sie konsequenter als jede andere Band vor ihnen die Barockmusik "vermetalt" haben.
Sabaton ist insofern wirklich "Power Metal", denn eine Synthese mit anderen Stilen kann man eher nicht attestieren, und moderner Power Metal, weil sie einfach jünger sind. Sie zeichnen sich durch ein bestimmtes, relativ konsequent verfolgtes Thema (Militär/Krieg) aus, aber stilistisch sind sie sehr, sehr nah an den "Wurzeln". Für mich klingt die Band tatsächlich "frischer", aber woran das explizit liegt, darauf könnte ich nicht den Finger legen. Vielleicht ist es auch nur die Produktion.