Den aber niemand derart äußert. Wir sprechen Balancing nur eine wichtige Rolle zu. Und es löst, wenn gut gemacht, durchaus viele Probleme am Tisch. Natürlich vorrangig solche, die mit der Mechanik zu tun haben.
Naja, ich habe das schon so verstanden (ich formuliere plakativ überspitzt - obwohl das natürlich niemand so gepostet hat):
"Oh mein Gott, er hat etwas gegen Balancing gesagt. Das geht doch nicht. Wir brauchen Balancing. Unbedingt."
Diese (oder ähnliche) Gedanken schwangen für mich schon in einige Posts mit.
Hast du schonmal daran gedacht, dass das weniger an der Bedeutung, sondern an der Greifbarkeit des Problems liegt? Über Balancing lässt sich einfach diskutieren. Über Motivationspsychologie nicht.
Das Balancing der Regeln ist viel konkreter als irgendwelche Verhaltensmuster oder Motivationen zu hinterfragen. Zudem bezieht es sich direkt auf das Spiel selbst, die Regeln, die das Spiel erst zu dem konkreten Rollenspiel / System machen. Über solche Dinge diskutiert man eben. Wie in jedem anderen Hobby auch. Wenn ich z.B. feststelle, dass ich keine Fußballschuhe von Puma trage, weil die (mir) unbequem sind, hat das sicherlich interessante anatomische Hintergründe. Über die will ich aber nicht sprechen, sondern über Fußball-Equipment
Ja, habe ich. Das ist auch völlig klar.
Aber genau deshalb meine ich ja, dass es durchaus lohnenswert und sinnvoll sein kann, sich eben über die anderen Dinge (sprich z.B. die tatsächlichen Motivationen beim RP) auch einmal Gedanken zu machen.
Mein Appell lautet einfach:
"Denkt einmal darüber nach, was ihr eigentlich wollt. Wenn ihr das dann wisst, dann könnt ihr besser darauf hinarbeiten, genau das zu erreichen. Und vielleicht spart ihr dabei sogar noch wertvolle Spielzeit, weil ich nicht stundenlang darüber nachdenken müsst, wie den die Powers jetzt getweakt werden müssen, damit mechanisches Balancing möglichst idealtypisch erreicht wird."
Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist es einfach so, dass die "guten" Runden (harmonisch, fair, respektvoll, alle haben Spaß) nicht deshalb harmonisch sind, weil sie das am "besten gebalancte" System nutzen, sondern weil die zwischenmenschliche Interaktion gut funktioniert - daher meine Überlegung, dass mechanisches Balancing eigentlich irrelevant sei.
Unter mechanischen Balancing verstehe ich das Ausgleichen der Auswirkungen von Charakteraktionen unter Berücksichtigung ihrer Rolle im Spiel. Keine Ahnung ob diese Definition besser als deine ist - aber es ist die auf die sich meine Aussage bezog.
Ja, der Definition stimme ich so zu.
Meine Aussage (
Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist es einfach so, dass die "guten" Runden (harmonisch, fair, respektvoll, alle haben Spaß) nicht deshalb harmonisch sind, weil sie das am "besten gebalancte" System nutzen, sondern weil die zwischenmenschliche Interaktion gut funktioniert - daher meine Überlegung, dass mechanisches Balancing eigentlich irrelevant sei.) verliert dennoch nicht an Gültigkeit, oder?
Das ist mir schon klar. Ich habe nur das Gefühl, dass Du glaubst, dass es viel ausmacht, wenn man die Ziele ins Detail zu analysieren versucht. Das ist aber nicht immer der Fall, weil das [oft/manchmal] auch verlorene Zeit sein kann. Wenn mein Ziel ist, mir einen Kuchen zu kaufen, brauche ich das Geld. Was hilft es mir jetzt, darüber nachzudenken, ob ich den Kuchen haben will, weil ich Ärger hatte oder weil ich süßes lieber als Fleisch mag oder oder oder, wenn mir einfach das Geld fehlt. Dann kann ich mir höchstens vielleicht klar werden, warum ich Kuchen will, aber es bringt mich dem Kuchen nicht näher. Oder ist in dem Falle mein Ziel nicht Kuchen zu kaufen, sondern Geld zu haben? Und was ist, wenn ich das Geld bereits habe, aber die Bäckerei hat schon zu? Dann erleichtert es mir auch nicht, dass ich das Ziel (Kuchen fressen, verdammt noch mal) kenne. Und egal wie ich es analysiere, kann ich höchstens erreichen, dass ich mich selbst überzeuge, dass der Kuchen für mich nichts ist, weil ich bereits sowieso zu dick bin und ich nicht so viel futtern sollte. Das heißt, durch die Analyse der Motive komme ich dem Ziel nicht näher oder verwerfe das Ziel. Aber irgendein Zugewinn habe ich davon nicht. Ich glaube das ist das, was Du bei Deiner Betrachtung nicht berücksichtigt hast.
Ok. Ich steige da nochmal konkreter dazu ein. Das Beispiel kann tatsächlich ganz gut gewählt sein, um meinen Standpunkt klar zu machen.
Dein Beispiel fasse ich kurz so zusammen, bzw greife ich wie folgt auf:
Ich will Kuchen. Ich kriege keinen Kuchen, weil dieser aufgrund äußerer Umstände (kein Geld, Bäcker zu,...) für mich unerreichbar ist. Ich bin unglücklich.Das Ergebnis dieser unreflektierten Betrachtung des Verlangens nach Kuchen ist: ich bin unglücklich.
Jetzt gehe ich aber den nächsten Schritt. Ich versuche, zu verstehen was denn verdammt nochmal jetzt mit mir los ist, dass ich unbedingt Kuchen haben will.
Hinter meinem Verlangen nach Kuchen können zwei mögliche Ziele stehen (der Einfachheit halber reduziere ich das auf zwei und trenne die in unserer Modellüberlegung auch voneinander - tatsächlich können natürlich noch viel mehr Ziele dahinter stehen und diese spielen dann in Relation zueinander eine Rolle):
Mögliches Ziel1: "Ich will meinen Hunger stillen."
Mögliches Ziel2: "Ich will Genuss verspüren."
Aha. Ich erkenne, dass ich keinen Hunger habe. Gerade war Abendessen, eigentlich bin ich pappsatt. Es geht mir also um den Genuss von Süßem. Da ich das nun weiß, da ich mir bewusst gemacht habe, was ich eigentlich will, kann ich jetzt Handlungsalternativen entwickeln, die diesem hintergründigem Ziel (meiner Motivation) gerecht werden.
Ich erinnere mich, dass ich noch Schoko-Eis im Gefrierschrank habe. Coole Sache, ich kann "Genuss verspüren". Ich bin glücklich.
Ich bin nicht unglücklich.
Das Ergebnis dieser reflektierten Betrachtung ist: ich bin zufrieden.
Ich kann also Handlungsalternativen entwickeln, die mich zwar meinem ursprünglichem Ziel (ich will Kuchen) nicht näher bringen, aber mir dennoch helfen, das hintergründige Ziel zu erreichen.
Das ist jetzt natürlich eine sehr eindimensionale Betrachtung.
Im tatsächlichen Leben spielt immer eine Unmenge an Faktoren eine Rolle, einige hast du ja genannt: Streben nach Anerkennung oder Selbstverwirklichung ("ich will nicht mehr fett sein"), äußere Einflüsse ("ich kann jetzt hier in der Besprechung mit dem Chef keinen Kuchen essen") und vielleicht auch physiologische Faktoren.
Damit trotz all der Störfaktoren und äußeren Einflüsse eine gewisse Zufriedenheit aufkommt, müssen dann die Motivationen miteinander in Relation gesetzt werden, damit ich mich bewusst für das entscheiden kann, was mir persönlich tatsächlich am wichtigsten ist. Und um genau das tun zu können, ist sehr hilfreich möglichst viele genau dieser Ziele auch bewusst begreifen zu können.